Marx fürs Finanzministerium ?

Gute Tag werte Leserinnen und Leser diese Artikels,

die Aktionskünstlerin und Professorin für Medienkunst Christin Lahr, überweist an das Finanzministerium jeden Tag 1 Cent und schreibt in den Verwendungszweck ein paar Zeilen aus dem Werk „Das Kapital“ von Karl Marx. Bis sie ihr Kunstwerk abgeschlossen hat, vergehen ein paar Jahre . . .

Wie so etwas in den Ministerien verbucht, bzw. verarbeitet wird, weiss ich nicht.

Aber könnte das ein Beispiel für eine sanfte Demonstration gegen das politische Panoptikum werden ?

Beste Grüsse,

Claude

Moin,

es ist zumindest eine wirksame Methode, mit einer medienwirksamen Aktion seinen Namen als Künstler bekannt zu machen, was sich zweifelsohne auf die Preise der sonstigen Künste auswirkt.

M. E. eher eine Werbeaktion als Kunst.

Gruß

ALex

Guten Morgen!

Aber könnte das ein Beispiel für eine sanfte Demonstration
gegen das politische Panoptikum werden ?

In der Tat hat eine solche Zahlungs-Kunst ein nicht zu unterschätzendes Flashmob-Potential.

Aber es gibt dafür eine quasi-natürliche Obergrenze, die dann erreicht ist, wenn die Höhe der verschenkten Gelder die Höhe des Verwaltungsaufwands erreicht hat, den diese Zahlungen verursachen.
In unserem digitalen Zeitalter sollte diese Grenze nicht allzu hoch liegen, zumal sie durch entsprechende Anpassung von Gesetzen und Verwaltungsvorschriften beeinflussbar ist.

Noch einige Sätze zur Kunstform der Aktion, auch wenn das nicht erfragt ist.
Das Unästhetische daran ist ohne jede Frage der Marx. Einfach nur abgedroschen, und viel zu nah am Politideologischen. Zumindest Karl. Groucho wäre weit besser gewesen.

Der künstlerische Wert der Aktion besteht in Gänze darin, auf knappstem Raum das zu zeigen, was die Übersetzung des Wortes „Geschenk“ ins Englische noch knapper zeigt: Das Geschenk ist seinem Wesen nach ein Gift.
Lahr übergibt dem Amt ein Geschenk - und träufelt damit fortwährendes Gift in den Verwaltungsorganismus, dem die Verarbeitung dieses geschenkten Geldes mehr Geld kostet als die Schenkung wert ist. Großartig.
Spätestens seit Marcel Mauss’ Kulturtheorie der Gabe in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ist diese Giftigkeit des Geschenks ein hochspannendes Forschungsfeld. Nicht nur an Weihnachten.

Noch eine Frage an dich: Was hat das eigentlich mit dem Panopticon zu tun, also mit der Kunst der Überwachung?

E.T.

Bon jour Monsieur Tyllmesz,

Groucho’s „Schule des Lächelns“ gefällt mir auch besser, aber hier handelt sich es nun mal um das Werk von Christin Lahr.
Die Wahl der Schriften, mit den man den Verwendungszweck eines Überweisungsträgers füllt, liegt in der Botschaft.
Eine Gabe hat keinen Preis, also kann man sie als unschätzbar einwerten.
Als Panoptikum verstehe ich eine Sammlung von Kuriositäten.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag,

Claude

Bon jour Alex,

bitte seien Sie nicht so streng mit der Künstlerin.
Diese Form der minimalistischen Kunst versucht, dem Betrachter den Ball mit der Frage „was ist Kunst“ zuzuspielen. Die grundlegende Idee dabei ist, das Kunst erst im Betrachter entsteht, als Ergebnis von Erziehung, Erfahrung und Diskussion.

Beste Grüsse,

Claude

Moin,

was dann letztendlich zu der Frage führt: „Ist das Kunst oder kannd as weg?“
Ich meine: Es kann weg. Wir haben schon genügend fragwürdigen Aktionismus um der publicity willen, auch in den Ämtern und Behörden, von daher reiht die Künstlerin sich auch nur in die ein, die sie angeblich kritisieren will.
Außerdem ist die kindische Art der Kostenverursachung schlicht kontraproduktiv.

Gruß
AKQJ10s

Hallo,

diese Art der Demonstration gegen unser Steuersystem gefällt mir!
Allerdings wird es leider nicht viele bringen: Einer so großen Behörde wie einem Finanzministerium tut man damit nicht weh.
Das muss sich schon gegen einzelne, kleine Rädchen des Systems wenden, z.B. einzelne Finanzbeamte.
Also: Macht alle mit! Meine Kontonummer eines dafür geeigneten Finanzbeamten (bitte keine unnötigen Gewissensbisse, das ist ein echt fieser Typ der das voll verdient!) bekommt ihr gern auf Anfrage. Damit euch nicht eure Bank dabei irgendwann mal Probleme macht, würde ich außerdem empfehlen, nicht immer nur genau 1 Cent zu überweisen, es dürfen dann auch mal andere Beträge sein.

Gruß,
Markus

Hallo,

Also: Macht alle mit! Meine Kontonummer eines dafür geeigneten
Finanzbeamten (bitte keine unnötigen Gewissensbisse, das ist
ein echt fieser Typ der das voll verdient!) bekommt ihr gern
auf Anfrage.

Ist wohl deine eigene Kontonummer.

Gruß
Pontius

Guten Morgen!

Lahr übergibt dem Amt ein Geschenk - und träufelt damit
fortwährendes Gift in den Verwaltungsorganismus, dem die
Verarbeitung dieses geschenkten Geldes mehr Geld kostet als
die Schenkung wert ist. Großartig.

Mit dem Verwältungsorganismus meinst du wohl die Steuerzahler.

Gruß
Pontius

Guten Abend RoyalFlush,

Gewagte ästhetische Experimente sollen verstören und zum Nachdenken anregen. Die Provokation scheint eine gute Möglichkeit zu sein, sich im Konzert der Massenmedien durchzusetzen.

So etablierte sich die umstrittene Maxime: „Gute Kunst muss weh tun“
Künstler lassen sich lieber angreifen als ignorieren.

Gruss,

Claude

Guten Abend RoyalFlush,

Gewagte ästhetische Experimente sollen verstören und zum
Nachdenken anregen. Die Provokation scheint eine gute
Möglichkeit zu sein, sich im Konzert der Massenmedien
durchzusetzen.

So etablierte sich die umstrittene Maxime: „Gute Kunst muss
weh tun“
Künstler lassen sich lieber angreifen als ignorieren.

Moin,

es ist leider nicht nur in der Kunst so, dass „laut“ mit „gut“ verwechselt wird. Ist die Benetton Kampagne aus den 90ern, als mit blutdurchtränkten Shirts oder Pullis mit Einschusslöchern geworben wurde, deswegen Kunst? Und worin unterscheidet sie sich zu der Gestaltung einer Käseverpackung?

Gruß

ALex

Guten Tag Alex,

Ich hatte damals das Glück, mit Oliviero Toscani zu arbeiten. Unsere erste Regel hieß: „Mache Deine Kunden reich“.
Provokation erweitert den Geist, ist gut fürs Denken und verstehen.

Gruss,

Claude

Hallo,

Ist wohl deine eigene Kontonummer.

Ja - hab ich doch geschrieben.

Gruß
Markus