Marketing: was bedeutet von der "Produkt-" zur "Marktorientierung"

Guten Abend,

kann mir jemand den Unterschied zwischen Marketing als „Produktorientierung“ und
als „Marktorientierung“ erklären? Am besten mit konkretem Bezug bzw. Beispiel.

Beste Grüße und vielen Dank im voraus für alle Hilfen!

Ulf Janssen

Hallo,

bei Marktorientierung produziert ein Unternehmen das, was der Markt (die Kunden) will. Bei Produktorientierung, produziert das Unternehmen, was es will (und hofft, dass es einer kauft).

Erfolgversprechender ist natürlich, wenn ich erst die Bedürfnisse der Kunden (des Marktes) checke und dann produziere, was gebraucht wird.

Hoffe, das war verständlich.
Gruß
Monika

Hallo,

Erfolgversprechender ist natürlich, wenn ich erst die
Bedürfnisse der Kunden (des Marktes) checke und dann
produziere, was gebraucht wird.

Nicht in jedem Fall. Gerade bei Produktinnovationen ist der andere Weg. Beispiel Auto:

„Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde.“
Henry Ford

Gruß
Falke

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Jepp, da ist was dran.

Aber der Unterschied ist klar geworden, oder?

Hallo,

Erfolgversprechender ist natürlich, wenn ich erst die Bedürfnisse der Kunden (des Marktes) checke und dann produziere, was gebraucht wird.

Nicht in jedem Fall. Gerade bei Produktinnovationen ist der andere Weg. Beispiel Auto:

„Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde.“
Henry Ford

Das ist eben die Kunst zu verstehen, was der Markt/die Kunden wollen. Henry hat schon erkannt, dass es vor allem um das Bedürfnis ging schneller zu sein (und bequemer usw.).
Der Spruch erinnert mich ein bißchen an die Bahnbeamtenmentalität: Wir haben keine Konkurrenz bzw. wir haben ein Monopol. Die haben mit dieser Orientirung auf ihr Produkt Bahntransport einfach nicht erkannt, dass PKW, LKW, Luftfahrt auch Konkurrenten um den Markt Transport von Mensch und Material sind. Die Folgen sind bekannt.

Grüße

Hallo Ulf,
um es zu präzisieren:
Der Ausgangspunkt ist i m m e r der Markt, die Nachfrageseite.
Nachfrage kommt immer nur dann, wenn entweder ein Bedarf zu decken oder ein Bedürfnis zu erfüllen ist - oder beides kombiniert.
Bedarf:
Der Anlass liegt außerhalb des Menschen; er benötigt aus sachlicher Notwendigkeit Produkte, die einen Sachzweck erfüllen. Beispiel Auto: Transport von A nach B. Oder Steine zum Bauen usw. usw. ( Diese Kategorie nenne ich „Muss-Produkte“). Der Bedarf ist meist zeitlich limitiert, weil anlassbezogen („temporäres Involvement“).
Bedürfnis:
Wünsche („Strebungen“), die der Mensch aus sich selbst heraus hat, z.B. nach Geltung, Schönheit, Genuss etc. Beispiel Auto: Das Bedürfnis, eine Luxus-Limousine repräsentierend vor der Haustür zu parken. Oder Schmuck, modische Artikel usw. usw.( Diese Kategorie nenne ich „Will-Produkte“.) Bedürfnisse sind praktisch dauernd präsent („permanentes Involvement“).
Kombination:
Wieder Beispiel Auto: Es kann beides: Bringt dich von A nach B u n d kann repräsentativ wirken - oder dir ein „sportliches“ Image verleihen. Gilt auch z.B. für Kleidung: Schuhe z.B. können die Füße schützen, aber auch -als modische Turnschuh-Marken- eine bestimmte Lebensart vermitteln.
Egal, welche Ausgangssituation: Immer sind zuerst ein Bedarf oder ein Bedürfnis nötig, erst dann, und in möglichst präziser Kenntnis dieser jeweiligen Ausgangslage, kannst du ein Angebot entsprechend kreieren. Das gilt für Hardware, Software und für Dienstleistungen.
Merke:
Vom Mark her denken - zum Markt hin handeln. In dieser Reihenfolge.
Marketing bedeutet schließlich:
Mit einem (dem Wettbewerb) überlegenen Angebot
im Moment der Kaufbereitschaft
beim potentiellen Käufer
präsent sein.

Heinz

N’abend Heinz und danke!

Ich verstehe deine Erläutern, hätte doch gerne ein paar konkrete Beispiele (Welche Firmen in welcher Zeitperiode) haben produktorientiertes Marketing betrieben. Schließlich muss von diesen Beispielen, die Definition/ eine Schlussfolgerung abgeleitet worden sein.

Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass Unternehmen
willkürlich Dinge produzieren, ohne zu wissen, ob der Markt hierfür ein Bedürfnis hat.
Selbst in der Nachkriegszeit (also in den 50-60er Jahren).
Auch hier wusste man, der deutsche Markt braucht z.b. Automobile. Deswegen wurden sie auch produziert, also markt- und nicht produktorientiert.

Ulf

Hallo Ulf,

OK, ein Beispiel:
Ich habe einmal für einen Hersteller elektronischer Bauelemente („Weltkonzern“) gearbeitet, der seine Produkte - u.a. Chips - an einen anderen ebenfalls großen Hersteller von Endprodukten lieferte. Dieser hatte, weil er es konnte, damals einen sogenannten „All-in-One-PC“ entwickelt und gebaut. Die gingen damals von der Annahme aus, dass die Menschen mit nur einem Gerät in einem Zimmer sowohl Fernsehen, als auch PC-Aktivitäten haben wollten.
Die bauten diese Dinger, lieferten sie in den Handel und waren dann erstaunt, dass sie wie Blei auf den Regalen liegen blieben. Sie waren ratlos. Die Entwicklung dieser Dinger, inklusive unserer Firmenbeteiligung bei den applikationsspezifischen Chips, hatte
mindestens einige Hunderttausend verschlungen.
Ich präsentierte denen dann eine kleine Marktforschungsfirma, die damals schon in virtuell produzierten Filmen Fertigprodukte, wie z.B. diesen „All-In-One-PC“ simulieren und einer Gruppe potentieller Käufer vorführen konnte. Diese Gruppe hätte dann klar sagen können,
ob so ein Produkt eine Marktchance hätte und was die Interessenten ggf. dafür zahlen würden. Ein solcher Vorab-Check hätte vor dem Entwicklungsstart stattfinden müssen und übrigens einen Bruchteil der Entwicklungs- und „Marketing“- Kosten gekostet.
Die Leute dieses deutschen Weltkonzerns waren damals überrascht und fasziniert von den Möglichkeiten, vorher den Markt zu fragen, ob er Dinge, die man sich selber aufgrund seiner Fähigkeiten ausgedacht hat, überhaupt haben will.
Frage beantwortet? Weitere Fragen gerne willkommen.
Heinz

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