'malum incarnatum'

Hallo!
Ich habe in einem Roman einen mittelalterlichen Mönch, der einen Dämon verfolgt, um ihn zu vernichten. Würde er, wenn er davon spricht - ich nehme an, man hatte „Fachausdrücke“ :wink: -, den Dämon als „malum incarnatum“ bezeichnen - das Fleisch gewordene Böse -, bzw. ist das korrektes Latein?

Gruß,
Eva

Hallo!

Auch!

Ich habe in einem Roman einen mittelalterlichen Mönch, der
einen Dämon verfolgt, um ihn zu vernichten. Würde er, wenn er
davon spricht - ich nehme an, man hatte „Fachausdrücke“ :wink: -,
den Dämon als „malum incarnatum“ bezeichnen - das Fleisch
gewordene Böse -, bzw. ist das korrektes Latein?

Das ist korrektes Kirchenlatein; denn naturgemäß kommen die Wörter incarnare und incarnatio nicht früher vor.
Aber gerade in deinem Zusammenhang scheint mir das gut zu passen. Das Partizip „incarnatus“ ist da häufig.
Ich könnte mir auch „incarnatio mali“ vorstellen, weil die Substantive auf -io (hier: Fleischwerdung) sowohl den Vorgang wie das Ergebnis davon angeben.

Vielleicht kennt ja jemand Belege aus den Werken der lateinischen Kirchenväter und teilt sie hier mit.

Schönen Gruß!
H.

incarnatio = ensarkosis
Hi,

Vielleicht kennt ja jemand Belege aus den Werken der lateinischen Kirchenväter und teilt sie hier mit.

meinst du Belege für den Gebrauch des Substantivs „incarnatio“? Natürlich, er war seit dem 4. Jhdt. geläufig in der theologischen Literatur: Hieronymus verwendet ihn, Athanasius hat ein Werk mit dem Titel „De incarantione verbi dei“, in der Scholastik findet er sich selbstverständlich: Thomas in S.Th. III.2.11 hab ich ihn sogar gerade vorliegen.

Incarantio hatte das griech. σαρκωσις und ενσαρκωσις übersetzt. Das taucht spätestens auf bei Irenäus: Adversus Haereses III.19ff

Gruß
Metapher

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Hi Eva,

Würde er, wenn er davon spricht … den Dämon als „malum incarnatum“ bezeichnen

ich nehme an, es handelt sich um einen Fantasy-Roman. Da kann man kaum was falsch machen. Jedoch ist der Ausdruck als dämonologischer Terminus nicht nur ungebräuchlich, sondern falsch:

Incarnatio ist die Fleischwerdung eines immateriellen Wesens, im Christentum natürlich mit spezialisierter Bedeutung, wie bekannt. Auch wenn ebendort die Inkarnation auf „logos theou = verbum dei“ bezogen ist, ist Inkarnation nicht die eines Abstraktums, wie z.B. malum, sondern die eines jeweiligen individuellen Wesens. Dein Ausdruck träfe also nur dann zu, wenn mit „malum“ nicht das Böse, sondern der Böse (= Teufel u.ä.) gemeint ist.

Darüberhinaus gilt dämonologisch korrekter: Dämonen „inkarnieren“ nicht: Wenn sie materiell erscheinen, ist es eben eine Erscheinung - im Sinne einer Täuschung. Deshalb haben sie ja dann auch Fähigkeiten, die reale Körper nicht haben. Der „materiellen Erscheinung“ würde lat. epiphania entsprechen, aber das bezieht sich traditionell auf göttliche bzw. himmlische „Wesen“.

Wenn in deinem Roman also „malum“ Abstraktum ist, wäre das metaphorische „Ausgeburt des Bösen“ brauchbar.

Gruß
Metapher

Hallo!

ich nehme an, es handelt sich um einen Fantasy-Roman.

Ja, wieder einmal :wink:

Ich versuche, die langen Monologe eines mittelalterlichen Mönchs durch ein paar lateinische Floskeln aufzulockern, auch der Authentizität halber, denn es wurde zu der Zeit in der Mutter Kirche viel Latein gesprochen.

Ich versuche Kontext zu liefern und bitte Dich, meine ungeschickte Ausdrucksweise zu entschuldigen, ich dümple leider nur ganz an der Oberfläche dieser Materie.

Der fragliche Dämon hat insektenähnliche Gestalt und fährt in Mensch oder Tier, was gerade in der Nähe ist, um seine bösen Werke zu tun, z.B. verbreitet er auch die Pest. Erfährt er Widerstand oder ist kein neues Opfer in der Nähe, schrumpft er und kommt der Auflösung nahe. Feuer vernichtet ihn. Der Mönch, der sich seiner Vernichtung verschrieben hat, beklagt, seine Brüder stünden seinem Anliegen deshalb ablehnend gegenüber, weil er den Dämon gesehen habe. (Zwei andere Personen des Romans haben ihn sogar angefasst, also ist er „leibhaftig“.) Man schnüffele lieber Gerüchten von Ketzerei hinterher, statt sich der Austilgung des „corporeal evil“ zu widmen, „sent from the Devil to work his mischief“. Er bezieht sich hier wahrscheinlich nicht ausschließlich auf „seinen“ Dämon, sondern spricht allgemeiner vom Bösen, das in verschiedener Gestalt leibhaftig über die Erde wandelt.

Ich dachte dabei an Fleisch gewordene Ausgeburten seines (des Teufels) bösen Willens. Dann wäre - wenn ich recht verstanden habe - malum incarnatum korrekt? Natürlich kann es sich auch um seine höllischen Vasallen handeln. Meine Lieblingsvorstellung - weil die Gestalt dieses speziellen Dämons mich fatal an eine überlebensgroße Putzergarnele erinnert (http://www.aquarienfreunde-weyhe.de/bilder/ausfluege…) - ist die, dass Satan in das wimmelnde Kroppzeug ganz unten am Höllengrund gegriffen und eins davon nach oben geschnippst hat :smile:

Natürlich ist es Fantasy und eigentlich ganz egal, Hauptsache, es liest sich gut, aber mich würde doch interessieren, wie die kirchlichen Fachausdrücke der damaligen Zeit (Avignonesisches Exil) für solche Kreaturen (nein, nicht Putzergarnelen:wink: lauteten.

Danke Dir für Deine Antwort. Natürlich gab’s Sternchen!
Gruß,
Eva

malum incorporatum

Ja, wieder einmal :wink:

yepp :wink:

Ich versuche, die langen Monologe eines mittelalterlichen
Mönchs durch ein paar lateinische Floskeln aufzulockern, auch
der Authentizität halber, denn es wurde zu der Zeit in der
Mutter Kirche viel Latein gesprochen.

Nicht nur viel, sondern nur. Meister Eckhart hat das erst gegen erhebliche Widerstände geändert.

Von

ungeschickte Ausdrucksweise

kann ich nichts erkennen …

aber mich würde doch interessieren, wie die kirchlichen Fachausdrücke der damaligen Zeit (Avignonesisches Exil) für solche Kreaturen (nein, nicht Putzergarnelen:wink: lauteten.

Nach deinem Einblick entspricht dem von dir Gemeinten in der christlichen Dämonologie des MA der Fachausdruck „incorporatio“. Du könntest also „malum incorporatum“ nehmen, oder nach dem Vorschlag von Hannes „incorporatio mali“.

Wie immer: viel Vergnügen dabei :smile:
Gruß
Metapher

Danke -

  • Metapher und Hannes, eure Beiträge waren sehr hilfreich und kommen, außer, dass sie in die Übersetzung einfließen, noch in mein privates Archiv!

Grüße,
Eva

Hallo!

Vielleicht kennt ja jemand Belege aus den Werken der lateinischen Kirchenväter und teilt sie hier mit.

Ich dachte nicht an die Verwendung des Wortes „incarnatio“ als solches - Belegstellen für "i~ Verbi"gibt es ja zuhauf -, sondern an die Verbindung mit „malum“ u. Ä.; vielleicht auch als Übernahme aus dem Griechischen der Koine.
Schönen Gruß!
H.

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