Hi,
wie schon gesagt, sind für mich Macht und Liebe ebenso zentrale Schlüsselbegriffe in Bezug auf weltanschauliche Grundüberzeugungen, wie die beiden Schlüsselbegriffe Mechanik und Wesen. Auf die ganze Geschichte der Philosophie bezogen hängt davon meiner begrenzten Erkenntnisfähigkeit zufolge das Wesentliche für den praktischen Nutzen ab, nämlich meine IDENTITÄT.
Jetzt kann man weiter fragen, was überhaupt ist IDENTITÄT?
Vielleicht ist es ja eine Entwicklung, vom Neandertaler bis zum Internet-Forum, vom Baby bis zum Philosophen? Dann wären die Schlüsselbegriffe Macht und Liebe bzw. Mechanik und Wesen eine geistige und emotionale Orientierung zum Sinn des Lebens. Oder wie Professor Ernst Tugendhat die Frage nach dem Selbstbewusstsein in der Geschichte der Philosophie nach grundlegend drei unterschiedlichen Kategorien unterteilt: 1) In Metaphysik 2) In Objekt-Subjekt-Dualismus 3) In die Intentionalität (ich glaube, dass heutzutage die Mehrheit aller Gegenwartsphilosophen aus der dritten Kategorie ihr Selbstbewusstsein bezieht).
Wenn man aber Macht und Liebe bzw. Mechanik und Wesen als zentrale weltanschauliche Schlüsselbegriffe auffasst, wie ich es tue, müsste man weiter fragen, was es denn praktisch nützt, diese Begriffe als Grundlage für ganz unterschiedliche Werte und Weltanschauungen aufzufassen.
Am besten lernt man dies meines Erachtens am praktischen Nutzen für das Leben. Nehmen wir mal an, ich wollte nicht in erster Linie andere führen als Führungskraft, sondern im sokratischen Sinne Führungskraft werden meines eigenen Lebens, dann haben diese von mir postulierten Schlüsselbegriffe keine allgemeine wissenschaftstheoretische Bedeutung, sondern eine ganz persönliche, im Sinne des deutschen Philosophen Prof. Edmund Husserl: „Philosophie ist eine ganz persönliche Angelegenheit des Philosophierenden.“ Und: „Ich kann zum echten Philosophen nur werden durch meinen freien Entschluss, diesem Ziel entgegen leben zu wollen.“
Im Unterschied zu Husserl, der damit als Universitätsprofessor eine noch exaktere Wissenschaftsmethode im Auge hatte, die er als Mathematiker vor allem objektiv zu begründen versuchte (meiner Meinung nach aber durch einen prinzipiellen Denkfehler nicht praktisch und logisch in Verbindung bringen konnte - ich meine die Kritik von Gadamer an Husserl), kann die Philosophie über eine stringente Wissenschaftsdisziplin hinaus gedacht werden, bezogen auf den praktischen Nutzen einer Weltanschauung, wie zum Beispiel Macht oder Liebe.
Der psychologische Nutzen zur Identitäts- und Bewusstseinsbildung ist meiner Erkenntnis nach folgender: Eine Weltanschauung bestimmt das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl (die Identität) sowie die Rolle, die ich innerhalb der Gesellschaft spielen will und den Selbstwert zur Persönlichkeitsentwicklung. Und davon wiederum leitet sich auch das Wissen ab, und von diesem wiederum das Handeln in Bezug auf die Umwelt, der ich als Philosophierender mit meiner Kommunikation authentisch entgegentrete.
Ob ich mein Leben als Christ unter der Weltanschauung der Liebe ausrichte oder aber nach der Macht als Selbstbestimmung, als höchsten Wert für den Sinn meines Lebens, das macht mich als Menschen selber aus, das bestimmt und organisiert und strukturiert meine Persönlichkeit. Da ich aber diese sehr komplexen Zusammenhänge leider nicht so einfach vermitteln kann, wie demgegenüber eine sehr viel einfachere Fragestellung, passe ich hiermit und gebe zu, dass ich weiter zu diskutieren unsinnig finde, weil ich keine besseren Argumente habe, um mein Interesse an diesem ewigen Dauerthema „vernünftiger“ zu erklären.
Gruß
C.