Lungenkrebs Chemo und niedriger Blutdruck

Hallo,
mein Schwiegervater hat Lungenkrebs, dies ist der Zweite, heisst, eine Lungenseite ist entfernt. Er ist Diabetiker, Insulinpflichtig. Nun hat er die Zuckerwerte komplett durcheinander, pendelt sich aber gerade wieder ein. Was sich jedoch nicht einpendelt ist der niedrige Blutdruck. Er hat schon soweit alle Blutdrucksenkenden Medikamente weggelassen, ausser die Entwässerungstabletten, davon nimmt er eine, weil sonst die Füsse platzen würden.
Was kann man machen damit der Blutdruck wieder steigt. Die Ärzte sind nicht sehr mitteilsam, bzw. muss man mit leben…
Er ist aber deswegen ziemlich böse gestürzt.
Von daher, womit bekommt man (ausser Kaffee, geht wohl garnicht?) den Blutdruck wieder in höhere Bereiche?
Liebe Grüße
Caschmi

Hallo Caschmi,

dein Schwiegervater ist sehr schwer krank. Fortgeschrittene Krebserkrankungen und invasive Operationen wie Lungenflügelresektion sind mit einem hohen Komplikationspotential verbunden und können zu extremen Veränderungen in den Körperfunktionen führen. Kurz: Die Situation ist viel zu komplex, um hier irgendeine Beurteilung abzugeben, schlimmer noch: Du solltest auch nicht mit Hausmittelchen versuchen, am Blutdruck rumzumachen.
Damit kannst Du die Situation noch verschlimmern. Weisst Du, ob ein Rechtsherzversagen zu Grunde liegt? Gibt es eine Koronaranamnese? Wie ist die Pumpfunktion etc. etc? Das kann alles nur der behandelnde Arzt beurteilen. Im dümmsten Fall kannst Du mit Stimulanzien das Herz zum kompletten Versagen bringen.
Mein Tipp: Sei hartnäckig im Arztgespräch. Schreibe Dir auf, was Du sagen willst. Und zwar: „Mein Schwiegervater hat Schwindelanfälle, ist deswegen schon gestürzt, ich glaub es liegt am Blutdruck. Kann man daran was machen? Warum ist der Blutdruck so niedrig?“. Wenn der Arzt/die Ärztin rumdruckst, hilft vielleicht ein Vieraugengespräch. Es kann nämlich sein, dass einfach nichts mehr zu machen ist. In diesem Fall sollten die Doktors das auch formulieren.

hoffe das hilft dir was,

Dennis

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Hallo Dennis,
danke für deine Antwort, sie hat mir schon weitergeholfen.
Zur Erklärung wollte ich noch sagen, mein Schwiegervater hat bereits die drei Lungenlappen, wegen kleinzelligem Krebs, vor 5 Jahren entfernt bekommen. Nach Chemo. Er gehörte somit zu den 3 Prozent die diese Krebsart überlebt haben.
Nun hat er nicht kleinzelliger Krebs, auf den verbleibenden 2 Lungenlappen links. Es ist also ein ganz neuer Krebs, dieser wird jetzt wieder mit Chemo behandelt. Schon nach der ersten Chemo war sein Zucker ganz aus dem Ruder, und natürlich der Blutdruck im Keller.
( zwei Wochen Chemo, zwei Wochen Pause)
Die Ärzte, drei an der Zahl (einer Diabetologe, einer allgemein Mediziner, und natürlich der Onkologe) haben sich die Listen mit Blutdruck, Blutzucker usw. angeschaut. Beim Zucker wurden die Insulinspritzen in kleinerer Dosierung gegeben, es pendelt sich ein. Beim Blutdruck war die Empfehlung, alle blutdrucksenkenden Medikamente abzusetzen. Trotzdem ist er eben so niedrig, aber dank deiner Hinweise habe ich mich nun ein wenig über Google schlau gemacht. Sein Puls ist hoch, seine weissen Blutkörperchen gering, ständiger Sauerstoff erforderlich, ich habe gelesen was das bedeutet.

Nun können wir uns besser darauf einstellen und werden natürlich nichts dazu tun das der Blutdruck künstlich in die Höhe getrieben wird.

Ich frage mich nur, warum einem 71 jährigen diese Chemo denn noch zugemutet wird, wenn doch ein Herzinfarkt schon voraussichtlich ist, aber wahrscheinlich ist dies ein humanerer Tod.

Hab trotzdem vielen lieben Dank und liebe Grüße
Caschmi

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kurativ, palliativ, präventiv

Ich frage mich nur, warum einem 71 jährigen diese Chemo denn
noch zugemutet wird, wenn doch ein Herzinfarkt schon
voraussichtlich ist, aber wahrscheinlich ist dies ein
humanerer Tod.

In der Medizin gibt es drei grundsätzliche Ansätze: kurativ, palliativ und präventiv. Letzterer interessiert hier nicht. Ersterer beinhaltet den Versuch, um fast jeden Preis zu heilen (lat. curare), den Krebs also komplett zu entfernen. Für dieses Ziel werden auch Einschränkungen in der Lebensqualität in Kauf genommen, z.B. künstlicher Darmausgang, Amputation, Sprachverlust, oder im Falle Deines Schwiegervaters die Lungenreseketion.
Palliative Maßnahmen sind lindernde, schützende Maßnahmen (lat. pallium = Mantel). Dabei wird die Verbesserung der Lebensqualität in den Vordergrund gestellt, auch wenn das Grundleiden nicht mehr heilbar ist.
Natürlich kommen immer beide Ansätze zur Anwendung, aber solange Heilungschancen bestehen und der Patient will, sticht kurativ palliativ. In der aktuellen Diskussion wird Palliativmedizin oft gleichgesetzt mit „wenn nichts mehr geht“ und der Sterbehilfe gegenübergestellt.
In eurem speziellen Fall könnte eine Chemotherapie z.B. palliativ eingesetzt worden sein, um den Verschluss der Atemwege durch den Tumor und so ein wirklich qualvolles Ersticken zu verhindern. Das aber durchaus in dem Bewusstsein, dass die Krankheit auf die eine oder andere Art ihrer endgültigen Preis fordern wird. Im Endeffekt also wie Du sagst: Die Chance auf einen „humaneren Tod“.
Natürlich ist das ohne Kenntnis der Akte Spekulation, aber ich wollte das Prinzip erklären.

Gruß, Dennis

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Danke Dennis und *
Man will es ja nicht wahrhaben, als nächster Anverwandter, aber ich für meinen Teil weiss jetzt besser Bescheid und kann besser agieren, im Fall der Fälle.

Frohe Festtage
liebe Grüße
Caschmi