Mein Vater ist psychisch krank, terrorisiert uns

Hallo.
Meine Eltern sind seit ca. 12 Jahren geschieden. Ich bin 19 Jahre alt und habe einen 17 jährigen Bruder.
Wir verbringen beide nur noch ungern Zeit zu Hause. Unsere Mutter ist aus beruflichen Gründen weggezogen, die Schule bindet uns daher an das Haus unseres Vaters.
Jedoch ist mein Vater entweder ein psychisches Wrack, oder er ist einfach ein Grund auf schlechter Mensch.
Er terrorisiert meinen Bruder und mich.

Einige Beispiele:
Er ist aus beruflichen Gründen 4 Wochen nicht zu Hause. Er kommt nur am Wochenende vorbei. Mein Bruder und ich sitzen auf dem Sofa, hatten zu Mittag gegessen und fern gesehen. Da der Film noch nicht vorbei war, sind wir sitzen geblieben und haben die Teller stehen gelassen. Als mein Vater wiederkommt ist das erste was er zu uns sagt, noch vor einem Hallo oder ähnlichem: Räumt die Teller weg, die stören mich!
Ich habe ihm dargelegt, warum wir sie nicht weggeräumt haben und ob wir sie nicht bis zur Werbung stehen lassen können, er fing sofort an zu schreien und nahm ein glas, welches er in den geschirrspüler schleuderte, neben dem ich inzwischen stand. die splitter verteilten sich in der ganzen küche.

Einmal machte ich mir 5 min vor 10 uhr abends etwas in der Microwelle warm woraufhin er sagte, ich tue das nur, um ihn zu ergern. Eine völlig haltlose Behauptung. ich bekam für diesen und den nächsten tag küchenverbot. mein bruder auch, da er mir anbot, etwas zu essen für mich mitzumachen. wir durften hungern.

Einmal verschloss ich meine Zimmertür, weil ich keine Lust auf das Geschrei hatte, worauf er Hammer und Meißel holte, um die Tür aufzubrechen. Ich habe sie nach dem ersten Schlag aufgeschlossen, da er drohte, sie mir in Rechnung zu stellen.

Ich stellte mein kaputtes Motorrad in die Einfahrt. Zwischen dem Motorrad und der Wand waren 1,5 Meter platz. mein Vater kam wieder fürs Wochenende und meckerte, ich soll das motorrad da nicht hinstellen, er käme nicht durch. ich fragte ihn, wiso das nicht? es sein immerhin 1,5 meter platz. zwei tage später hat er das auto, welches ich benötige um zur schule zu kommen abgemeldet. Ich fragte noch, warum denn? und ob das wegen dem motorrad sei (welches ich auch schon längst weggestellt hatte). er hat aber keine zeit mit mir zu reden. und ich soll ihn nicht stören, sondern ihm den autoschlüssel aushändigen. ich habe mich geweigert, da ich gern erst einmal den grund wüsste und diesen gern besprechen würde. daraufhin hat er gesagt, ich würde ihm das auto klauen, weshalb er berechtigt sei, mir meinen bauspaarvertrag wegzuinehmen, welchen er seit 5 Jahren verwaltet. (war bei Abschluss noch nicht alt genug)
ich hätte 2 minuten das auto zu räumen, sonst ist der Inhalt „weg“. ich fragte wiso er das tut. daraufhin setzt er sich ins auto und sagt, zeit ist um, pech gehabt. ich lauf hinter das auto, weil ich mir diese Willkür nicht gefallen lassen will, worauf er einfach aufs Gas tritt. fast hätte er mich umgefahren. darauf sagt er dann: „ich werde dich von meinem Grundstück entfernen lassen.“ springt in sein eignes auto und fährt weg. (das war vor einer halben Stunde)

Ich sehe es nicht ein, unter der Willkür, und Ungerechtigkeit meines Vaters zu leiden, nur weil er mein essen bezahlt und mir ein Zimmer zur verfügung stellt.
Den Haushalt führen mein Bruder und ich alleine.
Mein Vater kocht seit mehr als einem Monat kein Essen mehr, wir sinnd völlig auf uns gestellt.

Er hat seit Monaten nie auch nur 5 minuten Zeit für uns und scheint mit den Nerven am Ende. Jedoch berechtigt ihn das nicht, willkürlich harte Strafen für Dinge zu erteilen, welche eigentlich völlig legitim sind, völlig in Ordnung sind. Es berechtigt ihn nicht, uns Psychisch zu terrorisieren.
Meine Freundin war dabei, als er ausrastete, ohne vorwarnung. Es war lägst nicht so schlimm wie andere Vorfälle. Wir sind runtergegangen und sie hätte fast geweint und wollte mit mir nurnoch weg, fragte mich, wie ich das aushalte und das sowas einen doch völlig kaputt machen müsste.

Ich bitte darum, dass mir Jemand hilft. Mein Vater lässt sich nicht sagen, dass er psychische Hilfe benötigt, oder zumindest eine Familienberatung aufsuchen sollte.
Wir brauchen dringend Hilfe, devor es endgültig eskaliert. Ich bin oft kurz davor, die Einrichtung herauszureißen oder mich mit Fäusten gegen die Unterdrückung zu wehren.

Bitte helft unserer Familie!
Patrick Stolze

Hallo Patrick,
vielen Dank für deine Anfrage bzgl. deiner familiären Lebenssituation.
Diese ist sehr ausführlich, daher werde ich mir etwas Zeitnehmen um diese umfassend verstehen zu können.
Vorab, letztendlich, wird eine Hilfe nur dann greifen, wenn der Betroffene bei sich eine Bedürftigkeit erkennt und bereit ist Hilfe anzunehmen.
Was du / ihr machen könnt, um euch selber schützen zu können! Holt euch professionelle Hilfe bzw. fordert diese an.
Es gibt hierzu verschiedene Wege, ein Weg ist das Persönliche Budget, dies ermöglicht Individuelle Leistungen in anspruch zu nehmen.
Oder die Jugendämter sind nach §8a Kindeswohlgefährdung angehalten euch zu schützen.
Kilfe für Junge Erwachsene Menschen §41 gibt es auch noch.
jedoch habt Ihr mit dem Persönlichen Budget eine umfassendere Möglichkeit euch individuelle Hilfe besorgen zu können. Diese sind im SGB XII zur Eingliederungshilfe verankert.

Näheres findet IHr auch im Netz.
Aus welcher Region seit Ihr! Möglicherweise, habt ihr auch einen freien Anbieter vor Ort.
Beratungsstelle gibt es hierzu Bundesweit verteilt

Mit besten Grüßen
Andreas Medschinski

Hallo Patrik,
Du und Dein Bruder solltet euch Hilfe beim Jugendamt holen. Da Du volljährig bist, nimmst Du Deinem Bruder mit. Schildert dem Jugendamt(allgemeiner soziale Dienst) die Situation und die müssen euch helfen. Es ist euer Recht die Hilfe beim Jugendamt zu holen, und da gibt es ganz tolle Mitarbeiter. Ihr braucht da keine Angst zu haben.Dein Vater ist vielleicht selbst überfordert und weiß sich nicht zu helfen, und auch ihm würde die Hilfe guttun. Ich würde mich freuen von euch zu hören, wenn es geklappt hat.

Hallo Patrick, vielen Dank für Deinen Brief, leider kann ich Dir nicht so schnell antworten, weil ich ein paar Tage unterwegs bin und es schwierig ist, von Handy zu schreiben. Du kannst mich aber auch gerne anrufen: 0171-4341864 oder 05361-6009791

Hallo Patrick, es gibt für Euch ein paar Möglichkeiten, die ich empfehlen kann. Da ich jetzt nicht weiss, wo Ihr her kommt, kann ich Euch keine konkreten Adressen geben, also teile mir vielleicht direkt noch mal die Stadt mit, in der Du lebst. Ansonsten könntet Ihr Euch jederzeit im Jugendamt beraten lassen, vor allem Dein Bruder ist ja noch nicht 18 und hat daher weiterhin Anspruch auf Hilfe. Nach meiner Erfahrung wird dass Jugendamt aber keine kurzfristigen Maßnahmen durchführen und lediglich ein Beratungsangebot auch für Deinen Vater anbieten (dies wird Dein Vater wahrscheinlich ablehnen). Ausziehen könntet Ihr wahrscheinlich nicht, weil Dein Vater unterhaltspflichtig ist und das Jobcenter in diesem Fall keine Hilfe zum Lebensunterhalt gewährt. Zu überlegen wäre es aber, wenn Ihr doch zu Eurer Mutter zieht und einen Schulwechsel in kauf nimmt, denn ich glaube die psychische Belastung ist für Euch sehr hoch. Weiterhin könnte Ihr Euch an den sozialpsychatrischen Dienst im Gesundheitsamt melden, den es in jeder Gemeinde oder Stadt gibt, diese würden auch einen Hausbesuch durchführen und könnten in sehr extremen Fällen Euren Vater mitnehmen. Insgesamt könnten nur Zwangsmaßnahmen gegen Deinen Vater durchgeführt werden, wenn er sich selbst oder andere gefährtet oder bedroht. Weiterhin könnte Ihr gegen Euren Vater auch Anzeige wegen Gefährdung, aber solche Maßnahmen verschlechtern das Zusammenleben nur noch mehr. Deinen Vater kann nur geholfen werden, wenn er sich auch helfen lassen möchte. Vielleicheit wäre Euer Vater bereit, sich mit Euch zusammen zu setzten und über alle Probleme zu sprechen, bzw. schriftlich Abmachungen zu treffen, wie es in Zukunft besser laufen könnte. Für konkrete Hilfe müssten wir dann wohl telefonieren, vor allem weiss ich ja auch nicht, was in der Vergangenheit alles passiert ist. Gruß Andreas

Hallo Patrick,

ich arbeite seid Jahren als freiberuflicher Sozialarbeier im Schwerpunkt Familienhilfe.
Was du schilderst ist sehr dramatisch und in dieser Form auch nicht hinnehmbar.
Wie schaut es mit Unterstützung durch Eure Mutter aus.
Wenn euer Vater nicht mit sich reden läßt und solch einen Terror verbreitet wäre es zu überlegen das Jugendamt einzuschalten zumal dein Bruder noch minderjährig ist.
Ich würde auf alle Fälle in Angriff nehmen auszuziehen.
Deine Eltern sind unterhaltspflichtig und unter solchen Umständen halte ich es auch nicht für zumutbar weiter mit Eurem Vater zusammenzuwohnen.

Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung
die besten Grüße Jörg

Hallo Andreas,
erst einmal vielen dank für den schnellen Kommentar! Es ist schon eine Weile her, dass ich meine e-mails gelesen habe, doch heute hab ich mich dann sehr über deine Antwort gefreut. Ich werde mir in den nächsten Tagen einmal die von dir genannten Gesetzestexte anlesen.
Ich komme aus Schleswig-Holstein, Lübeck, um deine Frage zu beantworten.
Inzwischen habe ich mich mit meiner Mutter und meiner Tante zusammengesetzt. Wir haben vor zum Arbeitsamt und zum Jugendamt zu gehen um zu erfragen, welche staatlichen Unterstützungen es gäbe, sollte ich in eine eigene Wohnung ziehen. dies halte ich für die beste Lösung.
MfG Patrick

Hallo Backtoroods,
die Idee mit dem jugendamt hatten wir auch. das sollte uns irgendwie helfen können.
Mein Vater würde Hilfe ablehnen, da er sich unterordnen müsste und einsehen müsste, dass ihm die Kontrolle entglitten ist.
Wir planen jetzt, das Haus zu verlassen und eine Eigene Wohnung zu nehmen.
Das ist das Beste für alle beteiligten.
Vielen dank für deine Antwort!
Patrick

Hallo Andreas!
Vielen dank für die ausführliche Antwort.
Den sozialpsychatrischen Dienst des Gesuntheitsamtes kenne ich noch garnicht. Danke für den Tip. Leider ist mein Vater nicht dazu bereit, sich oder der Familie helfen zu lassen, da er sich als höchste Instanz in unserem Haushalt sieht und sich von nimandem sagen lässt, was richtig und was falsch ist. „Er hat immer recht“, ist seine feste Überzeugung. Um hilfe zuzulassen, müsste er zugeben, etwas falsch gemacht zu haben, was für ihn nicht in Frage kommt.
Ich habe beschlossen, nicht weiter zu versuchen, bei ihm auf besserung zu warten, sondern mit meiner mutter und meiner Tante besprochen jugendamt und arbeitsamt nach finanzieller Unterstützung einer eigenen Wohnung zu fragen. Du schriebst zwar: „Ausziehen könntet Ihr wahrscheinlich nicht, weil Dein Vater unterhaltspflichtig ist und das Jobcenter in diesem Fall keine Hilfe zum Lebensunterhalt gewährt.“, jedoch versuchen wir es. In Extremsituationen gibt es bestimmt Möglichkeiten, vom Staat unterstützt zu werden. Man kann es zumindest versuchen. Ich hoffe, dass es klappt und ich diese Person bald nicht mehr ertragen muss.
Vielen Dank noch einmal!
Patrick

Vielen Dank für die Antwort Jörg.
So wie du es vorgeschlagen hast, ist es bisher auch gelaufen. Meine Mutter hat mir durch eine Bekannte dabei geholfen, eine mögliche wohnung zu finden. das Jugendamt und das Arbeitsamt wollen wir bald besuchen, um Informationen zu staatlichen Hilfen In meinem Fall und finanzieller Unterstützung einzuholen.
Noch Eimal danke!
Patrick

Hallo Patrick,
nun noch ne Expressrückmeldung von mir für dich!

Sofern du dass Gefühl hast, dass du für dich einen erhöhten Unterstützungsbedarf hast, stelle einen Antrag auf ein Persönliches Budget.

Im Netz findest du hierzu viele hilfreiche Unterstützungen und in Lübeck, bestimmt einen freien Dienstleister, denn du dir selbstbestimmend aussuchen darfst.
Ich weiß nicht wie das JA in Lübeck darauf reagiert, jedoch und sofern ein berechtigter Bedarf erstellt ist, kann dir auch das JA diese selbstgewählte Leistungsform nicht verweigern. Ansonsten, unterstützt dich ein Jugendhilfeträger! Ob dies dann in deinem Sinne ist, kann und mag ich nicht beurteilen.
Ich wünsche dir alles Gute!
Andreas

Mein Vater ist psychisch krank, terrorisiert uns.
Mit dem Ausziehen, gibt es nur eine Ausnahme, wenn Du vom Jugendamt eine Bestätigung hast, dass es auch aus pädagogischer Sich nicht mehr möglich ist zusammen zu wohnen und dass Deine weitere Entwicklung dann auf dem Spiel stehen würde. Versuche so eine Bestätigung vom Jugendamt zu bemommen. Vielleicht könnte sich auch Deine Tante mit Deinem Vater einigen und Du könntest dort hinziehen. Gruß Andreas

Vielen Dank für die tolle Idee!
ich werd mich da mal weiter schlau machen. Von einem Antrag auf Persönliches Budget habe ich noch nie etwas gehört, aber wenn es das gibt und für mich in Frage kommt ist das bestimmt ein guter Weg.
Noch mal vielen Dank Andrejos!

Hallo Andreas!
Ich werde mal schauen, was man für so eine Bestätigung tun muss. Zu meiner Tante kann ich leider nicht ziehen. Sie teilt sich eine kleine Wohnung mit ihrem Lebensgefährten.
Vielen Dank für den Tip!

Hallo Patrick,
schön zu lesen, dass das Persönliche Budget für dich ein möglicher Weg sein könnte.
Beantrage dies bitte direkt beim LWV, hier reicht zunächst ein ganz einfacher und formloser Antrag!
Die leiten dann (aufgrund deines Alters) alles ans JA weiter.
Lass dich hier von Anfang von einem freien und Prof. Dienstleister unterstützen, da es manche Jugendämter gibt, die diese Hilfeform nicht anerkennen wollen, hier hast du Rechtsmittelbeistand!
Es geht um dein Leben, um deine Selbstbestimmung und um deine Selbstwirksamkeit und nicht um irgendwelche Behörden oder Ämter, die einem Leistungen vorsetzen, mit denen man möglicherweise überhaupt nichts anfangen kann.
Gruß Andreas