Meine Katzen oder ich?

Guten Tag,

meine Ärztin hat mir geraten, für ein paar Wochen in eine Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie zu gehen, da ich es offentsichtlich alleine nicht schaffe, wieder „in die Spur zu kommen“ nach einem Trauma: die Art des Sterbens und der Tod meines Mannes vor einem halben Jahr. Ich kann kaum was essen, habe 15 kg abgenommen und entsprechende Ernährungsmangelsymptome - 59 kg bei 165 cm Größe sind nicht problematisch, aber der Mangel an dem, was der Körper braucht und durch zu wenig Essen nicht bekommt.

Aber ich habe zwei Wohnungskatzen, für die ich mich verantwortlich fühle. Ich lebe alleine in einem Haus und hatte hier im Ort noch keine Chance, Kontakte zu knüpfen. Würde auch nur wenig helfen, wenn sich Nachbarn um die beiden kümmern würden, sie füttern etc., denn die beiden sind nicht gerade „beste“ Kumpels und ich möchte nicht wissen, wie sie sich gegenseitig traktieren, wenn sie stundenlang alleine sind. Im Tierheim unterbringen während der Zeit meiner Abwesenheit? Da grummelt es noch mehr in meinem Magen, wenn ich an das Procedere denke.

Da ich ja weiß, wie und warum ich in diesen desolaten Zustand geraten bin,  brauche ich meiner Meinung nach einfach noch mehr Zeit statt Klinik. Als mein Mann nicht mehr essen konnte, konnte ich auch nicht mehr. Und da ich rund um die Uhr für ihn präsent sein musste, fehlte mir der Schlaf. Schlafen kann ich wieder, aber die Uhrzeiten dafür sind (noch) nicht wieder „passend“ (von 3 Uhr nachts bis 10 Uhr vormittags).

Wir waren gerade erst umgezogen, als mein Mann krank wurde (Krebs und dann gleich „nur noch palliative Versorgung“ daheim. Meine Hausärztin kennt mich also auch noch nicht gut und ist recht ungehalten darüber, dass mir meine Katzen wichtiger sind als meine Gesundheit (ihre Aussage). Natürlich will ich wieder auf die Beine kommen. Das ist auch im wörtlichen Sinn gemeint, denn da haben sich Folgen der Mangelernährung als erstes bemerkbar gemacht. Dann kamen noch Störungen beim Hören, Sehen und Sprechen dazu. Und nun ärgert sie sich, weil kostenaufwendige Untersuchungen gemacht worden sind (auf Ihre Verordnung) und sich nun alles als „psyhosomatisch bedingt“ herausgestellt hat - also alles für die Katz’! - lach. Soll ich deshalb mit schlechtem Gewissen in eine Klinik?

Danke im voraus für Eure Ratschläge und Grüße,
eine 73jährige

Hallo Hannelörken,

an deiner Stelle würde ich mir als allererstes eine andere Ärztin suchen - die, die du jetzt hast, hat ja offensichtlich die Feinfühligkeit einer Planierraupe.

Haustiere sind nicht nur Verpflichtung, sondern können auch enorm zur Gesundung beitragen - auch und gerade Katzen, deren Schnurren sogar Knochenbrüche schneller heilen lässt (ja, das ist wissenschaftlich nachgewiesen). Und was nutzen dir irgendwelche tollen Behandlungen im Krankenhaus, wenn du dich dabei die ganze Zeit Sorgen um deine Katzen machst? Zumal du ja nicht im eigentlichen Sinne krank zu sein scheinst, sondern unter der Krankheit und dem Tod deines Mannes leidest - und meines Erachtens eine ganz normale Trauerphase durchmachst.

Gegen die Mangelerscheinungen kannst du kurzfristig entsprechende Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, mittel- bis langfristig solltest du mit einem anderen Arzt einen Ernährungsplan aufstellen.

Lass dir nichts gefallen, auch nicht von einer forschen Ärztin!

Beste Grüße

=^…^=

Deine Katzen UND du?
Hallo,

auch wenn manche Katzen Veränderungen nicht so sehr schätzen, aber vielleicht könnte es doch eine Möglichkeit sein, deine Katzen mitzunehmen?

Wenn es nicht funktioniert, kannst du die Therapie immer noch abbrechen und samt Stubentigern wieder nach Hause fahren.

Hier darf der Hund mit, vielleicht kann man auch über Katzen reden?

http://www.dbkg.de/neuigkeiten/reha_mit_haustier.html

Und hier ist vielleicht auch ein lohnenswerter Anruf möglich:

http://www.hundelobby.de/tl_files/HL%20Theme/downloa…

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Hannelörken,

mir kommen verschiedene Ansätze in den Sinn.

Wenn Du Dich für die Klinik entscheidest: Such doch mal nach einer Katzenhilfe in Deiner Umgebung, schildere Deine Situation und frag, ob sie private Pflegeplätze vermitteln können. Es ist ja eine begrenzte Zeit.

Oder gib evtl. eine Anzeige mit der Suche nach einem Pflegeplatz auf - nur musst Du dann selbst einschätzen, ob Du den Leuten vertraust, die sich ggf. melden. Vielleicht sogar eine Möglichkeit, Leute in Deiner Umgebung kennenzulernen?

Die andere Seite ist, ob es sinnvolle Möglichkeiten einer ambulanten Behandlung für Dich gibt - quetsch doch da Deine Ärztin oder evtl. einen anderen Arzt, ggf. einen Psychiater, mal aus.
Tagesklinik kommt mir z.B. in den Sinn (obwohl auch dann Deine Katzen tagsüber alleine wären, aber wenigstens zu Hause), oder auch die Frage, ob Du in Deiner Situation als besonders dringlich einen früheren Therapieplatz bekommen kannst als das sonst möglich ist.

Was Dir am meisten helfen kann, ist natürlich schwierig zu sagen, ohne Dich zu kennen. Dass ein halbes Jahr noch keine Zeit ist für eine Trauer, ist natürlich klar. Das heißt ja aber nicht, dass es nicht trotzdem gut sein könnte, Dir Hilfe zu suchen, gerade weil Du ja sagst, dass die Art des Sterbens Deines Mannes Dich sehr belastet.
Meiner (laienhaften!) Meinung nach klingt es schon so, als sei ein Klinikaufenthalt zumindest eine gründliche Überlegung wert. Über so lange Zeit nicht essen zu können ist ja schon eine heftige Lebensverweigerung Deines Körpers bzw. Deiner Seele - so sehr, dass es Dich schädigt.
In der Hoffnung geschrieben, dass Du eine brauchbare Lösung für die Katzen findest, die Dich nicht zu sehr belastet.

Solltest Du Dich dagegen entscheiden, erkunde mal die Möglichkeiten und frag Dich, was Dir etwas Entlastung verschaffen könnte. Trauercafé, Therapie, ggf. eine Zeitlang Unterstützung durch Antidepressiva (in diesem Fall vom Facharzt beraten lassen!).

Ich kenne eine Frau mit einer schlimmen Geschichte, die sich für eine Kunsttherapie entschieden hat. Da muss sie nicht so viel reden und sich nicht so direkt konfrontieren, sondern kann ihren Gefühlen übers Malen Raum geben, und das tut ihr gut.

Wenn Du Dir sicher bist, dass Du mit mehr Zeit am besten klarkommst, wennes Dir innerlich „gut“ damit geht, so zu trauern, dann ist es das vielleicht.
Ich bin da nur sehr vorsichtig, denn oft wartet man zu lange damit, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Auch wenn Trauer keine Krankheit ist und die Ursache für Dich klar ist, heißt das nicht, dass man da alleine durch muss.

Du merkst, einen klaren Rat kann ich Dir nicht geben. Ob Dir meine leicht wirren Gedanken einen Anstoß geben können, der Dir nützt, kannst Du ja selbst entscheiden.

Und nun ärgert sie sich, weil kostenaufwendige Untersuchungen gemacht worden sind (auf Ihre Verordnung) und sich nun alles als „psyhosomatisch bedingt“ herausgestellt hat

Die sind ja trotzdem wichtig gewesen! Auch andere Ursachen auszuschließen hat doch geholfen, klarer zu sehen. Alles andere wäre unverantwortlich gewesen.

Ich wünsch Dir, dass Du einen Weg auftust, der Dir weiterhilft - wie auch immer.

Sehr herzliche Grüße,

Jule

Danke Euch beiden!

Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer kommt mein „Nein“ dazu - weder stationär noch ambulant. Ich habe in meinem Leben schon so viel überstanden. Verarbeiten braucht Zeit und die werde ich mir nehmen statt mir zusätzlich Sorgen um meine beiden Lebensgefährten zu machen. Sie sind mir wichtig - ich bin mir wichtig. Dieses „entweder … oder“ meiner Ärztin hat mich vorübergehend aus der Fassung gebracht.

Durch die „kostenintensiven Untersuchungen“ (Vorwurf meiner Ärztin) weiß ich nun, dass ich „pumperlgsund“ bin. Wegen der Ernährungsmangelfolgen nehme ich entsprechendes, vor allem Vitamin B und D (auf ärztlichen Rat), ansonsten nichts.

Ich habe heute festgestellt, dass ich mit Essen, das ich nie gemacht habe, weil mein Mann das nicht mochte, kein Problem hatte. Also werde ich erstmal meiden, was er gerne mochte - es gibt ja genügend Alternativen. Bisher habe ich automatisch so eingekauft, als wäre er noch da. Aber ich habe es nicht runtergekriegt. Die Erinnerungen haben es nicht zugelassen. Warum bin ich nicht schon früher darauf gekommen? Mal sehen, ob es funktioniert. Außerdem habe ich mich daran erinnert, dass ich mich früher immer mit sportlicher Betätigung ausgetobt habe, und dass mir das besonders gut tat, wenn ich nicht gut drauf war. Also … Möglichkeiten gibt es ja genug: alleine und / oder in einer Gruppe.

Und wieder durfte ich feststellen: Wenn man über seine Probleme schreibt, geht es einem gleich viel besser, und die Resonanz hat auch dazu beigetragen!

Liebe Grüße,
Hannelore

Hallo Jule,

so ganz kann ich mir nicht vorstellen, wie das geht: Zwei Wohnungskatzen, die sich nicht ganz grün sind und normalerweise ein ganzes Haus zur Verfügung haben, in einem Klinikzimmer 24 Stunden am Tag? Und wenn sie durch die Tür auf den Flur witschen, freuen sich die Hunde…

Trotzdem, eine Erkundigung ist es sicher wert. Und der Gedanke ist sehr schön! Fein, dass das zumindest mit Hunden möglich ist.

Viele Grüße,

Jule

Zwei

Wohnungskatzen, die sich nicht ganz grün sind und
normalerweise ein ganzes Haus zur Verfügung haben, in einem
Klinikzimmer 24 Stunden am Tag? Und wenn sie durch die Tür auf
den Flur witschen, freuen sich die Hunde…

Ja, das habe ich mir auch vorgestellt - lache.

Trotzdem, eine Erkundigung ist es sicher wert. Und der Gedanke
ist sehr schön! Fein, dass das zumindest mit Hunden möglich
ist.

Ja, obwohl es mit Stubenkatern eigentlich einfacher wäre - und leiser …

katzifikator

Katzen, deren
Schnurren sogar Knochenbrüche schneller heilen lässt

und die katze überlebt im gips?

(ja, das
ist wissenschaftlich nachgewiesen)

wo denn?

e.c.

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Liebe Hannelore,

es klingt, als sei Dir klargeworden, was Du möchtest.
Und auch, als hätte Deine Auseinandersetzung mit der Frage Dir ein paar Impulse gegeben zu neuen Schritten. Das freut mich sehr, und ich wünsch Dir weiter alles Gute und das rechte Gespür für Dich, für Deine beiden Tiger und für die Zeit, die Du brauchst.

Ich habe heute festgestellt, dass ich mit Essen, das ich nie gemacht habe, weil mein Mann das nicht mochte, kein Problem hatte. …
Warum bin ich nicht schon früher darauf gekommen?

Vielleicht, weil Du einfach noch nicht so weit warst?

Liebe Grüße,

Jule

warum Klinik?
Hallo,

ich hab mir deine zusätzlichen Andeutungen zu deiner gesundheitlichen Situation und deiner Lebensweise mal angeschaut: Wer sagt denn - außer deiner Hausärztin, für die psychosomatische Zusammenhänge offenbar Neuland sind - dass nur ein Klinikaufenthalt dich wieder in die Spur bringen könnte? Für eine Psychotherapie (die dir ganz sicher zu empfehlen ist), brauchst du nicht die Koffer zu packen.

Vorschlag: Nimm einmal mit Verhaltenstherapeuten oder Psychoanalytikern Kontakt auf. Dazu brauchst du deine Ärztin nicht, das kannst du direkt machen. Wegen der Wartezeitenproblematik frag erstmal nach einem Vorgespräch zur Abklärung, was zu tun ist.

Gruß
Metapher

Schnurrifikation

(ja, das
ist wissenschaftlich nachgewiesen)

wo denn?

An der University of California: http://www.scientificamerican.com/article/why-do-cat…

Hier noch eine hübsche Infografik:
http://dailyinfographic.com/the-healing-power-of-cat…

Also, immer schön nett sein zu Katzen - es ist zu eurem eigenen Besten!

=^…^=

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Liebes Hannelörken!

Ich finde, das hört sich an, als ob in dir ganz große Selbstheilungskräfte stecken - und du schon entdeckt hast, wie du sie aktivieren kannst!! Toll!!!

Du wirst es schaffen, darüber hinwegzukommen, da bin ich ganz sicher. Und dafür wünsche ich dir alles Gute!!

LG Fo

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Hi,

Hier noch eine hübsche Infografik:
http://dailyinfographic.com/the-healing-power-of-cat…

mit den Angaben könnte man sich eigentlich eine elektrische Katze bauen.
Die kann man dann auch längere Zeit alleine lassen.

Gruß
T.

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Hallo Torsten,

Hier noch eine hübsche Infografik:
http://dailyinfographic.com/the-healing-power-of-cat…

mit den Angaben könnte man sich eigentlich eine elektrische
Katze bauen.

nur zu - japanische Altenheime warten bestimmt schon darauf.

Die kann man dann auch längere Zeit alleine lassen.

Das würde ich allerdings nicht riskieren - die Übernahme der Weltherrschaft wäre dann sicher nur noch einen Pfotengriff entfernt.

Schnurrige Grüße

=^…^=

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