Hallo Wolfgang,
hm, ichh alte ja sonst viel von Deinen Ausführungen, aber hier liegst Du doch mit einigen Annahmen daneben:
Für ein Fahrrad, das höchstens wenige Male jährlich für
gemächliche Ausflüge oder den kurzen Weg zum Bäcker benutzt
wird, muß man kein Vermögen ausgeben. Auf nennenswerte
Fahrleistungen in der Größenordnung von 1.000 km pro Jahr
kommen allenfalls Fahrräder von Jugendlichen, die damit zur
Schule fahren.
Woher kommt Dein Glaube, dass Erwachsene nicht soviel Fahrrad fahren? Beim ADFC München haben wir Tourenteilnehmer, die alleine durch unsere Touren schon auf mehr als 1000 km im Jahr kommen.
Ansonsten erreichen nur die wenigsten Fahrräder
auch nur 100 km pro Jahr.
Das kann man höchstens bezogen auf die zig Millionen Fahrräder so sehen, die in deutschen Haushalten stehen sollen. Übrigens sind gerade bei den Besitzern mehrerer Fahrräder für verschiedene Zwecke die Kilometerleistungen besonders hoch.
Bei solcher Inanspruchnahme hält
fast jedes Material praktisch ewig.
Und hier liegst Du leider daneben. Beim klassischen Baumarkt-Rad haben wir beim ADFC München durchaus schon nach 4 Wochen herausgefallene Pedale gesehen, weil leider das Gewinde von Anfang an nicht ordentlich geschnitten war. Gut, das ist heute durch die Gewährleistung gedeckt, aber neben den Scherereien, die man damit hat, tut leider auch ein Unfall auf dem Weg zum Bäcker (wenn z.B. das Pedal beim Antreten meint herausfallen zu müssen) schon weh.
Jeder Billigreifen
unbekannter Herkunft überdauert dabei ein Menschenleben, wenn
ihm nicht spitze Gegenstände oder die Sonne ein Ende bereiten.
Und gerade die Sonne sollte man nicht unterschätzen.
Das sind Fälle, für die jedes Kaufhausfahrrad seinen Dienst
tut, Gewichtsgrenzen hin oder her.
Nein, eben nicht jedes.
Wer aber z. B. 10 bis 20 km täglich mit dem Fahrrad unterwegs
ist (Weg von und zur Arbeit sowie alltägliche Kurzstrecken),
kommt jährlich auf die Größenordnung von vielleicht 4.000 km
oder mehr.
Täglich 10 km zur Arbeit einfach bringen bei 220 Arbeittagen (soviel erkennt m.W. das Finanzamt ohne Nachweis an) 220x10x4=4400 Kilometer, also schon mehr als und nicht nur vielleicht 4000 km. Und die Alltagsradler sind nach meiner Kenntnis auch meistens die wetterfestesten, also nichts mit „Regentage abziehen“. Diese fahren oft auch noch einiges in ihrer Freizeit.
Das ist die Lebensdauer eines guten Fahrradreifens.
Nö, so ein Schwalbe Marathon bringt es schon auf 5000 bis wenns gut geht 10000km.
Solche Inanspruchnahme überstehen keine Billigkomponenten von
Bremsen bis zu den Speichen, wenn es wie im Fall des
Ursprungspostings um Belastungen jenseits von 100 kg geht.
Auch bei Durchschnittsgewicht stehen das Billligkomponenten nicht durch. Ich rede jetzt nicht hier von dem „Mittelklasse“-Produkten, die mehr in der mangelnden Zusammenstellmöglichkeit und Rahmenhöhe-Auswahl ihre Schwächen haben, sondern vom Rad von Lidl und Co. Das ist das, was Leute mit Träumen von billigen Fahrrädern unter „billig“ verstehen.
Ein Fahrrad, das einmal jährlich für 10 km aus der Garage
gekramt wird, muß dann vielleicht abgestaubt werden und
erreicht bei solcher Inanspruchnahme weitgehend unanhängig von
der Belastung ein biblisches Alter.
Wenn die Speichen nicht von Anfang an gut zentriert waren, was bei Billigrädern selten der Fall ist, sind die Speichenbrüche auch bei solchen Anwendungsfällen vorprogrammiert.
Weil das so ist, tuts für den gelegentlichen
Betrieb jedes beliebige Fahrrad, während bei regelmäßiger und
starker Beanspruchung kein Weg an Standard und Preisniveau von
Patria, Utopia & Co. vorbei führt.
Och nö, KLM, Herkules oder Gudereit zum Beispiel liefert auch schon nicht schlecht für den normalgewichtigen Kurz- bis Mittelstrecken-Radler. Patria, Utopia & Co. sind, wie schon oben kurz angerissen, auch deswegen so teuer, weil die Rahmen nach wie vor in Europa hergestellt werden und weil sie eine große Auswahl an Rahmenhöhen sowie Kombinationsmöglichkeiten von vielen verschiedenen Komponenten bieten.
Billigrad ist für mich nach wie vor: Baumarkt etc.
Erst … für regelmäßige Benutzung in nennenswertem Umfang spielen die
technischen Feinheiten eine Rolle.
Ich berate jeden so, dass er oder sie mit seinem Fahrrad auch Freude beim Fahren haben kann. Sonst ist die seltene Benutzung schon deswegen vorprogrammiert, weil bei eiernden Rädern mit gebrochenen Speichen das Fahren keinen Spaß macht. Und Zentrieren ist - gemessen an dem Preis eines Billigrades - schweineteuer.
Davon, dass „je biliger desto schwerer“ für die Räder ja auch noch zum Tragen kommt. Es sind zwar auch die Schwerträger von Utopia nicht leicht, aber dafür müssen ja auch die, die drauf sitzen, nicht leicht sein und dürfen sogar noch Urlaubsgepäck mitnehmen.
Gruß, Karin