Aber auch wieder neue Fragen haben sich jetzt ergeben (im engl. Wiki taucht ein neues Licht auf „Into the vacuum then shone a new light, the Kav“, das vorher noch nicht da war).
Das ist eben das Problem: Du kannst dich weder in die Kabbala, noch erst recht in das irrwitzig komplizierte System der lurianischen Schule(n) per Wiki einarbeiten. Deshalb zeige ich nach wie vor zuerst mal in die Richtung der schon genannten Literaturen, besonders Gerold Necker.
Das קן (qav) ist zunächst kein Licht, sondern ein (Licht-)Strahl. Das wird in einem der Bände des erwähnten Werkes „Ez Chajim“ (Lebensbaum) dargestellt. Es spannt den מקןם (maqom), den Raum aus, der durch das צמצום (zimzum) des אין סוף (eyn soph) entsteht und in dem dann die gesamte Weltschöpfung gebildet wird - bzw, der Strahl, der sich zunächst in die Sphären/Sephirot aufspaltet. In der bekannten alten → Graphik ist das der weiße Strich von der Peripherie ins Zentrum.
Im System der sephirot bildet das qav dann die mittlere der drei Säulen.
Andererseits ist die Frage, ob nun alle oder nur sechs Sephirot zerbrochen sind, noch immer ungelöst,
Es zerbrechen nicht die sephirot, sondern die in ihnen sich befindenden Schalen, die das göttliche Licht empfangen. Die Schalen der obersten drei sephirot (keter, chokhma, bina) zerbrechen nicht, sondern sie verlieren nur Licht. Daß die zerbrochenen Schalen der unteren sieben sephirot manchmal als sechs, manchmal als sieben in der Sekundärliteratur gezählt werden, liegt daran, daß dort nicht zwischen den vielen Varianten der späteren inneren lurianischen Schulaufspaltungen (bzw. deren Literaturen) differenziert wird. Wo, im Anschluß an die ursprüngliche Darstellung im Bahir, die unterste sephirah (malchut) mit der schechina identifiziert wird (und diese wiederum eng an die sophia/chokhmah - die dritte sephirah - angelehnt wird), werden nur sechs zerbrochene Schalen gezählt.
Zur weiteren Klärung werde ich mich an kabbalistische Zentren (Bnei Baruch o.ä.) wenden.
Das steht dir frei. Aber sinnvoller ist, wie ich nach wie vor betonen möchte, dich doch erstmal in der genannten Literatur kundig zu machen, um überhaupt einen Überblick zu bekommen. Denn heutige sog. „kabbalistische“ Kreise unterscheiden sich meist kaum von den heutigen „Esoteriken“, die ja mit historischen, tatsächlichen Geheimlehren, die wirklich nur in engeren, „inneren“ (griech.: esoteros) Kreisen gelehrt wurden, wenig am Hut haben. Sie berücksichtigen ebensowenig historische Entwicklungsstadien und deren teils sehr unterschiedliche Darstellungen. Dort wird halt alles in einem begrifflichen Eintopf gekocht. Und was - genau aus diesem Grund - nicht verstanden wird, wird als „Geheimnis“ verkauft, um ein weitverbreitetes Bedürfnis nach transzendetem (laienhaft meist auch „metaphysisch“ genanntem) Schauder zu befriedigen.
Mein Interesse besteht darin, die Kabbala esoterisch interessierten Menschen skizzenhaft erklären zu können.
Du willst etwas erklären, was du selbst nicht durchschaut hast? Und was du allein aus dem Internet angelesen hast?
Was heute unter „Esoterik“ auf dem Medienmarkt kursiert, ist ein Einheitsbrei, der mit antiken Traditionen und Schulen von Mystik und Magie wenig zu tun hat. Um dich im Unterschied zu jenen da auszukennen, um verantwortlich etwas davon weiterzugeben, darfst du gut und gerne ein paar Jahre der Forschung ansetzen
Dafür habe ich nach akademischen Texten gesucht, einige gefunden, aber keine Darstellung in der Form, wie ich sie gesucht habe.
Ich hab dir einiges genannt. Weiteres wirst du beim Durchackern des Klassikers finden:
Lynn Thorndike : History of Magic and Experimental Science, New York 1923-58
http://catalog.hathitrust.org/Record/001984859
Je nach Ausgabe 8 oder 12 Bände.
Schönen Gruß
Metapher