Antwort an Peter, Fogari und Nemo
Hallo an Peter, Fogari und Nemo,
zunächst einmal ist Borderline lediglich ein zusammenfassender Überbegriff für
diverse Symptomatiken und Störungsbilder. Eine sichere Diagnose kann mit 15
eigentlich gar nicht gestellt werden. Selbst wenn doch, so ist die Betroffene mit
ihren jungen Jahren bei Weitem nicht in der Hochblütephase ihrer angeblichen
Persönlichkeitsstörung angekommen. Insofern wäre es nur mehr als fatal sie in
diesem Zusammenhang und bereits z. diesem Zeitpunkt einfach aus den vorge-
nannten Gründen fallen zu lassen.
Klar ist auch (und gerade bei unserer heutigen Jugend), - dass kaum einer mit
ihr auch nur befreundet sein will wenn sie erst einmal als schwierige und seltsa-
me Einzelgängerin ausgegrenzt und stigmatisiert ist.Da wird i. den sozialenNetz-
werken gedisst und gemobbt mit einer Geschwindigkeit und Effektivität, dass d.
Betroffene gleich seine Koffer packen kann.
Unser Fragesteller schreibt ja, dass es ihn nicht überfordert! Er berichtet aber
auch, dass seine Eltern seine Freundin nicht mögen. Ich finde es mutig u stark
von ihm, trotzdem zu ihr zu stehen. Und warum sollten die beiden keine Bezieh-
ung wagen? Wie auch immer man diese nennen mag, u. wie auch immer diese
aussieht. Eins steht jedenfalls fest: Es schadet keinem!
Sollen sie ihre Erfahrungen machen, sich reiben und wachsen. Das ist Leben!
Ich finde dass unser Fragesteller seine Freundin gut begleitet, und stützt, und
stärkt. So wie er das beschreibt. Und so lange es positiv gelingt und gut geht?
Warum nicht? Das ist nur förderlich. So lange wie es eben geht. Und wenn sie
sich doch lieben und mögen, dann ist es ziemlich egal wie gut eine Beziehung,
wie auch immer man sie bezeichnen mag, funktioniert.
An Fogari noch: Von „gezwungen“ oder „aushalten“ - kann hier doch gar nicht
die Rede sein. Unser Fragesteller schreibt doch, dass es ihn nicht überfordert.
An Nemo:
Natürlich entsteht dabei ein Dilemma, aber es ist eben ein
Unterschied ob ich zu einem psychisch Kranken, wobei es auch
wieder auf die Art der Krankheit ankommt, eine Liebesbeziehung
aufnehme, oder mich im Rahmen meiner üblichen sozialen
Verpflichtungen um ihn kümmere.
Erwartest Du wirklich noch soziale Verantwortung v. unserer heutigen Jugend?
Oder etwa gar v. unserer heutigen Gesellschaft? Wirklich? Niemand fühlt sich
mehr noch zu irgendwas verpflichtet, wenn es kein Geld od. anderen Vorteil f.
ihn bringt. Das ist Kapitalismus global. Wobei das Pflichtgefühl und Leistungs-
prinzip auch hier schon längst untergraben und korrumpiert ist. Glaubst Du d.
völlig überforderte u. ausgebeutete Pflegerin im Pflegeheim arbeitet noch aus
Pflichtgefühl? Oder eher aus Angst vor Hartz 4? Aber gut, lassen wir das - die
Hoffnung und der gute Glaube sterben zuletzt.
Sich um Kranke und Behinderte zu kümmern, ist in erster Linie
Aufgabe der Allgemeinheit, erst dann kommt der Einzelne
eventuell im Rahmen seiner besonderen (bestehenden)
Beziehungen und Verpflichtungen.
Das sind edle, zivilisatorische Idealvorstellungen, aber von der Allgemeinheit
bekommt man lediglich einen Tritt in den Ar*** und mehr nicht.Es ist sehr kalt,
dunkel, einsam und hart nachts auf der Straße zu schlafen. Was tut denn die
Allgemeinheit für Obdachlose? Nein, ich kann Dir da nicht folgen…
Solche Beziehungen und Verpflichtungen eventuell in der
Blindheit der ersten Liebe aufzunehmen, kann man einem
17jährigen in seinem eigenen Interesse nur dringendst abraten.
Alles andere wäre gelogen.
Der Blinde sieht manchmal gar mehr als der Sehende zu sehen meint.
Einzig bleibt jetzt noch die Frage nach dem Glücklichsein, oder der Glücklich-
werdung. Aber das ist wie immer relativ, und individuell verschieden. Man sol-
lte da jedenfalls nicht mit Egoismus und Kalkül herangehen…
Gruß, Nemo.
Viele Grüße,
Yedi386