Mein Bruder 22 Jahre, leidet an einer geistigen Behinderung und Epilepsie

Hallo sehr geehrtes Wer-Weiss-Was Team und liebe Besucher,

mein Bruder 22 Jare alt leidet wie oben schon beschrieben, an einer geistigen Behinderrung
und an Epiliepsie. Was genau die geistige Behinderung weis ich leider selber nicht ganz genau. Ich weis nur, dass es dadurch enstanden ist, da sich bei der vor der Geburt die nabelschnur um den Hals gewickelt hat. Dadurch bekam er zu wenig Sauerstoff. Leider wurde das zu spät festgestellt. Dadurch die geistige Behinderung.

Die Epilepsie kann durch durch unseren Vater vererbt worden sein.

Aber jezt mal zum eigentlichen Thema.

Seid ca. 5 Wochen führt er, wenn er in seinem Zimmer sitzt immer wieder mal Selbstgespräche und das wurde von Woche zu Woche immer schlimmer und intensiver.

Seid ca. 1 1/2 Woche ist nun sogar schon so weit, dass er meint er hört Menschen, die schlecht über ihn reden sollen. Sowohl meine Mutter als auch ich kann aber bestätigen,
dass die vermutenden Menschen keinesfalls schlecht über ihn reden würden. Zumal diese Menschen ihn ja mögen.

Sein Tagesablauf besteht daraus, dass er um 05:30 Uhr aufsteht, gegen 6:45Uhr zur Arbeit fährt. Gegen 16:45 kommt er dann nach Hause und setzt sich vor seine Konsole. Dort sitzt er fast jeden Tag meistens bis 00:30Uhr also bis er ins Bett geht.

Das Problem ist wir bekommen ihn von der Konsole leider nicht weg, da er keinerllei andere Interessensgebiete hat, außer Konsolenspiele. Wenn man mit ihm dann über andere Sachen reden will, weist er ab und verschwindet wieder in sein Zimmer vor die Konsole.

Wir sind leider sehr ratlos, was das ist, was da passier und wie man dagegen vorgehen kann.

Über schnelle Informationen würde mich daher sehr freuen.

MfG

Kevin

Die gehäuften Rechtschreibfehler bitte ich zu entschuldigen…Ich haben mir den Text nicht nocheinmal durchgelesen.

Hallo,

dazu müsst ihr euch Hilfe von außen holen. Das heißt, es muss z. B. eine Therapie versucht werden. Psychologe und Psychiater müssen Erfahrungen mit Menschen mit geistiger Behinderung haben. Also eine Suche wird sich lohnen.

Alles Gute

R. Menges

Hallo Kevin,

könnte jemand aus Eurer Familie mal mit dem Chef Deines Bruders sprechen?
Vielleicht gab es dort ein Vorkommnis, über das Dein Bruder zuhause nicht spricht.
Vielleicht sind auf der Arbeit den Kollegen oder dem Chef in letzter Zeit auch schon merkwürdige Dinge aufgefallen - oder auch nicht.

Ich würde nicht mit dem Chef telefonieren, sondern ihn persönlich aufsuchen und sagen, dass sich die Familie Sorgen macht.

Danach würde ich mit dem Hausarzt ganz offen über diese Vorkommnisse (Selbstgespräche, Misstrauen, Abkapselung) sprechen und auf konkreten Rat bestehen.

Das alles sollte möglichst bald geschehen.

Alles Gute!

MfG
Maralena

Hallo, Kevin

Sie erzählen recht viel über Ihren Bruder. Schön, dass Sie sich so für ihn engagieren! Mal sehen, was ich darauf antworten kann.

Zum Thema, was denn eigentlich eine geistige Behinderung ausmacht, können Sie auf meiner Website [MOD:LInk entfernt] etwas finden. Vielleicht hilft das ein wenig.

Was die Epilepsie betrifft: Die wird sehr häufig durch eine Schädigung des Gehirns verursacht, also bei Ihrem Bruder vermutlich durch den Sauerstoffmangel bei der Geburt. Zum Glück kann man heute in vielen Fällen eine befriedigende medikamentöse Einstellung finden, so dass es nicht so oft zu Anfällen kommt und die Krankheit das Leben nicht so sehr beeinträchtigt.

Schön, dass Ihr Bruder jeden Tag zur Arbeit geht. Das zeigt, dass dies für ihn Sinn macht, und er trifft dort auch Kollegen und Kolleginnen, die vermutlich besser zu ihm passen, als die meisten Leute, die er sonst so trifft. Haben Ihre Eltern schon einmal daran gedacht, dass er auch - wie andere in seinem Alter - ganz von zuhause ausziehen könnte, in eine Wohnform, wo er von ausgebildeten Fachleuten betreut wird?

So, wie Sie das Verhalten Ihres Bruders zuhause schildern, gibt es dort nicht viel, was ihn wirklich interessiert. Von allein hat er vermutlich wenig Ideen und Möglichkeiten, was er sonst noch machen könnte. Deshalb zieht er sich hinter sein Konsolenspiel zurück. Und so wie andere Leute in seinem Alter kann es gut sein, dass er sich nicht mehr gern von den Eltern oder Geschwistern alles vorgeben lässt. Das gibt dann immer wieder Konflikte.

Wenn er jetzt immer Selbstgespräche führt, ist das sicher ein Anzeichen, dass er unter großem Druck steht. Können Sie verstehen, worum es in den Selbstgesprächen geht? Kann man sich in seine Selbstgespräche einklinken, auf eine Weise, in der er sich akzeptiert und ernst genommen erlebt? Vielleicht kommt es dann zu richtigen Gesprächen, die weiterführen. Wenn er noch lange mit diesem inneren Druck leben muss, kann es sein, dass er es irgendwann gar nicht mehr aushält und etwas passiert. Dann muss er vielleicht sogar in die Psychiatrie, die sicher kein guter Ort für ihn ist.

In der Werkstatt gibt es einen Sozialdienst, oder sonst kann man bei der Lebenshilfe oder an anderen Stellen Beratung finden. Mit diesen Leuten wäre zu überlegen, am besten zusammen mit ihrem Bruder, wie es mit seinem Leben weitergehen könnte. Er will vermutlich auch erwachsen werden und sich vom Elternhaus lösen. Nur braucht er dabei Unterstützung, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig.

Manchmal macht es den Eltern die meiste Mühe, ihr Kind aus dem Elternhaus zu entlassen. Sie meinen, nur sie selbst könnten wirklich gut für es sorgen. Aber es wäre schade, wenn Ihr Bruder das ausbaden müsste. Natürlich bleiben Ihre Eltern weiter Eltern und müssen alle Entscheidungen mittragen können. Aber irgendwann kommt auf jeden Fall der Tag, an dem sie selbst nicht mehr für Ihren Bruder sorgen können. Und es wäre doch auch für Ihre Eltern schön, mal mehr für sich selbst sehen zu können, wie andere Eltern auch.

Haben Ihre Eltern Kontakt zur Lebenshilfe oder einem anderen Verein, wo sie andere Eltern treffen und sich mit ihnen austauschen können? Das wäre sicher gut für sie.

Wenn Sie nicht herausfinden, wo Sie oder Ihre Eltern Rat finden können, schreiben Sie mir doch bitte Ihren Wohnort, und ich versuche, ein paar Stellen in Ihrer Nähe zu finden. Auf jeden Fall müsste der Sozialdienst in der Werkstatt dafür offen sein und auch weiterhelfen können.

Ich hoffe für Sie alle, vor allem für Ihren Bruder, dass sich diese Krise positiv lösen lässt.

Sehr geehrter Herr Winfried Mall,

als erstes vielen Dank, dass Sie sich so sehr für den Fall interessieren. Auch bedanke ich mich für die recht lange Antwort und die vielen Tipps, die Sie darin geben. Als nächstes werde ich versuchen all Ihre Fragen so genau wie es mir möglich ist zu Beantworten.

Haben Ihre Eltern schon einmal daran gedacht, dass er auch - wie andere in seinem Alter - ganz von zuhause ausziehen könnte, in eine Wohnform, wo er von ausgebildeten Fachleuten betreut wird?

Ja, Sie überlegen schon seid ca. 2 Jahren, was es für Möglichkeiten gibt. Geplant ist entweder eine betreute Wohngemeinschaft oder ein betreutes Wohnen. Das größte Problem hierbei ist, dass er seine Medikamente noch nicht selbständig nimmt bzw. er würde warscheinlich vergessen diese zu nehmen. Daran wird gerade gearbeitet.
Aber ja an ausziehen wird schon gedacht und er selber sieht dem Ganzen etwas misstrauisch entgegen, würde es aber vermutlich zumindest einmal ausprobieren.

Wenn er jetzt immer Selbstgespräche führt, ist das sicher ein Anzeichen, dass er unter großem Druck steht. Können Sie verstehen, worum es in den Selbstgesprächen geht?

Ich selber bekomme davon leider wenig mit, aber was meine Mutter mir als letztes erzählt hat, sagte er Folgendes: „Ich höre euch genau. Ich bin doch nicht blöd. Ich höre genau was ihr sagt.“ Damit auch zu dem Thema, dass er denk über ihn wird schlecht geredet. Er erzählt uns immer wieder, dass Nachbarn sagen Sie würden sehen, dass er auf seiner Konsole immer Cheaten und Hacken würde. Zum einen kennen sich die besagten Peronen gar nicht mit Konsolen aus (denen müssten selber erstmal erklären was das ist) und zum anderen würden diese Personen niemals schlecht über ihn reden. Das haben wir ihm auch gesagt. Seine Reaktion ist dann meistens: „Ihr habt doch keine Ahnung, ihr bekommt das doch gar nicht mit, wenn die über mich reden“. Dann verschwindet er wieder in sein Zimmer vor die Konsole.

Haben Ihre Eltern Kontakt zur Lebenshilfe oder einem anderen Verein, wo sie andere Eltern treffen und sich mit ihnen austauschen können?

Leider kann man nicht in die Köpfe reinschauen. Leider erzählt er auch nicht, wenn ihn irgendetwas Belastet oder wenn er Ärger oder Streit hat. Das Einzige was wir wissen, er möchte unbedingt aus der Werkstätte raus und auf dem öffentlichen Arbeitsmarkt arbeiten. Das hat er schon des Öfteren gesagt und hängt auch noch immer an dieser Aussage fest.
Damit die Antwort auf die Frage, ob Kontakt zu Lebenshilfe o.S. besteht. Er kann laut Aussagen seines Chefs aber noch nicht auf dem öffentlichen Arbeitsmarkt arbeiten, da er dafür gar nicht ausgelegt ist und er schon in der Lebenshilfe bzw. Werkstätte zu viel ärger macht. Auch arbeitet er ab und zu nur wenn er lust hat. Das passt ihm natürlich gar nicht und er macht den Chef dafür verantwortlich, dass er nicht aus der R***-werkstätte austreten kann. Leider sieht er aber nicht, dass er so wie es momentan läuft keine Chance auf dem öffentlichen Arbeitsmarkt haben würde.

Was jetzt allerdings vor kurzem besprochen wurde, ist das er jetzt einmal ein ich glaube 2 wöchiges Praktikum in einem Baumarkt als Lagerarbeiter absolvieren kann, damit er einen Einblick bekommt, wie es außerhalb der R***-werkstätte aussieht.

Ich hoffe Ihnen weiter genug Informationen gegeben zu haben, damit Sie sich ein besseres Bild der Situation machen können.

Ich bedanke mich nochmals sehr dafür, dass Sie sich dem Fall angenommen haben und so ausführliche Informationen und Tipps bereitstellen.

Mit freundlichen Grüßen

Kevin

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Hallo, Kevin

Ich bin’s nochmal. Ihre Antwort hat mir ein klareres Bild gegeben. Mir scheint, Ihr Bruder ist noch sehr damit beschäftigt, dass er nicht so ist, wie alle andern (= nicht behindert), und wie sich das genau auf sein Leben auswirkt (z. B. was Arbeit oder Wohnen betrifft). Dabei steht er sich wohl ziemlich selbst im Weg. Aber wie Sie schildern, sind ja schon einige Leute mit ihm dabei, hier zu mehr Klarheit zu kommen.

Was die Selbstgespräche angeht: Es könnte durchaus einen gleitenden Übergang in einen Zustand geben, der schon eher Richtung „psychisch krank“ geht (eine Art Verfolgungswahn oder so), wenn er sich weiter in seine Phantasien hineinsteigert und von der Realität abkoppelt. Allerdings ist das bei minderbegabten Leuten oft nicht einfach zu klären. Spätestens wenn er gar nicht mehr zur Ruhe kommt und den Kontakt zur Realität vollends verliert, braucht er evtl. psychiatrische Hilfe. Mit seiner Epilepsie ist er ja sicher ohnehin bei einem Neurologen in Behandlung. Vielleicht kann man mit dem mal darüber sprechen, ob ein entsprechendes Medikament, gut dosiert, ihm zu mehr Entlastung verhelfen könnte.

Unabhängig davon sollte man mit Ihrem Bruder wohl nicht zu diskutieren anfangen, ob das jetzt alles so stimmt, was er vor sich hin spricht. Es bringt sicher mehr, dies als „verschlüsselte“ Botschaft zu nehmen, darüber, wie unzufrieden er ist, wie unverstanden oder alleingelassen er sich fühlt, dass er den Eindruck hat, alle seien gegen ihn, oder so. Vielleicht lässt er sich mal zu einer Unternehmung begeistern, oder er geht mehr zu Veranstaltungen der Lebenshilfe mit, oder was weiß ich. Einfach dass sein Leben etwas lustiger und weniger einsam wird.

Ihnen und Ihrem Bruder (samt Eltern) alles Gute!
Freundliche Grüße
Winfried Mall

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Ich kann mir auch gut vorstellen das die Epilepsie durch den sauerstoffmangel bei der Geburt entstanden ist. das ist auch medikamentös sehr gut einstellbar.
Ich kann nur meinen Vorredern nur zustimmen, holen Sie sich proffesionelle Hilfe von außen.Er und Sie wollen ja auch normales Leben und ich wünsche Ihnen das es sich schnell bessert.

Lieber Kevin, bei deinem Thema denke ich spontan: warum kümmerst du dich so sehr um die Belange deines Bruders? Das ist doch die Aufgabe deiner Eltern?! Wie geht es denn dir mit der ganzen Angelegenheit? Kümmern sich deine Eltern auch darum, dass es dir gut geht? Was tust du dafür, dass es dir gut geht? Hast du Hobbies, Freunde etc.? Was für Zukunftspläne hast du? Zusätzlich zu den Tipps, die du schon bekommen hast: Wenn du mehr Klarheit darüber bekommen möchtest, wie es allen in dieser Angelegenheit geht und was für die ganze Familie gute Lösungen sein könnten, rate ich dir zu einer Familienaufstellung. Am besten wäre es, wenn ihr alle zusammen dorthin gehen würdet. Schon mal von der Methode gehört? Falls nein, googel das mal, z. B. http://www.sorge-dich-nicht-liebe.de/familienaufstel… oder http://de.wikipedia.org/wiki/Familienaufstellung. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute, Toewanda

Wie es scheint, kommt zur geistigen Behinderung + Epilepsie auch noch paranoide Schizophrenie. „Worst Case“ könnte man das nennen - für alle Beteiligten.

Ich empfehle:

  1. Konsole sabotieren (damit er wieder am Leben teilnimmt)
  2. Psychiater aufsuchen (der verschreibt wirksame Psychopharmaka)
  3. Sollte keine Besserung eintreten: Platz in einer entsprechend eingerichteten Wohngruppe suchen