Mach nôre !

Hallo miteinander!

Obwohl ich selber ein halber Schwabe bin, und ich auch die Bedeutung kenne frage ich mich woher dieser Begriff
(Mach noore) kommt.
Auch mein Nachbar der Urschwabe ist, konnte mir dies nicht beantworten, weiß aber auch was es heisst wenn man sagt:
„Ich muß nôre machen daß i fertig werd“.
Kann dies auch regional begrenzt sein?
Vielleicht kann mir ja irgendjemand weiterhelfen.
Gruß Alfred

Hallo, Alfred,

nôre = nachher

Dazu sagt Fischers Schwäbische Handwörterbuch:

_ nachher Adv.

  1. nach. Kommet au nôre! = Kommt doch hinterher!
  2. vorwärts. Mach nôre! = Geh/Mach vorwärts/voran/schnell!
    Es gôht ned nôre. = Es geht nicht (schnell genug) voran._

Gruß Fritz

Hallo Fritz,

nôre = nachher

Das kann ich auch von meiner SEite bestaetigen.
Die alten Leute bei uns (Kurpfalz) sagen noch:
Mach norre (andere Aussprache)!
Isch muss mache, dass ich norre hiekumm.

Aber die jungen Leute sagen:
Mach na!
Isch muss mache, dass ich na hiekumm.

Und na = ist viel eindeutiger ‚nach‘.

Gruesse
Elke

Mach nôre !!
Hallo Fritz,
Danke für Deine ausführliche Antwort, sowas ähnliches
habe ich mir zwar gedacht, aber dieses eine Wort (nôre)
wollte irgendwie nicht ins „Spracherklärungsschema“ passen.
Andererseits gibt es so viele (alte) schwäbische Ausdrücke

  • die ich nur aus meiner Kindheit noch kenne - die auch eine
    so unerklärliche Herkunft oder Bedeutung für mich haben
    z.B. „Huddl“ oder Zuddl" oder „semsakrebslr“ usw.
    Auch die oft selbst in Nachbarortschaften verschiedene
    Aussprache ist teilweise recht seltsam:
    z.B. „Hauzich“ und „Hauchzich“???
    Trotzdem nochmals vielen Dank für Deine Erklärung.
    Gruß Alfred

Hano, Alfred,

z.B. „Huddl“ oder Zuddl" oder „semsakrebslr“ usw.

Sind das nun Fragen, die man beantworten soll?

Eins gleich:

Der „Semsakrebsler“ setzt sich zusammen aus „Sims“, also einem Teil der Außenmauer eines Hauses und „krepseln“, was klettern bedeutet.

Also ist ein Semsakrebsler einer, der an der Hauswand hiochklettert.

Das könnte nun ein Dieb sein, ein „Fassadenkletterer“, aber gemeint ist hier eine Pflanze, die an der Wand hochwächst.
Und das könnte nun wieder ein Efeu oder ein anderes Schwinghangelgewächs sein.
Bei den Schwaben aber ist es die Weinrebe, die bei vielen, die keinen Weinberg und auch nicht genug Geld hatten, um Wein zu kaufen, als preisgünstige Möglichkeit den edlen Rebensaft selbst zu produzieren Verwendung fand.
Da die Trauben an den Häuserwänden nicht immer optimale Wachstums- und Reifungsvoraussetzungen hatten, war des Endprodukt oft ein besserer Essig.
Ein „Semsakreblr“ ist also das Wort für nicht hochwertigen Wein.

Mein Onkel, dessen Haus nahezu ganz von Wein zugewachen war, hat aber im Lauf der Jahre einen wirklich guten Wein daraus gekeltert.
Und das beste an ihm: da war nicht ein Körnchen Chemie dabei. Also nie Kopfweh; auch wenn man etwas mehr davon trank.

Auch die oft selbst in Nachbarortschaften verschiedene
Aussprache ist teilweise recht seltsam:
z.B. „Hauzich“ und „Hauchzich“???

Das könnten unterschiedlich weit gehende Versuche von Annäherungen an die Schriftsprache sein. Die Reihe ginge weiter bis „Hochzich“, womit der Schwabe glaubt, beim Schriftdeutschen angekommen zu sein; käme aber nie bei „Hochzeit“ an.

Gruß Fritz

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Hallo Ihr,

z.B. „Hauzich“ und „Hauchzich“???

Das könnten unterschiedlich weit gehende Versuche von
Annäherungen an die Schriftsprache sein. Die Reihe ginge
weiter bis „Hochzich“, womit der Schwabe glaubt, beim
Schriftdeutschen angekommen zu sein; käme aber nie bei
„Hochzeit“ an.

… und geht auf der anderen Seite bis Hauzet oder Haõzet, wie man es östlich von
Heidenheim auf dem Härtsfeld hört(e). Das Härtsfeld ist übrigens eine eher arme
Gegend (gewesen), wie auch der Spruch zeigt: „Wer Vater und Mutter nicht ehrt,
kommt aufs Härtsfeld“. Das heißt: in Stellung zu armen und geizigen Bauern …

Gruß
Bolo2L

Hallo Fritz,

Sind das nun Fragen, die man beantworten soll?

Ja und nein, nachdem ja in den Schulen die hochdeutsche
Sprache gelehrt wird, fällt mir bei meinen Erfahrungen
mit meinen Kindern auf daß vielfach nicht mehr eine
gewisse „Grundsubstanz“ an Wörtern vorhanden ist.
Als da wären: Lochschnädderer, Badengga, Ragall, Gang ane,
Gloddzbebbl, Gredda, Hutzel, Trottoir, hudla, und bestimmt noch einige mehr die ich aber auch nicht mehr alle weiß.
So langsam mach ich mir doch Sorgen, daß bestimmte Begriffe aussterben oder verlorengehen…
Gruß Alfred

Hallo, Alfred,

vielleicht schaust du diese beiden Bücher an, die hier in der Bücherliste auf der Eröffnungsseite dieses Brettes zu finden sind:

_Schwäbisches Handwörterbuch, 3. Auflage erweitert von Hermann Fischer, H. Laupp´sche Buchhandlung Mohr Siebeck. ISBN 3-16-147063-X Buch anschauen

„Schwäbisches Grundwortschätzle“
vom Silberburg-Verlag
ISBN 3-87407-340-8 Buch anschauen_

Ersteres ein sehr seriöses, wissenschaftliches Wörterbuch, letzteres eine Wörtersammlung typisch schwäbischer Wörter und Ausdrücke.

Beide könnten helfen, viele dieser Wörter nicht ganz vergessen zu lassen.

Gruß Fritz

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Hallo Elke und Fritz

Aus dem Pfälzischen (ohne Kur) kenne ich diesen Ausdruck auch im Sinne von „nur“.
z. B.:Mach des norre, entspr. Mach das nur (wenn du willst, dir das so vorstellst).
Auch, mit leicht drohendem Unterton, Mach des norre mol, entspr. Mach das nur mal (wenn du dich traust/du wirst schon sehen was du davon hast.

Gruß
Volker

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