Mehl in niedrigeren Typen - was geschicht mit dem nicht genutzten Kornanteil?

Hallo!

Wenn Getreide nicht zu Vollkornmehl, sondern zu niedrigeren Mehltypen gemahlen wird, was geschieht dann eigentlich mit den verbleibenden Kornanteilen, die nicht mit verkauft werden?
Preislich kann ich zwischen den einzelnen Mehltypen im Einzelhandel keine nennenswerten Unterschiede feststellen (wenn überhaupt? bin mir gerade nicht sicher…). Daher gehe ich davon aus, dass der im Mahlerzeugnis nicht enthaltende Kornanteil irgendeine gleichermaßen lukrative Anwendung finden muss. Doch worin liegt diese? Man kann ja schlecht die nicht genutzten Kornanteile separat vermahlen - dabei käme ja kein vernünftiges Mehl raus…

Und wie trennt man eigentlich die nicht erwünschten Kornteile so schnell für jedes einzelne Korn so präzise ab?

Würde mich mal interessieren!

Beste Grüße
ON

Hallo,

ich bin jetzt keine Müllerin, aber ich hatte in meinem Leben schon viel mit Mehl und Futtermittlen zu tun.
Also das Korn wird gemahlen und dann gesiebt…das kannst du sehen, wenn Du zuHause ein Vollkornmehl durch ein Sieb gibst. Dann bleibt die Kleie oben im Sieb.
Soweit ich weiß kommen die Kleieanteile in Futtermittel oder auch ins Reformhaus für Menschen, die sich was Gutes tun wollen :wink:

Das ist völlig falsch !

Lies mal hier rein, eine sehr schöne und übersichtliche Darstellung der Vorgänge in einer Mühle.

Und dann sag mir mal wo dort „lukrative Abfälle“ anfallen außer den Spelzen- den äußeren Hüllen des Getreidekorns - und den Fremdstoffen vom Feld , die man im 1. Schritt aussortiert.

Die Spelzen werden wohl tatsächlich verkauft, aber einen großen Ertrag können die nicht haben, es geht mehr darum Entsorgungskosten zu sparen.
Mag sein, man kann sie als Ersatzbrennstoff oder Zuschlagstoff in der Ziegelei brauchen.

http://inquibidt.zum.de/wiki/Wie_Mehl_entsteht:_Der_Mahlvorgang

MfG
duck313

Servus,

Das muss er nicht, und das tut er auch nicht.

Backweizen kostet derzeit je nach Ort etwa 20 … 21 € / 100 kg, Weizenkleie etwa 17 … 18 € / 100 kg.

Weizenkleie spielt eine wichtige Rolle in sehr vielen Futtermitteln, insbesondere bei der Fütterung von Wiederkäuern, weil es dort darauf ankommt, zwar hohe Protein- und Energiekonzentrationen zu erzielen, aber dabei einen Mindestgehalt an Rohfaser nicht zu unterschreiten.

Die konkreten Preise hab ich übrigens auch deswegen genannt, damit Du sehen kannst, dass die Preise für Mehl im Einzelhandel nur zu einem eher kleinen Bruchteil den Preis für das Rohmaterial enthalten.

Schöne Grüße

MM

Hallo Duck,

wenn Du mal auf dem Feld beim Dreschen zuschaust, wirst Du sehen, dass bei Weizen und Roggen die Spelzen lange vor dem Mahlen, nämlich gleich beim Dreschen, vom Korn getrennt werden und auf dem Acker bleiben.

Eine Abtrennung der Spelzen vom Korn erst in der Mühle (Stutzen, Rollen) gibt es nur bei Gerste, Dinkel und Hafer. Auch das leuchtet sofort ein, wenn man mal rausgeht und sich anschaut, wie die einzelnen Getreidearten aussehen und wie ihre Fruchtstände aufgebaut sind.

„Vollkorn“ bedeutet nicht, dass das Korn ungereinigt vermahlen würde, sondern dass das das Mehl das gesamte Korn mit Keimling und Samenschale enthält. Ausnahme dabei „Backschrot“ Type 1700, aus dem hergestellte Produkte als „Vollkorn“ verkauft werden dürfen, obwohl der Keimling nicht enthalten ist, damit das Mehl nicht so schnell ranzig wird wie echtes Vollkornmehl. Der in Rohaschegehalt definierte Ausmahlungsgrad ist nur ein Indikator, wichtiger für den Konsumenten ist der bei Mehlen mit hohen Ausmahlungsgraden höhere Rohfaser- und viel höhere Proteingehalt.

Weizenkleie ist nicht nur für Reformköstler und Gesundheitsapostel wichtig - alle mit medikamentös bedingtem verlangsamtem Stoffwechsel z.B. nach Herzinfarkt wissen das -, sondern auch ein Futtermitttel insbesondere für Rindvieh mit bedeutendem Wert. In kleinen Gebinden abgepackt kostet Weizenkleie im Einzelhandel etwa 7 € / kg (zum Vergleich: Weizenmehl (Kilopackung) 405 0,50 - 1,80 €, 1050 1,40 - 1,90 €, 1700 1,50 - 2,20 €).

Zum Vergleich hier drei Kennzahlen für Weizenkleie im Vergleich mit 405er „Haushaltsmehl“ und 1050er „Brotmehl“:

Protein g / 100 g: Kleie 15 - Mehl 405 10 - Mehl 1050 11,6
Ballaststoff g / 100 g: Kleie 17 - Mehl 405 2,7 - Mehl 1050 11
Fett g / 100 g: Kleie 7 - Mehl 405 1 - Mehl 1050 1,8

Schöne Grüße

MM

3 Like