Soeben im Autoradio gehört (Mir ist fast das Handy aus der rechten und der Kaffee aus der linken Hand gefallen): Das Statement von ZDF-Intendant zum Abstimmungsergebnis zu den Rundfunkgebühren.
Wenn den öffentlich-rechtlichen eine pluralistische Gesellschaft so wichtig ist, warum geben sie dann so häufig vor, was richtig und was falsch sei? Der Pluralismus, den Bellut offenbar meint, spielt sich in Nuancen zwischen Untergruppen der gleichen Einheits-Grundmeinung in Bezug auf die wichtigsten Fragen (zB Europa, Migration, Euro) ab.
Muss man jetzt befürchten, dass es nach dem Schweizer Votum munter so weiter geht? Oder dass die monoton in eine politische Richtung zeigende Berichterstattung sogar noch forciert wird?
Offenbar geht es Dir nur darum, wie der ÖRR an der Meinungsbildung beteiligt ist und nicht um die Programmstruktur und den produzierten Unterhaltungsinhalten. Darum will ich auch nur auf dieses Thema eingehen. (Wobei mich die vielen langweiligen, trostlosen und tumben Produktionen des ÖRR viel mehr aufregen - welch hohe Qualität haben dagegen die Produktionen der BBC (die nach Deutschland schwappen)!)
Ja, extrem rechte und extrem linke Positionen werden nur äußerst selten im ÖRR unterstützt. Und ja, nicht-neoliberale Wirtschaftstheorien werden praktisch nur in Kabarettprogrammen vertreten. Und ja, ein roter pro-amerikanischer und anti-russischer Faden scheint sich durch viele Nachrichten- und Informationssendungen zu ziehen. Man könnte also zusammenfassen, dass viele Sendungen des ÖRR eher ein neoliberales, gesellschaftlich mittiges, eher von Humanismus und weniger von Separatismus geprägtes Weltbild mit einigen Vorurteilen vertreten.
Ich gebe ehrlich zu: ich finde es gut. Wenn ich mir genau das Gegenteil ansehe, zum Beispiel die Bild-Zeitung mit ihren Kampagnen und zum guten Teil erwiesenen Lügen, wenn ich mir das geistige Niveau von RTL2 und Co. ansehe, dann bin ich froh, dass dieses zum Teil menschenverachtende und verdummende Programm nicht einfach durch den ÖRR kopiert wird.
Und noch eins: wie viele Sendungen, die politische oder wenigstens gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen findet man auf RTL, SAT1, Pro7, Kabel1, RTL2, VOX usw.?
Eben. Deswegen schrieb ich, ich befürwortete den gebührenfinanzierten* ö-r Rundfunk. Wenn es nur um wirtschaftliche Interessen geht, dann geht es nur um Quote und die Qualität wird auf der Strecke bleiben.
Da gehören sie ja auch hin .
Das musst du mir zeigen, eine Sendung, in der mal nicht gegen Trump gewettert und die USA für alles Übel dieser Welt verantwortlich gemacht werden. Das möchte ich sehen.
Entschuldige bitte, aber an dir ist wohl vorbeigegangen, dass in Zeiten der Essener Tafel die Frontlinien nicht mehr zwischen rechts und links verlaufen. Es gibt eine von oben herab diktierte Einheitsmeinung, man müsse für die ungesteuerte Zuwanderung, für die weitere Zentralisierung der Kompetenzen in Brüssel, für die Apologetik gegenüber dem Islam usw. sein. Genau das vertreten die Kirchen, genau das wird in den Schulen und Hochschulen als „richtig“ gelehrt, und genau das vertritt auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk.
Einfach mal zwei Beispiele vom ZDF:
Das ist für mich nichts anderes als Der schwarze Kanal im modernen Gewand. Es ist Propaganda.
Das ist für mich kein Kommentar, das ist eine Aneinanderreihung von Feindseligkeiten und unbewiesen Zuschreibungen gegen eine Partei, die man vermutlich auch ungern in den Rundfunkräten vertreten sieht.
Frau Mikichs Kommentar war daher gar nicht so verkehrt. Es geht - sie hat es freilich zurückhaltender formuliert - nicht mehr um Information und neutrale Berichterstattung. Es geht um die Manifestation eines Systems, das die Partikularinteressen einer selbsternannten Elite, die alles unter sich aufteilen will, widerspiegelt.
Wird das so weitergehen? Oder wird man dazu lernen? Das war meine Frage.
*) Richtig wäre es, das System von einer Gebühren- auf eine Steuerfinanzierung umzustellen.
P.S.: Damit will ich nicht sagen (und wer zwischen den Zeilen liest, dem wird es aufgefallen sein), dass mir alle politischen Standpunkte des ÖRR gefallen. Ich würde mir generell viel häufiger von allen Journalisten eine möglichst objektive Gegenüberstellung verschiedener Ansichten wünschen.
Oder um es ganz kurz zu fassen: der öffentlich rechtliche Rundfunk in Deutschland ist der pluralistischste, humanistischste, neutralste und informativste Rundfunk, den wir momentan haben. Und darum muss er erhalten werden.
Trump ist nur nur eine zeitweilige Erscheinung. Viel wichtiger ist die Langzeitstrategie, Russland als Feind aufzubauen. Es sind zum Teil unterschwellige Formulierungen, einzelne Adjektive, die Russland dekretierten sollen. Es ist das Unterschlagen, das sich die Nato in den vergangenen Jahren Richtung russischer Grenze ausgedehnt hat und das Vergessen, dass sich Russland durch Stationierungen von (auch deutschen) Natotruppen und Manövern direkt vor ihrer Grenze durchaus provoziert fühlen könnte. Es ist das völlige Fehlen der Empathie für unseren großen Nachbarn nur gut 1.000 km östlich.
Was würde sich ändern? Aus meiner Sicht gar nichts, jedenfalls nicht am Program, nichts an der Ausrichtung der Nachrichten, nichts an den Strukturen. Je nach dem, aus welchem Steuertöpfchen das dann finanziert werden würde, würde sich die Verteilung auf einzelne Gruppen der Gesellschaft vielleicht ändern.
b) Das ist zwar alles kompletter Bullshit, aber ich weiß jetzt trotzdem, wen du wählst .
Die Diskussionen würden endlich abebben. Es diskutieren ja auch nicht die Kinderlosen ewig und drei Tage, warum sie die Schulen, oder die Pazifisten, warum sie die Bundeswehr mitfinanzieren sollen.
Deinem P.S. indes ist zuzustimmen. Jedoch: Dass der Rundfunk momentan „der neutralste und informativste“ sei, darf nicht als Argument dafür herhalten, dass eben diese Neutralität den Bach runter geht. Immer noch besser als „Naked Attraction“ kann doch kein Argument für Kleber-Propaganda sein.
die Kosten für die Gebührenerhebung würden entfallen. Menschen mit niedrigem Einkommen, seh- und hörbehinderte Menschen müssten keine Befreiungsanträge mehr stellen. Haushaltsvorstände und Unternehmer hätten eine Sache weniger, um die sie sich neben ihrer eigentlichen Arbeit kümmern müssen, Verwaltungsgerichte würden in diesem einen Punkt entlastet.
Nun ja, wenn aber der Gesetzgeber auf die Idee käme, für die Steuerfinanzierung des ÖRR z.B. den ermäßigten Mehrwertsteuersatz auf 10% anzuheben. Oder die normale Mehrwertsteuer auf 21%, dann wäre das Geschrei noch größer. Und irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass man dafür zum Beispiel den Spitzensteuersatz der Einkommenssteuer anheben würde.
Aber es sind zwei Schlachtfelder auf denen der ÖRR momentan kämpfen muss (naja, eigentlich drei): die Art der Finanzierung, die politische Ausrichtung, die Menschen am ganz linken und ganz rechten Rand nicht gefällt, weil man sie bloßstellt (und die Qualität der Sendungen, die auf Grund der Finanzen deutlich höher sein könnte).
bist du sicher, dass das erforderlich wäre, um den jetzigen Rundfunkbeitrag zu ersetzen? Scheint mir in der Höhe eher übertrieben, bringt mich aber auf einen weiteren Kritikpunkt: Die Zahl der öffentlich-rechtlichen Sender, der Radio- und Fernsehprogramme ist in Deutschland sehr hoch, die könnte man meiner Ansicht nach ohne Qualitätseinbußen reduzieren. Gerade im Radio gibt es ÖR-Programme von eher zweifelhafter Qualität (z. B. WDR2). Da werden Großereignisse erstmal vom Sender inszeniert (WDR2 für eine Stadt) um anschließend darüber berichten und Sendezeit füllen zu können …
Nee, überhaupt nicht. Ich habe mir an der Stelle erlaubt, einfach ein paar Zahlen auszudenken, um zu verdeutlichen, in welche Richtung eine andere Finanzierung laufen könnte.
Ich habe dann aber mal ein paar Nachforschungen angestellt. Der derzeitige Finanzbedarf der ÖRR laut KEF beträgt gut 4 Mrd €. Die gesamten Steuereinnahmen 2017 betrugen 675 Mrd €. Nach Schätzungen (genaue Zahlen fand ich „auf die Schnelle“ nicht) machen die Einnahmen aus der Ermäßigten MwSt etwa 8% an den Gesamteinnahmen aus - 2017 also 54 Mrd €. Wenn man jetzt den ÖRR aus der ermäßigten finanzieren wollte, müsste sie von 7% auf 7,5% steigen.
Ich hoffe, ich habe zu so später Stunde mich nicht völlig verrechnet.
Mal davon abgesehen, dass Du hier einen Nanny-ÖRR-UP geschrieben hast:
Das erwartbare Geseiere des Herrn Intendanten ist 08/15-Propaganda im höchst eigennützigen Sinne. Die Schweizer haben entschieden und wollen den ÖRR nicht abschaffen. Das Ergebnis zeigt aber auch, dass ein nicht unerheblicher Teil der Schweizer gegen den ÖRR (entweder überhaupt) oder zumindest in seiner jetzigen Form ist. Dazu muss man wissen, dass in der Schweiz ein weitaus höherer Beitrag vom Nutzer verlangt wird als in D.
Den Funktionären des dt. ÖRR ist nur eines recht: Sie wollen den status quo erhalten und - falls irgendwie durchsetzbar - noch mehr Geld.
Der Verfassungsauftrag ist gegeben und daran sollte auch nicht gerüttelt werden. Aber der Einfluß der Parteien ist zu gross (es gibt ein einschlägiges Urteil des BVerfG) und vor allem ist die Anzahl der Programme und Sendeanstalten viel zu groß. Auf diversen Sendern wird der gleiche Mist mehrmals gesendet. Das ließe sich alles deutlich straffen und damit auch die Kosten auf längere Sicht deutlich drücken.
Dabei müssen keinesfalls die Sparten von besonderem Interesse (bspw. Lokalsport, Kultur, Landespolitik) auf der Strecke bleiben. Aber ist die neunte Kochshow, das zwölfte Quiz und die achte Reportage über Radwanderungen innerhalb einer Woche nötig? Ebenso ist es überflüssig, den Spielfilm binnen sechs Wochen durch alle Dritten laufen zu lassen. Da gibt es einiges, was über Bord kann, aber eben aus ÖRR-Eigennutz nicht soll.
Die armen Russen. Da werden doch tatsächlich auf NATO-Gebiet nicht dauerhaft stationierte Truppen sich abwechseln. Dabei haben die Russen doch erst in der Gegend durch wiederholte Großmanöver und die Stationierung von Atomraketen (bspw, Kalinigrad) auf eigenem Territorium (anstatt den baltischen Ländern) sowie ausgebliebene Grenzverletzungen entlang des Luftraums unter Beweis gestellt wie sehr sie sich für Entspannung einsetzen. Und durch die Annexion der Krim, wie sehr sie sich an mulilaterale Verträge halten. Alles nur im Sinne der friedlichen Völkerverständigung. Und in der Ostukraine engagieren sie sich auch nur im Sinne der ukrainischen Stabilität und unterstützen die Menschenfreunde vor Ort.