Mädchenschulen und technische Berufswahl

Moinsen,

Trotzdem
bedauerlich - nicht, daß ich die unbedingt alle für mich haben
wollte, aber es macht den Studienalltag doch etwas farblos.

Alle eine? *g*

Nein, alle nicht-vorhandenen. Die eine „habe“ ich als liebe Freundin, das reicht mir.

In meinen frühen Studentenzeiten hatten wir im Fachbereich
eine Frauenquote von etwa 1,2%. Dennoch war es nicht
langweilig: Feste und Veranstaltungen versuchten wir mit den
Pharmazeutinnen zusammenzulegen, die ein umgekehrtes
Verhältnis hatten. Das war schon OK :smile:

Das ist ne Idee, aber ich steh nicht auf Uni-Parties, und im Alltag hilft das auch nur wenig :smile: Trotzdem danke für den Tip und jetzt aber Schluß mit dem Geplaudere,

Malte.

Hallo Eckard,

erinnere mich noch gut an meine alte Mathematiklehrerin (sie muß so Jahrgang '36 gewesen sein), die in der 11. zu mir sagte, als sie meine ziemlich unterdurchschnittlichen Noten in diesem Fach mit mir besprach: „Kann es sein, daß man Ihnen als Kind gesagt hat, daß Mathe für Mädchen nicht wichtig sei?“ Ich war damals ziemlich verblüfft: genau so war es.

Viele Grüße
Diana

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Hallo Claudia,

zwei Dinge dazu:

Zum einen ist die Frauenquote in techn. Fächern für mich ein nahezu spezifisch west(!)-deutsches Problem. In anderen Ländern (selbst den südeuropäischen „Macho“-Ländern) ist die Frauenquote in technischen Fächern meines Wissens deutlich höher ohne(!) höheren Anteil von Mädchenklassen.
Wenn dies stimmt (ich habe im Moment leider keine Quelle), dann kann für mich zunächst kein eindeutiger Zusammenhang zwischen geschlechtsspezifischer Ausbildung und techn. Interesse gefunden werden, sondern wir haben es mit einem besonderen generell-gesellschaftlichen oder schulischen Problem in D zu tun (ich sehe es als Problem)

Andererseits kenne ich selber natürlich Frauen mit techn. Berufswahl. Dies meisten davon waren natürlich nicht auf Frauenschulen, sondern hatten häufig eine recht geschlechtsneutrale Erziehung genossen. Sprich, der Vater war mit Ihnen ebenso werkeln, wie mit dem Bruder und die Mutter war häufig ebenfalls zumindest Naturwissenschaftlerin o.ä., genügte also auch nicht wirklich dem treudeutschen Frauchenbild.

Deshalb: Es liegt meiner Meinung nicht an der Schule, sondern an der Gesellschaft und eben im speziellen am Elternhaus, ob sich ein Mädchen für technische Dinge interessiert, oder nicht (bzw. sich techn. Begabung zutraut)

Grüße vom Ingenieur
Jürgen
(der momentan in Osteuropa unterwegs ist, und hier Frauen die wirklichen „Reisser“ in der Fertigung sind - mindestens 50% der techn. lokalen Führungskräfte sind am Standort Frauen!)

Hallo Jürgen,

Jürgen
(der momentan in Osteuropa unterwegs ist, und hier Frauen die wirklichen „Reisser“ in der Fertigung sind - mindestens 50% der techn. lokalen Führungskräfte sind am Standort Frauen!)

für Osteuropäerinnen sind „technische“ Berufe in der Tat selbstverständlicher. Was mir bei den weiblichen Dipl. Ing. aus diesem Ländern ebenfalls positiv aufgefallen ist: „männlicher“ Beruf & „weibliches“ Erscheinungsbild gelten nicht als unvereinbar.

Viele Grüße
Diana

Hallo Jürgen,

Deshalb: Es liegt meiner Meinung nicht an der Schule,

Das ist nicht sicher. Es gibt eine Untersuchung, wobei in einer Schule mit Jungen und Mädchen vorallem in naturwissenschaftlichen Fächern eine Videokamera mehrere Unterrichtsstunden aufgenommen hat. Dabei wurde beobachtet, dass männliche Lehrer bereitwilliger mit den Jungens als mit den Mädchen kommunizierten. Das hat etwas mit „Drannehmen“ bei Meldungen, Augenkontakt und Denkhilfen zu tun. Die Lehrer selbst waren ganz überrascht, nachdem sie sich die Filme ihrer Stunden anschauten.

sondern an der Gesellschaft und eben im speziellen am Elternhaus, ob
sich ein Mädchen für technische Dinge interessiert, oder nicht
(bzw. sich techn. Begabung zutraut)

Dieses Jahr wird Tochter Nr.2 ins Gymnasium gehen. Den Sinn für Zahlen, Logik und physikalische Vorgänge haben mein Mann und ich gleichermaßen bei ihr festgestellt, weswegen klar ist, dass sie später einen naturwissenschaftlichen Zweig wählen wird.
Ich habe mir gestern 2 Gymnasien angeschaut. Die eine ist eine ehemalige Jungenschule mit derzeit einem 40%igen Mädchenanteil. Im Chemiesaal bei den Aufführungen fiel vorallem auf (nicht nur mir!), dass der Lehrer nie ein Mädchen an seinen Experiementen beteiligte, immer Jungens. Im anderen Gymnasium betreuten Schüler der Oberstufe die Experimente, und da drängten sich chancengleich genauso viele Mädchen wie Jungens um den Pult.
Klar, dass wir unsere Tochter in die letztere Schule anmelden werden, wo wenigsten den Kindern die Chance gegeben wird ihre Neugier zu befriedigen.

In unserer Stadt gibt es keine Mädchenschule, die einen naturwissenschaftlichen Zweig anbietet. Die 2 Mädchenschulen (Träger ist kath.Kirche) bieten nur den sprachlichen oder kaufmännischen Zweig an - als ob Frauen nur für die Kommunikation oder fürs Büro geeignet wären (zynisch-polemische Bemerkung). Aber diese Schule haben einen enormen Zulauf, und müßten sich bei der Nachfrage verdoppeln.

viele Grüße
claren

Hallo Diana,

für Osteuropäerinnen sind „technische“ Berufe in der Tat
selbstverständlicher. Was mir bei den weiblichen Dipl. Ing.
aus diesem Ländern ebenfalls positiv aufgefallen ist:
„männlicher“ Beruf & „weibliches“ Erscheinungsbild gelten
nicht als unvereinbar.

Yepp! Ich freue mich schon auf den Sommer:wink:
Aber interessanter ist, dass Frauen (und natürlich Männner) sich dort anders verhalten… Ich habe jetzt mein drittes Projekt in Osteuropa. Egal ob Ungarn, Tschechien oder Polen, Du stellst schnell fest, dass Frauen dort das Rückgrat des unteren technischen Managements stellen, mit im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen unheimlicher Energie und Standhaftigkeit… Und das, obwohl sie zusätzlich noch eine Familie und ggf. einen „Mann“ nebenher durchfüttern. Bewundernswert, ich weiß nicht, woher diese Energie genommen wird.
Aber das unterschiedliche Rollenverhältnis gegenüber dem in Deutschland ist unglaublich spannend (wie auch die sonstigen kommunikativen Unterschiede), kaum 300km entfernt von der deutschen Grenze…

Grüße
Jürgen

Hallo claren,

Deshalb: Es liegt meiner Meinung nicht an der Schule,

Das ist nicht sicher.

Nun gut, die Schule ist aber natürlich ein Spiegel unserer Gesellschaft, da dort in unserer Gesellschaft erzogene die nächsten Generation prägen. Ich denke, um so wichtiger sind hier Austausche mit anderen Ländern, denn kaum 300km weiter sieht die Welt schon deutlich(!) anders aus (s. meine Antwort auf Diana)

In unserer Stadt gibt es keine Mädchenschule, die einen
naturwissenschaftlichen Zweig anbietet. Die 2 Mädchenschulen
(Träger ist kath.Kirche) bieten nur den sprachlichen oder
kaufmännischen Zweig an - als ob Frauen nur für die
Kommunikation oder fürs Büro geeignet wären
(zynisch-polemische Bemerkung). Aber diese Schule haben einen
enormen Zulauf, und müßten sich bei der Nachfrage verdoppeln.

Ich habe eben eine Statistik in der Hauspostille der Techniker (VDI-Nachrichten) gelesen, nach der in Deutschland leider tatsächlich eine schöne Trennung der Geschlechter bei der Studienwahl zu beobachten ist.
Frauen = Lehramt+Sozialwissenschaften+Sprachen, Männer = Maschinenbau+E-Technik+Informatik und bei Wiwi trifft man sich in der Mitte…

Als wirds wohl weiter nichts mit deutschen Kolleginnen:wink:

Grüße
Jürgen

Hallo Jürgen,

Aber das unterschiedliche Rollenverhältnis gegenüber dem in
Deutschland ist unglaublich spannend (wie auch die sonstigen
kommunikativen Unterschiede), kaum 300km entfernt von der
deutschen Grenze…

von Osteuropäerinnen habe ich gelesen, dass die gesellschaftliche Erwartungshaltung anders als bei uns Deutschen ist, nämlich ebenso wie ihre Männer (soweit sie Arbeit haben oder arbeiten können) generell einem Beruf nachzugehen. Ich nehme an, weil der Verdienst von den Frauen schlichtweg gebraucht wird. Wer das Talent einer guten Konstrukteurin beweist, wird auch rangelassen, hauptsache der Rubel rollt. Für das notwendige Drumherum, wie zum Beispiel Kinderbetreuung, Ganztagesschulen mit Mittagstisch usw. ist gesorgt. Aber die Kinder wachsen auch anders auf als bei uns, mütterliche Obhut ist ersetzbar.

Von den Frauen meiner Generation habe ich den Eindruck, dass das Ideal für die FAmilie da zu sein oberste Priorität hat, wenn frau Familienleben als Lebensziel anvisiert. Dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden von Schulbeginn bis zur Heirat und Mutterschaft. Bei diesen Voraussetzungen kann man sich vorstellen, dass nicht jede Berufstätigkeit von Frauen in Erwägung gezogen wird, und Wünsche und Talente werden sehr oft nach hinten geschoben.

So habe ich den Eindruck, dass es keinen Sinn macht eine Werteskala bezüglich der Emanzipation europäischer Frauen einzurichten, weil sich gesellschaftliche Wertevorstellungen nicht miteinander vergleichen lassen. Dennoch kann ich aus deiner Perspektive als Ingenieur gesehen dein Erstaunen (gelinde gesagt :wink: nachvollziehen.
Ich würde mir für die nachkommende Generation an Frauen so sehr wünschen, dass sie ohne Einschränkungen entsprechend ihrer Talente ihren Berufswünschen nachgehen können, dass es den Ausdruck „Männerberuf“ nicht mehr gibt, und dass gleichzeitig und trotzdem Mutterschaft möglich ist. Aber dafür sind einige revolutionäre Denkweisen notwendig, vorallem bei uns Frauen.

viele Grüße
claren

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hi

Dort wird eine Oase geschaffen, kein wirkliches
nebeneinander.
Ansonsten weiß ich nicht, wie sich Frauen später in
Männerberufen behaupten sollen, wenn sie nie gelernt haben,
mit Männer zusammenzuarbeiten.

*räusper* aber man sit doch nicht 24 stunden am Tag in der Schule … und im ganzen restlichen um Feld sind durchaus männliche Wesen anzutreffen…

Die wissen dann doch gar nicht,
wie Männer so sind bezüglich der Arbeit.

das mekrt man sehr schnell *g* und allerspätestens bei beginn der Ausbildung hat man die Jungs doch eh wieder um einen herum … dieJahre bis hin zum abschluss der Ausbildung genügen

Ich habe auch schon mal reine Frauenkurse gehabt (bin in der
Erwachsenenbildung tätig) - ich sage nur: eine einzige
Katastrophe! Da sind viele Frauen drin, die absolut Probleme
mit sich selbst haben.

deswegen gehen die ja auch in Frauenkurse… aber du darfst die erwachsenen Frauen mit Minderwertigkeitsgefühlen nicht in einen Topf werfen mit jugendlichen Mädels die in Mädchenklassen waren … im gegenteil …

Ich habe einfach die Erfahrung gemacht, dass gemischte Klassen
viel aufgelockerter, viel lustiger sind

und deswegen etwas langsamer vorankommen im Lernstoff…

und dass gerade Frauen hier oftmals bemerken, dass sie viel besser sind als die Männer - und dass in einem Bereich, der eher den Männern
zugeordnet ist, nämlich dem Bereich der EDV.

ich war auf einem naturwissenschaftlich neusprachlichen Mädchenprogymnasium… bis zur 10. (die einzige möglichkeit für mich einen Naturwissenschatlichen Zug zu besuchen, also nicht ausgewählt weil ich nicht mit Jungs konnte, sondern wegen der Fächer) - habe zur 11 in ein WG gewechselt - dort Leistungskurs Mathe gehabt und mein Abi mit Mathe und Informatik gemacht … arbeite seit meiner ausbildung in der EDV … Mädelsschule schadet also nicht wirklich (ach ja 5 meiner Ex-Klassenkameradinnen arbeiten ebenfalls erfolgreich in der IT-Branche )

Mein Fazit also: nehmt den Mädchen nicht die Erfahrung, dass
sie genauso gut oder besser sein können als die Jungs.

das lernen sie doch auch so *grins* dazu müssen sie sich den unterricht nicht aufmischen lassen durch balzverhalten - die jungs lernen auch besser weil ungestörter wenn sie sich nicht auch noch vor mädels profilieren müssen

nehmt den Jungs nicht die Erfahrung, dass sie auch mal
schlechter sind.

die bekommen sie auch so … *lach*

Frauen und Männer gehören zusammen. Und dass müssen wir von
klein auf lernen, sonst geht es schief und es gibt definitv
„Zickenalarm“ oder „Machogehabe“.

im gegenteil … die die ungestört „voneinander“ im Unterricht lernen und dann ihre Freizeit miteinander verbringen konnten sind da insgesamt deutlich entspannter gewesen … meine Erfahrung

Gruß Hexerl

Hallo Eckhard,

Rollenbilder lassen sich nur sehr schwer auflösen. Und wenn
die Mädchen in die Schule kommen, sind sie meist schon „kleine
Weibchen“ mit Vorliebe für Rosa und knallbunte Langhaarponys
zum kämmen.

Ich glaube, da kommt beides zusammen.
Wenn Mädchen von den Eltern zum hübschen Heimchen am Herd gemacht werden, wird es schwer sein, sie in der Schule an technische Dinge heranzuführen. Unmöglich wird es dann, wenn in der Schule auch noch rollenbezogen unterrichtet wird.
Auf jeden Fall hat die Schule viel Zeit, die Erziehung im Elternhaus zu relativieren - in beiden Richtungen.

Gruß
Claudia

Hi Trail,

auch wenn ich nicht in einer Mädchenschule war, tendiere ich dazu, mich Hexerls Meinung anzuschliessen. In gemischten Schulen gibt es doch eigentlich nur (begründet in dem pubertierenden Verhalten beider Geschlechter) ein nebeneinander und kein miteinander.

Was mich an aber an der Unterstützung von Mädchenschulen stört, ist das Paradoxon: Trennung der Geschlechter, um später ein Miteinander (in technischen Berufen) zu erleichtern. Das kann so nicht richtig sein.

Hier ist die Gesellschaft gefragt, eine Trennung kann keine Lösung sein. Am Rollenverhalten muß gesamtheitlich gearbeitet werden:
–> im Elternhaus muß es beginnen (schenkt den Mädchen Lego und Autos und laßt sie beim Fahrradreparieren mithelfen),
–> in der Schule und im Unterricht weitergehen (in den Lehrbüchern sollten Frauen nicht nur weiße Krankenschwester-Kittel tragen, sondern ruhig auch mal Forschungs-Chemie-Laborkittel)
–> und auch die Medien müssen ihre Sendungen kritisch betrachten. (Habe gerade kurz in Fernsehen in James Bond „Feuerball“ reingezappt - tolles Beispiel für die Rollendarstellung von Männern und Frauen :smile:))

Dann werden hoffentlich auch die Mädchenschulen überflüssig.

Gruß
Claudia

Hallo Jürgen,

Zum einen ist die Frauenquote in techn. Fächern für mich ein
nahezu spezifisch west(!)-deutsches Problem. In anderen
Ländern (selbst den südeuropäischen „Macho“-Ländern) ist die
Frauenquote in technischen Fächern meines Wissens deutlich
höher ohne(!) höheren Anteil von Mädchenklassen.

Wenn dies stimmt (ich habe im Moment leider keine Quelle),
dann kann für mich zunächst kein eindeutiger Zusammenhang
zwischen geschlechtsspezifischer Ausbildung und techn.
Interesse gefunden werden, sondern wir haben es mit einem
besonderen generell-gesellschaftlichen oder schulischen
Problem in D zu tun (ich sehe es als Problem)

Ja, das glaube ich auch, allerdings könnten Mädchenschulen möglicherweise helfen, das generelle Problem zeitweise zu umgehen oder bei der Lösung des gesellschaftlichen Problem mitzuwirken, indem eine Mädchengeneration aufgebaut wird, denen das technische Interesse nicht ab- sondern anerzogen wird.

Andererseits kenne ich selber natürlich Frauen mit techn.
Berufswahl. Dies meisten davon waren natürlich nicht auf
Frauenschulen, sondern hatten häufig eine recht
geschlechtsneutrale Erziehung genossen. Sprich, der Vater war
mit Ihnen ebenso werkeln, wie mit dem Bruder und die Mutter
war häufig ebenfalls zumindest Naturwissenschaftlerin o.ä.,
genügte also auch nicht wirklich dem treudeutschen
Frauchenbild.

Ja, so war es auch bei mir der Fall, wir hatten sehr früh einen Computer daheim (Commodore 64) und mein Vater hat uns animiert, nicht nur zu spielen sondern auch zu programmieren.

Deshalb: Es liegt meiner Meinung nicht an der Schule, sondern
an der Gesellschaft und eben im speziellen am Elternhaus, ob
sich ein Mädchen für technische Dinge interessiert, oder nicht
(bzw. sich techn. Begabung zutraut)

Aber: die Schule könnte Defizite im Elternhaus ausgleichen. Es scheint mir im gesamten Thread hier die Tendenz dahin zu gehen, daß ein Elternhaus, in dem Mädchen an die Technik herangeführt werden, notwendig ist, damit Frauen sich auch später zutrauen, einen technischen Beruf auszuüben. Dies wäre aber auch Aufgabe der Schule - als Abbild der Gesellschaft.

Ein sich damit überschneidendes Thema ist sicherlich „Frauen und Karriere“:
Ich habe neulich in ARTE eine Dokumentation zu der Situation der Frauen in Ostdeutschland gesehen. Dort wird eine Generation von in der Berufswelt eher gleichberechtigten Frauen (zu DDR-Zeiten) abgelöst von jungen Frauen, die in das alte (westliche?) Klischee-Denken reinwachsen: junge Müttern, die, vor allem auch wegen der jetzt fehlenden Kinderbetreuungseinrichtungen, keine Möglichkeit haben, an Karriere überhaupt zu denken.

Noch immer ist es in D äußerst schwierig, zu sagen: ich will eine Familie und Karriere machen. Um dies zu ermöglichen, braucht man entweder viel Glück und Unterstützung oder viel Geld. Da sieht es in anderen Ländern, übrigens auch in westlichen Ländern, z.B. Frankreich oder in den nordischen Ländern bereits ganz anders aus.
Dort gibt es weitverbreitet und beinahe ausreichende Kinderkrippen, Kindertagesstätten, Ganztagsschulen etc. und von den Frauen wird nicht erwartet, während der gesamten Kindheit ihrer Kinder nur für sie da (und vorallem zu Hause) zusein.
Und die Frage, warum soll Frau überhaupt studieren, stellt sich nicht.

Gruß
Claudia

Ich glaube, daß das Problem nicht die Mädchen haben, die sich
ihres technischen Interesse voll bewusst sind und dazu mit dem
entsprechenden Selbstbewußtsein stehen,

man darf ja auch nicht vergessen, dass ein großer Teil der
Sozialisation und Rollenprägung bereits bis zum Schuleintritt
gelaufen ist.

Hallo ihr beiden,

darüber hinaus darf man aber auch nicht vergessen, dass selbst den entgegen den Rollenvorstellungen sozialisierten Mädchen immer noch entgegengesetzte Vorstellungen männlicher Lehrer im Wege stehen.

Rollenbilder lassen sich nur sehr schwer auflösen. Und wenn
die Mädchen in die Schule kommen, sind sie meist schon „kleine
Weibchen“ mit Vorliebe für Rosa und knallbunte Langhaarponys
zum kämmen.

Und wenn sie es nicht sind, versuchen es die Lehrer, diesen Fehler zu korrigieren. Weiter oben wurde mir zwar geantwortet: „Chemie habe ja mit Kochen zu tun“ aber genau der Chemie-Lehrer meiner Tochter in den K12 und 13 hat alles daran gesetzt, meiner Tochter zu beweisen, dass die Chemie nichts für das weibliche Geschlecht sei.

BTW, Kochen im Sinne von Essen zubereiten liegt ihr sehr wenig. Aber auch das ist Sozialisation, wie ich zugeben muss: Seit ihrem 13. Lebensjahr hat sie an dem damals neuen Lebensgefährten ihrer Mutter gelernt, dass Männer einduetig dei besseren Köche sind *g*

Gruß, Karin

channeln
Hallo,

mich würde Eure Meinung zu Mädchenschulen / -Klassen
interessieren.

Ich habe neulich in einer Diskussion gehört, daß Mädchen, die
in reinen Mädchenklassen bzw. auf Mädchenschulen waren,
statistisch gesehen eher frauen-untypischere Berufe und
Studiengänge (z.B. Mathematik, Elektrotechnik, Informatik etc)
wählen als Mädchen, die in gemischten Klassen unterrichtet
wurden.

hm, war in meiner klasse auch so. obwohl da jeder vierte männlich war. da waren viele einzelkämpfer und kaum gemischte pärchen. in den einzelnen cliquen glichen sich die späteren studienfächer früh an. architekten waren erstaunlich zahlreich vertreten. und das, obwohl du vor der wende kaum sinnvolle jobs damit machen konntest. eine einzige hat vor dem abi entbunden, aber auch gleichzeitig ausreiseantrag gestellt. die ist dokumentar geworden. an einer uniklinik. eigentlich wollte sie dolmetscher werden. verständlich bei der ausbildung. aber durch die schwangerschaft hatte sie dann ein innerdeutsches problem.

Als Ursache wurde angeführt, daß Jungs im Unterricht gerade in
diesen Fächern (wenn auch wohl unbewußt) von Lehrern mehr
gefördert werden und sich daher mehr zutrauen als Mädchen…

hab ich nicht so gesehn. blickkontakt ist wichtig, egal wie hässlich der andere grad ist, während er träumt. manchmal wird dann der größte soziophobiker systematisch. schließlich ist jedes gesicht auch spiegel. einstein hat sich auch selten geschminkt.

Gruß

Hallo Claudia,

ich denke nicht, dass es in irgendeinem Beruf aufs Geschlecht ankommt, sondern auf die akkumulierte Leistung die man reinsteckt (seit dem ersten Lebensjahr). Auch wenn Steffi Graf von hunderten Männern geschlagen worden wäre, so sind die besten 10000 Tennisspielerinnen besser als 99,9% der Männer. Genauso ist es m.E. doch beim Neurochirurgen oder beim Bergarbeiter?

Mein schulisches Interesse an einem Bereich und damit die Bereitschaft, Leistung zu erbringen, war reziprok zur Anzahl der überlegen Klassenkammeraden. Fällt bei der Technik die gruppe der erziehungsbedingt zu Anfang minimal überlegenen Jungen weg, dürfte die Gesamtleistung von Mädchenklassen praktisch derer von gemischten entsprechen, wie auch die Anzahl der Schüler die „männliche“ Berufe erlernen.

Was ist aber mit den Jungen, die durch Jungen abgehalten werden. Wo ist deren Lobby?

Gruß
achim

Hallo Achim,

Was ist aber mit den Jungen, die durch Jungen abgehalten
werden. Wo ist deren Lobby?

ich frage mich das auch oft. Wir Frauen können und sollen nach manchen auch hier kursierenden Statistiken nicht die alleinigen Erzieher der Buben im Kindergarten- und Grundschula-Alter sein. Hier fehlt eindeutig ein „Boys’ Day“ um die Möglichkeiten für diesen potentiellen Interessentenkreis schon während der Schulzeit zu zeigen.

Frauen haben die erweiterten Möglichkeiten für Mädchen und Frauen erkämpft bzw. erarbeitet. Wo sind die Männer, dies für die Buben und Männer tun?

Gruß, Karin