Meint Akif Pirinçci seine Aussagen ernst?

Dann sol er sich aber mal nicht in der Jungen Freiheit darüber ausweinen, dass man ihn vernichten wolle
Und dass sogar der Kopp Verlag (JAWOHL, richtig gelesen, der Brett-vorm-Kopp Verlag) nicht mehr mit ihm will…
(Zur Jungen Freiheit verlinke ich aus Prinzip nicht)

Für den Hofnarren fehlt mir ehrlich gesagt der Humor in seinen Aussagen.

Na, warum soll er das denn nicht? Zumal es nicht ums „Ausweinen“ geht, sondern definitiv um etwas Komplexeres.
Zum einen sieht ein Rechter jetzt an Pirincci diesen gesellschaftlichen-politisch-juristischen Exklusionsmechanismus am Werk, auf den P. mit seinem KZ-Sager in Dresden selbst hingewiesen hat.
(und der erst vor kurzem wieder an Dr.Proebstl/Percy Hoven durchdekliniert worden ist)

Zum anderen ist die Abwendung des Kopp-Verlags von Pirincci m.E. in erster Linie strategisch motiviert.

(Bei der Distanzierung der einflussreichen Legida-Frontfigur Götz Kubitschek von P. ist das beispielsweise auch klar von Kubitschek so benannt worden; da gehts schlicht darum, dass P. der Bewegung schade).

Wir können uns wohl darauf einigen, dass P. der Form seiner Vorträge und politischen Schriftstücke erkennbar ein deutliches größeres Gewicht beimisst als fast alle anderen Akteure in diesem Feld.
Ob das nun Humor, Satire, Günther Anders’sche Zuspitzung, reine Eitelkeit und Wichtigtuerei, verkaufsfördernde Egoshow oder was immer ist, ist tatsächlich schwer greifbar.

Gruß
F.

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Den „gesellschaftlich-politisch-juristischen Exklusionsmechanismus“ (schöner Ausdruck, by the way) kann man auch einfach so ausdrücken:

„Mimimimimimimi, ihr beschränkt mein Recht auf freie Meinungsäusserung, Mimimimimimimi und ihr wollt mich alle vernichten Mimimimimi…“ Und wenn er darauf hingearbeitet hat, dass „Die Rechten“ ™ irgendwas bezüglich des Staates demonstriert bekommen, was eh schon ihre Überzeugung ist, dann ist er genau das, was er bestreitet: Ein Rechtsradikaler Hetzer, der denen Honig ums Maul schmiert, die seinesgleichen am liebsten ausbürgern würden (oder schlimmeres)! (Kein Nazi, darauf bestehe ich, Akif ist kein Nazi!)

Zum Thema „Freie Meinungsäusserung“ gibt es einen hübschen Cartoon von xkcd

§5GG schützt einen halt nicht vor Kritik und den Konsequenzen.
Jeder hat das Recht seine Meinung zu sagen (sofern er dabei nicht gegen ein paar Strafrechtsparagraphen verstösst, was gerade im Falle Akif geprüft wird – ich halte es noch nicht für volksverhetzend, was er da erbrochen hat, aber ich hab auch einen stabilen Magen) und jeder andere hat das Recht, dem anderen im Rahmen der Gesetze deswegen an den Karren zu fahren. Und wer grobe Klötze in den Raum stellt, muss damit rechnen, dass noch ein paar gröbere Keile drauf kommen!

Der kleine Akif hat sehr hart darauf hingearbeitet, jetzt als der Depp der Nation/Märtyrer der Nation/Wasauchimmer (abhängig von der politischen Ausrichtung des Betrachters) dazustehen.
Wenn er dies beabsichtigt hat, Gratulation!
Wenn nicht, sollte er mal professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Wenn man beispielsweise Marktwirtschaft als „mimimimimimimi, ihr wollt mich alle böse übers Ohr hauen mimimimimi“ verstehen will, dann lassen sich soziale Zusammenhänge natürlich auch in solcher Babysprache ausdrücken - quasi als oral-regressive Variante zur analen Fäkaliensprache, die Pirincci so gern bemüht :wink:

Gruß
F.

Na ja, Der Punkt liegt eher darin, dass sich A.P. nicht irgendwelchen Marktwirtschaftlichen prozessen ausgesetzt hat, die weitgehend ausserhalb seiner Einflussmöglichkeit liegen, sondern selber wie ein Elefant durch den Porzellanladen gewalzt ist und sich jetzt beschwert, dass seine Handlungen Konsequenzen haben, die auch für ihn unangenehm sein können.
:wink:

Natürlich hat er weitgehend gewusst, was er da tut, wenn er es sich vielleicht vorher auch nicht in allen Konsequenzen ausgemalt hatte.

Aber mir gings nicht um die subjektive Befindlichkeit und das Jammern des Herrn P., sondern darum, wie mittels dieser Konsequenzen der angesprochene Exklusionsmechanismus objektiv sein Werk verrichtet.

Gruß
F.

Mal ganz ehrlich
bei jemandem, der erbrochenes Inländerdeutsch spricht (Zitat nicht von mir, sondern von Küppersbusch) und sich auch ansonsten aufführt wie der Rotz am Backen ist ein solcher Mechanismus nicht nur zu erwarten, sondern aus Selbstschutzgründen vollkommen logisch. Man sieht auch sehr deutlich, was man sich hierzulande alles leisten kann (einiges), bevor dieser Mechanismus mit Macht einsetzt. Ist ja nicht so, dass die Aussagen von A.P. nun vollkommen überraschend kommen.
(zum Vergleich: ein anderer Säulenheiliger der Neuen Rechten, Thilo Sarrazin, verlegt seine Machwerke bei der DVA, Ein Verlag von Random House :slight_smile: )

Wer will schon mit einem zu tun haben, der metaphorisch gesprochen erst den Kühlschrank leersäuft, sich dann auf den Wohnzimmerteppich übergibt und danach noch das Rosenbeet verwüstet. Und das mehrmals. Und sich dann über die schlechte Gastfreundschaft beschwert. Mit demjenigen würde wohl jeder, der halbwegs klar bei Verstand ist, nichts mehr zu tun haben wollen.

Sprich: A.P. ist derartig toxisch geworden, dass sich sogar der Pegida-Obermotz von ihm distanziert hat und nicht mal der Kopp Verlag mit ihm zu tun haben will (Und die haben mit Jan Udo Holey einen Film produziert, was vollkommene Schmerzbefreitheit anzeigt). Das hat jetzt nichts mehr mit weichgespültem Mainstream zu tun. Und wenn er nicht erkannt hat, welche Folgen seine Äusserungen haben, die er ja nicht zum ersten Mal getätigt hat, dann kann man ihm wohl nicht mehr helfen. Sein Pegida-Auftritt hat jetzt dem Bierfass endgültig den Boden rausgeschlagen.

Es ist ja nicht nur die Meinung, die er hat (die ich persönlich akut widerwärtig finde) sondern vor allem die Art, wie er sie verbreitet.

Würde ich jetzt nicht sagen. Oft reicht die Ungeheuerlichkeit eines einzigen Facebook-Postings für einen Rücktritt, eine Geldstrafe, eine Entlassung oder für die, hier unfreiwilligen, Warholschen 15 Minuten Ruhm.




http://derstandard.at/2000024166857/Pranger-Deutsche-Bild-Zeitung-druckt-Hasspostings-ab

Gruß
F.

Satire?

Wir reden glaube ich hier von „Vernichtung einer Existenz“ nicht davon, dass man für den Mist, den man macht eben auch die Konsequenzen tragen muss. Ein Strafbefehl wegen Facebook (wg Volksverhetzung) oder wegen Beleidigung (hat A.P. auch schon hinter sich, hat ihm nicht wirklich geschadet) eine Entlassung etc sind nichts, was einem die Existenz zerstört, sofern man danach den Mist einfach bleiben lässt! Oder glaubst Du im Ernst, dass sich noch irgendwer in 5 jahren an einen Porschelehrling erinnert? An A.P. und an Bachmann wird man sich erinnern (An Bachmann nicht wegen seiner Hetz-Kommentare im Internet, sondern wegen was anderem…)

Und dass die BLÖD jetzt auf den Zug aufspringt, die Hater an den Pranger zu stellen (was rechtlich durchaus umstritten ist), nachdem sie Jahrelang den Hass auf Flüchtlinge geschürt hat, hat schon etwas geradezu poetisches. (Und zeigt, dass BLÖD sich zu NIX zu schade ist)

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Welche Aussagen meinst Du da konkret? Im Allgemeinen denke ich 50/50; die eine Hälfte ist echt, die andere Hälfte inzeniert (Pirinçci ist Schriftsteller und verdient bzw. verdiente sein Geld damit).

Ich mag den Typ nicht! - Kleiner Akif = Kotzbrocken; das würde ich ihm auch so ins Gesicht sagen! Und wenn er das erst meint, was er so schreibt (in seinem Blog, den es nicht mehr gibt), würde er meine Meinung wohl akzeptieren…

Anyway, seine politischen Bücher habe ich trotzdem schnell noch bestellt; wegen persönlichem Interesse und weil die demnächst „rar“ werden könnten…

Sei gegrüßt, *********

Wir haben ursprünglich von einem Exklusionsmechanismus gesprochen, der verschiedene Stufen hat. Die Entlassung durch den Arbeitgeber ist doch durchaus eine Stufenform der Exklusion, wenn auch noch keine sehr hohe.
Ob das alles gerechtfertigt und selbstverschuldet ist und wie blöd die BLÖD usw., darum gehts mir primär einfach nicht, was nicht heißt, dass ich dir in dem Punkt widersprechen würde.
Ich stelle schlicht fest, dass z.B. der Porsche-Lehrling für seine strunzdumme Aussage „Flammenwerfer für Syrer“ entlassen wurde, dass er aber für ebenso strunzdumme Aussagen wie „Flammenwerfer für Hertha-Fans“ oder „Flammenwerfer für Kinderschänder“ und noch 1000 ähnliche nicht entlassen worden wäre.

Gruß
F.

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Dann haben wir anscheinend aneinander vorbeigeschrieben.
Ich bezog mich immer noch auf A.P. und die Folgen seines Verhaltens.
natürlich ist derzeit Ausländerfeindlichkeit ein absolutes heisses Eisen, und so „Flammenwerferaussagen“ werden aufgrund der gegenwärtigen Situation (Und gib uns unsere tägliche Brandstiftung…) besonders kritisch gesehen.
Wobei ein „Fackelt alle Herta-Fans“ durchaus zum Stadionverbot führen kann, was für einen Fußballfan schlimmer ist als der Verlust des Arbeitsplatzes :slight_smile:

Hi,

Mitglieder von (vermeintlich diskriminierten) Minderheiten dürfen sich bis zu einem gewissen Grad viel stärker negativ über diese Minderheit oder deren Radikale auslassen.

Bei einem Deutschen ist die Nazikeule (wg. seiner „sozialgenetischen Veranlagung“) längst ausgepackt, wenn der MiHiGründler noch lange Beißschutz geniesst. Vor allem, falls er zu den „Kulturschaffenden“ gehört(e).

Gruß
vdmaster

Sieht man ja wunderbar bei den „Stand Up Migranten“. Wenn ein Mario Barth solche Witze reissen würde, würde es sofort Benefizkonzerte und Lichterketten geben. Siehe Dieter Nuhr und der Islam

Wir haben m.E. gar nicht aneinander vorbeigeredet, denn sowohl Teile von P.s Rede selbst als auch die Reaktionen darauf lassen sich ohne diese Hintergrundfolie nicht verstehen - zumindest nicht als öffentlich-politisch Angelegenheit verstehen.

(Stimmt, bei Fußballfans gibts auch einen fein abgestuften Exklusionsmechanismus) … jetzt aber genug von meinem Geschwafel :wink:

Gruß
F.

Das Statemement von Pirincci hat gezeigt, wie unsinnig und kontraproduktiv Nazi-Vergleiche oder -Andeutungen sind.

Nichtsdestotrotz bleibt ein fader Beigeschmack in mehrerlei Hinsicht. Denn Ärger über Pirinccis Aussagen, so berechtigt er auch sein mag, könnte noch glaubwürdiger wirken, wenn:

  • Man vielleicht mal beachtet, welche Aussage er genau getroffen hat. Denn er hat erkennbar nicht die Botschaft rüberbringen wollen, dass aus seiner Sicht Flüchtlinge oder Politiker ins KZ gehörten. Er hat sich auf einen CDU-Politiker bezogen, der alle, die kritisch zur ideologisch geprägten Willkommenskultur stehen, die Ausreise aus Deutschland nahegelegt hatte. Pirincci hat in kritischer Überspitzung ausdrücken wollen, dass derartige Politiker die Kritiker wohl auch gerne in KZs schicken würden. Das ist zwar nicht in Ordnung, es ist aber etwas anderes als das, was ihm Maas und Co. wider besseres Wissen unterstellen, nämlich selbst KZs zu befürworten.

  • Ein Politiker wie der bereits angesprochene CDU-Politiker auch mal Kritik erfahren würde für seine Aussagen (https://www.youtube.com/watch?v=GKls9RM20ho).

  • Leute wie Maas oder Gabriel, ganz zu schweigen von den Roths und Göring-Eckardts, ebenfalls das tun würden, was sie Pirincci nahelegen, nämlich mit den ständigen Nazi-Zuschreibungen aufzuhören.

Was bleibt angesichts dieser Umstände? Die Ehrlichkeit geht mehr und mehr verloren. Systemdenken ersetzt Pluralität. Die Fähigkeit, genau hinzuschauen, wird nur noch als störend empfunden. Denn wenn jemand davon spricht, dass man nur dann unseren Werten entspreche, wenn man für die ungesteuerte Zuwanderung ist, und implizit (im obigen Fall sogar explizit) alle Kritiker als demokratiefeindlich abstempelt, der hat die Fähigkeit verloren, andere Meinungen im politischen Spektrum zu akzeptieren. Der denkt nur noch digital (Refugees welcome / Nazi-Brandstifter). Der unterschlägt die vorhandene Breite an sachlich geäußerter Kritik und stilisiert den Wunsch nach einem Politikwechsel aggressiv zur Systemfrage um.