Mein Senf noch zu den 'Fisimatenten'

Hallo.
Die Herkunftsdeutung mit dem Besuch der Tanten im Zelt scheint tatsächlich sogen. ‚Volksetymologie‘ zu sein. Zumal ich da aus dem rheinischen Gebrauch heraus keinerlei Zusammenhang erkenne. Das Wort bedeutet dort etwa ‚Firlefanz, Buhei, Gedöns, aufwendiges Gehabe‘ und ähnliches.

Man sagt dort z.B.:„Mach keine Fisimatenten, das wird jetzt so gemacht wie abgesprochen“. Oder: „Das Zimmer muß renoviert werden. Aber nur ja keine Fisimatenten, nur sauber weißen!“.

Das gibt auch sinngemäß mein Frendwörterbuch an:
Fisimatenten, aus dem Italienischen, Verbalhornung des Lehnwortes ‚Visamente‘, überflüssige, undeutbare Wappenzier, seit dem 13. Jh.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

Auch hallo,

Die Herkunftsdeutung mit dem Besuch der Tanten im Zelt scheint
tatsächlich sogen. ‚Volksetymologie‘ zu sein. Zumal ich da aus
dem rheinischen Gebrauch heraus keinerlei Zusammenhang
erkenne. Das Wort bedeutet dort etwa ‚Firlefanz, Buhei,
Gedöns, aufwendiges Gehabe‘ und ähnliches.

Das gibt auch sinngemäß mein Frendwörterbuch an:
Fisimatenten, aus dem Italienischen, Verbalhornung des
Lehnwortes ‚Visamente‘, überflüssige, undeutbare Wappenzier,
seit dem 13. Jh.

Da möchte ich nochden Pfeifer zu zitieren:

„…Die Herkunft ist unklar, doch legt die Lautgestalt eine lat. Ausgangsform nahe. Im 16. Jh. bezeugtes visepatenten ‚dummes Zeug, Nichtigkeiten‘ (mnd. visepetenten) läßt an kanzleisprachliches mlat. *visae patentes (litterae) ‚ordnungsgemäß geprüfte Patente‘ […] denken. Die m-Form (zuerst westmd. visimetent ‚Ausschmückung, Erfindung‘, 1499) kann durch Einfluß von mhd. visament(e) f. n. ‚Gesicht, Aussehen, kunstgerechte Auszierung und Beschreibung eines Wappens‘ (französierend zu mhd. visieren […]) entstanden sein, während die geringschätzige Bedeutung sich aus der Verspottung bürokratischen Handelns entwickelt haben mag.“

Gruß
Kubi

Moin,

ich kenne folgende Erklärung (dazu noch: Bei uns im schwäbischen heißt es: Mach mir keine Fisimatenten):

Im 30-jährigen Krieg waren auch französische Soldaten in Deutschland. Diese wollten natürlich auch Spaß mit den (deutschen) Mädels haben. Daher sagten sie immer zu diesen: „Visite ma tênte“ (oder so, Franz ist lange her) - was bedeutet: Besuch mein Zelt (= Besuch mich im Zelt). Deshalb haben die Mütter zu ihren Töchtern gesagt, wenn diese außer Haus wollten: Mach (mir) keine Fisimatenten.

Etwas Meerrettich gefällig?
Moin, Humbert,

lies doch dazu den Faden weiter unten: Berliner Dialekthilfe!

Ist ein Aucgenöffner!

Gruß Fritz

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Ich gebe Dir auch was mit!
Hallo Humbert,

ich kenne folgende Erklärung (dazu noch: Bei uns im
schwäbischen heißt es: Mach mir keine Fisimatenten):

Im 30-jährigen Krieg waren auch französische Soldaten in
Deutschland. Diese wollten natürlich auch Spaß mit den
(deutschen) Mädels haben. Daher sagten sie immer zu diesen:
„Visite ma tênte“ (oder so, Franz ist lange her) - was
bedeutet: Besuch mein Zelt (= Besuch mich im Zelt). Deshalb
haben die Mütter zu ihren Töchtern gesagt, wenn diese außer
Haus wollten: Mach (mir) keine Fisimatenten.

es ist völlig ausgeschlossen, daß im 17. Jahrhundert
Töchter einfach so außer Haus gehen durften, wenn sie das wollten.
Das gilt auch für das 18. Jahrhundert.
Das gilt auch für das 19. Jahrhundert.
Das gilt erst recht, wenn fremde Soldaten in der Stadt waren.

Gruß Gudrun

es ist völlig ausgeschlossen, daß im 17. Jahrhundert
Töchter einfach so außer Haus gehen durften, wenn sie das
wollten.
Das gilt auch für das 18. Jahrhundert.
Das gilt auch für das 19. Jahrhundert.
Das gilt erst recht, wenn fremde Soldaten in der Stadt waren.

Abgesehen davon haben die Söldner im 30jährigen Krieg sich einfach genommen, was sie haben wollten.