Mädchen feindlicher Werklehrer

Hallo,

gleich vorweg, meine Tochter hatte in der Volksschule eine Lehrerin mit einer Abneigung gegen Jungens, und nun lernt sie bei ihrem Werklehrer die Situation von der anderen Seite kennen. Er war noch gar nicht in der ersten Unterrichtsstunde, da eilte ihm der Ruf voraus, Vorbehalte gegen die Geschicklichkeit von weiblichen Schülern zu haben.
Gestern brachte mir meine Tochter ein Bild aus Metall mit, in das eine Unterwasserlandschaft eingeritzt ist. Welche Note ich dafür geben würde, fragte sie mich. Nun, sie hat sich sichtbar Mühe gegeben und mit der Darstellung von Fischen und Pflanzen nicht gespart, legte Wert auf Details, sogar Fische zwischen Algen eingewoben sind dabei. Sie bekam eine 4 dafür, ohne Erklärung.
Wir (mein Mann und ich) haben mit unseren Kinder schon immer viel gebastelt. Wenn ich arbeite, sind meine Kinder in der Werkstatt meines Mannes (Uhrmacher), wo gerne geschraubt und gehämmert wird. So ungeschickt und vorallem ungeübt können sie also nicht sein.
Meine Tochter ist deprimiert und ich sauer. Aber ich will nicht mit blaustrümpfigen Voraussetzungen auf den Mann zugehen. Auf der anderen Seite hasse ich solche Vorurteile, denn die Mädels in der Klasse haben rundum nichts besseres als eine 3 bekommen, einige 5en gab es auch. Bei den Jungens gab es Noten ab 3 aufwärts (zugegebenermaßen ist dies Wissen vom Hören-Sagen her).
Im März bekommt die Klasse eine andere Werklehrerin. Was soll ich tun? Der Tochter zum Durchhalten raten, und sie die Ungerechtigkeiten (er lästert auch gerne während des Unterrichts gegen die Mädchen) aushalten lassen, solange es nicht gravierend ist? Mit der Klassenlehrerin darüber reden, die sehr gesprächsbereit ist, und ihren Kollegen denunzieren? Selbst zum Lehrer gehen, und mit einem erfolglosen Worthickhack rechnen? Meinen Mann hinschicken, und dadurch meiner Tochter eine Sonderstellung ermöglichen?
Ich bin ratlos, auch wenn es keine weltbewegende Angelegenheit ist. Denn an meine Zeit in Zeichen und Werken kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Aber ein wenig geht es mir um´s Prinzip. Man stelle sich vor, jeder denkt wie ich „Augen zu und durch“.

danke und Grüße
grilla

Hallo grilla.
Ich würde mich erkundigen, wer noch so Werkunterricht erteilt und würde das Bild einem weiteren Lehrer zeigen.
Ist eine Möglichkeit. Die zweite und für mich bessere: Den Lehrer anrufen, um ein persönliches Gespräch bitten und erklären lassen, wie es zu dieser Note kam. In aller Sachlichkeit und ohne Vorwürfe. Vielleicht hat er gute Gründe, warum er das Bild so und nicht anders bewertet. Im Interesse deiner Tochter ist sicher das gespräch das beste. Dritte Möglichkeit: über den Klassenlehrer im SV-Unterricht das Thema diskutieren. Vielleicht gibt es noch mehr Schüler, die sich falsch beurteilt fühlen.

Entschuldige die Kürze - ich habe entgegen der Netiquette grade nicht viel Zeit zum Antworten.

Schöne Weihnachten und ein frohes neues Jahr
Grüße
Corinna

Hallo Corinna,

danke für deine Antwort, die ich mit großem Interesse gelesen habe. Der Kontakt mit dem Lehrer erscheint mir am sinnvollsten. Ich habe mir überlegt, dass ich nicht so sehr die Absicht verfolgen sollte etwas erreichen zu wollen, sondern einfach nur signalisieren, dass meine Tochter einen familiären Hintergrund hat, der ihn (den Lehrer) zur Kenntnis genommen hat. Nur mal so.

Entschuldige die Kürze - ich habe entgegen der Netiquette
grade nicht viel Zeit zum Antworten.

kein Problem, steht doch alles im Posting drin - paßt schon :smile:

Schöne Weihnachten und ein frohes neues Jahr

wünsche ich dir auch, und gute Erholung!

viele Grüße
Claudia

Hallo grilla,
ich drücke euch die Daumen, dass ihr mit dem Lehrer reden könnt!
Will euch keine Angst machen; meine Tochter hatte in der 7. Klasse Realschule mal so einen „Werksfuzzi“, der an allem und jedem Werkstück unbegründet etwas auszusetzen hatte und seinen Frust in Noten bei den Kindern ausdrückte. Einige Eltern gingen zu ihm in die Sprechstd.; das hatte dann zur leider! zur Folge, dass es die ganze Klasse danach noch schlechter hatte. Alle Schüler (Mädchen u. Jungen) wurden ausnahmslos von ihm angepöbelt - sch**** Schüler, ihr habt nix wie Stroh im Kopf u.ä… Der Gang zum Direktor brachte auch nichts (…man könne einem Beamten mit xy-Dienstjahren nicht einfach kündigen!)

Stärke dein Kind in jedem Fall!

Eine schöne Adventszeit wünscht euch
Tara

Hallo nochmal,

Einige Eltern gingen zu ihm in die Sprechstd.;

muss heißen: Einige Eltern gingen einzeln zu ihm in die Sprechstd.;

so sorry,
Tara

Liebe grilla,
ich hatte mal so ein Problem, als mein Sohn (schon in der Oberstufe) mir erzählte, seine Biologie-Lehrerin könne ihn nicht leiden und deshalb hätte er so schlechte Noten.
Da ich immer bereit war und noch bin, beide Seiten zu sehen, wollte ich die Angelegenheit (aus Mutterliebe! - dennoch mit Vorbehalt) nicht so stehen lassen und hätte dann die Gelegenheit gehabt, anlässlich eines Elternabends, wo eben diese Biologie-Lehrerin anwesend war, mit ihr - unangemeldet -zu sprechen. Das fand ich im Vorfeld richtig gut, um dieses Problem nicht über ein „Gesprächstermin“ schon hoch zu hieven… Dann kam dieser Abend - ich hab’ diese Bio-Lehrerin gesehen und mir gesagt: lass es, das wird alles nur schlimmer. Die Frau war mir so kreuz-unsympathisch, dass es nur auf eine Auseinandersetzung hinausgelaufen wäre, die meinem Sohn noch mehr geschadet hätte…
In Deinem Fall: wenn das Thema Werklehrer im Frühjahr eh „gelaufen“ ist - vertröste Deine Tochter, bestärke sie im „einfach Durchhalten“ und gib’ ihr das Selbstvertrauen, das sie braucht…
LG, Anja

In Deinem Fall: wenn das Thema Werklehrer im Frühjahr eh
„gelaufen“ ist - vertröste Deine Tochter, bestärke sie im
„einfach Durchhalten“ und gib’ ihr das Selbstvertrauen, das
sie braucht…

Hallo Grilla,

hier hänge ich mich mal an Anjas Antwort dran, denn ebenso sehe ich das. Ich sage meinen Kindern immer, daß es in der Welt nun mal nicht überall gerecht zugeht und man abzuwägen hat, wann und in welchem Umfang sich ein Kampf gegen Unrecht lohnt. Lehrer sind halt (nur) Menschen. Und auch im weiteren Leben gibt es immer wieder Menschen, die man ‚erträgt‘, einfach weil sie nicht wichtig genug sind, als daß man an sie seine Kraft verschwendet.
Ich denke durch das Anerkenntnis der Fähigkeiten Eurer Tochter im familiären Umfeld wird sie damit klar kommen.

Gruß Maid:smile:

Ein ist ja klar: Mit „durchhalten“ ist das Problem nicht aus der Welt, denn der Lehrer wird später andere Klassen unterrichten und im Laufe seiner Karriere mal schnell das eine oder andere Kind verkorksen.

Von Schulleitungen und Kollegen kann man normalerweise kaum Hilfe erwarten. Die stecken entweder alle unter einer Decke oder haben selbst genug Probleme, wenn sie ein oder zweimal versucht haben, Schüler oder deren Eltern auf solche Art zu unterstützen (auch unter Lehrer gibts Mobbing, und die mit den Besten Vorsätzen gegenüber ihren Schützlingen sind oft am schlimmsten betroffen).

Wozu ich nur Raten kann ist:

  • Mit anderen Eltern reden
  • „Beweise“ sammeln
  • Lokalzeitung einschalten

Viele Blätter freuen sich über *relativ* NEUTRALE Berichte in der Art von: „Diskriminierung an unseren Schulen“ oder ähnlichem. Und auf ein kleines Bisschen schlechte Presse reagiert jede Schulleitung eher als auf 100 Schühler, die sich beschweren.

( Dieser Beitrag enthält jede Menge Veralgemeinerungen. Lehrer oder sonstige, die andere Beobachtungen an ihrer Schule gemacht haben: Nicht „angegriffen fühlen“ sondern „froh sein“! Leider sieht es wirklich vielerorts so aus, wenn zum Glück auch nicht überall. )