Maßnahmen in der Eurokrise

Hallo,

ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Eurokrise…

Da es mittlerweile ziemlich viel Material dazu git, fühle ich mich ein wenig erschlagen :frowning:
Vielleicht gibt es hier ja jemand der sich mit der Thematik genauer auskennt und auf folgende Fragen eingehen könnte:

  • Warum ist die Situation auf EU-Ebene eskaliert (wem könnte man sozusagen die „Schuld“ zurechnen)
    -Was ist die WWU und der Stabilitäts- und Wachstumspakt? bzw. warum konnten diese Maßnahmen nichts Schlimmeres verhindern?
  • Welche Rolle spielen die Banken zu Beginn der Krise und natürlich jetzt (im speziellen die EZB)
    und last but not least, die wichtigste Frage eigentlich
  • Welche der ergriffenen Maßnahmen ist am sinnvollsten um der Krise entgegenzuwirken?
    z.B. sollte man die Länder wie Griechenland oder Zypern eher bankrott gehen lassen?
    Sind Finanzspritzen also überhaupt nützlich?
    Wiederspricht das nicht eogentlichen den Grundsätzen der EU? Das kein MItgliedsland für ein anderes Haften darf?
    Und falls ja, was wäre die ALternative…

Falls jemand mit weiterhelfen könnte wäre das sehr lieb :smile:
Danke!

Hallo,

für mich hört sich die Fragestellung nach einer Fach-/Seminararbeit an, da hilft nichts, man muss sich in die Materie einarbeiten. Entgegen meiner Überzeugung, keine Hilfe bei solchen Arbeiten zu leisten, hier doch einige Anregungen (ohne auch nur die Spur eines Anspruchs auf Vollständigkeit):

Frage 1. - Die „Schuld“ ist zuzurechnen:

  • Den Erschaffern der Währungsunion, die keine wirksamen Mechanismen für die Kontrolle der Ausgaben einzelner Staaten schufen.
  • Den Staaten, die dank der Währungunion erheblich billiger an Geld kamen, als sie sonst gekommen wären und die von diesem „billigen“ Geld reichlich Gebrauch machten.
  • Den Banken, die inzwischen zu Einrichtungen des organisierten Glückspiels geworden sind.

Frage 2. - Was die WWU und der Stabilitäts- und Wachstumspakt sind musst du wirklich selbst nachschlagen. Ansonsten siehe die Antwort zur Frage 1.

Frage 3. - Die Antwort auf diese Frage ist einerseits zu umfangreich, andererseits blicke ich da selbst nicht ganz durch.

Frage 4. - Diese Frage(n) kann ich nicht beantworten.

Hans Wurst

Hallo

über die fragen die sie da stellen zerbrechen sich nun seit monaten verschiedene experten die köpfe. Von den Volkswirten über die soziologen bis zu den politikwissenschaftelern oder Juristen. Eine allgemeine Antwort kann auf all diese Fragen nicht formuliert werden.

Meiner Meinung nach ist die gesamte europäische UNion zur Zeit in einer Selbstfindungsphase. Man weiß nicht so recht was man eigentlich will und die einige Staaten wehren sich gegen mehr Europa. Normalerweise läuft ein Prozess über eine gemeinsame Währung folgendermaßen ab: Es wird zunächst eine gemeinsame Politik betrieben und gemeinsame Standarts gesetzt und dann wird eine gemeinsame Währung eingeführt. IN Europa war das andersherum. Das ist meiner Meinung nach eines der Hauptprobleme in der Eurozone. Man bracuht jetzt dringend eine gemeinsame Politik und gemeinsame Standarts wie z.B. bei Renten und Steuern. Nur so kann man ein gemeinsames Europa schaffen, dass dann auch wirklich Allen nützt und nicht nur wie in den letzten Jahren dien großen Volkswirtschaften wie Großbritanien oder Deutschland. So kann man auch ein Gemeinschaftsgefühl in Europa schaffen.

Die Schuld würde ich keinem alleine geben wollen. Ich betone nur immer wieder: Die Schuldenkrise ist NICHT durch den Euro verursacht worden. Dieser Berg an Schulden ist durch jahrelange Fehlentscheidungen in ALLEN europäischen Ländern produziert worden. Auch in Deutschland.

Jetzt gilt es dringend einen Sparplan zu erstellen, der aber vernünftig ist. Nämlich nicht nur Sparen sondern gleichzeitig auch Wachstum fördern. Das kann man z.B. schaffen in dem man das Geld in der Gesellschaft auch etwas anders verteilt, z.B. durch eine Reichensteuer oder Vermögensteuer, die der Mittelschicht mehr Stuerentlastungen bietet. Weil eine breite Mittelschicht durch mehr Konsum das Wachstum mehr antreibt als eine kleine Schicht von Reichen.

Die Banken spielen bei dieser Krise eine eher untergeordnete Rolle. Die EZB natürlich eine sehr große, weil diese u.a. für die INflationsrate in der Eurozone verantwortlich ist. Diese wird aber bei den Extremen Diskrepanzen zwischen den verschieden Ländern immer schwieriger.

Die Maßnahmen um der Krise entgegenzuwirken sind wie schon erwähnt meiner Meinung nach als erster Schritt eine gemeinsame Poltik und dann eine sinnvolle Ausgleichung der Haushalte mit Abbau der Altschulden.

Länder wie Zypern oder Grichenland sollte man meiner Meinung nach nicht bankrott gehen lassen, da der beste Experte nicht sagen kann was dann alles passieren würde. Nur ein Beispiel: ca. 70% der Aktienkurse kommen durch psychologische Faktoren der Händler zu Stande. Und jetzt überlegen sie sich mal was das für ein Vertrauensverlust in die gesamte Europäische Wirtschaft und Politk währe!

Es ist nun mal so, dass die aktuellen Hilfsmaßnahmen, insbesondere die der EZB in einer rechtlichen Grauzone sind oder sogar nicht unbedingt erlaubt. Aber auch das ist ein monströser juristischer Streit, der hunderte Experten beschäftigt.

Lassen sie mich noch eins zum Schluss sagen:

Ein Experte ist ein Mann, der hinterher genau sagen kann, warum seine Prognose nicht gestimmt hat. (Winston Churchill)

Ich würde ihnen empfehlen, das falls sie sich mehr für dieses Thema interressieren, diese Europaserie hier auf der Seite der faz zu lesen:

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/europ…

Grüße

David Müller

Hallo lieber Hans Wurst,

da ich neu in diesem Portal angemeldet bin, ist es mir nicht bekannt wie ich öffentlich auf ihren Kommentar bzgl. meiner jüngst gestellen Frage reagieren kann. So also nun auf diesem Wege:

Ich gehe noch zur Schule, schreibe folglich keine Seminararbeit o.ä.
Ich möchte darauf verweisen, dass zudem meines Wissens, in keinem Regelwerk erwähnt wird, dass selbst wenn dies der Fall wäre, die Option der Fragestellung entfällt.
Ich schreibe in Kürze Abitur und versuchte auf diesem Wege an Informationen von „Experten“ zu gelangen. Die Verwerflichkeit die diese Absicht mit sich bringen soll ist mir nicht ersichtlich.
Eher im Gegenteil entspricht sie meiner Ansicht nach genau dem Zwecke dieser Seite:
Die Möglichkeit Experten in gewissen Fachgebieten konsultieren zu können um sich über einzelne Sachverhalte klar zu werden.

Ich möchte sie bitten in Zukunft zumindest was mein Profil anbelangt, Mutmaßungen bezüglich meiner derzeitigen Lebenssituation zu unterlassen und ihre Einstellung zu Fragestellungen wie ich sie äußerte zu überdenken um somit dem auf ihrem Profil vermerkten Verweis auf den nötigen Respekt nachzukommen.

Mit freundlichen Grüßen,
LilaBlaubeere

Hallo lila Blaubeere,
jede einzelne Deiner Fragen böte Raum für eine Doktorarbeit :smile: Ich will es trotzdem versuchen, mich möglichste kurze und dennoch befriedigende Antworte zu geben.

ZU 1)
Paradoxerweise gibt es keinen Schuldigen. Die volkswirtschaftliche Theorie besagt sehr deutlich, dass eine gemeinsame Währung souveräner Nationalstaaten ohne politischen Überbau nicht funktionieren kann. Es ist ein ökonomisches Gesetz, dass eine gemeinsame Währung die Starken stärker und die Schwachen schwächer macht. DAs führt zur Zerreißprobe, die wir aktuell erleben. Problematisch war, dass man den Euro eingeführt hat, ohne den politischen Rahmen entsprechend zu verändern.

Zu1)

M.E. werden die Banken (mit individuellen Ausnahmen) in Bezug auf die Euro-Krise zu hart kritisiert (allerdings arbeite ich bei einer Bank, vielleicht bin ich nicht neutral…). Im Gegensatz zur US Finanzkrise haben die Banken keine unmittelbare Verantwortung an der aktuellen Situation. Im Gegenteil. Da eine Währungsunion ohne politische Union nicht funktionieren kann, bekommen die Banken enorme Schwierigkeiten, da ja immer der Fortbestand der Währung in Frage gestellt ist. Banken sind definitionsgemäß aber auf eine stabile Währung als Arbeitsgrundlage ebenso angewiesen wie beispielsweise ein Rennfahrer auf die Rennstrecke. Weißt die Fahrbahn Schlaglöcher auf, dann passieren logischerweise Unfälle. Ob man für diese Unfälle nun den Fahrer verantwortlich machen kann, halte ich fraglich. Vielmehr scheint, als ob sich die Öffentlichkeit (Politik, Meiden, …) nicht die Verantwortung eingestehen möchten, dass mit der zu frühen Einführung des Euros ein ökonomischer Kapitalfehler begangen wurde. Da hilft es, die Banken als Sündenböcke hinzustellen.

Zu 3) Ich habe auch hier meine persönliche Meinung, die sicher subjektiv ist, aber ich denke, wir sollten zunächst an einem politischen Überbau mit demokratischer Legitimierung der Eurozone arbeiten.
D.h. wir brauchen eine europäische Verfassung und direkt gewählte europäische Vertreter, die eine europäischen Regierung bilden. Diese sollte eine umfassende europäische Wirtschaftspolitik organisieren. D.h. u.a. auch gemeinsame Steuern erheben und soziale Transfers organisieren und gleichzeitig sicher stellen, dass die Transfers nicht zu Reformmüdigkeit führen. (man denke an die deutsche Einheit - eine funktionierende Währungsunion)!

In diesem Umfeld könnte man auch Staaten bankrott gehen lassen, ohne das man Angst haben müsste, dass der Euro auseinander bricht. So wie man in USA auch Kalifornien bankrott gehen lassen kann. Aktuell ist die systemische Gefahr viel zu hoch, weshalb man die Staaten retten muss, nicht der Staaten willen, sondern des Euros und damit auch der Banken willen.

Bankrotte/Euroaustritte in der Peripherie im jetzigen Umfeld wird m.E. zu einem nicht kontrollierbarem Prozess mit unvorhersehbaren Folgen für alle Staaten führen. Ich bin davon überzeugt, dass ein Kollaps des Euros nicht vermeidbar wäre und dieser Kollaps zumindest auf eine Sicht von fünf Jahren verheerende Auswirkungen auch für Deutschland (einschließlich Staatsbankrott) hätte. Die politischen Folgen für die Einheit Europas und dessen Wahrnehmung in der Welt halte ich auch langfristig für dramatisch.

Meine Vorschlag für die Eurozone erfordert aber Plebiszite und eine Eibindung der europäischen Bevölkerung. Das ist für mich die entscheidende Maßnahme…Leider in weiter Ferne…

Ich hoffe, dass hilft ein wenig, auch wenn es wirklich sehr unvollständig ist.
Beste Grüße
MAuricio Vargas