Hallo Jooge,
vorab: finde ich schön, dass Du diese Frage im Sozialwissenschafts-Brett stellst und nicht im Geschichtsboard, in dem Marx sonst meistens landet
Könnte jemand einem absolutem Wirtschaftsneuling wie mir den
Unterschied zwischen konkreter und abosluter Arbeit und die
Bedeutung für den Warenwert in der marxschen Theorie erklären?
Beim googeln hab ich nur Texte gefunden, die sehr kompliziert
waren und ich nicht so ganz begriffen habe.
Zuerst der Warenwert:
Die Ware ist per definitionem (Kapital I, Erstes Buch, Erster Abschnitt, Erstes Kapitel - Die Ware) ein Ding, welches drei Eigenschaften besitzen muss, um nicht nur Ding, sondern Ware zu sein:
- es muss einen Nutzen für den Menschen haben, bzw. es hat Gebrauchswert
- es muss ein Produkt menschlicher Arbeit sein
- es muss einen Nutzen/Gebrauchswert haben nicht nur für seinen Erzeuger, sondern allgemein für andere, bzw. es hat gesellschaftlichen Gebrauchswert.
Die Ware -und diese Erkenntnis bezeichnet Marx als den springenden Punkt der marxistischen Ökonomie- erscheint als Gebrauchswert wie auch als Tauschwert zugleich.
Der Gebrauchswert ist grob gesagt das, wofür die Ware von Nutzen ist, während der Tauschwert das Verhältnis der Ware X zur Ware Y ist, also z.B. 5 Wäschetrockner = 2 Waschmaschinen = 250 Bügeleisen = … , wobei all diese Warenwerte Audruck einer gleichen Substanz sind, nämlich gleichartiger (durchschnittliche) Arbeit, was heißt, dass eben in einem Wäschetrockner 50 mal so viel gleichartige Arbeit enthalten ist wie in einem Bügeleisen.
Also ist ein Wäschetrockner das Äquivalent für 50 Bügeleisen, was heißt, dass das Bügeleisen seinen Wert in Bezug zum Wäschetrockner ausdrückt, nämlich 1/50 Wäschetrockner wert ist. Genauso ist das Bügeleisen Äquivalent des Wäschetrockners, dessen Wert in dieser Form als 50 Bügeleisen erscheint, oder aber auch eben als 2/5 Waschmaschinen, oder als 1/10 Gabelstapler, oder …
Der Wert einer Ware bestimmt sich also immer im Verhältnis zur Gesamtheit aller Ware; es befindet sich bei der Wertbestimmung immer eine Ware in Wertform (wie im ersten Beispiel eben das Bügeleisen), und eine in Äquivalentform (wie im ersten Beispiel der Wäschetrockner).
Der Weg zum allgemeinen Äquivalent, bzw. grob gesagt zum Geld, liegt nun nahe.
Damit ist im Grunde der Unterschied zwischen konkreter und abstrakter Arbeit bereits skizziert. Es geht hier nicht um zwei verschiedene Tätigkeiten, sondern darum, wie sich Arbeit ver-wertet, als Wert erscheint, nämlich als reiner Gebrauchswert (konkrete Arbeit) oder als Tauschwert (welcher immer den Gebrauchswert mitführt; wie könnte man etwas gesellschaftlich(!), also nicht auf den einzelnen bezogen, Unbrauchbares tauschen?; abstrakte Arbeit);
Um es Marx verdeutlichen zu lassen: „Die Köchin im Hotel produziert für den, der ihre Arbeit als Kapitalist gekauft hat, den Hotelbesitzer, eine Ware; der Konsument der muttonchops hat ihre Arbeit zu zahlen, und sie ersetzt dem Hotelbesitzer (von Profit abgesehn) den Fonds, woraus er fortfährt, die Köchin zu zahlen. Dagegen kaufe ich die Arbeit einer Köchin, damit sie mir das Fleisch etc. kocht, nicht um sie zu verwerten als Arbeit überhaupt, sondern [sie] zu genießen, zu gebrauchen als diese bestimmte konkrete Arbeit, so ist ihre Arbeit unproduktiv; obgleich diese Arbeit sich fixiert in einem materiellen Produkt und ebensogut verkäufliche Ware sein könnte (in ihrem Resultat), wie sie es in der Tat für den Hotelbesitzer ist. Der große Unterschied bleibt aber (der begriffliche): Die Köchin ersetzt mir (dem Privaten) nicht den Fonds, aus dem ich sie zahle, weil ich ihre Arbeit nicht als wertbildendes Element kaufe, sondern bloß ihres Gebrauchswerts halber.“
(Hervorhebung von mir, F.B.H.; MEW, 26.1, S. 135)
Solltest Du Dich genauer für die recht komplexe Unterscheidung zwischen konkret und abstrakt bei Marx (und Hegel) interessieren, dann findest Du im Philosophie-Board einige Experten.
Viele Grüße
franz
P.S.: Da sieht man wieder, wie unproduktiv eigentlich so eine Hausfrau ist, die ja nur konkret kochen kann.