Marx, Kommunismus und Russland

Hallo
Ich habe heute mit einem meiner Freunde über Philosophie und die verschiedenen Theorien/Richtungen/Thesen diskutiert und da sind wir irgendwie bis nach Russland gekommen (also gedanklich :wink: ). Es gibt ja diese These von Marx, wo er sagt, dass jede Gesellschaft von Feudalismus, zum Kapitalismus, dann zum Liberalismus, Sozialismus und schließlich zum Kommunismus übergeht. Jetzt meine Fragen:

  1. War meine Aufzählung richtig? Ich kenne mich nicht so mit dem Kommunismus aus, also kann ich das nur flüchtig.
  2. Russland ist sofort vom Kapitalismus zum Kommunismus übergewechselt, also wurde Marx’ These widerlegt. Ich habe jetzt aber vollkommen vergessen, WER genau seine These widerlegt hat.

Vielen Dank und schönen Abend
hahihu

Hallo
Ich habe heute mit einem meiner Freunde über Philosophie und
die verschiedenen Theorien/Richtungen/Thesen diskutiert und da
sind wir irgendwie bis nach Russland gekommen (also gedanklich
:wink: ). Es gibt ja diese These von Marx, wo er sagt, dass jede
Gesellschaft von Feudalismus, zum Kapitalismus, dann zum
Liberalismus, Sozialismus und schließlich zum Kommunismus
übergeht.

Von Liberalismus als Zwischenstufe ist mir nix bekannt.

Marx war eher der Meinung, dass das Proletariat in einer grundlegenden
Umwälzung (proletarische Revolution) sich der Produktionsmittel bemächtigt
(also die Großbourgeoisie entmachtet) und dann ihre kommunistische
Ordnung errichtet.
Dass Marx von Sozialismus als Zwischenstufe gesprochen hat, ist mir
auch unbekannt. Soweit ich weiß, ist diese Idee viel später geboren.

Jetzt meine Fragen:

  1. War meine Aufzählung richtig? Ich kenne mich nicht so mit
    dem Kommunismus aus, also kann ich das nur flüchtig.
  1. Russland ist sofort vom Kapitalismus zum Kommunismus übergewechselt,

Russland stellt insofern eine Ausnahme dar, als dass hier eigentlich
kein starkes Proletariat existierte. Arbeiterklasse gab es nur in
geringen Umfang in den wenigen Industriestandorten.
Russland ist also eher vom Feudalismus direkt zum Kommunismus gewechselt.

also wurde Marx’ These widerlegt. Ich habe
jetzt aber vollkommen vergessen, WER genau seine These widerlegt hat.

Deine Aussagen sind konfus und deine Hausaufgaben solltest du selber machen.
Im Internet gibt es auch genug dazu zu lesen.
Gruß Uwi

Hallo!

Es gibt ja diese These von Marx, wo er sagt, dass jede
Gesellschaft von Feudalismus, zum Kapitalismus, dann zum
Liberalismus, Sozialismus und schließlich zum Kommunismus
übergeht. Jetzt meine Fragen:

  1. War meine Aufzählung richtig?

Nein.
Primitive Stammesgesellschaften bzw. Ur-Kommunismus -> Sklavenhaltergesellschaften -> Feudalismus -> Kapitalismus -> Kommunismus

Der Liberalismus ist -wenn schon- eine bestimmte Phase, bzw. ja die Hauptphase, des Kapitalismus, nämlich die ‚hochbürgerliche‘ Phase.

  1. Russland ist sofort vom Kapitalismus zum Kommunismus
    übergewechselt, also wurde Marx’ These widerlegt. Ich habe
    jetzt aber vollkommen vergessen, WER genau seine These
    widerlegt hat.

Wer? Na, die Geschichte :wink:

Ernsthaft:
a) der Marxismus wurde im Zuge dessen zum Marxismus-Leninismus, und Lenin hat mit seiner These vom „schwächstes Glied der kapitalistischen Kette“ anschaulich begründet, weshalb gerade das rückständige Russland das erste Land sein müsse, in dem es zur Diktatur des Proletariats kommt.

b) Marx selbst sagte solche Dinge wie etwa das folgende im Sassulitsch-Brief 1881:

_Bei der Analyse der Entstehung der kapitalistischen Produktion sage ich:
„Dem kapitalistischen System liegt also die radikale Trennung des Produzenten von den Produktionsmitteln zugrunde… Die Grundlage dieser ganzen Entwicklung ist die Expropriation der Ackerbauern. Sie ist auf radikale Weise erst in England durchgeführt … Aber alle anderen Länder Westeuropas durchlaufen die gleiche Bewegung.“ („Le Capital“, édit. française, p. 315.)
Die „historische Unvermeidlichkeit“ dieser Bewegung ist also ausdrücklich auf die Länder Westeuropas beschränkt. _

http://www.mlwerke.de/me/me19/me19_242.htm

hahihu

Gesundheit!
:wink:

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

Hallo,

ein interessantes Thema.

Hierzu einige Bemerkungen, Gedanken:

Der Liberalismus ist eine Spielform des Kapitalismus, keine eigene Gesellschaftsform, ebenso wenig wie der Imperialismus oder der Faschismus.

Russland (Sowjetunion) hat niemals das Stadium des Sozialismus überwunden (ob dieses denn jemals erreicht wurde, steht auf einem anderem Blatt). Sehr verkürzt ausgedrückt ist der Sozialismus ebenso wie der Kapitalismus die Herrschaft einer Klasse über eine andere, nur eben unter umgekehrten Vorzeichen. Es herrscht nicht mehr die Bourgeasie über das Proletariat, sondern eben umgekehrt. Das arme Proletariat würde durch „die Partei“ vertreten. Gemäß Marx & Engels sollte dies nur ein Übergangsstadium sein. Deswegen haben die beiden Herren sich auch keine sonderlichen Gedanken übder diese Phase gemacht. Der Kollege Lenin war Spezialist für so etwas.

Fakt ist aber, daß „der“ Sozialismus" nür eine Phase darstellen sollte. Diese wäre notwendig, um den Widerstand der Kapitalisten zu brechen, da diese ja ihre Klassenherrschaft nicht ohne Widerstand aufgeben würden. Daß dem so war („Weiße“ in der SU) stimmte ja auch.

Nach der Revolution sollte die der Sozialismus so schnell als möglich abgeschafft werden, besser verschwinden, damit dann die KLASSENLOSE Gesellschaft einzieht. Keinesfall sollte die Klassenherrschaft - auch nicht in Form des Sozialismus - zementiert werden.

In der Sowjetunion wurde der Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus erklärt, verkündet. Dies diente Stalin (der m.E. Marx weder gelesen noch verstanden hatte) dazu, Widerstand gegen die Strukturen und die Partei zu diffamieren. Denn: Gibt es keine Klassenwidersprüche mehr - weil ja das Stadium des Kommunismus erreicht sei - dann wäre jede abweichende Meinung ja nicht länger ein Produkt von Klassenwidersprüchen, söndern entspränge bösen Absichten wie z.B. Einmischung der kapitalistischen mächte, trotzkistischer Agenten oder anderen bösen Menschen.

Marx These wurde nicht widerlegt. Der Marxismus spielte anders als der Leninismus oder der Stalinismus in der konkreten politischen Entwicklung der Sowjetunion eine ehe geringe Rolle.

Zudem die Stärke von Marx weniger in der Beschreibung von Utopien als in der Analyse kapitalistischer Gesetzmäßigkeiten und derer Entwicklungsgesetze lag.

Und da wurde er - leider - noch nicht widerlegt.

Omph! tf

Hallo,
heißes Thema…
Ich bin zwar kein Freund der Weisheit :wink: sondern nur in der Wissenschaft des Staates, aber dennoch lässt sich festhalten:
Laut Marx und Engels war der Sozialismus eine Übergangsphase zwischen (Monopol-)Kapitalismus und klassenloser Gesellschaft des Kommunismus.
Das Proletariat hat die Macht inne und besitzt die Produktionsmittel.

Sozialismus ist jedoch ein derart mannigfältiger Begriff:
Es gibt von libertär Sozialismus über nationalen Sozialismus (der rein gar nichts mit dem Schattenkapitel Europäischer Geschichte zu tun hat) und „echtem“ demokratischen Sozialismus, Fabianismus bis hin zu christlichen Sozialismus, in welchem die Macht des Schlagwortes aufgegriffen wurde. Daher ist es fatal zu behaupten, alle Sozialisten seien Marxisten! Man vergleiche Pierre-Joseph Proudhon oder Robert Owen oder Hermann Kutter.
Das nur mal bzgl. Sozialismus.
Die Kategorisierung Kommunismus - Sozialismus ist zudem überaus schwer!
In Wirklichkeit wird es nie eine klassenlose Gesellschaft geben, weil diese in ihrer reinsten Form in Anarchie, Staatenlosigkeit und somit dem totalen Chaos führen würde und die Menschheit für ein derartiges System nur auf dem Papier geeignet ist. Denn sobald es einen Richter für Streifragen gibt, steht dieser über den beiden Konfliktparteien und gehört somit soziologisch einer höheren „Klasse“ an. Und Konflikte gibt es immer.
Dass im ehemaligen Ostblock die Bezeichnung Sozialismus bitter missbraucht wurde („Sozialistische Volksrepublik“) ist ein weiteres Zeugnis der Geschichte für den Stand der Dinge. Denn - wie bereits oben angesprochen - behauptet man eine kommunistische Partei zu haben, aber eine sozialistische Wirtschaft als das Maß aller Dinge. Das ist ein Widerspruch und genau dieser Widerspruch artet in der Gleichsetzung der Begriffe Kommunismus und Sozialismus aus; leider wird diese irrtümliche Verwendung der Begriffe als Synonyme gerade in der westlichen Gesellschaft mit Marxismus und dem Gräuel im Ostblock gleichgesetzt bzw. personifiziert. Das ist sehr bedauernswert und jämmerlich, aber so ist es nun mal prädestiniert, dass gilt:
fiat iustitia et pereat mundus
…in seiner negativen Interpretation.

Viele Grüße
mgb