Ja, unter anderem die Erzeuger. Gute Tageszunahmen lassen sich nicht erzielen, wenn es den Tieren schlecht geht, und Stress und Angst machen nicht nur bei Schweinen das Fleisch zäh und unangenehm fest.
Auf den Aufnahmen von der Freiland-Masthühnerhaltung in den Landes kann man an einer Stelle sehen, wie die Bäuerin anklopft, bevor sie in den Stall geht. Das hat den einfachen Grund, dass die Tiere sich im Stall geschützt fühlen und bei einem plötzlichen Aufreißen der Tür panische Angst kriegen würden, das würde sich auf die Zunahmen und auf die Fleischqualität auswirken.
Dass man mit Fleisch von Tieren, denen es gut geht, durchaus auch in Deutschland, wo die Kunden angeblich weniger wählerisch sind als in F und nur auf den Cent schauen, viel bessere Preise erzielen kann, haben u.a. der Putenhalter Reinmuth aus Helmstadt-Weilerhof und der Metzger Rettig aus Rimbach-Mitlechtern gesehen. Reinmuth macht mit Freilandhaltung von Puten und etwas längerer Mast bei etwas höherem Getreideanteil im Futter (und eigener Verabeitung durch einen begnadeten Metzger) Pute wieder zu etwas Besonderem, das weit weg ist von geschmacksneutralem Kantinenwabbel. Rettig betreibt Endmast von Kälbern und Rindvieh auf den Weiden im Odenwald, die früher von den Frankfurter Großbrauereien zur Erholung ihrer Zugpferde bewirtschaftet wurden, d.h. noch nie mit Kunstdünger oder Herbiziden in Berührung gekommen sind - das Fleisch, das dabei herauskommt, zählt zu den diesseitigen Genüssen, die ganz in der Nähe vom Sinn des Lebens angesiedelt sind.
Hans Huss betreibt bei Iphofen mit Schweinen Eichen-Waldweide, wie sie bis ins 18. Jahrhundert überall üblich war: Seine Schweine genießen es sichtlich, dass sie sich dort im Eichenwald selber ihre Engerlinge ausbuddeln können usw., obwohl sie den größeren Teil ihrer Tagesration aus dem Trog bekommen (ja, man kann auch aus Eicheln Mischfutter machen), und vor allem, dass sie dort in den Suhlen die Hygiene betreiben können, die ihrem Instinkt entspricht.
Ach ja, und dann gibt es noch den Forellen-Schneider in Katzweiler, den Bisonzüchter Graaf auf der Mückenmühle bei Eulenbis und viele andere. (Graaf nenne ich deswegen, weil er sich, obwohl inzwischen ein älterer Mann, als wohl einziger Bisonhalter in D ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen frei in seiner Bisonherde bewegen kann - jedes Bisonkalb kennt ihn persönlich, weil er es bei seiner Geburt begrüßt hat.)
Ich nenne jetzt diese Beispiele, weil sie bei uns in der Gegend sind, aber es gibt solche Erzeuger überall. Und es gäbe sie nicht, wenn sie keine Abnehmer für ihre nicht ganz billigen Produkte hätten.
Kurzer Sinn: Ja, Tierhalter interessieren sich durchaus dafür, wie es ihren Tieren geht. Aus purem Eigennutz: Mit schlechtem Mastvieh kann man kein gutes Geld verdienen.
Schöne Grüße
MM