Hi Gemeinde,
den folgenden Artikel wollte ich euch nicht vorenthalten. Mathe ist scheinbar doch nicht so dröge, wie viele vermuten
Hannover (dpa) - Biertrinken ist für Norbert Herrmann ein ernsthaftes Problem. Besonders dann, wenn die Dose in zwei Zügen leer sein soll. Der Wissenschaftler vom Institut für Angewandte Mathematik der Universität Hannover hat für sich die Physik des Alltags entdeckt. Er beschäftigt sich in Modellen und komplizierten Gleichungen mit Fragen, die auf der Straße liegen - manchmal sogar im wörtlichen Sinne.
So erregte er im vergangenen Jahr größeres Aufsehen, als er sich mit der Verbesserung der Formel fürs Rückwärtseinparken auseinander setzte. Einparken in einem Zug in eine minimale Parklücke - was im Modell und auf dem Papier relativ einfache Mathematik war, stellte sich in der Praxis allerdings als größeres Problem heraus. «In der Anwendung liegt die Schwierigkeit der Übertragung des vereinfachten Modells», sagt der 60-Jährige. Mit anderen Worten: Selbst bei ihm kann es mal krachen.
Die Schwierigkeiten beim Autofahren ließen den Mathematiker aus Lehrte bei Hannover auch danach nicht los. «Je mehr wir forschen, desto mehr Probleme ergeben sich», erzählt Herrmann, der sich sogar die Schnürsenkel nach einem physikalischen Prinzip bindet. Dass bei Glatteis das seitlichen Ausbrechen des Autos wegen fehlender Querreibung kaum zu verhindern sei, ergab eine für ihn einfache Berechnung. Aber auch hier steht Herrmann erst am Anfang seiner Überlegungen. «Wir wissen ja noch nicht einmal genau, mit welcher Fläche ein Reifen auf der Straße liegt», sagt er.
Sich selbst verstehe er als Mittel zum Zweck: «Ich mache alles im Namen der Mathematik.» Und die müsse einfach heraus aus ihrem wissenschaftlichen Elfenbeinturm. Bei seinen Kollegen ernte Herrmann dafür so manches Mal ein Kopfschütteln, doch das Interesse anderer Institute und der Studierenden gebe ihm Recht, sagt der Dekan des Fachbereichs Mathematik, Rudolf Grübel. «Auch wenn er keine profunden mathematischen Fortschritte präsentiert, sind wir doch sehr glücklich darüber, dass Herr Herrmann dem falschen Bild der introvertierten Mathematik entgegenwirkt.»
Praktischen Nutzen könne er in den wenigsten Fällen aus seinen Formeln ziehen, gibt Herrmann selbst zu. «Ich habe dadurch noch keinen Cent gewonnen», sagt er. Vielleicht kommt er so aber seinem Traum näher, irgendwann einmal eine Wissenschaftssendung im Fernsehen zu moderieren. Da könnte er auch seine Berechnung präsentieren, in welchem Abstand die Beine eines vorauseilenden Menschen optimal zu betrachten seien. Für den besten Blickwinkel bräuchte eine 1,70 Meter große Person demnach beim Blick auf 60 Zentimeter freies Bein einen Abstand von rund 1,40 Metern. Eine Formel, die auch zur optimalen Betrachtung einer Kirchturmuhr verwendet werden könnte, meint Herrmann.
Das Problem des Biertrinkens ist übrigens noch nicht vollständig gelöst. Um die Standfestigkeit einer Dose oder Flasche auf der Wiese zu verbessern, sucht Herrmann mit Blick auf die kommende Sommersaison nach dem idealen Schwerpunkt der unterschiedlichen Gefäße. «Rund zwei Drittel müsste man mit dem ersten Zug schaffen», um die beste Standfestigkeit von Dose oder Flasche zu erreichen, erläutert Herrmann. Doch auch hier stellt sich die Frage, ob der Durst linear in Physik umzusetzen ist.
Aus:
http://de.news.yahoo.com/040120/3/3uiq7.html
Gandalf