Nunja - das gibt einem eine Andeutung, was Cioran unter ‚Meditation‘ versteht. Nicht mehr und nicht weniger.
Was hältst Du Deinerseits denn von diesem Zitat:
Unter Meditieren ist Nachdenken oder ein methodisches Denken zu verstehen. - Das Meditieren muß alles Lesen und Lernen begleiten; und es ist hierzu erforderlich, daß man zuvörderst vorläufige Untersuchungen anstelle und sodann seine Gedanken in Ordnung bringe oder nach einer Methode verbinde.
Das versteht nun wiederum Immanuel Kant (Logik - ein Handbuch zu Vorlesungen, § 120) unter ‚Meditation‘. Offenbar muss man den Kontext beachten um eine halbwegs deutliche Vorstellung zu gewinnen, was unter einem abstrakten Begriff wie ‚Meditation‘ in eben diesem Kontext zu verstehen ist. So haben beispielsweise weder Ciorans noch Kants Meditationsbegriff sonderlich viel mit dem zu tun, was etwa im Buddhismus als bhāvana (idR mit ‚Meditation‘ übersetzt) bezeichnet wird.
Zum Kontext des Cioran-Zitates gehört Platos Ideenlehre gewiss nicht. Um ebenfalls Cioran zu zitieren:
Die Ideen sind gestorbene Melodien. (Les idées sont des mélodies defuntes.)
und:
Was nutzt es, sich mit Plato zu befassen, wenn uns ebenso gut ein Saxophon eine andere Welt erahnen lässt. (À quoi bon fréquenter Platon, quand un saxophone peut aussi bien nous faire entrevoir un autre monde.)
denn:
Die musikalische Meditation sollte der Prototyp des Denkens im allgemeinen sein. (La méditation musicale devrait être le prototype de la pensée en général.)
Gruß,
Ralf