Luther und die Waldenser

Hallo!

Ich habe gerade ein bisschen was über die Waldenser gelesen und musste feststellen, dass es einige Parallelen in ihren Idealen zu den Lehren Martin Luthers gab - jedoch lagen da 300 Jahre dazwischen.

Wusste Luther über die Waldenser-Bewegung bescheid und hat sie ihn beeinflusst oder ist das nur „Zufall“? (Naja, Zufall ist das falsche Wort: Immerhin hatten beide - Luther und Valdes - die Idee, das Christentum zu seiner Wurzel dem Evangelium zurückzuführen).

Michael

Hallo Michael,

ds ist sehr wohl eine interessante Entwicklung. Vor allem, dass es die Waldenser bis heute noch gibt.

Wusste Luther über die Waldenser-Bewegung bescheid und hat sie

Die Idee, sich gegen die präpotente, kommerziell und machtpolitisch orientierte damalige kath. Kirche zu stellen, war ja nicht neu. So ziemlich allen war sie eine Last. Doch man konnte nicht dagegen ankämpfen. Siehe auch Bauernaufstände.

Martin Luther hatte das Glück, dass viele deutsche Fürsten die Möglichkeit sahen, die kirchlichen Besitztümer zu beschlagnahmen. Das taten sie im „heiligen“ dreißigjährigen Krieg dann auch reichlich. Diesem Krieg verdanken die Protestanten nun ihre weite Verbreitung.

Gruß,
Fralang

Protestantischer Geist

Martin Luther hatte das Glück, dass viele deutsche Fürsten die
Möglichkeit sahen, die kirchlichen Besitztümer zu
beschlagnahmen. Das taten sie im „heiligen“ dreißigjährigen
Krieg dann auch reichlich. Diesem Krieg verdanken die
Protestanten nun ihre weite Verbreitung.

Die danach erst so richtig einsetzende „weite Verbreitung“ geschah dann durch den protestantischen Geist in Amerika und dessen Kapitalismus zur führenden Weltherrschaft (vgl. Weber, Adorno, Habermas).

… und was von dem, was ihr beiden da so schreibt, hat mit meiner Frage zu tun?

(Abgesehen davon: Der Protestantismus in Deutschland, Skandinavien und England hing sehr wenig von der Entwicklung in Amerika ab …)

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… und was von dem, was ihr beiden da so schreibt, hat mit
meiner Frage zu tun?

Nichts, weil nämlich die Waldenser, so viel ich weiß, keine aktive Verbindung zu Luther hatten, obwohl sie evtl. durchaus eine Vorreiterrolle für Luther spielten, denn sie wollten ähnlich wie Luther die Kirche von ihren Dogmen, der Bürokratie, Hierachie, Heiligen- und Reliquienverehrung, des Ablass, Fegefeuers etc. REFORMIEREN(!). Die Inquisition verbannte die Waldenser und sie versteckten sich vor der Öffentlichkeit oder passten sich der Autorität der kirchlichen Lehrmeinung an. Ausrotten konnte die katholische Kirche aber die Waldenser nicht, es gibt sie meines Wissens noch, als mehr oder weniger versteckte esoterische „Alpenländler“.

(Abgesehen davon: Der Protestantismus in Deutschland,
Skandinavien und England hing sehr wenig von der Entwicklung
in Amerika ab …)

Ja was ne Logik, wie sollte er auch? Aber der US-Protestantismus beeinflusste rückwirkend wieder den europäischen Protestantismus bis heute.

CJW

Hallo Michael,

Wusste Luther über die Waldenser-Bewegung bescheid und hat sie
ihn beeinflusst

Ja, er wusste Bescheid. In einer Predigt, in der er über die Taufe spricht, setzt er sich ein wenig mit den Waldensern auseinander:
„Über diese sind etliche andere, wie die Brüder Waldenses genannt, die halten, dass ein jeder müsse für sich selbst glauben und mit eigenem Glauben müsse die Taufe oder das Sakrament empfangen, wo nicht, so sei ihm die Taufe oder das Sakrament kein nütze."
http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/bibel/T0…
Abschnitt 2.2. Luthers Probleme mit der Kindertaufe
Ob solch eine Auseinandersetzung nun auch als „Beeinflussung“ gesehen werden kann, musst Du selbst entscheiden.
Da Predigten sicher nicht aus dem Stegreif gehalten werden, ist zu vermuten, daß er sich noch an anderen Stellen mit den Waldensern beschäftigt hat. Aber näheres dazu kann ich dir jetzt nicht liefern.
Ein weiteres Indiz ist, daß die Waldenser selbst in der Synode von Chanforan 1532 beschlossen, zumindest mit dem Schweizer Zweig der Reformation Kontakt aufzunehmen und zwei Gesande zu Guillaume Farel und später u.a. auch zu Martin Bucer sandten. Über diesen oder indirekt durch Zwingli, der mit Luther im theologischen Dialog stand, wird Luther wohl auch mehr über die Vorstellungen der Waldenser gehört haben.
Das sind nur Ansatzpunkte, aber vielleicht helfen sie dir schon etwas weiter. Googeln nach der erwähnten

"Synode von Chanforan"

bringt einige Literatur, die schon ganz erfolgsversprechend aussieht.

Viele Grüße
Marvin

Hallo!

(Abgesehen davon: Der Protestantismus in Deutschland,
Skandinavien und England hing sehr wenig von der Entwicklung
in Amerika ab …)

Ja was ne Logik, wie sollte er auch?

Ähm …? Das war Dein Argument. Du sagtest, dass sich der Protestanismus nicht durch den 30jährigen Krieg sondern durch die USA und ihren Kapitalismus verbreitet hätten.

Aber der
US-Protestantismus beeinflusste rückwirkend wieder den
europäischen Protestantismus bis heute.

Ach ja? Wenn es nicht off-topic wäre, würde ich Dich darum bitten, dies zu belegen. Ich glaube nämlich, dass Du Dich argumentativ auf sehr dünnem Eis bewegst. Aber wie gesagt: Mir ging es gar nicht um den amerikanischen Protestantismus, sondern um die Waldenser und ihre Beziehung (?) zum lutherischen Protestantismus.

Michael

Noch eine Anmerkung

Du sagtest, dass sich der
Protestanismus nicht durch den 30jährigen Krieg sondern durch
die USA und ihren Kapitalismus verbreitet hätten.

Als Weltherrschaft verbreitet hat, sagte ich. Dieses eine Wort ist entscheident für meine Aussage. Ich habe nicht den 30 jährigen Krieg als Ursache für die anfängliche Ausbreitung des Protestantismus bestritten.

CJW