Hallo Jürgen,
Zum einen ist die Frauenquote in techn. Fächern für mich ein
nahezu spezifisch west(!)-deutsches Problem. In anderen
Ländern (selbst den südeuropäischen „Macho“-Ländern) ist die
Frauenquote in technischen Fächern meines Wissens deutlich
höher ohne(!) höheren Anteil von Mädchenklassen.
Wenn dies stimmt (ich habe im Moment leider keine Quelle),
dann kann für mich zunächst kein eindeutiger Zusammenhang
zwischen geschlechtsspezifischer Ausbildung und techn.
Interesse gefunden werden, sondern wir haben es mit einem
besonderen generell-gesellschaftlichen oder schulischen
Problem in D zu tun (ich sehe es als Problem)
Ja, das glaube ich auch, allerdings könnten Mädchenschulen möglicherweise helfen, das generelle Problem zeitweise zu umgehen oder bei der Lösung des gesellschaftlichen Problem mitzuwirken, indem eine Mädchengeneration aufgebaut wird, denen das technische Interesse nicht ab- sondern anerzogen wird.
Andererseits kenne ich selber natürlich Frauen mit techn.
Berufswahl. Dies meisten davon waren natürlich nicht auf
Frauenschulen, sondern hatten häufig eine recht
geschlechtsneutrale Erziehung genossen. Sprich, der Vater war
mit Ihnen ebenso werkeln, wie mit dem Bruder und die Mutter
war häufig ebenfalls zumindest Naturwissenschaftlerin o.ä.,
genügte also auch nicht wirklich dem treudeutschen
Frauchenbild.
Ja, so war es auch bei mir der Fall, wir hatten sehr früh einen Computer daheim (Commodore 64) und mein Vater hat uns animiert, nicht nur zu spielen sondern auch zu programmieren.
Deshalb: Es liegt meiner Meinung nicht an der Schule, sondern
an der Gesellschaft und eben im speziellen am Elternhaus, ob
sich ein Mädchen für technische Dinge interessiert, oder nicht
(bzw. sich techn. Begabung zutraut)
Aber: die Schule könnte Defizite im Elternhaus ausgleichen. Es scheint mir im gesamten Thread hier die Tendenz dahin zu gehen, daß ein Elternhaus, in dem Mädchen an die Technik herangeführt werden, notwendig ist, damit Frauen sich auch später zutrauen, einen technischen Beruf auszuüben. Dies wäre aber auch Aufgabe der Schule - als Abbild der Gesellschaft.
Ein sich damit überschneidendes Thema ist sicherlich „Frauen und Karriere“:
Ich habe neulich in ARTE eine Dokumentation zu der Situation der Frauen in Ostdeutschland gesehen. Dort wird eine Generation von in der Berufswelt eher gleichberechtigten Frauen (zu DDR-Zeiten) abgelöst von jungen Frauen, die in das alte (westliche?) Klischee-Denken reinwachsen: junge Müttern, die, vor allem auch wegen der jetzt fehlenden Kinderbetreuungseinrichtungen, keine Möglichkeit haben, an Karriere überhaupt zu denken.
Noch immer ist es in D äußerst schwierig, zu sagen: ich will eine Familie und Karriere machen. Um dies zu ermöglichen, braucht man entweder viel Glück und Unterstützung oder viel Geld. Da sieht es in anderen Ländern, übrigens auch in westlichen Ländern, z.B. Frankreich oder in den nordischen Ländern bereits ganz anders aus.
Dort gibt es weitverbreitet und beinahe ausreichende Kinderkrippen, Kindertagesstätten, Ganztagsschulen etc. und von den Frauen wird nicht erwartet, während der gesamten Kindheit ihrer Kinder nur für sie da (und vorallem zu Hause) zusein.
Und die Frage, warum soll Frau überhaupt studieren, stellt sich nicht.
Gruß
Claudia