Marokkanische Teekannen mit Blei?

Guten Tag,
gerne würde ich wissen, ob die typischen marokkanischen Teekannen auch Blei enthalten können, das ja Bestandteil von Messing sein kann.
Natürlich kann man keine Generalaussagen machen und muss die Kannen im Zweifel eben als Deko benutzen, dennoch würde ich gerne wissen, ob sich jemand damit auskennt.
Es gibt sie ja auch hier zu kaufen , beschrieben eindeutig zur Benutzung, wäre das mit Blei überhaupt erlaubt?
Der einzige Bestandteil , den ich sicher erkennen kann ist das Kupfer.
Gibt es eine Möglichkeit, die innen zu versiegeln, zum Beispiel mit einer ordentlichen Kalkschicht?

Eh ich die Mitbringsel hier zur Benutzung freigebe, würde mich das alles interessieren.

Grüße,
Zahira

Hallo Zahira,

bleifreies Messing ist ein Werkstoff gehobener Technologie, der für Teekannen viel zu teuer ist (beiläufig auch nicht so einfach auf Hochglanz zu kriegen und schwieriger zu verarbeiten ist als das übliche Messing mit ein paar Prozent Blei).

Die Messingkannen aus dem gesamten Maghreb werden in ihrer Heimat nur innen verzinnt verwendet, vermutlich nicht aus Zufall.

Für Touristen, die sowas mitnehmen, kann es ein Problem(chen) darstellen, dass nach einer Art frühneuzeitlicher Zunftordnung die Messingschmiede nicht verzinnen und die Verzinner keine Messingwaren anfertigen dürfen, so dass es für den Kunden wichtig ist, dass er im Soukh die Messingschmiedegasse und die Verzinnergasse kennt, wenn er am Schluss eine neue Teekanne nach Hause bringen möchte.

Ich habe hier einen Ibrik aus Tripoli, den mir ein libyscher Ingenieur geschenkt hat, der unter anderem Luft- und Raumfahrttechnik in UK und bei der NASA studiert hat, der ganz stolz darauf war, dass er den einzigen Messingschmied in Tripoli kennt, der auch verzinnen darf. Für mich eindrucksvoll, wie da die Jahre 1430 und 2009 aufeinanderprallten.

Schöne Grüße

MM

hier wäre was für dich:
http://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2005/08/schwermetalle_aus_keramikglasuren_koennen_die_gesundheit_gefaehrden-6134.html

Servus,

die bis 3% Blei in Messing verhalten sich anders als Blei in Keramikglasuren, sind aber durchaus problematisch für Ess- und Trinkgeschirr. Deswegen gehen die schlauen Marokkaner ja her und verzinken das Messinggeschirr innen - wie beschrieben.

Schöne Grüße

MM

Danke, auch das interessiert mich, auch wenn es in der Frage um Messing ging hatte ich doch auch noch die Keramik im Hinterkopf und bin froh, mir eine unglasierte Tajine gekauft zu haben, hab aber doch allerlei Töpferkram auch mitgebracht.Denke aber, wenn das Essen da nur für eine kurze Zeit drin ist während des Essens, nicht drin gekocht wird und keine Säuren hinein kommen, dann wird das schon in Ordnung sein.

Ja, hm, so hatte ich das schon befürchtet.
Dann muss ich entweder ohne Zeitreise jemanden hier finden, der das verzinnt oder die Kannen sind ja auch sehr schöne Übertöpfe. Ein zarter Farn sieht darin schon liebreizend aus.
Aufgewachsen in einem Haus mit Bleirohren und den Kommentaren der Klempner „ist doch inzwischen alles dick eingekalkt“ frage ich mich aber weiter, ob man da durch vielfaches Verdunsten nicht eine solide Kalkschicht einbringen kann,bzw, ja das kann man bestimmt, aber ob das Schutz genug ist.
Wahrscheinlich habe ich in meiner Jugend durch die Wasserrohre mehr Blei aufgenommen, als jetzt durch 1-2 Pfefferminztee in der Woche.
So war das (Problem-)„chen“ gemeint?

Wenn ich hier keinen finde, der das verzinnt, könnte ich es auch beim nächsten Mal wieder mitnehmen :grin: und hoffen, die Verzinner in den Souks auch zu finden.Wahrscheinlich ist das nicht.

Nein, nicht wie beschriebn.
Verzinken und verzinnen sind ziemlich verschiedene Werkstoffe und Verfahren.

Ja, mit einer im Handwerk üblichen Weichlotpaste (click ) oder (click) die neben der oxidlösenden Chemie eine Verzinnung aus 97% Zinn (Sn) und 3% Kupfer (Cu) bewerkstelligt.

Ein versierter Heimwerker bekommt das alleine hin.
Sicherheits- und Verarbeitungshinweise bitte beachten.

Servus,

vergiss das ‚k‘ - es geht natürlich um verzinnen.

Vor wenigen Jahren hab ich mich noch über die Flüchtigkeitsfehler bei E-Mails und sonstigem online-Tippen lustig gemacht, jetzt holen sie mich zu Dutzenden ein.

Schöne Grüße

MM

Wirf die Kanne ins Feuer, dann siehst, wieviel Blei heraustropfen :smile:

Das habe ich mir jetzt mal angeguckt und einen groben Überblick, wie das funktionieren soll.
Aber eine gute website für motivierte Ahnungslose wie mich habe ich noch nicht gefunden.
Hast Du da eine Idee oder Seite zur Hand?
Das ist ein Ansatz, den ich tatsächlich erwägen würde und ich lerne gerne handwerklich!

Naja, ordentlich mit der Flamme löten sollte man schon können.

Um die Kanne von innen zu verzinnen kann man so vorgehen:
Die Kanne innen mit der Lötpaste dünn(!) aber gleichmässig(!) einstreichen.
Danach von unten (am Boden) anfangend die Kanne von aussen mit einem Propanbrenner mit grossem Brenneraufsatz oder sogar einem Dachdeckerbrenner (click) soweit erhitzen, bis die Lötpaste aufgeschmolzen ist und dann kreisförmig nach oben durcharbeiten um möglichst wenig Spannung ist Material zu bringen.
Die Kanne dafür auf einen alten Backrost o.ä. stellen, der feuerfest „aufgebockt“ ist (z.B. auf Ziegelsteinen).
Durch die grosse Oberfläche dauert es recht lange, bis die Hitze ausreichend ist, um die Paste aufzuschmelzen. Aber einmal die "Grundhitze drin, sollte es relativ zügig gehen.
Die Kanne nach der Hitzeaktion langsam(!) abkühlen lassen (ggf. einen grösseren Topf überstülpen) und gut auswaschen um Lötmittelreste zu entfernen.

Wenn dir versehentlich Lötpaste aussen drauftropft, dies vor dem Erhitzen mit viel Wasser wegspülen. Sonst hast du da später einen Zinn-„Fleck“.

Tasächlich könnte man das auch im Backofen bei 250°C machen.
Aber die Dämpfe willst du nicht in der Küche haben.

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Lötzinn gibt es mit und ohne Blei! Wenn du Zinn verwendest, welches für Wasserleitungen zugelassen ist, ist dies bleifrei.
Was nach 4:00 kommt, ist für dich nicht relevant, das Video stammt aus dem Bereich Autospenglerei.

Leider auch aus dem Bereich Spenglerei:

MfG Peter(TOO)

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Herzlichen Dank für diese Hinweise.
Ich habe noch Fragen:

Kann die Flamme die Kanne beschädigen, Verfärbungen, die bleiben z.B.?
Darf eine so (gründlich und sorgfältig) behandelte Kanne als ungiftig und benutzbar gelten?
Ich muss da nichts machen, als die gründlich aber dünn aufgetragene Paste schmelzen lassen und hinterher abspülen und auswaschen, d.h. muss nicht an der heissen Kanne meine Finger verbrennen?
Der Ofen hätte schon Vorteile,langsames Erhitzen und langsames Enthitzen und nicht Brenner besorgen müssen.So schlimm, die Dämpfe? Hier ist durch 3 große Fenster sehr guter Durchzug, ist das raus, wenn´s raus ist?
Ich habe einen Freund, der ist Automechaniker der alten Schule. Ist das was für den?

Nochmals danke, mir liegt etwas an diesen schönen Erinnerungen…

Danke für den Hinweis auf die eventuelle Bleihaltigkeit!!!
Mal gucken, ob ich mir das zutraue. Es hat ja nur Sinn, wenn es dann auch wirklich ungiftig versiegelt ist.

Ja, das kann passieren wenn man mit der „Kern“- Flamme zu nah an das Messing geht oder mit einer „Turbo“ Flamme arbeitet.
Deshalb ist ein zugfreier Ort und Geduld gefragt.

Wenn der Topf „alt genug“ ist, kann man den auch von Anfang an als „Haube“ über die Kanne setzen und von Unten einfach die Flamme davorhalten.

Man hat dann nur keine rechte Kontrolle über das Schmelzgeschehen in der Kanne.
Die Temperaturen an der Topfwandung lassen sich aber mit einem IR-Thermometer checken…

Da ist dann ein wenig experimentelle Ambition gefragt :slight_smile:

Darf eine so (gründlich und sorgfältig) behandelte Kanne als ungiftig und benutzbar gelten?

Ja.

Ich muss da nichts machen, als die gründlich aber dünn aufgetragene Paste schmelzen lassen und hinterher abspülen und auswaschen, d.h. muss nicht an der heissen Kanne meine Finger verbrennen?

Simpel as that.
Wenn man hinterher unverzinnte Stellen feststellen sollte, kann man diese auch einfach „nachbehandeln“. Das bedingt aber nochmal die komplette Hitzeprozedur.

Der Ofen hätte schon Vorteile, langsames Erhitzen und langsames Enthitzen und nicht Brenner besorgen müssen.So schlimm, die Dämpfe? Hier ist durch 3 große Fenster sehr guter Durchzug, ist das raus, wenn´s raus ist?

Ich würde mich für schädliche Ablagerungen der Dämpfe im Backofen nicht verbürgen wollen. Die Dämpfe, die als Wrasen abziehen sind sicher ganz schnell weg. Aber die Aktion mit geöffneter Backofentür ist der Backraumtemperatur nicht förderlich.
Ich hab schon sooooo viel Rohrleitungen - auch in Wohnungen - gelötet, dass ich für de Raumluft mit guter Durchlüftung keine Bedenken habe.
Den Aufwand, den Backofen hinterher wieder in einen hygienisch einwandfreien Zustand zu bringen, sehe ich als erheblich an.

Ich habe einen Freund, der ist Automechaniker der alten Schule. Ist das was für den?

Frag ihn. Wenn er auch FZ-Klempner kann, sollte er das handwerklich drauf haben.

Restfrage:
Habe einen Kachelofen, der sehr heiss wird.
Der zieht nach oben ab.
Wenn da nur noch Glut ist, müsst doch auch gehen, oder?

Ansonsten alles geklärt und nun hab ich eine Vorstellung, mit der ich etwas anfangen kann.
Danke dafür!

Ist ne Risikosache. Da kann es durchaus zu heiss drin sein und die Kanne läuft dir in allen Farben an bis zur Möglichkeit, dass die Verzinnung „verbrennt“.