Maschinenminutensatz Berechnung? Auslastungsgrad

Hallo,

bei der Berechnung des Maschinenminutensatzes gehen u.a. Investitionen, Flächenkosten, Energiekosten, usw. ein.

Daraus werden zwei Anteile gerechnet:

  1. Fixe Kosten (Fläche, Abschreibung, Zinsen, …)
  2. variable Kosten (Instandhaltung, Energiekosten, …)

Hat die Anlage einen Auslastungsgrad (z.B.: 80%), so geht der natürlich auch in die Berechnung mit ein.

Aber wie???

Bei uns gibt es mehrere Auffassungen davon:

  1. Er geht nur in die fixe Kosten mit ein
  2. Er geht nur in die var. Kosten mit ein
  3. er geht sowohl in die fixen wie auch in die variablen Kosten mit ein.

Was stimmt jetzt???

Gruß Finus

Hallo!
Meiner Meinung nach ist der Fixkostenanteil unabhängig vom Auslastungsgrad der Maschine. Dieser schlägt sich also nur in den variablen Kosten nieder (z.B. über den Energiebedarf, die Instandhaltungskosten (geringere Abnutzung bei geringerer Auslastung), etc.
Du kannst es natürlich auch so sehen, dass ein Auslastungsgrad von 80% natürlich schlechter ist, als einer von 100% und quasi die 20 fehlenden % als Opportunitätskosten ansetzen. Da der Auslastungsgrad nicht fix ist (nehme ich mal an), sind auch diese Opportunitätskosten nicht fix, sondern abhängig von der Stückzahl (eben dem Auslastungsgrad…).
Das nur so als Denkanstösse… mir ist noch nicht ganz klar, wie Du das Problem siehst. Vielleicht gibst Du nochmal ein paar mehr Details, wie die Standpunkte bei euch begründet werden.
Gruß,
Iceman

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Hallo Iceman,

vielen Dank für die aufschlußreiche Antwort.

Ja, wir sind auch derselben Meinung, dass sich der Auslastungsgrad der Maschine nur in den variablen Kosten niederschlagen sollte.

Aber als Kunde, der etwas aus einer Anlage mit schlechter Auslastung produziert bekommt, möchte ich natürlich, dass der Auslastungsgrad auch in den fixen Anteil eingerechnet wird, schon um den Lieferanten zu zwingen, seine Maschine voll auszulasten und keine überdimensionierte Anlage zu beschaffen.

Unsere unterschiedlichen Varianten stammen aus verschiedenen Excel-Tabellen mit Formeln, die irgendjemand mal verschlimmessert hatte und die von mir jetzt aufgrund einer Unstimmigkeit geprüft wurden.

BTW, was sind Opportunitätskosten?

Gruß Finus

Hallo Finus!

Aber als Kunde, der etwas aus einer Anlage mit schlechter
Auslastung produziert bekommt, möchte ich natürlich, dass der
Auslastungsgrad auch in den fixen Anteil eingerechnet wird,
schon um den Lieferanten zu zwingen, seine Maschine voll
auszulasten und keine überdimensionierte Anlage zu beschaffen.

Das verstehe ich nicht so ganz. OK, Du möchtest nicht, dass Dein Lieferant mit überdimensionierten Anlagen produziert und die überschüssigen Kosten auf Dich als Kunden abwälzt. Aber was hat das mit den fixen Kosten zu tun? Letztendlich macht Dein Lieferant doch eine Gesamtkostenrechnung auf um den Preis für das Produkt festzulegen. Ob die fehlende Maschinenausnutzung dabei fix oder variabel ist ist doch egal.

BTW, was sind Opportunitätskosten?

Opportunitätskosten sind fiktive Kosten, die entstehen, weil Du etwas nicht so nutzt, wie Du es könntest. Wenn ich z.B. jeden morgen erstmal ne Stunde die Junk mails aus meinem Posteingang löschen muss, dann kostet mich das zwar kein reales Geld, jedoch sind die Opportunitätskosten hoch, weil ich in der Zeit ja auch produktiv arbeiten könnte…

Hallo Finus,

auf eine solche Diskussion würde ich mich nicht einlassen…

Ich würde immer(!) 100% Auslastung ansetzen, denn es kann ja wohl nicht sein, dass ich als Kunde das Missmanagement meines Zulieferers zu tragen habe.

Also mein Ansatz:
Fixe Kosten auf die Produktiv-Minuten (also die Zeit am Tag, an der ohne Instandhaltung, bei vordefinierter techn. Verfügbarkeit produziert werden kann) umlegen, variable Kosten pro Stück auf die benötigte Taktzeit pro Stück umrechnen und addieren.

Und um den Rest soll sich schön der Zulieferer kümmern… Denn am Schluss bezahlst Du für 80% Auslastung und Dein Zulieferer fährt 110% (was er Dir aber sicher nicht mitteilen wird)

Grüße
Jürgen

Hallo Jürgen und alle anderen,

der Maschinenminutensatz (MMS) wird bei uns zur Berechnung der Fertigungskosten herangezogen.
Multipliziert mit der Zykluszeit (min/Stck.) ergibt sich der Anteil an Fertigungskosten der Maschine. Wobei wir im Bereich von Spritzguß- oder Blasformteilen einen guten Überblick sowohl über die Zykluszeiten als auch über die MMS der einzelnen Zulieferer haben.

Da sich der MMS aus einem fixem u. einem variablen Anteil zusammensetzt, wäre es bei uns schon von Interesse, beide Anteile mit einem etwa vorhandenen niedrigen Auslastungsgrad zu multiplizieren. Als Kunde würden wir da dann ja weniger MMS und somit einen geringeren Teilepreis bezahlen (Stichwort „gläserne Kalulation“)

Beispiel: Auslastungsgrad = 80%, Zykluszeit = 1 Minute
Maschinenstundensatz (MSS)= 150,- EUR
Maschinenminutensatz (MMS)= 2,50 EUR
Anteil variable Kosten = 1,- EUR
Anteil fixe Kosten = 1,50 EUR

K(var)*A + K(fix)*A = MMS bezahlt
1,00*80% + 1,50*80% = 2,00 EUR/min

K(var)*A + K(fix) = MMS bezahlt
1,00*80% + 1,50 = 2,30 EUR/min

d.h. wenn ich nur die variablen Kosten mit dem Auslastungsgrad beaufschlage, bezahle ich für jedes Teil 0,30 EUR mehr, als wenn ich die fixen Kosten auch mit dem Auslastungsgrad multipliziere.

Natürlich versuchen dann die Zulieferer uns einen Auslastungsgrad von 98% zu „verkaufen“. Pech, dass die Anlagen immer dann stehen, wenn wir mal einen angekündigten Besuch abstatten. :wink:

Am Montag trifft sich zu diesem Thema ein Arbeitskreis, in dem u.a. die verschiedenen Berechnungsarten diskutiert werden. Da aber kein studierter BWL’er darunter sein wird, finde ich diese Vordiskussion hier bei „wer-weiss-was“ sehr nützlich für mich.

Danke

Gruß Finus

Hallo Finus,

aber genau aus diesem Grund würde ich für die Berechnung des fixen Teils immer die mögliche Gesamtproduktivzeit ansetzen und eben nicht die tatsächlich ausgelastete…

Du kaufst doch bestimmte Maschinenminuten bei Deinem Lieferanten ein. Wenn Du den fixen Stundensatz auf die gesamt verfügbare Zeit beziehst (also Anzahl Produktivtage*24h abzüglich Pausen, Instandhaltung… was für mich logisch ist), dann hast Du doch ohne jede Diskussion über Auslastunggrade den Auslastungsgrad miteinbezogen. Fraglich ist doch nur, was gehört tatsächlich in die verfügbare Zeit hinein und was nicht (z.B. Störungen, Instandhaltung…)

Anderes würde ich nur akzeptieren, wenn der Lieferant eine absolute Sondermaschine nur wegen mir besorgen würde…

Grüße
Jürgen