Masterarbeit Shared Leadership, geteilte Führung, Co-Management

Liebes Forum,

ich wende mich mit einer sicherlich komplizierten Frage an euch, aber vielleicht hat ja jemand DIE Idee?
Ich habe mich für eine Masterarbeit zum Thema Shared Leadership entschlossen, möchte dabei aber vor allem die Rolle des Betriebsrates in den Mittelpunkt stellen.
Mein Problem nun: es gibt viel Literatur zu diesem Thema allgemein und auch ich hätte einige Einfälle, die thematisch gut ins Bild passen. Nur: der Bezug zum Betriebsrat fehlt bzw. es schränkt mich dieser Bezug ziemlich ein.
Wie könnte ich da die Kurve kriegen? Ich möchte viele der Aspekte in meine Arbeit einbringen, darf aber den gewählten Titel (BR) nicht aus den Augen verlieren …

Vielen Dank für JEDEN Gedanken, den ihr mir spendet …

Harry.

Nachdem das Thema ja nun so ist, mal ein Versuch.

Leadership: Sofern wir hier von Leitenden MA eines Unternehmens sprechen unterfallen diese nicht dem Betriebsverfassungsgesetz. Also haben die erst mal keine Berührung „für sich“ mit dem BR.

Da diese aber in der Regel MA führen die dem Betriebsverfassungsgesetz und weiteren Regelungen wie zum Beispiel dem Arbeitszeitschutzgesetz unterfallen, müssen sie sich dazu konform verhalten und damit ihre Führung entsprechend gestalten. (Diese Gesetze etc. nenne ich ab jetzt Regelungen)

Mangels besserer Idee würde ich unterstellen, das der BR die Umsetzung aller dieser Regelungen, sofern sie dem Schutz der AN dienen, als sein „Thema“ betrachtet. Also zB auch den Schutz personenbezogener Daten.

Also: Die Führungskraft hat alle Regelungen zu beachten. Damit muss sie regelmäßig alles tun, was zum Beispiel laut Betriebsverfassungsgesetz mitbestimmungspflichtig ist. Also Regelungen recherchieren, schauen wie weit diese dem BR als Thema zugeordnet werden können und in der Literatur zum Leadership suchen…

Damit also quasi Umkehr der Sicht: Was muss die Führungskraft alles beachten und wie äußert sich das in „Leadership“.

Hoffe ich habe dein Frage richtig interpretiert.

fg

Dirk_P

Sagen wir es mal so, sie wählen den Betriebsrat nicht mit, haben aber trotzdem natürlich ständig hiermit Berührung, denn sie sind es ja, die ggf. auf der anderen Seite des Tisches sitzen, wenn mit dem BR zu verhandeln ist.

Und da stellt sich dann natürlich bzgl. guter Leadership die Frage, wie man mit einem BR umgeht?

Versucht man alles, um dessen Wahl und Arbeit zu ver-/behindern (und überschreitet dabei ggf. sogar die eindeutigen gesetzlichen Grenzen), oder sieht man zu, dass man seinen Einfluss dahingehend geltend macht, dass „die richtigen“ Leute in den BR kommen? Wobei das von durchaus legitimem Interesse bis hin zu ebenfalls dann rechtlich fragwürdigen bis eindeutig illegalen Dingen gehen kann.

Und/oder sieht man zu, dass man den BR ständig bauchpinselt, um diesen auf seine Seite zu ziehen (und sich damit Wohlwollen für Dinge einzukaufen, die nicht unbedingt im Interesse der Beschäftigten sein müssen). Oder geht man einfach nur fair und sachlich mit seinem BR um, respektiert ihn und seine Mitglieder, hat aber auch nicht gleich Angst vor ihm, und lässt sich von ihm nicht vor sich her treiben. Bis eben hin zu genau diesem anderen Extrem, dass der BR die eigentliche Macht im Laden hat, und die Unternehmensführung sich nur noch als Bittsteller sieht.

Und das alles hat natürlich auch mit der gesamten Leadership im Unternehmen zu tun. Geht man anständig mit seinen MA um, sehen die ja oft keinerlei Grund überhaupt einen BR haben zu wollen. Ich kenne Läden, an denen sich die Gewerkschaften seit Ewigkeiten die Zähne ausbeißen, und zwar nicht, weil die Unternehmensführung sie behindern würde, sondern weil ihnen die MA einen Vogel zeigen.

Andererseits kann man auf das Interesse der MA an einer BR-Gründung natürlich höchst unterschiedlich reagieren, und wird sich damit dann ggf. genau den BR einfangen, den man nicht haben will, oder andererseits zu einem BR kommen, mit dem man partnerschaftlich umgehen kann.

Fühlen sich die MA mit ihren berechtigten Anliegen ernst genommen (was nicht heißen muss, dass man immer alles durchsetzen kann), hat ein BR ggf. recht wenig zu tun. Werden MA von ihren Führungskräften mit egal wie berechtigten Forderungen immer gleich abgebügelt, ist der BR-Posten sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig.

Umgang mit dem BR ist sicherlich ein weites Thema.

Extreme helfen eigentlich nie.
Die Größe des Unternehmens und der Organisationgrad machen viel aus.

Meine Meinung nach ist ein konstruktives Miteinander das Ziel. Zusammengefasst könnte man sagen: Alle MA eines Unternehmens wollen einen guten Arbeitspatz. Dazu gehören viele Dinge, und da kann ein guter BR durchaus helfen.

fg

Dirk_P

Zuerst einmal VIELEN Dank für eure rasche Rückmeldung.
Ich muss mich sicherlich auch für die etwas schwammige Fragestellung entshuldigen, daher versuche ich es noch einmal.
Also inhaltlich geht es eher um jene Punkte, die @Wiz angedeutet hat.
Das MIteinbeziehen des BR in die Führung des Betriebes. Aber nicht unbedingt nur im negativen Sinn, also nicht, um die Funktion des BR auszuhebeln. Konkret zum Beispiel: in unserem kleinen Betrieb gibt es seit drei Jahren einen BR. In dieser Zeit mussten führende BR-Mitglieder aber auch Abteilungsleiter-Aufgaben übernehmen => Interessenskonflikte!!
WIe kann man die lösen/umgehen, oder - best case - zum Vorteil von AG und AN nutzen?

Aber noch präiser ging es bei meiner Frage (bzw. Bitte) darum, das sehr umfangreiche Thema „gemeinsame Führung“ auf den Nenner Betriebsrat herunterzubrechen.
Anders ausgedrückt: ich glaube, ich könnte die Arbeit jederzeit ausreichend erstellen, wenn es „nur“ um das Thema ginge, wie geeignete, motivierte (leitende) Mitarbeiter den Betrieb mitführen können. Aber die Einschränkung auf Betriebsrat macht mir Probleme …

Harry.

Darf ich mich heute mit einer Frage noch direkt an euch wenden, bevor ich die Allgemeinheit damit „belästige“?
Ich muss eine Umfrage (Interviews über je eine Stunde!) machen. Thema: der Konflikt, wenn Betriebsräte gleichzeitig auch Führungsposition innehaben (zB. wenn BR auch Abteilungsleite ist).
Angenommen, ihr würdet interviewt werden: welche Fragen würdet ihr gerne gestelt bekommen, worüber würdet ihr gern berichten und erzählen?
Ich bin für jeden Input dankbar!

Harry.