Hallo Leandra,
ich gebe zu, die Überschrift war unglücklich gewählt, weil sie sich ausschließlich auf Dein Posting bezogen hat, in dem Du das ausgefüllte Leben von Dir und Deinem Partner beschrieben hast. Da kam für mich so viel „Brennen“ durch, dass ich keine Luft mehr für ein Kind sehe.
Die Rechnung, zwei Vollzeitjobs mit gewissem inneren Engagement, wo man auch mal Arbeit mit nach Hause nimmt, und sei es nur geistig, und dann noch dazu ein Kind, geht meiner Meinung nach nicht wirklich auf. Etwas davon wird leiden. Wäre dem nicht so, dann müßte ja jedes kinderlose Paar täglich massig Energie übrig haben, was so aber in der Regel nicht ist.
Tja und da leigt eben der kulturelle unterschied.Um mal bei
deinem Beispielzu bleiben (Ich habe eine dänische Bekannte,
die mit 2Kindern brufstätig ist) In Dänemark glaubt man, dass
Kinder viel mit anderen zusammen sein müssen und schon die
Kinder und schon die Kindergärten haben eine Art
Bildungsauftrag.
Hier hält sich neben der Ansischt, daß für Kinder
Mutterbetreuung rund am die Uhr das allerbeste ist auch noch
der Leitsatz der Kuschelpädagogik: „Lasst die Kinder doch
Kinder sein“, wobei Lernen mit Quälerei gleichgesetzt wird. In
sieben von zehn hiesigen Kindergärten werden die Kleinen nicht
entwicklungsangemessen gefördert – mit dramatischen Folgen für
das deutsche Bildungssystem.
Das sind doch beides Extreme. Ich bin sicher, so manche dänische Mutter hätte gerne mal mehr Muße für ihr Kind, aber bei den Preisen in Dänemark, die wiederum auch durch die hohe Mehrwersteuer bedingt sind - der Sozialstaat muss finanziert werden - braucht eine Familie zwei Gehälter, um über die Runden zu kommen.
Mit Kuschelpädagogik bist Du bei mir ganz falsch *g*, ich habe recht lerngierige Kinder, finde das künstliche Fernhalten der Kinder von angeblich zu frühem Wissen völlig falsch.
Ich bin so aufgewachsen,wie Du oben beschrieben hast,habe es
aber als nicht als schlimm empfunden wie du beschreibst, ich
war nämlich nur die ersten drei jahre Omabetreut, dann im
bösen DDR-Ganztagskindegarten.
Einigen wir uns vielleicht darauf, dass es sehr auf die Einrichtung ankommt: Anzahl der Kinder, Anzahl der Erzieherinnen, Räumlichkeiten, Struktur des Tagesablaufs, usw. Ich kenne hier den ständigen Kampf um kleinere Kindergartengruppen und mehr Erzieherinnen (als Elternbeirat in 2 verschiedenen Kindergärten). Die Gruppen sind zu groß, der Lärmpegel eine erhebliche Belastung für Kinder und Personal, obwohl die Kindergärten trotzdem sehr gut waren, bzw, sind - im Rahmen der Gegebenheiten.
Und meine Eltern haben sogenannte Quality-Time mit mir
verbracht, abens haben wir z.B. Karten gespielt uns
unterhalten wie der Tag war usw.
Das ist natürlich klasse, aber ist es denn die Regel ? Ich arbeite ungefähr 20 Stunden pro Woche, aber in manchen Phasen auch locker 40 Stunden. Da bin ich platt, müde und habe keine große Lust mehr auf Kinderkram, sondern bin froh, wenn sie abends schlafen, bei aller Liebe. Auf Dauer könnte ich einen Vollzeitjob und die Kinder nicht verkraften, obwohl ich wirklich recht zäh bin Rein von den vorhandenen Betreuungsmöglichkeiten wäre nicht mal ein Halbtagsjob so einfach möglich, da meine Töchter (beide in der Grundschule) jeden Tag zu unterschiedlichen Zeiten aus der Schule kommen, der Kindergarten meines Sohnes irgendwo dazwischen liegt, und ich wirklich sehr viel über die Tagesmutter abdecken müßte, was richtig schön kostet.
Ich sehe jetzt das Gegenteil bei meiner Schwestet, die mit
ihrem zweijährigen Sohn hausfrau wider willen ist. Sie meinte
einmal selber, sie ist keine bessere Mutter weil sie zu hause
ist,ihr Sohn spielt die meiste Zeit des Tages ganz allein vor
sich hin spielen; er läuft, wie Hausfrauen das nennen, mit und
holt die Wäsche aus der Waschmaschine wieder raus und so
weiter , die sie gerade hineingesteckt hat Wie viele Stunden
kümmert sich die Mutter, die nebenbei den Haushalt schmeißt
und den Einkauf erledigt und das Essen kocht und die Hemden
bügelt mich ausschließlich mit ihm beschäftigen? Eine , zwei
Stunde nvielleicht? meine Schwester meinte, manchmal würde
sie gar nicht bemerken, dass sie sich eigentlich sehr wenig
um das Kind und viel mehr um den Dreck gekümmert hat, den es
gemacht hat.
Da stimme ich Dir absolut zu.
Auch Vollzeitmütter, bzw. Hausfrauen müssen sich natürlich sehr bewußt Zeit für die Kinder nehmen. Sie sind aber DA, wenn die Kinder es brauchen (bzw. sollten dann natürlich auch ansprechbar sein).
Nein, danke, so eine extrem emanzipierte Kinderaufzucht würde
ich nicht einmal einem Hund zumuten !
Okay, ich sehe ein, dass das Ironiezwinkern fehlt Liegt vielleicht daran, dass ich mich gerade auch in einem Hundeforum herumtreibe und mit Staunen lese, was für ein Theater teilweise darum gemacht wird, wenn jemand den Hund beispielsweise mal ein paar Stunden (!) alleine läßt.
Und da ist sie wieder, die typisch deutsche Einstellung, wir
machen es richtig und die armen kleinen in anderen Ländern
sind zu bedauern. Sind die Kinder dort wirklich unglücklicher.
Es gibt viele Untersuchungen, die belegen, daß gute
fremdbetreuung Kindern nicht schadet.
Ich sage nicht, dass WIR es richtig machen. Oder andere. Ich denke, wir alle könnten voneinander lernen. Diese Untersuchungen zweifle ich an, egal, in welche Richtung sie gehen. Heute ist die eine Methode „richtig“, morgen eine andere. Das Leben mit Kindern geht auch mit allgemeinen Trends. Stillen, Erziehungsstile, Kleidung, usw., alles wandelt sich im Laufe der Jahrzehnte, und jede Elterngeneration ist von ihrem Stil überzeugt.
An GUTER Fremdbetreuung
mangelt es Kindern in deutschland leider.
Hier sind wir uns einig. Ich habe mich an keiner Stelle gegen Fremdbetreuung ausgesprochen. Ich halte es auch für ungut, wenn eine Kleinfamilie zu sehr auf sich selbst fixiert ist. Ein Kind braucht selbstverständlich auch Außenkontakte und Bezugspersonen neben den Eltern - aber in Maßen.
:Wenn ein Elternpaar nicht bereit ist, persönlich
zurückzustecken, entweder einer von beiden oder beide ein
bißchen, dann bezahlt das Kind dafür. Muss das sein ?
Natürlich ist mit Kind eine Riesenkarriere nicht mehr drin,
für beide Elternteile.
GENAU SO habe ich das gemeint. Du hast Dich eben nach Riesenkarrierepaar angehört. Und das finde ich völlig okay. Dann eben 100 % Karriere, mit vollem Einsatz.
Auch Männer mit 60-70 Stunden-Job,
sollten sich fragen, warum sie Kinder wollen.
Volle Zustimmung. Ich staune oft über die Frauen, deren Männer niemals etwas mit den Kindern unternehmen (oder gar Stinkewindeln wechseln *läster*) - das würde ich mir nicht bieten lassen, und mein Mann könnte sich das auch nicht vorstellen.
Mir ist klar, daß man mit Kindern auf einiges verzichten muß
und das oft auch gerne tut,Flexibilität, Geld und einiges mehr
(ich weiß, man gewinnt auch sehr, sehr viel dazu - so sehe ich
es zumindest). Kinder zu bekommen und zu haben, ist
eigentlich etwas wunderschönes, aber auch sehr natürliches,
und ich wehre mich einfach dagegen, dass der Vorgang einen
höheren Stellenwert in meinem Leben bekommt, als ihm zusteht.
Der Stellenwert ist nicht messbar, aber schon sehr hoch…
Ich bin nicht bereit, MEIN Leben KOMPLETT umzukrempeln,
während - und das darf man ja auch nicht vergessen - der
dazugehörige Vater so weiter macht wie bisher
Auch hier - volle Zustimmung. ICH kann zum Beispiel abends nach wie vor hemmungslos lesen, auch wenn ich vielleicht besser putzen sollte. Ich bin ja auch noch wer
ch allerdings denke auch, daß bis zu einem gewissen Alter
jemand zu Hause sein sollte, wenn das Kind aus der Schule oder
aus dem Kindergarten kommt,
Siehste, wir sind nicht soooo weit auseinander, nur hier:
fände es aber nicht schlecht, wenn
es um 17 Uhr statt um 13 Uhr kommt, aber schon ein gesundes
Mittagessen hatte und die Hausaufgaben fertig sind.
Hahahahaaaaa ! Ich lebe in Baden-Württemberg, da gehen die Uhren anders. Ich war so eine renitente Elternbeirätin, die sich mit dem Gemeindrat herumgestritten hat, damit der Kindergarten wenigstens bis 12.30 Uhr (!!!) geöffnet hat, statt nur bis 12.00 Uhr, damit wenigstens ein Halbtagsjob möglich ist ! Und ich wurde dafür AUCH von etlichen Vollzeitmüttern ganz schön angegiftet.
Ich fände eine GUTE Betreuung bis ca. 14.00 Uhr ideal. Und eine Art freiwillige Betreuung in der Schule bis ca. 16.00 Uhr. Denn es ist mir auch wichtig, dass jede Frau ihr Modell selbst wählen kann. Wer Vollzeitmutter bis zum Abi (der Kinder *g*) sein möchte, bitteschön…
Dann kann
der Rest des Tages gemeinsam doch viel gelassener angegangen
werden. Und ich denke nicht, daß ein Kind, das mit Papi danach
eine Radtour unternimmt unglücklicher ist, als eines, das
danach mit Mami Drachen steigen läßt; oder das ein Kind
glücklicher ist mit Mama statt mit Papa noch zum Einkaufen zu
müssen.
Das sehe ich auch so.
Vieles, was eine Hausfrau täglich macht, läßt sich ohne
Verlust für die Kinder prima deligieren: Kochen,
Hausaufgabenbetreuung, putzen - all das kann man auch anders
organisieren ohne daß es den Kindern schadet.
Hausfrauenjobs können natürlich delegiert werden, keine Frage. Hausaufgabenbetreuung ist in D sowieso ein Thema, das mir die Haare sträubt - Stichwort Eltern als Hilfslehrer. Nein, ich rede hier nicht für mich, ich habe bisher Glück gehabt, meine Kinder brauchen mich da nicht so sehr.
Und wenn es
immer heißt „die gemeinsame Mahzeit ist ja so wichtig, da
werden alle Ereignisse des Tages besprochen“, so kann ich dazu
nur sagen: genau das hab ich als Kind gehasst: essen war immer
mit „Probleme wälzen“ verbunden. Man kann für notwendige
Gespräche auch andere Rituale finden; den gemeinsamen
Abendspaziergang…
Ich finde gemeinsame Mahlzeiten schon wichtig, aber Probleme wälzen wir da eher nicht - wäre bei 3 Kindern am Tisch, die alle plappern wollen, auch chancenlos
Nur,
damit frau sich auf die Schulter klopfen kann, weil sie ja
soooo emanzipiert Kind und Karriere managt ?
Schon mal was von Spaß am Beruf gehört?
Wie ich oben sagte: Wenn der Spaß so groß ist, dass man nicht zurückstecken möchte, sollte man (und frau) es einfach dabei belassen und sich auf den Beruf stürzen.
In vielen Berufen kann man sicher auch mal pausieren, ohne daß
es einen ganz aus der Bahn wirft. Aber gerade mit guter
Ausbildung wird es doch immer schwieriger. Sollen jetzt nur
noch Frauen Kinder bekommen, die am fließband stehen, oder
hinter der Wursttheke, oder die einen langwieligen Bürojob
haben? Gerade Frauen, die für ihre Arbeit „brennen“ können und
sollten doch genau diese Begeisterung auch an Kinder
weitergeben können.
Ich habe wirklich früher auch so gedacht. Aber ich versichere Dir, auch eine Familienpause kann unglaubliche Energien freisetzen, und davon profitiert frau auch beruflich. Da tun sich Wege auf, die man früher nicht sah. Ich kenne etliche Existenzgründerinnen, die ihre Firmengründung während des Legoturmbauens geplant und nach dem Kindergarteneintritt des jüngsten Kindes verwirklicht haben. Dieser Schritt fällt nämlich viel leichter, wenn das bisherige Zeitkorsett, in dem man ja im Berufsalltag steckt, nicht mehr existiert, und das geregelte Gehalt auch erst einmal fehlt.
Zu Standardantwort, ob denn alle Ostdeutsche, die noch die
DDR-Horterfahrung als Kind erlebt haben, einen psychischen
Knacks abbekommen haben, kann ich nur meine subjektive
Beobachtung beisteuern: ICH finde, Osteltern (sorry, soll nur
verkürzen, nicht diskriminieren !) gehen im Durchschnitt mit
ihren Kindern sehr viel härter und kühler um - meine Erfahrung
in diversen Spielgruppen und Klassenverbänden der Schule.
Da muß ich mit meinen bösen herzlosen, Osteltern im nachhinein
noch ein ernstes Wort reden. Ich pesöhnlich und auch meine
französische Kollegin haben das Gefühl, daß Kinder im Westen
zu sehr betüdelt werden. Wer hat nun recht? Osteltern und
wahrscheinlich französische Eltern und skandinavische Eltern
sind lieblos, nur hier im Westem Deutschlands bekommen die
lieben kleinen noch genug Nestwärme, ein ziemlich aroganter
Standpunkt.
Huhuuu ! DU redest aus Deiner Ostsozialisation heraus, ich aus meiner Westsozialisation. Ich sagte schon, es gibt nicht DIE perfekte Lösung. Das Beispiel von Frankreich und Dänemark wird gerne genommen, aber die Kehrseiten verschwiegen. da ist natürlich auch nicht alles Gold, aber welche Mutter, egal ob berufstätig oder nicht, gibt schon zu, dass sie einiges nicht wirklich gut findet ? Mütter lügen sich gerne an.
Ganz rational werde ich hierzulande auch wahrscheinlich kein
Kind bekommen, nicht nur wegen den schlechten
betreuungsmöglichkeiten , sondern auch wegen der überhöhten
Erwartungen, die hier an Mütter gestellt werden.
Die Franzoesin z.B. kocht wie verrueckt jeden Abend, aber es
macht ihr Spass.
Den Haushalt vernachlaessigt sie - so kann frau es auch
machen.
Der heilige Ernst bei alledem ist IMO nirgends so ausgepraegt
wie hierzulande.
Die deutsche Gruendlichkeit, der Hang zum Perfektionismus, zur
Superfrau, auch ein Drang, alles unter Kontrolle zu haben,
stellen der deutschen Mutter ein Bein.
Das stimmt.
Es fehlt leider die Leichtigkeit des Seins, und alles wird
gleich zur Weltanschauung.
Die Umwelt übt einen unglaublich starken Druck auf Mütter, die
nicht jeden Quark mitmachen, der heute für Schwangere und
Mütter angeboten wird, ob er Sinn macht oder nicht. Man darf
sogar nicht mehr selbst entscheiden, was man selbst für
sinnvoll hält, auf die Gefahr hin, als selbstsüchtige Egoistin
zu gelten, die dem Kind etwas vorenthält.
Auch hier stimme ich Dir zu.
So wird aus der Schwangerschaft und erst recht aus der
Mutterschaft eine extrem komplizierte Angelegenheit gemacht,
bei der das immerwährende schlechte Gewissen (man kann es
nicht allen recht machen und ist sowieso nicht perfekt) die
Freuden überschattet.
Ja, als Mutter sollte man eine gehörige Portion Dickfelligkeit haben.
Ganz rational treffen hierzulande immer mehr gut ausgebildete
Frauen diese Entscheidung und dann wird sich über die niedrige
Geburtenrate aufgeregt.
Kindr zu bekommen ist auch ein Abenteuer. Hätten wir alle, Männlein wie Weiblein, mehr Leichtigkeit, würden sicher mehr Frauen Kinder bekommen. Aber die Zeiten sind auch schwer, keiner weiß doch, ob er morgen noch seinen Job hat, der ganz normale Überlebenskampf zermürbt uns - wer kann sich da noch locker und sorglos für Kinder entscheiden ?
Aber - es „lohnt“ sich trotzdem
Viele Grüße,
Inselchen