Max. zulässige Solarleistung?

Hallo!

Es geht mir hier um die PV- Anlagen in Deutschland.

Früher, vor 15 Jahren haben sich paar Hanseln 5 solcher Platten auf das Dach bauen lassen, lächerlich.
Inzwischen, wenn man mal in Süddeutschland unterwegs ist, ist eigentlich von der Autobahn aus kaum ein Dach zu sehen, wo keine PV- Anlage montiert ist.

Vor 2-3 Jahren ging es los, wo grosse Hallendächer massenweise damit ausgerüstet wurden,
und nun aktuell sehe ich gewaltige Freiflächenanlagen entstehen.

Soweit so gut, von mir aus, sollen se machen.

Am Pfingstwochenende, so war in unserer Tageszeitung zu lesen, wurde wohl ein neuer Einspeise- Rekord erreicht, 22 GW, soviel wie 20 AKW bei Vollast.

Meine Frage dazu: Hat sich da schon mal jemand Gedanken darüber gemacht, ob es eine Grenze gibt,
wo man aus techn. Gründen sagt, jetzt ist genug?

Ich gehe mal davon aus, dass die Anlagen schlicht abgeschalten werden, wenn zuviel Strom im Netz ist, der nicht verbraucht wird.
Dann bekommt der Anlagenbetreiber ja auch keine Einspeisevergütung,
was ev. die Finanzierung belasten könnte, wenn das häufiger vorkommt.

Grüße, E !

Details
Moin auch,

was in einer PV-Zelle abläuft, wenn die Sonne draufscheint, ist finsterste Physik, will sagen: Die kann man nicht abschalten. Sonne = Strom, immer. Wenn viel produziert wird, werden Kraftwerke (=konventionelle) abgeschaltet, weil Strom aus erneuerbaren in D Vorfahrt hat.

Ralph

Hallo,

was in einer PV-Zelle abläuft, wenn die Sonne draufscheint,
ist finsterste Physik, will sagen: Die kann man nicht
abschalten. Sonne = Strom, immer.

Das ist so schlicht falsch und irreführend.
Eine Solarzelle erzeugt Gleichstrom und damit der fließen kann, müssen die Elektronen über einen Leiter, z.B. ein Kabel vom einen zum anderen Pol fließen können. Wird diese Leitung unterbrochen, dann erzeugt eine Solarzelle auch keinen Strom.

Solaranlagen mit mehr als 30 kW Leistung müssen sogar eine Einrichtung besitzen, mit der die Netzbetreiber die Anlage ferngesteuert drosseln oder abschalten können und über die sie (bei Anlagen mit mehr als 100 kW Leistung) jederzeit die erzeugte Ist-Leistung abrufen können. Ein Blick in §6 Absatz 1 und 2 im Erneuerbare-Energie-Gesetz hätte dir genau das gezeigt. Dort steht nämlich:

**[..] Anlagenbetreiber [..] müssen ihre Anlagen mit einer   
installierten Leistung von mehr als 100 Kilowatt mit technischen   
Einrichtungen ausstatten, mit denen der Netzbetreiber jederzeit  
  
1.die Einspeiseleistung bei Netzüberlastung ferngesteuert reduzieren kann und  
2. die jeweilige Ist-Einspeisung abrufen kann.  
  
(2) [..] Anlagenbetreiber von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus   
solarer Strahlungsenergie  
  
1. mit einer installierten Leistung von mehr als 30 Kilowatt und   
höchstens 100 Kilowatt müssen die Pflicht nach Absatz 1 Nummer 1   
erfüllen**  

Deshalb kann es sehr wohl dazu kommen, dass an sehr sonnenreichen Tagen, größere Solaranlagen vom Netz getrennt werden, wenn die Regelleistung in den Netzen sonst nicht ausreichen würde, entsprechende konventionelle Leistungen weiter zu drosseln.

vg,
d.

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Hallo E.,

Meine Frage dazu: Hat sich da schon mal jemand Gedanken
darüber gemacht, ob es eine Grenze gibt,
wo man aus techn. Gründen sagt, jetzt ist genug?

Momentan ist ein Deutschland der Engpass bei den Übertragungsleitungen vom Norden in den Süden, da müssen öfters mal einzelne Windmühlen abgeschaltet werden.

Die meisten Wasserkraftwerke und auch Kraftwerke mit Gasturbinen, kann man recht schnell vom Netz nehmen, bzw. auch wieder schnell anwerfen.

Überschüssige Energie kann man in Pumpspeicherwerke leiten oder auch exportieren.

Dann bekommt der Anlagenbetreiber ja auch keine
Einspeisevergütung,
was ev. die Finanzierung belasten könnte, wenn das häufiger
vorkommt.

Dieses Problem hat jeder Anlagenbetreiber, von der kleinen PV-Anlage auf den Dack bis zum AKW.
Nennt sich im Prinzip Marktwirtschaft, wird aber in diesem Falle sehr von der Politik gesteuert.

MfG Peter(TOO)

Danke für die Richtigstellung
Moin auch,

finsterste Physik, sag ich ja :smile:

Schon wieder was gelernt.

Ralph

1 Like

Dann bekommt der Anlagenbetreiber ja auch keine
Einspeisevergütung,
was ev. die Finanzierung belasten könnte, wenn das häufiger
vorkommt.

Hallo,

nach dem Stand (genauer: Stillstand) der Energiewende ist das nicht unser aktuellstes Problem. Aber natürlich gibt es sowohl technische als auch wirtschaftliche Grenzen. Ich würde empfehlen, dass sich jemand, der Überschüsse produziert, selbst um eine mögliche Speicherung vor Ort bemüht, dann kann er die Energie verkaufen, wenn mehr davon gebraucht oder zuwenig produziert wird.

Das ist durchaus machbar: eine 10 kW-Anlage könnte an einem guten Tag etwa 60 kWh produzieren, umgerechnet auf ordinäre Auto-Akkus mit 12 V wären das 5000 Ah oder 50 Akkus. Und nebenbei wäre man auch nachts selbstversorgt.

Gruss Reinhard

nebenbei wäre man auch nachts selbstversorgt.

Hallo,
das ist normal nicht das Ziel, sondern Strom verkaufen ist das Ziel.
Ausnahme kleine Notstrom-Inselanlagen, hier nicht das Thema.
Gruss Helmut

Hallo,

Das ist durchaus machbar: eine 10 kW-Anlage könnte an einem
guten Tag etwa 60 kWh produzieren, umgerechnet auf ordinäre
Auto-Akkus mit 12 V wären das 5000 Ah oder 50 Akkus. Und
nebenbei wäre man auch nachts selbstversorgt.

Aber nicht im Winter. Das Problem ist ja gar nicht die Speicherung des Stroms für die kurzen Sommernächte, sondern die Speicherung für längere Durststrecken, z.B. mehrwöchige Abschnitte im Winter bei Solarzellen oder längere Windflauten bei Windkraftanlagen. Und da brauchst du mit deinen Auto-Akkus nicht mehr anfangen.

Für diese Energiemengen gibt es heute keine vernünftige Speichertechnik, höchstens die Erzeugung von Wasserstoff oder die Methansynthese oder eine Umwandlung in andere chemische Energieträger und deren anschließende Verstromung. Nur ist das mit hohen Verlusten behaftet.

Die primäre Lösung ist daher erstmal, die benötigte Energie die man speichern müsste, stark zu reduzieren, in dem man die Erzeugung und Verteilung technisch und geographisch so diversifiziert, dass sich z.B. Windflauten und ähnliches zum größten Teil einfach rausmittelt. Wenn in Norddeutschland Windflaute ist, ist in Norditalien und Südfrankreich vielleicht bestes Sonnenwetter. Geht an der Nordsee starker Wind, ist in Spanien vielleicht Flaute. Genauso erzeugen Windkrafträder im Winter den meisten Strom, während Solarzellen zu diesem Zeitpunkt den wenigsten Strom erzeugen. Zusammengenommen braucht eine Kombination beider Techniken daher weniger Speicher, als jede Technik für sich genommen.
Die benötigte Menge an Stromspeichern und eventuell vorzuhaltender Reserveleistung ist also nicht so ohne weiteres zu beziffern, sondern hängt vom überregionalen Gesamtkonzept ab. Das ganze europäische Netz ist ja ein Verbundnetz, und nicht eine Ansammlung nationaler, abgeschlossener Stromnetze. Kein Land, auch nicht Frankreich, ist derzeit in der Lage, seinen Strom komplett autark zu erzeugen, sondern man tauscht immer in Zeiten von nationalen Überschüssen oder Engpässen Strom mit den Nachbarländern aus.

vg,
d.

Hallo,

Dann bekommt der Anlagenbetreiber ja auch keine
Einspeisevergütung,
was ev. die Finanzierung belasten könnte, wenn das häufiger
vorkommt.

Dieses Problem hat jeder Anlagenbetreiber, von der kleinen
PV-Anlage auf den Dack bis zum AKW.

Nö. Da regenerativer Strom eine Einspeisegarantie hat, wirst du - wenn man dich wegen Netzbelastung z.B. vom Netz nimmt - entschädigt, d.h. du bekommst im Prinzip das Geld, welches du erwirtschaftet hättest, wenn du den Strom eingespeist hättest (zumindest in der Zeit, in der du eine garantiere Einspeisevergütung hast).

Siehe z.B. hier:
http://www.strom-magazin.de/strommarkt/windraeder-mu…

Ob und welchen Verlust andere Anlagenbetreiber in solchen Situationen haben, ist auch ziemlich unterschiedlich. Manche Wasserkraftwerke können das Wasser z.B. aufstauen wenn sie nicht am Netz sind und verbrauchen das Wasser eben später. Auch ist zu Zeiten, in denen das Netz voller Strom ist, der Preis für Strom extrem niedrig. Wir haben sogar schon negative Strompreise gesehen. In diesen Überschuss-Zeiten würdest somit oft eh so gut wie kein Geld verdienen oder vielleicht sogar drauf zahlen wenn dein Kraftwerk läuft. Aber natürlich hast du Recht, das sind alles Risiken, die jeder Unternehmer hat und die völlig normal sind.

vg,
d.