Medikamente - Pflegeheim

Hallo an Euch,

ich mache mal einen neuen Artikel auf, weil es dann doch um ein etwas anderes Thema geht als in meinem vorherigen.

Am kommenden Montag wollen wir eigentlich das andere Heim besichtigen MIT der Patientin (das nur als Ergänzung zum Vorthema). Dies steht allerdings seit heute völlig in Frage, ob wir das tun können. Die Patientin war zwischenzeitlich mal wieder im Krankenhaus - wegen schlechter Blutwerte, Nierenproblemen.

IM Krankenhaus habe ich sie ungewöhnlich fröhlich und agil (für ihre Verhältnisse) angetroffen. Ich war jeden Tag dort und dieser Zustand hielt an (total ungewöhnlich, weil sie ja sonst allein den Krhaus-Aufenthalt als Grund für eine Depression sieht). Die Ärzte dort hatten (wie ich bei Entlassung erfuhr) die Blutdrucksenker abgesetzt (!). DAS getan, was ich ja auch bereits im Heim angeregt hatte. Außerdem regte der behandelnde Arzt an, das Opiat durch ein anderes Schmerzmittel zu ersetzen.

Nun zum Problem: sie nimmt seit vielen Jahren, neben einem weiteren Schmerzmittel, Tilidin. 1. kann sie die Kapseln nicht mehr lange nehmen, weil sie große Schluckschwierigkeiten hat; 2. kann die Idee, das Tilidin in Tropfenform zu verabreichen leider nicht realisiert werden, weil die Tropfen (aufgrund von Missbrauch) nicht in solchen Einrichtungen verwendet werden dürfen. Nun hat der Hausarzt ein Schmerzpflaster als Ersatz für das Tilidin verordnet. Die Wirkung: ich erkenne die Frau nicht wieder - ein sabberndes, vor sich murmelndes, zuckendes Wesen sitzt mit geschlossenen Augen vor mir und reagiert auf meine Ansprache nicht mehr. Grauenvoll. Die Pfleger versicherten mir, dass das Pflaster gestern entfernt wurde und ihr Zustand sich bis Sonntag wieder stabilisieren wird. Dann würde man ein anderes Pflaster ausprobieren. Diese Reaktion, die sie zeigt, sei ungewöhnlich.

Ich kann das alles nicht beurteilen - ich sehe nur die Auswirkungen.

Hat jemand Erfahrungen bei der Suche nach adäquaten Schmerzmitteln, gerade mit Hinblick auf das Problem, dass Tabletten nur mit großen Schwierigkeiten geschluckt werden können?

Vielen Dank für Euren Rat -
Gruß
A.A.

Hallo A.A.,

das Problem ist, dass klinische Studien an gesunden Menschen bis ca. 60 Jahren durchgeführt werden. Bei älteren Patienten sieht aber aufgrund der körperlichen Veränderungen die Pharmakokinetik komplett anders aus (die Leber- und Nierenfunktion nehmen ab; das Verhältnis von Körperfett und -wasser verändert sich, etc.).

Viele Hausärzte vergessen bei der Verordnung zudem selbst etwas so Profanes wie das Körpergewicht und die Überprüfung der Medikamentenliste inclusive der nicht verschreibungspflichtigen Mittel, die Oma & Opa sich beispielsweise in der Drogerie (nein, nein, das sind ja keine Medikamente) holen, weil auch diese sehr wohl unerwünschte Interaktionen mit den anderen Mitteln haben können.

Ich weiß nicht, was die ältere Dame als Ersatz für Tilidin bekommt, aber nach Deiner Beschreibung tippe ich auf ein Mittel, das auf der PRISCUS-Liste steht und somit für betagte Patienten nicht geeignet ist (Tilidin wird dort schon als Opioid mit geringe(re)m Delir-Risiko und somit als Ausweichmöglichkeit aufgeführt).

Hast Du schon einmal daran gedacht, einen Facharzt für Geriatrie zu befragen? Hausärzte - auch langjährige - sind in solchen Fragen häufig nicht der richtige Ansprechpartner.

Grüße
EP

Hallo Evil Princess,

Ich weiß nicht, was die ältere Dame als Ersatz für Tilidin
bekommt, aber nach Deiner Beschreibung tippe ich auf ein
Mittel, das auf der PRISCUS-Liste steht und somit für betagte
Patienten nicht geeignet ist (Tilidin wird dort schon als
Opioid mit geringe(re)m Delir-Risiko und somit als
Ausweichmöglichkeit aufgeführt).

Das werde ich hoffentlich bis Sonntag wissen, welches Schmerzpflaster sie jetzt erhalten hat.

Hast Du schon einmal daran gedacht, einen Facharzt für
Geriatrie zu befragen? Hausärzte - auch langjährige - sind in
solchen Fragen häufig nicht der richtige Ansprechpartner.

Das Problem ist, dass sie ja keinen eigenen Hausarzt mehr hat. Der Hausarzt ist der des Pflegeheims und ich muss vermuten, dass er schlicht ausprobiert ohne darüber nachzudenken, in welcher Dosis das vertretbar ist. Aber das sind alles nur Vermutungen - vielleicht zu Unrecht.

Aber auch ein Facharzt für Geriatrie ist eine gute Idee - werde mich mal schlau machen.

Ich werde nun als nächsten Schritt am Montag einen Termin mit dem Arzt im Krankenhaus erbitten. Wenn es ihr am Sonntag nicht deutlich besser geht, muss ich vielleicht auch von mir aus eine Einweisung ins Kr.haus veranlassen. Denn in dem Zustand, in dem ich sie heute angetroffen hat, ist sie nicht mal in der Lage selbst zu trinken. Sie isst nicht - sie bekommt halt Brei so gut es geht eingeflößt.

Mich erschreckt vor allem der himmelweite Unterschied ihres Zustands von jetzt zu vor 7 Tagen als sie noch ihre üblichen Medis (ohne die Blutdrucksenker) bekam und für ihre Verhältnisse sehr fit war.

Viele Grüße
A.A.

… an Stelle des Tilidin bekam sie Transtec pro 35, das diese Wirkungen hervorgerufen hat. Das Lorazepam und Haloperidol wurden offenbar zeitgleich abgesetzt.

Gruß
A.A.