Macrons Ziele in Deutschland

Hallo,
derzeit laeuft es schoen beobachtbar auseinander, was aus franzoesischer Sicht Macron tun soll, und was aus deutscher Sicht.
Abgesehen davon dass alles Wuensche und Prognosen sind, hoert man aus Deutschland so Hinweise wie Richtung Griechenland, mehr Arbeisstunden, weniger Lohn, weniger Rente und dergleichen, kurz zusammengefasst - Reformen in Frankreich. Davon hoert man hier oft und ueberall, muss an dieser Stelle nicht ausgebreitet werden…
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Nach den Wuenschen Macrons und der Franzosen sucht man schon mehr. Die franzoesische Sicht sieht anders aus. Reformen beziehen sich eher auf die Veraenderung von Deutschland. Macron fordert Reformen von uns.
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Europa umarmen, Zusammenhalt staerken, gemeinsame Wirtschaftsanstrengungen
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die deutsche wirtschaftliche Vormachtstellung zuriueckdraengen
gemeinsam mit Europa handeln
mehr Transferunion
Finanzminister der Eurozone installieren
Wirtschaftsetat der Eurozone schaffen, eigene Finanz-Entscheidungen des EU-Parlamentes
Deutschland an den Zahlungen mehr beteiligen, Eurobonds einfuehren,
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Deutschen Exportueberschuss verringern, den IWF und sonst alle motivieren, dass Deutschland seinen Exportueberschuss verringert,
mehr Konsum in Deutschland anregen, mehr Schulden in Deutschland, mehr Infrastrukturkosten oder weniger Steuern in Deutschland
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Frankreich zuerst,
mehr franzoesische Produkte in Deutschland verkaufen
deutsche Importautos verdraengen
Erhoehen der Mindestrente in Frankreich
Renteneintrittsalter bei 62 Jahren lassen
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Seht ihr auch diesen Widerspruch in der Presselandschaft, diese gegensaetzliche Auffassung, was zu tun sei? Spricht dabei nur die Presse oder denkt das franzoesische Volk so?
Ist Eucch auch dieser Widerspruch oder dese unterschiedliche Beschreibung aufgefallen, je nachdem aus welcher Sicht argumentiert wird?
Gruss Helmut

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Vor allem mit diesen Positionen hat Macron in der Stichwahl solch ein gutes Ergebnis erzielt. Dabei gab es sowohl von rechts als auch von links erhebliche EU-Kritik. Warum konnte sich das nicht in der Stichwahl auf Le Pen konzentrieren? Weil Macron mit diesen populistischen Forderungen ankam. Er bot eine einfache Lösung.

Das ist der Linkspopulismus, wie wir ihn zum Beispiel auch von der Linkspartei kennen. Diese verspricht regelmäßige soziale Wohltaten. Und wenn man sie fragt, wie sie das finanzieren wolle, sagt sie, man werde das von den Reichen nehmen. Komischerweise sind „die Reichen“ diejenigen, die (direkt oder indirekt) Arbeitsplätze bereitstellen, sodass man nicht beliebig von ihnen nehmen kann. Wenn doch hätten andere das schon längst getan.

Macrons Antwort auf die von der EU selbst verursachten EU-Krise, die Frankreich natürlich härter trifft als Deutschland, ist ähnlich simpel: Die EU und der Euro taumelt, also nehmen wir einfach das Geld von den Deutschen. Macron will einen eigenen EU-Haushalt erschaffen, was zu riesigen Transfers von Deutschland in die schwachen Länder führen würde. Das ist so eine Art Pakt zwischen Macron und den Wählern: Die Leute wählen ihn und bekommen dafür im weitesten Sinne einen Teil des deutschen Wohlstands. Auf Vergleiche zu historisch ähnlich gelagerten Pakten zulasten Dritter verzichte ich an dieser Stelle mal.

Klar ist, Macron wird scheitern, so wie Hollande mit seinen Wahlversprechen gescheitert war. Das gibt Hoffnung: Die nächste Präsidentin in einigen Jahren könnte dann tatsächlich Le Pen heißen.

Lustig wird’s einstweilen mit seinen Arbeitsmarktreformen. Hat er doch - so komplett höllendämlich wie er aussieht ist er nämlich nicht - erkannt, dass die starren Regeln nur die bestehenden Arbeitsverhältnisse sichern, aber andererseits verhindern, dass neue Leute eingestellt werden. Die ganzen Gewerkschaften und protestfreundlichen Jugendlichen werden aber alle Reformen zu verhindern wissen. En Marche? Tolle Parole, nichts dahinter.

Die Informationen sind bekannt.

Ganz Europa hat sich schon auf unsere Kosten bereichert. Angefangen bei der Euroumstellung und Geldgeschenke an Brachlandschaften, kriminelle Diebstähle durch offene Grenzen, Migrantenflut usw. usf.

Auch Herrn Macron wird da noch was Hübsches für die depperten Deutschen einfallen.

Das wird sie sicher nicht. Bei anderen als grosse Gefahr dämonisiert, bei Dir nur als Vehikel zur Zerschlagung der EU erhofft, hat sie diesmal eher zufällig die Vorwahlen mitgewonnen.

Daraus ergibt sich keinesfalls eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie beim nächsten Versuch mehr Erfolg hätte, nur weil Macron (möglicherweise) abschmiert.

Hätte der Kandidat der Konservativen nicht soviel Dreck am Stecken gehabt, der Vollidiot, dann wäre er nicht auf Platz 3 verwiesen worden. Die Differenz zu Le Pen betrug lumpige 1,3%.

Was sich aber bei der Stichwahl ganz klar erwiesen hat, ist die deutliche Abneigung gegen Le Pen und den FN. Macron hätte die Stichwahl auch gewonnen, wenn er keine EUphorischen „Visionen“ vorgetragen hätte.

Bei den Parlamentswahlen in wenigen Wochen wird man diesen Effekt erneut beobachten können. Ich glaube, dass die Kandidaten des FN ein besseres Ergebnis als 2012 einfahren. Aber das ist nur der rechnerische Zwischenschritt. Denn entscheidend ist die zweite Runde. Hier werden sich zuvor die anderen Parteien, die ausschieden, Wahlempfehlungen abgeben. Sicher größtenteils nicht für den FN. Im Endeffekt führt das erneut dazu, dass am Ende sehr wenig FN-Abgeordnete einen Bezirk gewinnen werden. Derzeit stellt der FN gerade einmal zwei mickrige Abgeordnete von 577, obwohl er bei der ersten Runde 14% der Stimmen bekam.

Sehr gut möglich, dass er seinen Anteil diesmal auf 20%+ ausbaut. Aber am Ende stehen sicher keine 20% der Abgeordneten, sondern deutlich weniger.

In 2022, falls Macron solange durchhält, wird der FN (bzw. die Nachfolgepartei), erneut gut abschneiden, falls es keine Zerwürfnisse oder übergrosse Skandale gibt, und evtl. erneut in die Stichwahl kommen. Aber auch dann wird die Mehrheit die andere Seite wählen.

Die ersten Proteste gab es ja schon, obwohl Macron das Amt noch nicht einmal übernommen hat. Die radikale Linke wird mit der „erlebnisorientierten“ Jugend die Polizei noch gehörig anstressen.

siehe auch