Medizinstudium abbrechen?

Servus zusammen!!

Ich bin gerade sehr verzweifelt und vielleicht gibt es ja hier irgendjemanden, der mir ein klein wenig zur Entscheidungshilfe beitragen kann.

Zu mir: Ich bin 22 und studiere im 8. Semester Medizin.

Seit Beginn meines Studiums habe ich darüber nachgedacht abzubrechen. Medizin besteht hauptsächlich darin, ganz viele Details auswendig zu lernen, meistens jedoch ohne diese zu hinterfragen. In der Schule war ich stets einer der besten, vor allem mit großem Interesse in den Fächern Mathe und Physik, mein gutes Abi und mein Umfeld haben mich dann dazu bewogen Medizin zu studieren. Ich hab ansonsten geschwankt zwischen Physik und Wirtschaftsingenieurwesen.
Ich habe kein Problem damit, Klausuren zu bestehen, aber ich befinde mich dabei aus manglndem Interesse meist eher im unternen Mittelfeld. Mir macht das Studium wenig Spaß, mit den Patienten ist es schon ganz cool. Ich hab potentiell auch das Zeug zu nem ganz guten Arzt, glaub ich.

Aber irgendwie fehlt mir halt was, ich bin nicht glücklich, denke ständig über Alternativen nach. Mein Traum wäre es, im Bereich der Erneuerbaren Energien zu arbeiten, das würde mich ziemlich erfüllen. Zudem geht mir die deskriptive Denkweise der Ärzte auf den Zeiger, ich war schon immer mathe- und physikbegeistert.

Ich könnte mir wirklich in den Arsch beißen, nicht was anderes gemacht zu haben. Und das macht mich wirklich fertig (obwohl es auch durchaus schöne Momente gibt in der Medizin… ich denke nur immer, da ist noch was Besseres.)

Aber jetzt abzubrechen, nach 4 Jahren?? Ansonsten wäre ich mit 25 promovierter Arzt, könnte dann noch was anderes studieren.
Ich weiß einfach nicht weiter… das klingt alles wie verdammte Wohlstandssorgen aber ich grüble momentan Tag und Nacht.

Ich würde mich riesig freuen, wenn mir jemand weiterhelfen könnte… sei es durch eigene Erfahrung oder hilfreiche Ratschläge.

Danke im Voraus!!

es kann dir niemand helfen - das musst du allein entscheiden. Nicht deine Mutter, nicht dein Vater und nicht deine Freunde. DU!

Ich habe Vermessung studiert. Nach 2 Jahren habe ich mir überlegt in die Mathematik zu wechseln, weil mein INteresse an Softwareentwicklung immer mehr wuchs. Habe es nicht gemacht, auch weil mich die vielen theoretischen Themen doch abgeschreckt haben.
Nach dem Studium habe ich 5 Jahre in einem Vermessungsbüro gearbeitet, dort aber einiges Software entwickelt, anschließend bin ich dann in ein Softwarehaus gewechselt um meinen Traum zu erfüllen. Dann habe ich mich 5 Jahre lang im Bereich Bauphysik getummelt (also fachlich bei 0 angefangen), nach den 5 Jahren habe ich nochmal gewechselt und bin jetzt seit 6 Jahren in einem Softwarehaus, das ein Arztinformationssystem baut - also wieder fachlich von 0 angefangen.

Was dir das bringt? gar nichts. Aber halte dich nicht damit auf als Perspektive nur den praktischen Arzt zu sehen. Da kann / muss es mehr geben. Du findest Mathe / Physik geil? Warum nicht im Bereich Prothesen forschen. Als Mediziner kennst Du den einen Teil deiner Arbeit und weißt wie ein Mensch funktioniert, und die Physik und Mathematik hilft dir die Mechanik, die Elektronik und die Software zu verstehen. Und ich bin überzeugt: Da gibt es noch viel viel mehr.

Also schau dich um wo Du dein Studium und deine Wünsche unter einen Hut bringen kannst. Und aus eigener Erfahrung kann ich dir auch sagen: Der direkte Weg muss nicht immer der beste / schnellste sein…

Hallo ich würde auf gar keinen Fall abbrechen . Was nämlich auch ganz spannend ist , ist die Forschung im medizinischen Bereich ist . Das ist heute sehr wichtig . Überlege das gut .
viel Glück und viele Grüße noro

Nein, das sind keine Wohlstandssorgen, Erik, sondern wesentliche Fragen des (nicht nur) spätadoleszenten Lebens: Was will ich sein? was will ich tun? was interessiert mich eigentlich?

Ich weiß nicht, obs dich tröstet, aber gerade das Medizinstudium ist vergleichsweise sehr offen für eine Vielfalt an Anschlussmöglichkeiten, so dass dann bei der Weiterbildung die Chancen gut stehen, den verhasstesten Aspekten des Medizinstudiums aus dem Weg gehen zu können.
In Richtung Erneuerbare Energien und ins Wirtschaftsingenieurwesen kommt man damit freilich nicht, aber der Mathematik- und Physikleidenschaft könntest du z.B. in der Pharmaforschung (in die man mit dem Medizinstudium gut reinkommen kann) leidenschaftlich frönen.

Ich will dir nicht zu nahe treten und meine das eher allgemein: Es zeigt sich immer wieder, dass hinter solchen grundlegenden Unsicherheiten im Berufsweg oft andere/innere Konflikte stehen, die einem auf den ersten Blick gar nicht bewusst sind. Es wäre ja schade, wenn du das Studium opfern würdest, und dann feststellst, dass dich das Nachfolgende genausowenig befriedigt, weil die persönlichen Konfliktanteile weiter bestehen.
Nur als Denkanstoß.

Gönn dir doch mal 10 Stunden Coaching/Psychotherapie/psych. Beratung (über die Uni, evtl. kostenfrei?), um deinen Entscheidungsprozess a bissl zu stimulieren. Danach wirst du wahrscheinlich deutlich klarer sehen.

Gruß
F.

Hallo @Erikkk1,

ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe nach drei Jahren mein Medizinstudium abgebrochen. Ich hatte jedoch andere Gründe, da ich mit dem Druck von der Uni und mir selbst nicht mehr zurecht gekommen bin. Jetzt studiere ich etwas anderes und bin sehr zufrieden. Ich möchte damit aber nicht sagen, dass dies auch deine Wahl sein muss/sollte. Du hast gesagt, dass dich Medizin nicht interessiert, aber der Umgang mit Patienten macht dir Spaß. Als ich früher Anatomie und Co. gebüffelt habe hat es mir immer geholfen mir vorzustellen, wie mein Wissen Patienten später helfen könnte (vgl. dazu vielleicht mal Tom Freundenthal zum besseren Lernen+ Motivation oder andere „Trainer“).
Angenommen das alles bringt nichts und du bist trotzdem noch sehr unglücklich mit deinem Studium. Dann solltest du dir einige Fragen stellen z.B.:
„Werde ich auch in Zukunft mit meiner Entscheidung glücklich sein.“
Du hast noch drei Jahre vor dir und du hast schon sehr viel Zeit und Energie in dein Studium gesteckt. Schaffst du die noch kommenden drei Jahre oder zieht dich die Wahl deines Studiums so sehr runter, dass es keinen Sinn mehr macht weiter zu machen? Als Arzt kannst du später auch in die Forschung gehen usw. Dies könnte einen alternative zum „normalen“ Arzt Beruf sein.

Zum Schluss möchte ich dir noch meine persönliche Erfahrung mit dem Abbruch des Medizinstudiums schildern. Es war am Anfang natürlich schwer das Studium abzubrechen. Das Medizinstudium wird besonders ungern aufgegeben. Familie und Freunde werden deine Entscheidungen vielleicht nicht nachvollziehen können. Am Ende musst du aber machen was dich glücklich macht. Ich bin in meinem jetzigen Studium glücklich. Es ist interessant zu sehen wie ein Studium auch sein kann. Ich bin glücklich in meinem aktuellen Studium und fange nächstes Semester mit meinem Master an. ABER manchmal bereue ich meine Entscheidung auch. Ich werde nie die Frage beantworten können, ob ich es vielleicht doch geschafft hätte. ABER :smiley: Glücklicherweise stelle ich mir diese Frage nicht oft. Ich denke es ist menschlich sich die „Was wäre wenn“ Frage zu stellen.

Vielleicht sprichst du mit den Studienbeauftragten Prof aus deinem Fachbereich (oder wie das auch immer heißt) oder du nimmst dir ein Semester eine Auszeit. Guck auch mal in VL rein die deinem Wunschstudiengang entsprechen.

Ich hoffe das war nicht alles zu wirsch. Ich wünsche dir viel Kraft für deine Entscheidung.

Hallo,

ich würde mich auf jeden Fall näher mit den Studienrichtungen beschäftigen, bei denen ich einen Teil des Medizinstudiums verwenden kann: z.B.

  • Pharmazie
  • Medizintechnik???

Oder nach einem Praktikum in einer Arztpraxis erkundigen. Oft fällt das Studium einfacher, wenn man das genaue Ziel nach dem Studium kennt.

Gruß
RHW

Servus Erikk,

na da hast du ja anscheinend ein ziemliches Problem. Vielleicht helfen einige Überlegungen aus dem Blickwinkel des Nichtmediziners und Nichtstudenten.

Es siegt im Wesen der Medizin, daß die Heilkunst seit Virchov ein erhebliches Maß an Wissen dazugewonnen hat. Seien wir froh, daß der heutige Mediziner sich nicht mehr sein Wissen durch „trial and error“ an seinen Patienten aneigen muß sondern aus den Erfahrungen von Generationen von Medizinern schöpfen kann. Leider sind diese Erfahrungen während des Studiums zäher Lernstoff, den du dir mühevoll aneignen mußt, weil du in dieser Phase deiner Ausbildung noch wenig Bezug zur Anwendung in der Praxis hast. Erst die Praktische Anwendung des Erlernten wird die Mosaiksteine des angeeigneten Wissens in die richtige Position bringen und die Zusammenhänge der „Mosaiksteinchen“ klarer werden lassen.

Wenn du deinen Patienten wirklich helfen willst ist eben dieses Wissen eine Voraussetzung. Du schreibst daß du gerne mit den Patienten arbeitest, da sehe ich doch daß du Arzt sein willst.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß dich nach einem Studienabbruch ein Leben als Pharmareferent glücklich machen könnte. Und welche andere Berufsmöglichkeit hättest du dann außerdem?

Es ist ganz natürlich daß man sich unter dem ständigen Druck irgendwann die Sinnfrage stellt. Du bist schon schön über der Hälfte des Weges, also warum nicht gleich fertigmachen. Danach hast du jedenfalls die Möglichkeit einer Reorientierung: Wenn dir die Arbeit mit Patienten taugt - Praktische Ärzte sind Mangelware. Wenn dich der Physikbereich interessiert - es gibt genug Gelenks- und Prothesenhersteller, die qualifizierte Mitarbeiter suchen. Wenn du Angst hast, jamanden umzubringen, kannst du Dermatologie oder Pathologie wählen. Denk auch daran: als fertiger Mediziner hast du auch im riesenhaften Bereich der Biotechnologie ganz gute Karten.

Vergiß bitte nicht, daß du einer privilegierten Gruppe angehörst: Nicht jeder, der es will kann ganz einfach Medizin studieren. Willst das wirklich nach all den Jahren der Mühe hinschmeißen?

Hoffe ich hab dir ein Paar Impulse geben können. Würde mich interessieren, was du davon hältst.

LG Takacs

Es gibt ja viele Menschen, die zwei verschiedene Richtungen studieren und diese auch beide abschließen. Ein abgeschlossenes, bestandenes Studium macht sich später in deinem Lebenslauf viel besser, als ein abgebrochenes. Auch wenn es länger dauert, zwei ganze Studien zu durchlaufen - es wäre die bessere Entscheidung für deine Zukunft. :slight_smile:

Lieber hast du zwei abgeschlossene Studien, als ein abgeschlossenes und ein abgebrochenes. Mach dein Studium fertig, du wirst das später nicht bereuen.

Dann breche ab. Du bist noch Jung und hast eine Chance was anderes zu studieren und einen guten Job zu finden.