Macrons Sieg und seine Legitimation

Hallo,

Macrons Bewegung hat einen sehr beeindruckenden Sieg eingefahren. Eigentlich wäre er auf seine Bündnispartner (MoDem) gar nicht mehr angewiesen. Das ist IMHO weniger ein Anzeichen für die Qualität der Bewegung, sondern vielmehr ein deutliches Zeichen für die Aversion gegenüber den etablierten und verkrusteten, rechten und linken Lagern unabhängig davon, wieviel angebliche „Neugründungen“ es dort jeweils im Laufe der Jahre gab. Links waren die Sozialisten (Sozialdemokraten) und rechts die Konservativen.

Die Mehrheit der Wähler hat sich für einen zentrierten Mittekurs mit linken und rechten Anteilen ausgesprochen. IMHO mehr CDU/FDP als oder rechte SPD als linke SPD.

Allerdings ist die Wahlbeteiligung auf einem schon katastrophalem, niedrigen Niveau angekommen. Deutlich weniger als die Hälfte der Berechtigten hat von ihrem Recht Gebrauch gemacht. Die Beteiligung liegt in etwa auf dem Niveau der EU-Wahlen in Frankreich.

Befindet sich Frankreich damit nicht bereits in einer Legitimationskrise? Welche Auswirkungen auf die Innenpolitik werden sich ergeben?

Da Macron nun auch liefern muss: Wird seine Bewegung/Partei ihm geschlossen folgen oder wird es zu Lagerbildungen und Abspaltungen kommen? Mit nett lächeln und schönen Worten allein ist es ja nicht getan. Es folgt die harte pol. und auch schmerzhafte Auseinandersetzung.

Gruß
vdmaster

P.S.: Für die „Rechtsruckbesorgten“ sei gesagt, dass der FN seine Anzahl von Sitzen um 400% steigern konnte. :scream:

Die niedrige Wahlbeteiligung interessiert am Ende genauso viel wie die Frage, wie viele Spiele Bayern München in der 98. Minute gewonnen hat. Wahlsieg ist Wahlsieg und wie gut seine Regierungszeit läuft wird sich nicht aus der Wahlbeteiligung ergeben, sondern daraus, was die Bevölkerung davon hält und wie sie darauf reagiert - wie das bei jeder anderen Wahlbeteiligung auch gewesen wäre.

im übrigen darf man getrost davon ausgehen, daß die zur Wahl gegangen sind, die Veränderung wollten und diejenigen zu Hause geblieben sind, die eigentlich Anhänger der Sozialisten und Konservativen sind, aber zu Hause blieben, weil sie die Stimme denen bei dieser Wahl nicht geben wollten oder die Wahlniederlage vorhergesehen hatten (und ihrer Partei vielleicht auch gönnten).

Wie auch immer: auch in Deutschland gab es schon niedrige Wahlbeteiligungen von unter 50%, aber nachdem sich der Staub gelegt hatte, hat das niemanden mehr interessiert und es hat auch nie während der Legislaturperiode eine Rolle gespielt. Das einzige, was man sich angesichts der Wahlbeteiligung in Frankreich überlegen sollte, ist, ob man das Wahlsystem und die Rhythmen anpaßt, damit die Leute zukünftig nicht dreimal innerhalb von ein paar Wochen ins Wahllokal tigern müssen.

Entscheidend wird sein, wie fraktions- und sattelfest sich die Parlamentsbesetzung erweisen wird. „Handverlesen“ von Macron, wie berichtet, ist relativ, wenn es um konkrete Themen und das persönliche Umfeld der einzelnen Parlamentarier geht.

Franz

dass er mindestens bis nach der Wahl gesperrt sein wird. Der Ultra. Wäre auch ein Wunder, wenn dieses Forum nicht dem allgemeinen Trend folgen würde :sunglasses:

Franz