Macht Schule doof?

Ergebnis eine Umfrage:
Ein Großteil der befragten Jugendlichen ist gleichzeitig für 1) Abbau der Lohnnebenkosten und 2) Beibehalt aller bestehenden sozialen Sicherungssysteme in der heute bestehenden Form.

Fehlt es hier am nötigen schulischen Hintergrund, um den Zusammenhang der Finanzierung der Sozialsysteme aus den Lohnnebenkosten zu kennen?

Fragarald

Hallo Harald,

nach meiner Beobachtung ist die Unkenntnis über Aufbau und Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme weit verbreitet. Meine eigene Schulzeit ist zwar schon seit ein paar tausend Tagen Geschichte, soweit ich aber erinnere, wurde darüber außer der Erwähnung des alten Bismarks auch nicht viel gebracht.

Frag’ doch mal im Bekanntenkreis etwas herum - nicht unter Schülern - sondern frag’ Leute, die schon lange in Lohn und Brot sind. Du wirst Dich wundern!
Der Durchschnitt ist über die Geschehnisse bei Big Brother oder über die Fußball-Bundesliga besser informiert als über das Sozialversicherungssystem.

Gruß
Wolfgang

Hi Harald :smile:

Wieso fragst du? Unsere Kinder erhalten doch eine solide Ausbildung in den für die heutige Zeit extrem wichtigen Fächern:

Sport, Religion, Kunst, Musik, Französisch

Da müssen dann für die Zukunft so sinnlose Fächer wie:

Informatik, Mathematik, Englisch

eben etwas kürzer treten. Das musst du doch verstehen …

Denk’ dran, nicht die Jungen machen die Lehrpläne, sondern die Alten!!!

cu Stefan.

Da müssen dann für die Zukunft so
sinnlose Fächer wie:
Informatik, Mathematik, Englisch
eben etwas kürzer treten. Das musst du
doch verstehen …

Den Kommentar verstehe ich nicht. Glaubst du etwa, dass man in diesen Fächern den Aufbau und die Struktur unseres bestehenden Gesellschaftssystems lernen würde???

Ratlosarald ???

nach meiner Beobachtung ist die
Unkenntnis über Aufbau und Finanzierung
der sozialen Sicherungssysteme weit
verbreitet. Meine eigene Schulzeit ist
zwar schon seit ein paar tausend Tagen
Geschichte, soweit ich aber erinnere,
wurde darüber außer der Erwähnung des
alten Bismarks auch nicht viel gebracht.

Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen - ich hatte ein Jahr Wirtschaft und Recht (11. Klasse) und ein Jahr Sozialkunde (10. Klasse) - das war’s.

Nach der Schule war mein Wissen über Dinge wie Staatsaufbau, Finanzierung der Sozialsysteme, Generationenvertrag, Manteltarifverträge, und - besonders schlimm - Grundzüge des Grundgesetzes und des BGB, insb. Vertragsrecht erschreckend schlecht. Das hat sich erst mit dem Arbeiten gelegt und da auch nur, weil es mich persönlich interessiert.

Meine Frage:
Was müsste sich denn an den Schulen ändern?

Mit geht dabei folgendes durch den Kopf:

  • Mehr Sozialkunde, Recht, Wirtschaft?
  • Deutlichere Fokusierung auf monetäre Aspekte (d.h.z.B. Aufnahme von Versicherungsformen, Aktien, Optionen, Renten, etc… in den Lehrplan)
  • Mehr Diskussions- und Argumentationsfähigkeit? und …
  • Mit welchen Lehrern? Wäre es z.B. sinnvoll, externe Referenten miteinzubeziehen, da die heutige Lehrerschaft so stark in ihr bestehendes Korsett eingeschnürt ist, dass sie eine tiefgreifende Reform gar nicht alleine stemmen kann???

Hi Harald :smile:

Den Kommentar verstehe ich nicht. Glaubst
du etwa, dass man in diesen Fächern den
Aufbau und die Struktur unseres
bestehenden Gesellschaftssystems lernen
würde???

Nein!
Ich wollte damit nur sagen, dass in der Schule sehr viel unnötiges Zeug unterrichtet wird, was wir in der modernen Informationsgesellschaft überhaupt nicht mehr brauchen. Man sollte da mal kräftig aufräumen, und den Kindern lieber das beibringen, was sie später brauchen. Damit meine ich auch, dass sie die Struktur unserer Gesellschaft gelehrt bekommen!

cu Stefan.

Hallo Harald :smile:

Meine Frage:
Was müsste sich denn an den Schulen
ändern?

Mit geht dabei folgendes durch den Kopf:

  • Mehr Sozialkunde, Recht, Wirtschaft?

Man sollte alle diese Fächer zusammenfassen in einem Fach „Gesellschaftskunde“ und das dann durchgehend, in jedem Schuljahr unterrichten.

  • Deutlichere Fokusierung auf monetäre
    Aspekte (d.h.z.B. Aufnahme von
    Versicherungsformen, Aktien, Optionen,
    Renten, etc… in den Lehrplan)

Klar, könnte man machen. Aber werde dann auch bitte konkret. Wenn etwas Neues in den Lahrplan rein soll, dann muss etwas Altes raus! Was würdest du dann rausnehmen?

  • Mehr Diskussions- und
    Argumentationsfähigkeit? und …

Och nööö, Laberfächer haben wir doch schon genug. Nur mit Labern kann man später schlecht Geld verdienen, sooo viele Politiker brauchen wir doch gar nicht!!!

  • Mit welchen Lehrern?

Ja, bei der schlechten Bezahlung wird man wohl keine guten Leute kriegen …

Vielleicht noch ein Wort. Der Wissensstand in „Gesellschaftskunde“ ist zwar mangelhaft, aber es gibt wichtigere Fächer, in denen es noch schlechter aussieht. Als Pflichtfach an alle Schulen gehört unbedingt „Informatik“. Die Schule unterrichtet an der Zukunft vorbei, die Kids lernen einfach das Falsche!

cu Stefan.

Mische ich mich mal ein…

  • Mehr Sozialkunde, Recht, Wirtschaft?

Warum? Es soll ja Leute geben, die auch das nicht sonderlich interessiert (interessieren muß).

  • Deutlichere Fokusierung auf monetäre
    Aspekte

dito

  • Mehr Diskussions- und
    Argumentationsfähigkeit?

Eher mehr Lernfähigkeit. Also weg von der ‚Wissensvermittlung‘ und hin zur Hilfe der ‚Informationsbeschaffung‘.

  • Mit welchen Lehrern?

Keine Sorge: in der Beziehung sind die meisten Schüler den meisten Lehrern weit überlegen.

da die heutige
Lehrerschaft so stark in ihr bestehendes
Korsett eingeschnürt ist, dass sie eine
tiefgreifende Reform gar nicht alleine
stemmen kann???

Will sie das denn???

Die Schule hinkt der Realität in unserer Zeit um 30 Jahre hinterher. Das ganze System ist überholt. Da geht es nicht um ein paar ‚Fächer‘ hin oder her.

Martin

Hallo Harald

Meine Frage:
Was müsste sich denn an den Schulen
ändern?

Meiner Meinung nach gar nichts. Leg einfach jedem der wählen will, einen Fragebogen vor, der die einfachsten Grundsätze unseres Gesellschaftssystems abfragt. Wer das nicht beantworten kann, darf eben auch nicht wählen. Dann werden sich die Leute, dies interessiert, schon darum kümmern, dass sie sich das entsprechende Wissen aneignen.

Findet Marion,
die sich regelmäßig darüber ärgert, dass jeder Depp bei jeder Wahl mitwählen darf.

hi harald, hi alle diskutierenden!

meine 13 schuljahre haben auch nicht ausgereicht, mir sehr viel grundlegendes allgemeinwissen zu vermitteln. das gilt aber für ALLE wissensbereiche. gesellschaftskunde, informatik, mathe, bio, kunst, sprachen…
trotzdem fände ich es womöglich ok, die schulzeit auf 12 jahre zu verkürzen. wie kommts?
die schule KANN gar nicht alle allgemeinbildung, die der mensch haben sollte, vermitteln. warum also den schulstress noch erhöhen?

die schule darf meines bescheidenen Erachtens nach nciht als die einzige institution zur wissensvermittlung angesehen werden. ich will keine zweitschule erfinden, nein… nur müssen meiner meinung nach z.b. die eltern viel mehr erziehung übernehmen, als sie derzeit tun. ich höre von hauptschulklassen, in denen die lehrer sich darum bemühen, sozialverhalten zu vermitteln, grundlegende sachen. dass man einem mitschüler nicht ein heißes objekt aus dem tonofen in die hand drückt z.b. naja, und der lehrplan dümpelt nebenher irgendwie mit. schüler schreiben mitunter in der 7.klasse noch nicht, sondern _malen_ ihre buchstaben.

viel mehr muss zuhause vermittelt werden. dann kann auch die schule mehr schaffen. aber das system hat so seine macken, und bei vielen menschen kann ich bedauern, dass sie lehrer(in) geworden sind. im theater würde man sagen: fehlbesetzung. IRL bleiben lehrer, die ihre schüler(innen) sexuell belästigen, viel zu oft unbehelligt. lehrer, die ungerecht benoten, bekommen keins auf den deckel, und wenn, dürfen sie anderswo weiterlehren, was das zeug hält. aber das „zeug“ sind unsere nachkommen, die menschen unserer welt. wenn schon die eltern sich so wenig um ihre kids kümmern, wie soll dann die schule das fertigbringen?

bei allem, was auch schule UND elternhaus nicht vermitteln können: die chance zum lebenslangen lernen. ansprechpartner. die sprechstunden von lehrern oder auch professoren/ dozenten an den hochschulen werden meines wissens eher wenig genutzt. sie sind aber eine gute möglichkeit, fachliche fragen zu stellen.
eine sache ist wohl auch, dass keiner mehr bock auf lernen hat. wo wird denn noch der wert vermittelt, dass bildung ein wert ist? gelernt wird für gute noten, und vielen sind heutzutage auch schon die noten erschreckend egal.

besonders verrückt finde ich auch die einstellung in der wirtschaft, nur die leute zu nehmen, die nicht zu viel, nicht zu wenig ausgebildet sind und schon praxiserfahrung haben. wo sollen diese leute denn herkommen, wenn kaum noch ausgebildet wird und kaum noch wer eingestellt wird? um einen job zu kriegen, musst du drei sprachen fließend sprechen, aber viele firmen würden sich keinen dreck darum kümmern, dich im sprachenlernen zu unterstützen - das lenkt dich nur von deiner arbeit ab.

der wert von bildung und kultur ist ja schon unter politikern extrem niedrig. wie soll dann der rest des landes zu einer besseren auffassung kommen?

was die betonung der informatik oder naturwissenschaften in dieser diskussion angeht: gut und schön, aber die sogenannten „laberfächer“ sind mE sehr wichtig z.b. für das sprachverständnis. amtsdeutsch ist scheußlich umständlich und - noch scheußlicher - wichtig. wer soll das verstehen, wenn mit sprache kaum im unterricht umgegangen wird? viele ideen wie toleranz, menschenwürde, frieden usw. werden in literarischen werken vermittelt. diese texte sind oftmals wiederum sprachlich nicht einfach, da sie von menschen hoher bildung verfasst wurden. analytisches vorgehen wird nicht nur in mathe, sondern auch an texten geübt. seine meinung zu begründen und darzulegen lernst du nicht in genetik. ethische fragen, die heute durch die medien dröhnen, können dich ohne die kenntnisse wichtiger philosophischer oder religiöser schriften nur „peripher tangieren“ [am A* vorbeigehn]. dennoch finde ich die frage, ob du menschen genetisch beeinflussen oder klonen willst, wichtig.
ebenso die frage, inwiefern die nachfolgenden generationen ein (einklagbares grund-)recht auf eine unversehrte umwelt haben (wodurch die atomindustrie probleme bekäme, da ihr abfall noch sehr viel länger strahlen wird als ihre meiler stehen werden).
und wo willst du das diskutieren und begründete streiten lernen; die technik, die argumentationsfehler deiner gegner zu erkennen - wenn nicht in den laberfächern? lieber sowas lernen, als nur die methode „ich bin anderer meinung und deshalb schlag ich zu“ anzuwenden.

mit diesem posting will ich nicht die naturwissenschaften und (informations-)technischen fächer herabwürdigen. sie gehören genauso in die bildung.

allerdings kann die schule in keinem fach umfassendes allgemeinwissen vermitteln. den beginn eines grundstocks kann sie legen. darauf muss dann jeder selbst weiterbauen bzw. andere möglichkeiten geboten werden.

mit einem ungrammatischen satz und besten grüßen endend

jonas

Merci (o.T.)
Ich werde Euren Input gesammelt mit meinem Brüderchen diskutieren. Der arbeitet am Kultusministerium! *protz*

:wink:)))

Hallo Harald :smile:

Meine Frage:
Was müsste sich denn an den Schulen
ändern?

Mit geht dabei folgendes durch den Kopf:

  • Mehr Sozialkunde, Recht, Wirtschaft?

Man sollte alle diese Fächer zusammenfassen in einem Fach
„Gesellschaftskunde“ und das dann durchgehend, in jedem
Schuljahr unterrichten.

Also ich hatte in meinen drei Jahren Fachgymnasium so ein Fach namens Gemeinschaftskunde (GMK), Dort wurde mir dann der selbe Stoff beigebracht wie vorher auf der Realschule in Geschichte (11.Kl.= 8.Kl.Soziale Gruppierungen im Mittelalter, Karolinger und Staufer und die monarchistische Gliederung deren Gesellschaften/ 12.Kl.=9.Kl. Der erste Weltkrieg,Ursachen und Folgen, Anfänge des dritten Reiches/ 13. Kl.=10.Kl. drittes Reich -die Fortsetzung, 2. WK, Beginn der BRD/DDR, ausserdem Parteiengeschichte insb. CDU = 9.Kl.WiPo, in der Realschule nur mit stärkerer Ausrichtung auf die SPD. Wohl eher persönlich bedingt.) Alles in allem hat es nichts neues gebracht.

  • Mehr Diskussions- und

Argumentationsfähigkeit? und …

Och nööö, Laberfächer haben wir doch schon genug. Nur mit
Labern kann man später schlecht Geld verdienen, sooo viele
Politiker brauchen wir doch gar nicht!!!

muss ja auch kein neues Fach sein, eigentlich sollte das im Deutschunterricht mit drin sein, aber wenn heute die weiterführende Schule noch Stoff der Grundschule aufarbeiten muss (Rechtschreibung neu oder alt, Schönschrift), bleibt dafür natürlich keine Zeit.

Vielleicht noch ein Wort. Der Wissensstand in
„Gesellschaftskunde“ ist zwar mangelhaft, aber es gibt
wichtigere Fächer, in denen es noch schlechter aussieht. Als
Pflichtfach an alle Schulen gehört unbedingt „Informatik“. Die
Schule unterrichtet an der Zukunft vorbei, die Kids lernen
einfach das Falsche!

Meine Schulzeit ist zwar schon etwas her (RS- Abschluss 90, Abi93), aber selbst ich hatte Informatik in der 9.und 10. Klasse (und natürlich auf den Fachgym - Technik), wen auch zunächst nur an den eigentlich damals schon veralteten C64ern. Trotzdem hat das Programieren im C-ähnlichen Comal mir geholfen, etwas besser zu verstehen, warum mein Pentium heute nicht alles kann, was ich gern hätte. (zB. wenn ich gern ein Bild in grösser und genauso scharf hätte, das geht nun mal nicht). Daher sollte man auch hier den Ländern, oder wer auch immer für die Ausstattung der Schulen zuständig ist, mal sagen, ein extra Lehrer fürs Computern(Informatik, Datenverarbeitung, ComputerAG oä)ist wichtiger, als ultramoderne Geräte und ein „notgedrungen PC-Ausdrucke-anfertigender“ Lehrer, oder bestenfalls ein Hobbyinternetsurfender-Lehrer.
Schöne Grüsse von einer bald fertigen Geisteswissenschaftlerin (nicht auf Lehramt!!!)
Susanne