Tach,
ich fände es (gut konstruktivistisch) schon sehr interessant,
auf den begriff der unendlichkeit probeweise einmal überhaupt
zu verzichten. das beginnt bei den natürlichen zahlen. es gibt
nur endlich viele je gedachte natürliche zahlen (klar: man
kann zu jeder eine größere finden; aber wie weit wurde das
betrieben? existiert eine zahl, die noch nie irgendjemand
gedacht hat?),
die nat. Zahlen definiert man gerade so, dass es zu jedem Element der natuerlichen Zahlen einen Nachfolger gibt. Die Existenz einer solchen Menge bekommt man aus dem Unendlichkeitsaxiom der Mengenlehre. Genauer sind die nat. Zahlen ein Peano-System und die Konstruktion (z.B. nach von Neumann) ist entsprechend ins Unendliche moeglich.
es gibt nur endlich viele quarks im universum.
sähe eine mathematik des prinzipiell endlichen nicht
realistischer aus?
Das waere ein Teilgebiet der diskreten Mathematik. Aber es wuerde insgesamt nicht reichen, ohne die Axiomatik ordentlich durcheinanderzubringen.
vielleicht würden sich ein paar widersprüche und paradoxien
von selbst auflösen?
Nicht wirklich. Die axiomatische Mengenlehre, aus der letztlich die Zahlen herzuleiten sind, hat eine Menge Paradoxien aufgeloest. Verzichtet man auf sie und kehrt zurueck zur naiven Mengenlehre Cantors, kriegt man ordentlich Probleme. Man kann durchaus Mathematik betreiben, die auf gewisse Axiome verzichtet, prominent ist das Auswahlaxiom, das eh eine Art Sonderstellung hat. Es hat aber gute Gruende, dass man darauf in der Regel nicht verzichtet, auch weil man ohne Auswahlaxiom eine ganze Menge Saetze nicht beweisen kann, die aber offensichtlich richtig und sinnvoll sind (z.B. das Lemma von Zorn, welches als zum AA aequivalent angesehen wird) und an teils ueberraschenden Stellen auftauchen (z.B. der Satz von Hahn-Banach).
die mathematik ist durch „hinnehmen“ der verschiedenen
begriffe der unendlichkeit recht weit gekommen. aber wie sähe
eine prinzipiell endliche mathematik aus?
As already said, diskrete Mathematik tut sowas, zumindest in teilen. Hat aber auch nicht den Anspruch, den ganzen „Rest“ abdecken zu koennen.
Gruss
Paul