so nun nicht.
hallo strubbel,
so nun nicht gerade. Das ist jetzt doch sehr verkürzt und reisserisch gesagt. Nachdem ich davon noch nie gehört hatte, habe ich vorhin in der Mittagspause ein wenig recherchiert. „Inoffizielle Mitarbeiterin“ war sie nicht!! Sicherlich beziehst du dich auf das Buch: "Undercover - Der BND und die deutschen Journalisten von Erich Schmidt-Eenboom. Hier eine Rezension in TP:
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/buch/2441/1.html
Hier wir im übrigen von den 70er Jahren berichtet, von einer Liste mit Journalisten, die dem BND in irgendeiner Weise wissentlich und unwissentlich Informationen gaben etcpp…ich will das nicht beschönigen, aber da muss man schon genau hinschauen.
Hier ein Interview mit dem Autor, in dem er selbst Dönhoff erwähnt, aber auch m.E. nach deine Aussage „innoffizielle Mitarbeiterin“ keineswegs stützt! „Mitarbeiterin“ suggeriert m.E. nach etwas mehr Involvierung!
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/2442/1.html
Näheres zu Schmidt-Eenbooms kritik an Dönhoff und was man davon halten kann findest du hier in parlazzo:
http://www.wdr.de/tv/parlazzo/a-bnd.html
—Zitat—
Grundlage der Vorwürfe gegen Dönhoff (Deckname DOROTHEA) ist ein Portrait, das sie am 26. Juli 1963 über den Geheimdienstchef Gehlen in der Zeit veröffentlichte. Der Vorwurf an die große alte Dame: „Dönhoff hingegen übernahm offenbar ungeprüft ein von Pullach aus PR-Gründen verbreitetes Urteil über den angeblich so vorausschauenden Dienst und verließ sich ganz auf ihren Eindruck seines ersten Mannes.“ (S.145) Als Gegenzeugen ruft Schmidt-Eenboom den früheren BND-Mitarbeiter Oscar Reile auf, der in seinen Memoiren von 1990 (!) Gehlen und den früheren Geheimdienst viel negativer beschreibt als Dönhoff damals. Das „Urteil einer der erfahrensten Journalistinnen der Bundesrepublik [beruhte] in diesem Fall anscheinend nicht auf eigener Recherche oder Kenntnis der Materie, sondern sie scheint ungeprüft übernommen zu haben, was ihr aus erster Hand serviert worden war. Der besagte Artikel ist nicht etwa im Auftrag des BND geschrieben worden, aber er lag ganz in seinem Sinne.“ (147) Dönhoff äußerte gegenüber dem Autor, von ihrer Einstufung und ihrem Decknamen nichts gewußt zu haben, bestätigte aber gelegentliche Besuche eines BND-Abgesandten bei der Zeit. Schmidt-Eenboom vorwurfsvoll: „Daß der Abgesandte Gehlens, der Gräfin Dönhoff gelegentlich aufsuchte, dies in dienstlichem Auftrag tat, hätte ihr allerdings bewußt sein und die Frage auslösen können, worin denn das nachrichtendienstliche Interesse am Small-talk in der Zeit-Redaktion bestehen könnte.“ (159) Das Interesse bestehe natürlich im Abschöpfen. Weil 1975 „vernichtet geglaubte Personendossiers aus der illegalen Inlandsaufklärung des BND“ auftauchten und sich darunter auch ein Dossier über Zeit-Verleger Gerd Bucerius befand, schlußfolgert Schmidt-Eenboom messerscharf: „Auch Gräfin Dönhoff müßte den Spielregeln des Geheimdienstes zufolge unwissentlich zur Ausforschung ihres Freundes und Verlegers beigetragen haben, als sogenannte Auskunftsperson (AP).“ (158)
man möge sich selbst ein urteil machen und zur not das buch lesen, aber nicht so verkürzt behauptungen aufstellen.
—nicht verschwiegen werden soll das fazit dieses artikels:
Trotz all dieser Mängel ist das grundsätzliche Anliegen des Buches nicht zu kritisieren. Bei aller Detailbesessenheit und Voreingenommenheit: Daß der BND illegalerweise Inlandspionage betrieb und wohl bis heute immer wieder versucht, zur Unabhängigkeit verpflichtete Journalisten für seine Zwecke zu instrumentalisieren, wird von Schmidt-Eenboom hinreichend belegt und bewiesen. Und zweifellos gab und gibt es innerhalb der „Vierten Gewalt“ einige Kandidaten, denen es an der nötige Distanz zum BND mangelt/e und die sich für Gefälligkeitsdienste sogar noch honorieren ließen.
—brisant ist das Thema allemal, ob mit oder ohne Dönhoff.
beste Grüße,
barbara