Marx und Arbeitslosigkeit

Hi.

Die Politiker phäntasieren ja gerne vom kompletten Abbau der Arbeitslosigkeit, als sei so etwas in einem System wie dem Kapitalismus überhaupt möglich oder auch nur wünschbar. Im Grunde dürfte ihnen aber klar sein, dass sie nur Wahlkampfphrasen verbreiten. Schon Marx hatte erkannt, dass ein florierender Kapitalismus auf Wettberwerb und damit zwangsläufig auf Rationalisierung beruht, da Maschinen effektiver produzieren als Menschenhände.

Ist also Arbeitslosigkeit ein unvermeidbares Übel oder gibt es Theorien, die eine Alternative sehen?

Gruß

Arbeitslosigkeit auch ohne Marx
Lieber [Edit: Name entfernt]!

Schon Marx hatte erkannt, dass

Karl oder Groucho? (frei gefragt nach Abbie oder Dustin Hoffmann)

Ist also Arbeitslosigkeit ein unvermeidbares Übel oder gibt es
Theorien, die eine Alternative sehen?

Deine Frage impliziert ja eine doppelte Stoßrichtung, die der Vermeidbarkeit und die der Übelkeit:

Für die Neoklassiker sowieso, die grundsätzlich davon ausgehen, dass ein nicht-verzerrter Arbeitsmarkt automatisch zur Vollbeschäftigung tendiert
(Unter solchen idealen Voraussetzungen kann die Neoklassik dann ganz streng (das heißt unter Benutzung von viel Mathematik) beweisen, dass Märkte, sind sie nur flexibel genug und werden sie nicht reguliert, die besten überhaupt denkbaren Ergebnisse liefern: optimale Befriedigung der Konsumierenden und vor allem Vollbeschäftigung … So wird seit Jahrzehnten verkündet, gegen die Arbeitslosigkeit würden nur niedrigere Löhne und mehr Flexibilität (z.B. Einschränkung des Kündigungsschutzes) am Arbeitsmarkt helfen. Wenn dann – wie in den letzten beiden Jahrzehnten in Deutschland – trotz stagnierender oder sinkender Reallöhne und weniger Kündigungsschutz die Arbeitslosigkeit weiter steigt, wird keineswegs der eigene Ansatz kritisch überprüft. Stattdessen heißt es lediglich, dass die bisherigen Maßnahmen eben noch nicht ausreichend waren, die Löhne müssten noch niedriger, die Flexibilität noch höher sein … Aber eigentlich kann es nach neoklassischer Lehre auch gar keine Krise … geben. Gibt es dennoch Krisen – was nicht einmal Neoklassiker abstreiten können – werden ›äußere‹ Einflüsse, das heißt Kräfte jenseits des Marktes, dafür verantwortlich gemacht"; http://www.oekonomiekritik.de/511Krise%20der%20Arbei…), aber auch für eine optimistische Spielart Keynesianischer Theorie ist Arbeitslosigkeit sehr wohl vermeidbar.

Für letzteren Ansatz ist immer dann nämlich, wenn der Arbeitsmarkt versagt, das komplette Arbeitsangebot abzuräumen, der Staat gehalten, neben wirtschafts- und fiskalpolitischen Maßnahmen, die Menge der Arbeitsnachfrage durch eine temporäre nachfrageorientierte Ausdehnung der Staatstätigkeit bis zur Gleichgewichtsmenge zu stimulieren, was eine Phase von Volbeschäftigung auch ohne staatliche Investitionstätigkeit zur Folge hat.

Manche pessimistischeren Keynesianer glauben dagegen, dass dies ein Kampf gegen die Windmühlen langfristiger Trends ist, der notwendig verloren geht:
„Gesamtgesellschaftlich koordinierte und staatlich geleitete Investitionen sind für Keynes aber kein dauerhaftes Mittel, Vollbeschäftigung zu gewährleisten. Sinnvolle öffentliche Investitionsgelegenheiten, die die kollektive Wohlfahrt zu steigern in der Lage sind, erkennt er nur für eine Übergangsphase (vgl. unten). Auf lange Sicht kann auch über öffentlich initiiertes Wachstum Vollbeschäftigung nicht sinnvoll hergestellt werden … Die Steigerung der Binnennachfrage und die Gewährleistung einer hohen staatlichen Investitionsquote reichen langfristig jedoch nicht aus, Vollbeschäftigung zu gewährleisten. Aufgrund der zunehmenden Auseinanderentwicklung zwischen Produktions- und sättigungsbedingten Absorptionsmöglichkeiten wird Arbeitszeitverkürzung im Laufe der kapitalistischen Entwicklung zum immer bedeutungsvolleren Mittel für die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit. Es ist die zentrale Keynessche Botschaft, daß entwickelte kapitalistische Gesellschaften ohne umfaßende Arbeitszeitverkürzung – „Drei-Stunden-Schichten oder eine Fünfzehn-Stunden Woche“ (Keynes 1998b/1930: 123) – zwangsläufig zu Massenarbeitslosigkeitgesellschaften degenerieren.“
http://www.linksnet.de/artikel.php?id=2638

Unter Stichwörtern wie Bürgergeld, Grundeinkommen und dergleichen finden sich Theorieansätze, die die Nicht-Vollbeschäftigung nicht mehr als Übel betrachten, wie etwa exemplarisch hier:
Ist Ihnen jemals in den Sinn gekommen, dass Arbeitslosigkeit
die Frucht unseres Schaffens ist und wir das eigentlich
genießen sollten? Der Mensch hat globalisiert, modernisiert
und rationalisiert um mit möglichst wenig Arbeit möglichst
viel zu produzieren. Er hat Maschinen und Intelligenz eingesetzt,
um sich selber abzuschaffen und – heute haben wir
gesättigte Märkte. Nun Mensch, genieße doch die Früchte
und jammere nicht immerzu von Arbeitslosigkeit.

http://www.unternimm-die-zukunft.de/Ausgewaehlte_Tex…

http://www.diegluecklichenarbeitslosen.de/dieseite/s…

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð €


Eine der schauerlichsten Folgen der Arbeitslosigkeit ist wohl die, dass Arbeit als Gnade vergeben wird.
(Tucholsky)_

Hallo Horst,

ich kann Dich beruhigen: auch ohne Hilfe von Politikern und Wirtschaftstheoretikern wird es sehr bald keine Arbeitslosigkeit mehr geben. Das ist eine direkte Folge der Demographie.

Gruß,
Andreas

Hi.

da Maschinen
effektiver produzieren als Menschenhände.

Was natürlich als Behauptung schlicht und ergreifend Blödsinn ist …

Grüße
Jürgen

Ich glaube trotz des Demographischen Wandels werden wir die Arbeitslosigkeit nie los einerseits wird es immer saisonal bedingte Arbeitslosigkeit geben und es gibt immer ein paar Leute die einfach keinen bock auf Arbeit haben.

der Tristan