Hi,
die Meinungsfreiheit ist in Deutschland grundgesetzlich geschützt (Art. 5 Abs. 1). Unbehagen bereitet mir die Art und Weise, wie (seit einiger Zeit?) hierzulande mit abweichenden Meinungen umgegangen wird. Ein Beispiel zur Erläuterung:
Eine Hinterbänklerin einer Partei äußert zu einer aktuellen politischen Frage eine Ansicht, die in ihrer Partei und im öffentlichen Raum nicht mainstream ist. Oft wird sowas ja durch Ignorieren ausgesessen. Aber in diesem Fall beschließt der Parteivorsitzer, ein Exempel zu statuieren und bezieht öffentlich Stellung. Er sagt allerdings nicht
„Ich vertrete in dieser Frage einen ganz anderen Standpunkt, nämlich …“
sondern
„Solche Stammtischparolen (pazifistischen Spinnereien, rassistische Hetze [die Schlagworte sind austauschbar]) haben in unserer Partei keinen Raum.“
Er äußert sich also nicht zur Sache sondern zur Meinung und stellt damit seine Meinung nicht neben oder gegen die der Abweicherlin sondern darüber. Auf den ersten Blick nicht ungeschickt, aber leider würgt man damit eine lebendige Debatte ab.
Auch hier im Forum mache ich gelegentlich die Beobachtung, dass Leute abweichende Meinungen kritisieren, verschlagworten oder niedermachen, statt offensiv und unbefangen die eigene Meinung zu vertreten.
Was meint Ihr? (Warum) ist das so? Wirkt mein obiges Beispiel konstruiert oder kennzeichnet es typische Abläufe?
Freundliche Grüße
myrtillus