Hi
Ich habe nichts sinnvolles über Rirard und Krech ergoogelt.
Nur psychologische Erklärungen.
*röchel* mit solchen Sätzen disqualifizierst du dich eigentlich selbst. Wie wär’s mal damit: Buch ausleihen und lesen. Da steht genug zu deinem Thema drin, man müsste mit dem Lesen nur mal anfangen.
Du kannst nicht nur mit Google arbeiten, Google ist ein Hilfsmittel und kein Allheilmittel.
Es ginge mir um die Ursprünge. Wie das entstand, wie man auf
die Idee kam, Menschen zu opfern. Du bist doch in den
ostasiatischen Myhologien bewandert. Wie sieht es dort mit
Menschenopfern aus?
In China gab es bis zum Ende der Qin-Dynastie (2. Jh. v. Chr.) Menschenopfer in Form von Grabbeigaben. Der berühmte erste Kaiser Shin Qi Huangdi nahm über 50 Konkubinen mit ins Grab und was sonst noch reingeschüttet wurde siehst du in so ziemlich jeden Buch das sich mom. mit dem alten China beschäftigt (es wird langsam echt öde).
Diese Menschenopfer wurden später durch die minqi ersetzt, das sind kleine Tonfiguren. Diese Ersatzopfer sollten dann in der Widerwelt (= Ein Jenseits das die unsere Welt fortsetzt) Diener sein. Auch Pferde u.ä. wurden durch minqi ersetzt.
In der Shang-Dynastie gab es eventuell gelegentlich Menschenopfer, doch wir wissen so gut wie nichts darüber.
Es scheint jedoch als seien die Opfer meist adelig gewesen bzw. mit der Herrschaft betraut, damals waren die „Könige“ noch eher „Stammesführer“. Man könnte sagen, die Notion der Verantwortung des Herrschers für sein Volk nahm dort den Anfang.
In eine ähnliche Richtung geht auch die Opferung beim Regenritual, das einzige (staatlich sanktionierte) Ritual das noch in unserer Zeit Menschenopfer produzieren konnte.
Die Geschichte von König Tang ist wohl DIE Paradigma Geschichte des Regenmachens. Er gilt als Gründer der Shang Dynastie. Er galt als guter und weiser König mit Sorge um seine Gemeinen. Als es eine Dürre gab, die das Land dahinraffte, soll er sich selbst als Opfer und Sündenbock dargeboten haben. Er schnitt sich die Haare ab, schliff seine Hände und bot sich als Opfertier dar, daraufhin regnete es. In einer anderen Version opfert er sich, weil Menschenopfer verlangt wurden und er es als seine Pflicht sah, anstatt seine Untergebenen dafür einzusetzen. Er setzte sich in Flammen und als das Feuer loderte kam der Regen.
Die Klagerede des Königs ist poetisiert im Shijing überliefert. Darin ist der wichtigste Satz:
靡神不舉靡愛斯牲 mi shen buju, mi ai sisheng „Es gibt keine Geister die ich nicht ehrte, es gibt keine Opfer die ich zurückhielt". Das Selbstopfer ist also der letzte Schritt, nachdem man alles andere versucht hat. Dieser Satz kommt in späteren Regenritualen oft vor.
So hat das Regenritual grundsätzlich etwas mit Verbrennen und Menschenopfern zu tun. In den Orakelknocheninschriften (wiki ist dein Freund) werden Wu-Schamanen oder Krüppel verbrannt. Die Wu Schamanen galten als Medien die durch die Verbrennung zum Himmel aufsteigen und dort Meldung machen konnten (denn wenn man geopfert hatte und die Götter nichts taten konnte das nur daran liegen, dass sie über die irdischen Probleme nicht in Kenntnis waren).
Es entwickelten sich auch schon zur Orakelknochenzeit Tänze um Regen herbeizurufen. Im Hou Hanshu (5.1a) findet sich die Beschreibung:
„In times of drought, the senior officials, drawn up in order of seniority, perform the yu ceremony as a prayer for rain. The yang openings are closed; the officiants don black silk and set up clay dragons. They erect two rows of earthenware figures and dancing youths, which are changed once every seven days in accordance with th precedent. The altar of the soil is encircled with bands of scarlet rope and scarlet drums are beaten. After prayers, they give thanks and sacrifice animals, in accordance with the prescribed rite.” (Zitat: Snyder-Reinke, Jeffrey: Dry Spells. State Rainmaking and Local Governance in Late Imperial China. Cambridge, 2009. S.38)
Später wurde Regen vor allem durch sympathetische Magie herbeigerufen, also indem man z.B. Tondrachen aufstellte weil Drachen Regen mit sich bringen.
Auf dem Land wurden aber immer wieder Frauen (= Yin = feucht) hin und her deportiert um Dürren/Fluten zu schwächen und wenn eine Dürre besonders heftig war, wurde auch mal eine Frau verbrannt.
Das änderte sich mit der Zeit, so ab dem 9. Jh. spätestens werden die Götterstatuen in Ketten gelegt und der Sonne ausgesetzt (= um die Götter auf die Katastrophe aufmerksam zu machen) oder Beamte, die Verantwortlich für die Region waren, setzten sich der Sonne aus bis sie einen Hitzschlag bekamen. Das war dann kein intendiertes Menschenopfer, kam aber wohl vor. Das waren aber immer letzte Mittel einer langen, langen Reihe von Ritualen, Fasten und Tieropfern - da musste es schon Monate nicht geregnet haben um so weit zu kommen.
Die Praktiken die zum Tode führen konnten wurden dabei von der Regierung ausdrücklich verurteilt.
So nun zum Kannibalismus:
Kannibalismus kommt in den Volkskulten nicht institutionalisiert vor. Er gilt als moralisch verwerflich, Stoff für Gruselgeschichten.
Es gab aber wohl Notkannibalismus, der nunmal so gar nichts religiöses an sich hat. Wenn die Leute sonst nichts zu essen haben, bleibt einem nunmal nichts anderes übrig.
Gerade in den Dürre- und Katastrophenprovinzen, z.B. in Shaanxi, sind die Lokalchroniken voll von solchen Fällen, wo Männer ihre Frauen verspeisen um sich und die Kinder zu füttern. Manchmal essen sie auch die Kinder.
Allerdings - der Satz „Sie aßen Rinden, Wurzeln und Gras. Als die Dürre anhielt begannen sie sich gegenseitig zu essen“ hat wenig bis nichts mit Kannibalismus zu tun - es ist ein rhetorisches Mittel um die Autoritäten auf die Notlage aufmerksam zu machen.
Aus Korea oder Japan sind mir keine Menschenopfergeschichten bekannt. Es gibt dort nur noch die Selbstopfer der Buddhisten (wobei „orthodoxen Buddhisten“ dabei die Haare zu Berge stehen). In China und Korea waren das Leute die sich anzünden oder Körperteile abtrennen, in Japan gibt es einen (!) Kultort, wo sich Mönche mit giftigen Pflanzenteilen ernährt und von einer heiligen (Arsenhaltigen) Quelle getrunken haben bis sie ausgedörrt waren, dann starben und hofften Mumien zu werden. Wenn das gelang, hatten sie angeblich das Nirvana erlangt. Diese Praktik ist natürlich sehr ungewöhnlich und hat mit den normalen Buddhismusschulen Japans nichts zu tun, es ist eine lokale Eigenheit.
lg
Kate