Mensch, in Formen der Natur erkenne

Von meiner verstorbenen Mutter habe ich ein Gedicht vorgetragen bekommen, von denen ich allerdings nur eine erste Zeile noch weiß

„Mensch, in Formen der Natur erkenne …“

Kann mir jemand mit dem Rest helfen? Ist es ein Rilkegedicht, ein christliches oder eines aus dem Mazdaznan-Kreis?

Ich danke herzlich für jeden Hinweis !!

Otoman Zar-Adusht Ha’nish, Masdasnan-Liederbuch

Kann mir jemand mit dem Rest helfen? Ist es ein Rilkegedicht, ein christliches oder eines aus dem Mazdaznan-Kreis?

Guter Hinweis, es handelt sich vermutlich um letzteres; vgl. das verlinkte Inhaltsverzeichnis zu diesem Band: https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&c…

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Rilke definitiv nicht
Solche Art Sinnhuberei war nicht sein Ding.

… gestehen wir es nur: die Landschaft ist ein Fremdes für uns und man ist furchtbar allein unter Bäumen, die blühen, und unter Bächen, die vorübergehen. Allein mit einem toten Menschen, ist man lange nicht so preisgegeben wie allein mit Bäumen. Denn so geheimnisvoll der Tod sein mag, geheimnisvoller noch ist ein Leben, das nicht unser Leben ist, das nicht an uns teilnimmt und, gleichsam ohne uns zu sehen, seine Feste feiert, denen wir mit einer gewissen Verlegenheit, wie zufällig kommende Gäste, die eine andere Sprache sprechen, zusehen. […] Daran ändert der Umstand, daß die Menschen seit Jahrtausenden mit der Natur verkehren, nur sehr wenig; denn dieser Verkehr ist sehr einseitig. […] Was bedeutet es, daß wir die äußerste Oberfläche der Erde verändern, daß wir ihre Wälder und Wiesen ordnen und aus ihrer Rinde Kohlen und Metalle holen, daß wir die Früchte der Bäume empfangen, als ob sie für uns bestimmt wären, wenn wir uns daneben einer einzigen Stunde erinnern, in welcher die Natur handelte über uns, über unser Hoffen, über unser Leben hinweg, mit jener erhabenen Hoheit und Gleichgültigkeit, von der alle ihre Gebärden erfüllt sind. Sie weiß nichts von uns.

Rainer Maria Rilke: Worpswede, Einleitung

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Servus,

sicher kein Rilke. Rilke fordert niemanden auf, irgendwas zu erkennen.

Sehr wichtig war die Morphologie u.a. von Pflanzen und geologischen Formationen und deren idealistische Interpretation für J. W. Goethe. Wenn der Textsplitter wörtlich so von ihm käme, geisterte er allerdings sicher irgendwo im Web herum.

Es geht also vermutlich um einen naturkundlich angehauchten Götheaner der zweiten oder dritten Riege - sehr viele davon gibt es in der Anthroposophen-Szene - oder um einen in der Erinnerung verschobenen Text.

Schöne Grüße

MM

Rilke eher nicht
Hallo

„Mensch, in Formen der Natur erkenne …“

Kann mir jemand mit dem Rest helfen? Ist es ein Rilkegedicht, …

Ein Rilkegedicht würde ich aus zwei Gründen ausschließen: Erstens klingt es überhaupt nicht nach Rilke, zweitens würde man mit dem Gedichtanfang bei Google fündig werden.

Viele Grüße

Es geht also vermutlich um einen naturkundlich angehauchten
Götheaner der zweiten oder dritten Riege - sehr viele davon
gibt es in der Anthroposophen-Szene

Dazu noch’n Zitat, diesmal von Heine:

_Als ich einst an einem schönen Frühlingstage unter den Berliner Linden spazierenging, wandelten vor mir zwei Frauenzimmer, die lange schwiegen, bis endlich die eine schmachtend aufseufzte: „Ach, die jrine Beeme!“, worauf die andre, ein junges Ding, mit naiver Verwundrung fragte: „Mutter, was gehn Ihnen die jrine Beeme an?“

Ich kann nicht umhin zu bemerken, daß beide Personen zwar nicht in Seide gekleidet gingen, jedoch keineswegs zum Pöbel gehörten, wie es denn überhaupt in Berlin keinen Pöbel gibt, außer etwa in den höchsten Ständen. Was aber jene naive Frage selbst betrifft, so kommt sie mir nie aus dem Gedächtnisse. Überall, wo ich unwahre Naturempfindung und dergleichen grüne Lügen ertappe, lacht sie mir ergötzlich durch den Sinn._

Freundliche Grüße,
Ralf

Inzwischen bin ich für diesen „Aufruf zum Samadhi“ im Mazdaznan-Gesangbuch fündig geworden.

Das Stück heißt „Schöpfers Antlitz“

  1. Mensch in Formen der Natur erkenne, gleich ob groß, ob klein die Kreatur ja, erkenn das Antlitz Deines Schöpfers, ja erkenn, das Antlitz deines Schöpfers!

  2. Von der Dreiheit führet uns zur Einheit, Eingebung und Offenbarung, zur Unendlichkeit, zum Universum, zur Unendlichkeit, zum Universum.

(nach alter zarathustrischer Meldodie)