Mendel usw

(Ich hoffe, ich bin im richtigen Brett.)

Hallo!
Bei Adalbert Stifter (Bunte Steine/Katzensilber) kommen drei Geschwister mit den folgenden Merkmalen vor:
Emma mit Locken „in schöner blonder Farbe“ (wie beim Vater),
eine jüngere Schwester Clementia, an deren Kopf „sich bald die schwarzen Ringlein bildeten“ (wie bei der Mutter),
und das Jüngste, Sigismund, dessen Haare „wurden [sie] Anfangs licht, und bildeten sich dann zu braunen Ringeln“ ("… war Sigismund Vater und Mutter, er war Blondköpfchen und Schwarzköpfchen").
Sind diese Eigenschaften bei drei Geschwistern mit den selben Eltern vererbungsgesetzlich möglich?

Freundlichen Gruß!
H.

Moin,

Sind diese Eigenschaften bei drei Geschwistern mit den selben
Eltern vererbungsgesetzlich möglich?

da die Haarfarbe über mehrere Gene vererbt werden - ja!

Gandalf

Hallo Hannes,

„rechnerisch“ möglich ist dies, aber wahrscheinlicher ist, dass die „braunen Ringel“ (sehr) dunkelblonde Locken sind. Diese Entwicklung der Haarfarbe von Semmelblond hin zu Dunkelblond zwischen dem ungefähr 5. und 10. Lebensjahr ist ziemlich häufig, und die Bezeichnung „Braun“ kann man Adalbert Stifter ohne weiteres nachsehen, da er zu Zeiten lebte und schaffte, in denen man ein Leben führen konnte, ohne sich mit den weltbewegenden Erkenntnissen aus Forschung und Entwicklung von Wella, L’Oréal usw. zu beschäftigen.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

unsere Vererbung beschränkt sich nicht nur auf eine Generation, sondern findet über mehrere Generationen statt.

So kann es sein, das z.B. blaue Augen oder rote Haare in der Kindergeneration nicht auftauchen,
dann aber bei den Enkeln oder gar Urenkeln wieder vorhanden sind.

Alle Kinder können in dem genannte Fall ohne weiteres vom gleichen Elternpaar stammen.

Es grüßt
Yvisa

Servus,

dass es über mindestens eine Generation nicht sichtbar ist, wäre auch bei einem rezessiv-homozygot vererbten Merkmal möglich; in diesem Fall wäre aber die von Stifter geschilderte Reihe von drei verschiedenen Haarfarben bei Kindern von einem Elternpaar nicht möglich. Der rezessive Erbgang alleine erklärt das beschriebene Phänomen noch nicht.

Voraussetzung dafür ist die von Gandalf bereits erwähnte heterozygote Vererbung der Haarfarbe.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Guten Tag,

ich fände es recht hübsch, wenn in einem Forum, in dem Laien Hilfe suchen, auch Erklärungen gegeben würden,
die man ohne höheren Schulabschluß versteht - selbst wenn es der Botanikerseele schwerfällt.

dass es über mindestens eine Generation nicht sichtbar ist,
wäre auch bei einem rezessiv-homozygot vererbten Merkmal
möglich; in diesem Fall wäre aber die von Stifter geschilderte
Reihe von drei verschiedenen Haarfarben bei Kindern von einem
Elternpaar nicht möglich. Der rezessive Erbgang alleine
erklärt das beschriebene Phänomen noch nicht.

Voraussetzung dafür ist die von Gandalf bereits erwähnte
heterozygote Vererbung der Haarfarbe.

Der rezessive Erbgang erklärt das beschriebene Phänomen alleine nicht.

Was ich auch nicht behauptet habe.

Nun mal für den Otto Normalverbraucher:

Da jedes Kind die Erbmerkmale seiner Eltern in sich trägt, erhält es auch die Information der Haarfarbe auf deisem Wege.
Kinder können 1:1 die Haarfarbe ihrer Eltern erben - homozygot.

Manche Haarfarben setzen sich dabei stärker durch, andere schwächer. So wird blond generell
etwas schwächer vererbt als schwarz - blond ist rezessiv.

Insgesamt sind etwa 10 Gene und ihre enthaltenen Informationen für die Haarfarbe eines Kindes verantwortlich -
also ist die Vererbung von Haarfarben bestimmt durch viele Gene = heterozygot.

Wie wichtig die Informationen der einzelnen Gene ist, ist nicht geklärt - der Fall einer homozygote Vererbung kann nicht zu 100% ausgeschlossen werden.

Die Gene bestimmen unter anderm die Menge der Pigmente des Haares, so das Geschwister einmal dunkelblond und einmal hellblond sein können.

Es gibt auch komplexe Mischungen - so ist z.B. brünett eine Mischung und kein eigentliches Braun.

Die genau Vererbung der Haarfarbe ist noch immer ein Rätsel, das Wissenschaftler zu entschlüsseln versuchen.
Und auch das Überspringen von Generationen wurde beobachtet.

Es grüßt
Yvisa

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Hallo Yvisa,

mit diesen Deinen Ergänzungen wird aus

unsere Vererbung beschränkt sich nicht nur auf eine Generation, sondern findet über mehrere Generationen statt.

ein Schuh.

Ohne diese Ergänzungen wäre es keine richtige Erklärung gewesen, weil drei Haarfarben bei Kindern eines Elternpaars allein durch rezessiven Erbgang nicht zu erklären sind.

Übrigens: „hannes“ hat ein ganz gewöhnliches Abi aus Bayern und er versteht Griechisch ziemlich gut. Es ist nicht nötig, Erklärungen extra für ihn (und übrigens auch sonst für niemanden) so weit zu vereinfachen, dass sie unzutreffend werden.

Aber das hast Du ja jetzt nachgeholt.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Hallo o, Peder oder MM oder…,

kannste also auch hellsehen?. Yvisa hat et schon richtig gemagt.
simon

3 Like

.

kannste also auch hellsehen

Wo er Recht hat, hat er Recht.
H.

Hallo zusammen,

hier werden ein paar Begriffe durcheinandergeworfen.

Insgesamt sind etwa 10 Gene und ihre enthaltenen Informationen
für die Haarfarbe eines Kindes verantwortlich -
also ist die Vererbung von Haarfarben bestimmt durch viele
Gene = heterozygot.

Wenn ein Merkmal nicht durch ein einziges Gen (monogen) sondern durch mehrere Gene vererbt wird, dann nennt man das eine polygene (viele Gene) oder oligogene (einige wenige Gene) Vererbung. Alternativ spricht man das auch von quantitativer Vererbung. Davon spricht man meist auch dann, wenn es graduelle Abstufungen des Merkmals gibt, also z.B. alle Schattierungen von weissblond bis rabenschwarz. Dies im Gegensatz zur qualitativen Vererbung, wenn nur ein Gen ursächlich für die Ausprägung des Merkmals ist, wie z.B. bei dem unten genannten Beispiel für Samenfarbe bei der Erbse. Dort gibt es nur zwei Ausprägungsformen bei einem dominant/rezessiven Erbgang.

Heterozygot bedeutet dagegen, daß von Vater und Mutter unterschiedliche Allele (Ausprägungsformen) ein und des selben Gens vorliegen. Eine „heterozygote Vererbung“ gibt es nicht.
Als Beispiel für Homo-/Heterozygotie sei die Samenfarbe bei Erbsen genannt (in jedem Genetiklehrbuch unter dem Stichwort Mendel nachzulesen):
G/g steht für Grün (Allel 1) bzw. gelb (Allel 2).
Da G dominant über g ist und die Samenfarbe monogen vererbt wird ergeben sich folgende Konstellationen:

Genotyp (Konstellation der Allele) - Phänotyp (Aussehen)
GG (homozygot Allel 1/Allel 1) - grün
Gg (heterozygot Allel 1/Allel 2) - grün
gg (homozygot Allel 2/Allel 2) - gelb

Viele Grüße,
Eva

Zum weiteren Nachlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Polygenie

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