Mathematik für Ingeneure

Servus zusammen,

ich habe mir schonmal einen evt. Studienplatz im Ingeneurbereich herausgesehen(Elektrotechnik).
Als Fach(oder wie auch immer man das ab der Uni nennt) war auch Mathematik für Ingeneure dabei.

Was kann man sich darunter vorstellen?
Was wird dort gerechnet?

mfg,

Hanzo

Hi,

Was kann man sich darunter vorstellen?
Was wird dort gerechnet?

halt Sachen, die besonders für Ingen i eure wichtig sind. Das sind zB komplexe Zahlen, Matrizen + Vektoren, Differentialgleichungen 1. und 2. Ordnung, Fourier-, Laplace- und z-Transformation usw… halt speziell auf Ingenieure zugeschnitte Mathematik.

Gruß
Steffie

Hallo,

man sollte vielleicht noch ergänzen, dass es bei den Ingenieuren auf die Anwendung bezogene Mathematik ist. Das was in der Schule von „Mathematik“ vermittelt wird ist ja auch eher „Rechnen“. Die Ingenieure heben das ganze dann auf ein höheres Niveau. In der Mathematik für Mathematiker fragt man sich aber eher „Darf ich das überhaupt rechnen“.

MfG
Andreas

Moin,

vielleicht sollte man dazu sagen, dass das deutlich vom Prof. abhängt. Unserer war Matheprof. und hat uns ewig mit Herleitungen und Beweisen genervt und das reine „Rechnen“ komplett vernachlässigt.

Gruß
Niels

Hi,

Unserer war Matheprof.

sind das nicht immer Matheprofs? Also bei uns schon… ein Etechniker würde ja nur „sein(e)“ Fach/Fächer unterrichten aber nicht Mathe… genauso wie „unsere“ Profs auch die Maschinenbauer oder Informatiker unterrichten („Elektrotechnik für Informatiker“ usw.).

Gruß
Steffie

Hallo!

man sollte vielleicht noch ergänzen, dass es bei den
Ingenieuren auf die Anwendung bezogene Mathematik ist.

Vielleicht sollte man vor allem ergänzen, dass dies nicht hauptsächlich ein Unterschied zwischen den verschiedenen Fachbereichen ist, sondern vor allem ein Unterschied zwischen Universitäten und Fachhochschulen.

Ich habe im Rahmen meines Physik-Studiums dieselbe „Höhere Mathematik“-Vorlesung besucht wie die Elektrotechniker. Sollte es einen Anwendungsbezug in der Vorlesung gegeben haben, dann ist der grundlegend an mir vorbei gegangen. Was ich an „mathematischem Handwerkszeug“ gebraucht habe (Lösen von Integralen, Matrizenrechnen, Vektoranalysis, Lösen von gewöhnlichen und parziellen Differenzialgleichungen, Fourier-Analyse, …), habe ich nicht in HM gelernt, sondern in Theophys. (Ich habe mir sagen lassen, dass die „Technische Mechanik“ im Maschinenbau eine ähnliche Funktion hat …)

Die Mathe-Vorlesung konzentrierte sich tatsächlich auf irgendwelche dubiosen Stetigkeits-, Konvergenz- , … -geschichten, die nur ein recht begrenztes Anwendungsspektrum haben. Als wir unserem Prof in einer Vorlesungsumfrage vorgeworfen hatten, dass der Praxisbezug in der Vorlesung fehle, war er stinksauer, beschimpfte uns und sagte dann: „Sie wollen eine praktische Anwendung? Hier haben sie eine Anwendung! Definiert sei die affine Abbildung im n-dimensionalen Raum mit … (Rechnen, Rechnen, Rechnen) … So, das war Ihre ‚praktische Anwendung‘.“ Vermutlich wussten wir damals noch nicht, dass der Praxisbezug für einen Mathematiker etwas ähnliches ist, wie das Weihwasser für den Teufel.

Michael

Tach,

Vermutlich wussten
wir damals noch nicht, dass der Praxisbezug für einen
Mathematiker etwas ähnliches ist, wie das Weihwasser für den
Teufel.

ich denke, es kommt stark darauf an, wer die Vorlesung haelt. Ein Dozent, der sich eigentlich mit Gruppentheorie und Topologie beschaeftigt, hat haeufig wenig Bezug zur Anwendung, waehrend ein Numeriker schon ein starkes Interesse daran hat, Gleichungen auch loesen zu koennen. Analytiker sind dann irgendwo dazwischen :wink:.

Zugegeben, die Wahl, wer welche Vorlesung haelt, ist mitunter nicht wirklich durchschaubar, weil man, denke ich, oft davon ausgeht, dass so eine Anfaengerveranstaltung wie Mathe fuer Physiker (Chemiker, Biologen, Maschinenbauer…), aber auch Analysis 1-4 oder Lineare Algebra 1-2 im Grundstudium der Mathematik, eigentlich von jedem Prof, egal was sein eigentliches Fachgebiet ist, beherrschbar sein muesste, was oft genug in die Hose geht, nicht, weil der Prof inkompetent ist, sondern weil er sein Augenmerk woanders hinlegt und sich mit den Schwierigkeiten und Schwerpunkten seit vermutlich seinem eigenen Studium nicht mehr beschaeftigt hat. Herauskommt dabei oft ein Jahrgang, der nicht nur foermlich darunter gelitten hat, irgendwelche abgespaceten Theorien sich anhoeren zu muessen, dem aber auch das Grundwerkzeug fuers weitere Studium fehlt.

Um auf die Geschichte mit dem Praxisbezug zurueckzukommen: ein reiner Theoretiker kann im Grunde zufrieden sein, wenn er den Funktionenraum, in dem die Loesung einer gegebenen partiellen Differentialgleichung „lebt“ beschreiben kann, ein Analytiker wird sich darueberhinaus dafuer interessieren, ob diese Gleichung loesbar im Sinne der Analysis ist, welche Verfahren man zur analytischen Loesung ansetzen kann und wie diese aussehen kann, waehrend ein Numeriker ein Interesse daran hat, wie er diese Gleichung ueberhaupt behandeln kann, so dass am Ende irgendwie Zahlen rauskommen und warum das ueberhaupt so funktioniert.

Diese drei Zugaenge sind nicht irgendwie richtig oder falsch, ohne den theoretischen Unterbau gaebe es weder analytische Loesungen noch die Numerik, aber die Gewichtung dessen, was fuer einen Physiker oder Maschinenbauer nun fuer sein weiteres Studium „wichtiger“ ist, liegt im Auge des Profs, waehrend ein Mathestudent im Laufe des Studiums eben im Rahmen der entsprechenden Vorlesungen sowohl die Theorie als auch die Numerik kennenlernen kann (was nicht heissen soll, dass die Dozenten „ihre“ Spezialisierung da nicht miteinfliessen lassen, aber eben begrenzt), ist der Physikstudent eben auf diese eine Veranstaltung und deren Inhalte angewiesen.

Gruss
Paul

Hallo beieinander,

man sollte vielleicht noch ergänzen, dass es bei den
Ingenieuren auf die Anwendung bezogene Mathematik ist.

Vielleicht sollte man vor allem ergänzen, dass dies nicht
hauptsächlich ein Unterschied zwischen den verschiedenen
Fachbereichen ist, sondern vor allem ein Unterschied zwischen
Universitäten und Fachhochschulen.

und auch das stimmt so nicht. Ich war (vor fast 30 Jahren) hier in München auf der FH, und wir hatten einen Mathe-Prof, der sich nur in Herleitungen erging.

Sein „Praxisbezug“ zum Beispiel bei Differentialgleichungen, ging immer los: „Wenn dann der Inscheniör (er sprach das so aus, dass ich es nicht anders schreiben möchte) hergeht und am Lichtschalter die Sinusschlange einschaltet…“

Was ich an
„mathematischem Handwerkszeug“ gebraucht habe (Lösen von
Integralen, Matrizenrechnen, Vektoranalysis, Lösen von
gewöhnlichen und parziellen Differenzialgleichungen,
Fourier-Analyse, …), habe ich nicht in HM gelernt, sondern
in Theophys. (Ich habe mir sagen lassen, dass die „Technische
Mechanik“ im Maschinenbau eine ähnliche Funktion hat …)

und die Technische Elektrizitätslehre bei den Elektroingenieuren.

Gruß, Karin

Guten Abend.

Der Inhalt der Lehrveranstaltungen „Höhere Mathematik für Ingenieure“ wird primär vom Studiengang bestimmt. Da Du Dich der Elektrotechnik zugeneigt fühlst, wie ich, solltest Du wissen, daß Elektrotechnik mit Abstand der mathematiklastigste aller Ingenieurstudiengänge ist. Sekundär werden die Mathematikvorlesungen einerseits von der Art der Hochschule und andererseits vom Hochschullehrer beeinflußt.

Im allgemeinen m u ß eine brauchbare viersemestrie Lehrveranstaltungsreihe m i n d e s t e n s folgendes enthalten:

Mengen, Logik, Zahlen, Funktionen (kurze Wiederholung)
Komplexe Zahlen
Lineare Algebra und vektorielle analytische Geometrie
Differentialrechnung
Integralrechnung
Unendliche Reihen
Integraltransformationen
Gewöhnliche Differentialgleichungen
Mehrdimensionale Differentialrechnung
Mehrdimensionale Integralrechnung
Vektoranalysis
Partielle Differentialgleichungen
Funktionentheorie
Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik

Der Professor blökt euch in der Vorlesungen mit Theorie zu, der Diplom-Mathematiker rechnet mit euch in der Übung Aufgaben.
(Diese westdeutsche Einstellung zur Lehre führt aber zu verschiedenen Problemen, die ich aus meinem Studium nicht kenne, dieser Tage aber mit Sorge beobachte.)

Grundsätzlich solltest Du schnell begreifen, daß Dein geistiger Horizont als Ingenieur mit Deinen Mathematikkenntnissen verbunden ist. Die Technik wird komplexer, der theoretische Anpruch wird höher. Leider verflacht die deutsche Ingenieurausbildung nach und nach, während andere Länder ihr hohes mathematisches Niveau früherer Tage behaupten konnten (ehem. Sowjetunion, Japan).

Die Fragen lauten demnach

Studierst Du an der Universität oder an der Fachhochschule?
Möchtest Du Diplom-Ingenieur werden oder Bätschler?
Wo liegt gegenwärtig Dein grundlegendes elektrotechnischs Interesse?

Die Antworten erlauben es Dir, mögliche Studienorte einzugrenzen und danach entsprechendes Informationsmaterial der Hochschulen zu sichten. Dort wirst Du schnell Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen.

Die Menge Mathematik im Studiengang korreliert auch mit der Wahrscheinlichkeit, in eine Institution des Zahlen-Kungfu zu geraten. Je mehr Mathematik im Lehrverantstaltungshandbuch verzeichnet und beschrieben ist, desto unwahrscheinlicher mußt Du Dich mit „Kampfrechnen für Elektrotechniker“ samt „Schwerpunkt: Auskotzen und Runterspulen auswendiggelernter Rezepte in 180 Minuten“ herumschlagen.

Was ich Dir empfehlen würde: Wirf einen Blick in die unten genannte Fachliteratur.

Das beste Buch zur Elementarmathematik (10. Klasse) und zur Wiederholung nötigster Grundlagen.

http://www.amazon.de/Mathematik-leicht-gemacht-Hans-…

Von demselben Autor (H. Kreul) sehr gutes Buch zur Einführung in die höhere Mathematik (12. Klasse).

http://cgi.ebay.de/Mathematik-Ingenieur-Fachschulen-…

Und schlußendlich der Klassiker von Leupold. Die 2 Bände decken wenigstens die ersten 2 Semester ab, vermutlich mehr. Der Leupold ist dem berüchtigten Papula vorzuziehen, da didaktisch besser, kompakter, sinnvoller strukturiert und preisgünstiger.

http://www.amazon.de/Mathematik-Studienbuch-Ingenieu…

Die Bücher geben Dir einen guten Einblick, womit Du Dich konfrontiert sehen wirst. Ich kann leider keine persönlichen Erfahrungen weitergeben, da ich formal zwar Diplom-Ingenieur bin, mein Studium aber genau genommen Ingenieurphysik („Technische Physik“) war. Ich hatte in den 5 Studienjahren Regelstudiendauer (10 Semester) 3 Studienjahre (6 Semester) Mathematik, u.a. Dinge, die ich in der heutigen Ingenieurausbildung vermisse und für dringend notwendig erachte. Doch das ist ein anderes Thema.

Wenn Du weitere Literaturempfehlungen für Dein Studium brauchst, sag was.

reinerlein

Als wir unserem Prof in einer Vorlesungsumfrage
vorgeworfen hatten, dass der Praxisbezug in der Vorlesung
fehle, war er stinksauer, beschimpfte uns und sagte dann: "Sie
wollen eine praktische Anwendung? Hier haben sie eine
Anwendung! Definiert sei die affine Abbildung im
n-dimensionalen Raum mit … (Rechnen, Rechnen, Rechnen) …

als wir von unserem Prof. für Theoretische Mechanik nach 2 wochen Formeln ohne bezug, mit Variabalennamen wie omega, theta, theta-tilde, theta-tilde-tilde… ein Beispiel wollten sagte er:
„Na gut, omega = 366“
und setzte die vorlesung fort. manche lachten, er verstand es nicht, bis jemand erklärte, dass das Beispiel unnütz sei, dann sagte er:
„ok, dann eben omega = 367“
grüße