Folgendes Szenario: Ich wohne in Luxembourg und eigentlich wollte mein Bruder mit meiner Nichte diees Wochenende vorbeikommen. Nun ist sie aber leider krank und deshalb hat er abgesagt. Bin dann stattdessen am Freitag mit meiner Freundin auf ein Bier in die Stadt. Dann ist mir eingefallen, dass ein guter Freund der in Jakarta lebt, dieses Wochenende einen guten Freund von uns besucht und habe dann feuchtfroehlich bei Whatsapp gesagt, dass ich dann morgen (heute) nach Koeln fahre und mit denen und ein paar anderen Freunden feiern gehe. Habe ihn das letzte Mal im August im Baliurlaub gesehen… Jetzt bin ich gerade aufgewacht und habe eigentlich gar keine Lust 2 1/2 Stunden nach Koeln zu eiern (okay, mit Porsche vielleicht ein bisschen schneller aber dann ist auch der Sprit wieder so teuer), um mich mit denen volllaufen zu lassen, um dann um 6 Uhr morgens Burger King zu essen und auf irgendeiner Couch schlecht zu schlafen. Ich muss halt auch Montag wieder arbeiten. Ich weiss, dass ich frueher sowas immer direkt gemacht haette, aber jetzt denke ich schon an mein naechstes Meeting am Montag morgen und ich will da nicht wie ein Trunkenbolt aussehen. Heute muss ich auch noch ein paar Einkaeufe erledigen, das macht die Sache auch nicht einfacher, weil ich dann auch erst spaet in Koeln ankommen wuerde. Jetzt frage ich mich: wenn ich nicht nach Koeln fahre, macht mich das zu einem schlechten Menschen?
Nö. Nur zu einem, auf den man sich nicht verlassen kann.
Hier ging es um eine Zusage zum gemeinsamen Betrinken, die Du nicht einhältst. Wenn Du zusagst, dass Dein Wärmetauscher am 17. Juni in Olkiluoto ankommt und eingebaut werden kann, ist das im Prinzip ebenso: Wenn Du dann am 12. Juni anrufst und sagst, dass Dir noch fünfhundert M10er Hutmuttern fehlen und das mit dem Wärmetauscher ein bissele später wird, bist Du kein geeigneter Lieferant mehr für Wärmetauscher.
Musch halt überlegen, was Du möchtest.
Schöne Grüße
MM
Dazu muss ich die Whatsapp Koversation in Kontext setzen: ich habe sie eingeladen und gesagt „wenn ihr nicht kommt dann komm ich halt nach Koeln“. Also ich habe quasi gepokert und leider verloren. Kann ich das moralisch unter „Spielschuld nicht bezahlt“ verbuchen? Unverlaesslichkeit hoert sich so hart an.
Ich finde das Gleichnis mit dem Waermetauscher und den M10er Muttern uebrigens gewagt, aber treffend.
Hallo,
in solchen Situationen hatte mein Ex immer ansteckenden Magen-Darm-Infekt…
Ginge vielleicht als Notlüge durch, aber schöner wäre es , wenn du ein Gesicht hättest und zugibst, dass du zu vorschnell gequatscht hast und dich die Verabredung gerade überfordert.
Andere Menschen sind auch nicht nur blöd.
Mao
Kriminalhauptkommissar Ernst Bienzle würde da sagen: „Wemma solche Freind’ hot, brauchd ma koine Feind’ meh!“
Kurzer Sinn: Wenn ich jemandem zum Pokern suche, ist das nicht unbedingt ein Freund. Zwei Elemente (natürlich nicht die einzigen) sind absolute Verlässlichkeit und absolute Offenheit. Wenn ich also einem Freund nicht sagen kann „Ich bin grade ziemlich durch den Wind, einiges um die Ohren - würde Dich gerne am Wochenende sehen, aber ich weiß noch nicht, ob ich das überhaupt packe oder lieber ein- zwei Tage auf Tauchstation gehe - ist das ok, wenn ich ganz kurzfristig Bescheid sage, was geht?“, sondern das Pokerface des King vom Prenzlauer Berg zeigen muss, der immer allem gewachsen ist, der stärktste Durchmacher von allen usw. usw. - solange bis er schluchzent und zitternd in der Ecke hängt und keine Ahnung mehr davon hat, wo, wann und wer er ist, - was für einen „Freund“ habe ich denn dann da?
Hier, hoschemol:
https://www.youtube.com/watch?v=FgfJ2wy7DEs
In diesem Sinne
MM
Schlechter mensch? keine Ahnung. Schlechte Charaktereigenschaft? Vielleicht. Die Entscheidung liegt letztendlich bei Dir.
Was ist fĂĽr Dich der Unterschied?
- der Rest vom Text:
Und hat er mal Ă„rger
mit einem Typ, der sich maust,
setzt es bei ihm aus, zeigt er die Faust.
Er ist schon bekannt dafĂĽr, daĂź er gerne haut,
und man weiĂź genau:
wen er trifft, der steht nicht mehr auf.
Und so ist es im Klub geschehn
dort bekam er Streit
wegen einem Zahn,
und er fĂĽhrte sich auf wie Dschingis-Khan.
Und der Bruder Alkohol tat ihm dabei gar nicht wohl,
er hat nicht mehr gewuĂźt, was er da tat.
Und in seinen Gedanken ist er der
King vom Prenzlauer Berg.
Als er wieder nĂĽchtern war,
da fĂĽhlte er sich ziemlich allein.
Und seine Kumpels heizten ihm ein.
Denn auf Schläger stehn sie nicht
und langsam wurde ihm dann klar,
daĂź ihm der Thron genommen war.
Er war der King vom Prenzlauer Berg.
MM