Klingt alles ganz interessant, aber die Praxis ist lange nicht so eindeutig. Es gibt Menschen, die gut mit Homeoffice sowohl als betroffene Mitarbeiter als auch als Führungskraft umgehen können, und die mit diesem Modell schon seit Ewigkeiten gut fahren, bei denen auch weder die Arbeitsleistung leidet noch der Kontakt zu den Kollegen oder die Bindung zum Unternehmen. Und es gibt eben sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräfte, die damit nicht umgehen können/damit Schwierigkeiten haben.
Es ist in diversen Branchen/bei diversen Tätigkeiten schon lange üblich, dass Mitarbeiter nicht/nur selten im Büro des AG sitzen und sich bzgl. Arbeitsort und -zeit selbst organisieren und dabei durchaus auch über Jahre weit überwiegend vom Homeoffice aus arbeiten. Und wie ich aus eigener Anschauung und Praxis sagen kann, funktioniert dies mit den richtigen Beteiligten auch langfristig wunderbar.
Als Corona losging, hatte ich die kuriose Situation gerade mal rund zwei Jahre mehr oder weniger „geregelte Bürotätigkeit“ nach über zehn Jahren Homeoffice erlebt zu haben. D.h. für mich war das die „Rückkehr in die Normalität“. Und es war sehr interessant, wie in einem Unternehmen, das bislang keine Homeoffice-Kultur hatte, und in dem recht großes Misstrauen diesbezüglich herrschte es geschafft hat, sich von heute auf morgen auf Homeoffice einzustellen und dies nun auch langfristig in erheblichem Maße beibehalten will. Dies insbesondere auch vor dem Hintergrund eines ganz massiven Personalwachstums über die Pandemie.
Natürlich gab es auch Kollegen, die damit nicht umzugehen wussten, die teilweise auch gewechselt sind, und natürlich auch einzelne Vorgesetzte, die schnellstmöglich ihre Schäfchen wieder um sich haben wollten. Aber ich bin bis heute noch keinen Tag wieder im Büro gewesen, und meine offizielle Chefin sitzt in den Niederlanden auch viel im Homeoffice und würde mich auch nicht im Büro sehen, wenn sie in NL und ich in D im Büro säße. Da die Teams der einzelnen Projekte zudem auch über die ganze Republik verteilt sind, und ich mich da eh bzgl. der Teilnahme an Terminen vor Ort oder per Webex immer selbst organisieren muss, und Webex inzwischen der Standard ist, fahre ich auch aktuell recht selten vor Ort. Damit gewinne ich mindestens einen Tag pro Woche für produktive Arbeit und erspare der Umwelt die Nebenwirkungen der ganzen Fahrerei und mir persönlich die Nerverei.