sehe ich anders…
Hi Eckard,
So und nun müssen sie zu Beginn des Schuljahres erst mal
begreifen welche der beiden Ziffern, die da stehen, ist der
„Zehner“ und welche ist der „Einer“? Dazu dient diese Übung,
die zum einen einübt, dass die Zehnerstelle links von der
Einerstelle steht und zum anderem dem Lehrer das Feedback
gibt, wieviel die Schüler bereits begriffen haben oder ob
weitere Erklärungen und Übungen notwendig sind.
Ja, als Übungsaufgabe mag das sinnvoll sein, nicht aber als Klausuraufgabe, in der es ja unter anderem darum geht, die Leistungen des Schülers möglichst objektiv zu messen.
Es gibt kaum etwas frustrierenderes für einen Schüler als eine schlechte Zensur in einem Fach, in dem er alles verstanden hat, nur weil die Fragestellung ungenau formuliert war und er deshalb nicht wusste, was eigentlich gefragt ist. Das selbe Problem gibt es oft mit „Lückentexten“, bei denen man in der Regel viel Richtiges in die Lücken eintragen kann, was aber der Lehrer vielleicht nicht hören wollte.
Ich habe einmal spaßeshalber mal den Versuch gemacht, mehrere Klassenarbeiten einer Grundschulklasse nach falschen oder ungenauen Fragestellungen zu untersuchen - es war die Hölle. Lehrer, die offensichtlich kaum der deutschen Sprache mächtig sind, stellen Aufgaben, die Widersprüche enthalen oder eigentlich nicht lösbar sind, Schüler, die das noch nicht voll beurteilen können, sind ratlos und/oder werden in ihren Fähigkeiten unterschätzt.
Außerdem habe ich ein didaktisches Problem mit der Zehner-Einer-Aufgabe. 21 ist eine Summe aus 20 und 1. Der Schüler muss das als erstes verstanden haben, sonst ist alles andere für die Katz. Die Aufgabe suggeriert aber, dass die 21 sich aus den Zahlen 2 und 1 zusammensetzt. Wenn der Schüler wirklich begriffen hat, dass die Ziffer 2 in der Zahl 21 nur die Anzahl der „10-en“ bezeichnet (also eigentlich nicht die 2 ist sondern die 20), wird er antworten:
„15“
was gar nicht so blöd ist.
Ich wette, er hätte dafür nicht die volle Punktzahl bekommen, obwohl er die Struktur einer zweistelligen Zahl möglicherweise besser begriffen hat als der Schüler, der 2 in 21 fälschlicherweise als Zahl betrachtet.
lg
F.