Mangelhafte Einsatzplanung

Hallo,

gestern wurde im Ersten in der Sendung „ANNE WILL“, das Thema:
„Obama ruft! Mehr Soldaten, mehr Krieg?“
diskutiert.
http://daserste.ndr.de/annewill/

Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr „Harald Kujat“, vertrat die Ansicht, dass der Standort in Kunduz, mangelhaft versorgt sei.
Die Truppenstärke wäre mangelhaft und auch an notwendiger Ausrüstung würde es dort fehlen.

Jetzt meine Frage:
Wie kann ein Oberkommandeur verantworten, mangelhaft ausgerüstete Truppen in einen Einsatz ziehen zu lassen?

Gruß
karin

Wie kann ein Oberkommandeur verantworten, mangelhaft
ausgerüstete Truppen in einen Einsatz ziehen zu lassen?

Das hat nicht der Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt (Verteidigungsminister), noch ein Soldat zu verantworten, sondern schlicht die mandatsgebenden Mitglieder des Bundestages.
Die Bundeswehr sucht sich konsequenter Weise als Parlamentsarmee weder aus was sie macht, noch wie sie es macht. Beides entscheidet der Bundestag - mehr oder weniger kompetent. Und genau DAS hat Kujat kritisiert.
Was beispielsweise auch ein absolutes Alleinstellungsmerkmal deutscher Einsätze ist, ist die „Mandatsobergrenze“ der Soldaten. Das ist m.E. einsatztechnisch ungefähr so sinnig, wie wenn ein Landtag darüber abstimmt mit wie vielen Kräften beispielsweise ein Polizeieinsatz bei einer Demonstration durchgeführt wird.
Entweder man vertraut darauf, dass die der FDGO verpflichtete Exekutivkräfte ihren verfassungsgemäßen und vom Parlament formulierten Auftrag gemäß ihrer Expertise bestmöglich durchführen (wie z.B. die Polizei oder die Streitkräfte anderer Demokratien) oder man lässt es. Dieses herumgeeiere in Afghanistan ist m.E. so schlicht eine völlig unprofessionelle und unnötige Gefährdung von Soldaten und damit auch von Zivilisten.

Gruß Andreas

Hallo,
solche Fragen würden nicht auftreten, wenn du Ahnung von der BW hättest. Andreas hat das im Prinzip schon beantwortet, dem brauch man nichts hinzuzufügen.
Gruss
Rainer

guten morgen,

folgendes problem hat die armee:

sie wurde nicht als eine kämpfende armee nach afghanistan geschickt sondern als eine organisation die die infrastruktur wieder aufbauen soll. die aufgabe war auch die dortigen polizeikräfte auszubilden und handlungsfähig zu machen.
so dass sie wieder aus dem land abziehen kann. das war der plan.

nun,soll aus der aufbauenden armee eine kämpfende armee werden.seit an seit mit amerika.weil amerika es so will.

hätten wir tatsächlich eine krieg führen wollen - stünde unsere armee mit besten kampfgerät in diesem lande.

die frage ist also eine andere: wollen wir, einen nicht zu gewinnenden krieg über jahrzehnte führen mit allen konsequenzen?
wenn ja, produzieren wir kriegsgerät und geben es unseren kämpfern.
wenn nein, verlassen wir dieses geschundene land afghanistan bitte sofort.

oder?!

Bartholomäus

Hallo Andreas,

Ich beobachte bei manchen Bundeswehrsoldaten eine Art verfestigte Opferhaltung. Ständig fühlt man sich gegenüber Armeen im Ausland vernachlässigt oder benachteiligt. Das war sogar zu Zeiten des Kalten Krieges schon so, als die BW noch in vollem Saft stand.
Natürlich sind Bedürfnisse prizipiell unbegrenzt, aber dass die BW im internationalen Vergleich so benachteiligt ist, ist m. E. ein Eindruck, der vor allem durch argumentative Rosinenpickerei entsteht. Es werden an verschiedener Stelle Vorteile zusammengklaubt, die damit systemaitsch verbundenen Nachteile oder völlig anderen Voraussetzungen aber ignoriert. Die Vorteile, die die BW hat werden demgegenüber aber für selbstverständlich gehalten und gering geschätzt.

Ich erinnere mich noch wie es immer hieß die Amerikaner hätten eine so viel bessere persönliche Ausrüstung - praktischere Kleidung, bessere Zelte, leichtere Waffen. Wenn man dann mit Amerikanern sprach, dann klagten die nur über ihre scheiß Stiefel, das fürchterliche Essen und die (wohl objektiv) völlig unbrauchbare ABC-Ausrüstung. Die deutschen Ausbilder schwärmten immer, mit einem gewissen Gruseln, von der Schießausbildung der Amerikaner, wo man angeblich so mit Mununition zum Üben gesegnet war. Komisch nur, dass die Schießergebnisse gar nicht soviel besser waren und ich habe selbst mitübende Amerikaner erlebt, die noch nie eine Handgranate in der Hand gehabt hatten. Die eigene Vernachlässigung ist also wohl auch eine Frage der Perspektive.

Natürlich sind viele Parlamentsentscheidungen von sachfremden Motivationen Durchdrungen und auch die vom Parlament gesetzte Obergrenze mag in ihrem Umfang nicht (mehr) angemessen sein. Aber auch der große US-Bruder leidet unter massiven Lobbyismus. Das die Waffenlobby in den USA ein enormes Gewicht hat, mag dazu geführt haben, dass die US-Armee zum Teil hervorragend ausgerüstet ist. In anderen Bereichen sieht das aber auch wieder nicht so rosig aus. Ich möchte etwa im Ernstfall glaube ich lieber in ein deutsches Lazarett und die „Mitarbeiterführung“ scheint mir in den USA auch eher abschreckend zu sein. In anderen Armeen ist die Problemlage wieder eine andere, aber außer in Militärdiktaturen leiden alle Armeen in der Selbstwahrnehmung wohl bitteren Mangel.

Für die Ausgestaltung des Afghanistaneinsatzes scheinen mir an den Entscheidungen zu Stärke und Ausrüstung hohe Militärs als Experten mitgewirkt haben. In öffentlichen Verlautbarungen wurde die Ausstattung der Bundeswehr von verantwortlichen Militärs nicht kritisiert bzw. nur sehr vereinzelt. Ich erinnere mich aus ganz juger Zeit an ein Interview mit dem Kommandeur des Lagers in Kundus, in dem er befand, dass vor Ort im Grunde alles vorhanden sei, um dann nur die mangelnde Akzeptanz zu Hause zu beklagen.
Wenn also Truppenstärke und Ausrüstung wirklich wesentlich mangelhaft sind und dies (aus Opportunismus ?) von den Verantwortlichen Militärs nicht ausgesagt wird, dann muss man dies aber nicht den Politikern vorwerfen. Natürlich hat ein Soldat in der Öffentlichkeit zurückhaltung mit Kritik an Entscheidungen des Oberkommandos zu wahren, aber von Generalen darf man wohl erwarten, dass sie die Regeln auch des politischen Geschäftes in Ansätzen beherrschen.

Was beispielsweise auch ein absolutes Alleinstellungsmerkmal
deutscher Einsätze ist, ist die „Mandatsobergrenze“ der
Soldaten. Das ist m.E. einsatztechnisch ungefähr so sinnig,
wie wenn ein Landtag darüber abstimmt mit wie vielen Kräften
beispielsweise ein Polizeieinsatz bei einer Demonstration
durchgeführt wird.

Was die Truppenstärke angeht, so wurde die bewilligte Mann/Fraustärke soweit ich mich erinnere, über lange Zeit gar nicht ausgeschöpft und damit gab es genau das, was du forderst. Einen Entscheidungsspielraum für Verstärkungen, die, wie wohl überall, dann vom Minister angeordnet werden muss. Hier erkenne ich keinen negativen Sonderstatus der BW.

Die Bundeswehr sucht sich konsequenter Weise als
Parlamentsarmee weder aus was sie macht, noch wie sie es
macht. Beides entscheidet der Bundestag - mehr oder weniger
kompetent.

In allen demokratischen Ländern entscheidet eine politische Stelle darüber in welchem Maß man sich engagieren will. Auch bei den Amerikanern war es nun Obama, der zusätzlche Soldaten bewilligen musste. Bei uns ist das eben das Parlament.

Gruß
Werner

Hallo,

Wie kann ein Oberkommandeur verantworten, mangelhaft
ausgerüstete Truppen in einen Einsatz ziehen zu lassen?

Das hat nicht der Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt
(Verteidigungsminister),
noch ein Soldat zu verantworten,

meiner Ansicht nach, ist der Verteidigungsminister, derjenige, der für seine Truppen - auf politischer Ebene - eintreten muss.
Er könnte - theoretisch - flammende Reden im Bundestag halten, um auf die mangelhafte Ausrüstung seiner Soldaten hinzuweisen und sich dabei natürlich auf die - ihm unterstellten - obersten Militärfachkräfte berufen.

Der vorletzte Verteidigungsminister Franz Josef Jung, hat noch im Mai dieses Jahres verkündet:
„Ich halte es für falsch, von einem Krieg zu sprechen. Es ist ein Stabilisierungseinsatz. Denn allein militärisch werden wir in Afghanistan keinen Erfolg haben. Ein Krieg wird nur militärisch geführt. Im Krieg findet kein Wiederaufbau statt, kein Bau von Schulen oder Krankenhäusern, im Krieg werden keine einheimischen Streitkräfte ausgebildet. In Afghanistan ist kein Krieg.“

sondern schlicht die mandatsgebenden Mitglieder des
Bundestages.

Die widerum durch Mitglieder des Verteidigungsausschusses des Bundestags informiert werden z.B. Elke Hoff (FDP):
„Auch Elke Hoff, FDP, Mitglied des Verteidigungsausschuss des Bundestags, bestätigt die mangelhafte Ausstattung und die zunehmende Gefährdung der deutschen Soldaten.“
(16.09.2009)
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/2/0,3672,7894274…

Und wie hat Frau Hoff abgestimmt, als es um die Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes ging? Sie muss doch dagegengestimmt haben, wenn ihr die deutschen Soldaten am Herzen liegen.
Ihr Votum:
http://abgeordnetenwatch.spiegel.de/verlaengerung_af…

Die Bundeswehr sucht sich konsequenter Weise als
Parlamentsarmee weder aus was sie macht, noch wie sie es
macht. Beides entscheidet der Bundestag - mehr oder weniger
kompetent. Und genau DAS hat Kujat kritisiert.

Harald Kujat ging sogar soweit, den Verteidigungsminister zu kritisieren:

"Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, hat Verteidigungsminister Franz Josef Jung vorgeworfen, die deutschen Soldaten in Afghanistan nicht mit dem erforderlichen Material auszustatten - um den Eindruck eines Krieges zu vermeiden.

„Wenn man die Absicht hätte, unseren Soldaten bestimmte Waffensysteme vorzuenthalten, die nach Krieg aussehen, weil man nicht möchte, dass es nach Krieg aussieht, dann würde ich das schon für ziemlich fatal halten“, sagte Kujat der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“.

„Defizite bei der Beschaffung“
Bestimmte Systeme wie Drohnen zur Aufklärung würden nicht oder nicht rechtzeitig beschafft. Andere System wie Tornados mit Bordwaffen oder die Panzerhaubitze 2000 seien verfügbar, würden aber nicht nach Afghanistan gebracht. „Es gibt Defizite bei der Beschaffung“, klagte Kujat. „Und das, was eingesetzt werden könnte, wird nicht hingebracht - offenkundig, weil man sagt: Das sieht nach Krieg aus.“"
(25.06.2009)
http://www.tagesschau.de/inland/afghanistanausruestu…

Entweder man vertraut darauf, dass die der FDGO verpflichtete
Exekutivkräfte ihren verfassungsgemäßen

Und das ist der Knackpunkt.
Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, dient nicht der Verteidigung des deutschen Staates.

Dieses herumgeeiere in
Afghanistan ist m.E. so schlicht eine völlig unprofessionelle
und unnötige Gefährdung von Soldaten und damit auch von
Zivilisten.

Bin völlig deiner Meinung.

Gruß
karin

Hallo,

folgendes problem hat die armee:
sie wurde nicht als eine kämpfende armee nach afghanistan
geschickt sondern als eine organisation die die infrastruktur
wieder aufbauen soll. die aufgabe war auch die dortigen
polizeikräfte auszubilden und handlungsfähig zu machen.
so dass sie wieder aus dem land abziehen kann. das war der
plan.

gute Gedanken!

nun,soll aus der aufbauenden armee eine kämpfende armee
werden.seit an seit mit amerika.weil amerika es so will.
hätten wir tatsächlich eine krieg führen wollen - stünde
unsere armee mit besten kampfgerät in diesem lande.

Das kann durchaus sein.

die frage ist also eine andere: wollen wir, einen nicht zu
gewinnenden krieg über jahrzehnte führen mit allen
konsequenzen?
wenn ja, produzieren wir kriegsgerät und geben es unseren
kämpfern.

Wobei inzwischen das Geld dafür fehlt.

wenn nein, verlassen wir dieses geschundene land afghanistan
bitte sofort.
oder?!

Es gibt da noch die Meinungen, dass Afghanistan ohne ausländische Truppen verloren wäre.

Gruß
karin

hallo karin,

wer sagt, dass es in afghanistan ohne fremde armee nicht geht?
amerikas führung ?!

dieses land afghanistan braucht keine kämpfer sondern ingenieure,lehrer,unternehmer u.s.w…
und sonst nichts.

bartholomäus

Hallo, bartholomäus

wer sagt, dass es in afghanistan ohne fremde armee nicht geht?
amerikas führung ?!

" Auswärtiger Ausschuss - 02.12.2009
Berlin: (hib/BOB/LEU) Deutschland soll sich mit bis zu 4.500 Soldaten innerhalb der Nato-geführten Schutztruppe ISAF (International Security Assistance Force) in Afghanistan engagieren. Das hat der Auswärtige Ausschuss am Dienstagabend beschlossen.

Für den Antrag der Bundesregierung (17/39) ), der das Mandat bis zum 13. Dezember nächsten Jahres befristet, stimmten die Koalitionsfraktionen aus CDU/CSU und FDP sowie SPD und ein Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. Die Linksfraktion und ein Abgeordneter der Grünen votierten dagegen. Zwei Abgeordnete der Grünen enthielten sich.

In dem Antrag heißt es unter anderem, die afghanische Regierung sei trotz aller Fortschritte noch nicht in der Lage, in allen Teilen des Landes eigenständig für Sicherheit und Stabilität zu sorgen. ”Die Sicherheitslage hat sich, zum Teil auch in Norden, verschlechtert“, räumt die Regierung ein.

Die Fortsetzung der ISAF-Einsatzes sei deshalb erforderlich. Andernfalls drohe ein Rückfall Afghanistans in die Zeit der Bürgerkrieges und der Terrorherrschaft der Taliban."
http://www.bundestag.de/presse/hib/2009_12/2009_291/…

Gruß
karin