Menschenopfer an die Kannibalen?

Hallo zusammen,

eine Frage, die nicht die christliche Religion betrifft. Woher kommen eigentlich ursprünglich die Tier- und Menschenopfer? Jungfrauen wirft man gefesselt in Wasserlöcher, Kriegsgefangenen reißt man das Herz aus dem Leib, die Götter verlangen es?

Muss man die Götter mit derart grausamen Handlungen beschwichtigen? Warum genügt es nicht 25 mal Halleluja zu singen und dabei auf hohle Baumstämme zu trommeln?

Steckt hier vielleicht eine Erinnerung an Kannibalismus dahinter? Wurde der Homo sapiens von anderen Menschenarten oder -gruppen unterdrückt, denen man manchmal ein Opfer bringen musste? Besonders in schlechten Zeiten. Wenn es länger nicht regnete, hatte man nichts mehr zu essen, so musste man dem Regengott Jungfrauen opfern als Erinnerung an die Kannibalen? Wenn ein Tiger angreift muss man ihm auch ein Opfer bringen.

Es gibt auch symbolischen Kannibalismus: man isst einen Teil des Feindes, damit seine Kraft auf einen übergehe. Idi Amin ließ sich das Ohr eines seiner Feinde auf dem Salatteller servieren. Wer mein Blut trinkt, …

Ursprünglich aber, denke ich, dienten diese Menschen- und Tieropfer ganz einfach nur der Ernährung der herrschenden Clique. Später entwickelte sich daraus das Brauchtum des Opferns.

Gruß Fralang

Hi

Es gibt keine hinreichenden Hinweise auf einen verbreiteten Kannibalismus unter Menschen.
Klar hat es Kannibalismus immer wieder mal in der einen oder anderen Kultur gegeben, als Gruppenphänomen nur sehr selten und zumeist handelte es sich um symbolischen Kriegskannibalismus.

Wie auch unter Tieren isst kein Mensch einen anderen Menschen freiwillig es sei denn a) er ist sehr krank b) er ist in einer unlösbaren Notlage c) er steht unter Handlungszwang. Dieser Handlungszwang ist z.B. die Erwehrung gegen eine andere Gruppe, derer Macht man sich durch den Kriegskannibalismus angeeignet hat. Das hatte aber nie was mit satt werden zu tun und auch nicht mit Opfern.

Wenn du dich ernsthaft für das Thema interessierst, so haben Girard und Krech ausführlich über das Opfer geschrieben.

Gewalt, auch religiöse/symbolische Gewalt, stellt grundsätzlich die Grenzüberschreitung eines anderen Individuums/Gruppe dar und ist somit dringend legitimationspflichtig.
Opferungen gehören normalerweise zur kollektiven Gewalt, darunter wird die Ausübung überindividueller Schädigungsmotive (hier: Erlangung/Abwendung von etwas durch die Transzendenz Beeinflussten) verstanden, welche eine Gruppenbildung herbeiführen oder verstärken und gewaltsam gegen die Motive anderer Gruppen durchgeführt werden.
Soll eine nach der herrschenden Ideologie bestmögliche Zukunft erlangt werden (z.B. gute Ernte dank eines erfreuten Gottes), so wird die Gewaltanwendung ideologisch derart untermauert, dass die Akteure kein Unrechtsbewusstsein gegenüber dem Opfersubjekt empfinden. Dank dieser überschirmenden Legitimation kann Einzelakteuren keine Verantwortung zugerechnet werden: Tat und Ergebnis fallen nur auf die Gruppe als Ganzes zurück.

Auslöser, Richtung und Ziel von Gewaltanwendungen im religiösen Bereich liegen dabei bei der Deutungselite (religiöse Spezialisten), die Legitimität aller anderen bei der Herrschaftselite. Beide Elitenformen waren über lange Strecken der Geschichte eins oder eng verbunden.

Psychologisch gibt es auch einige Erklärungsansätze, z.B. das Schuldgefühl (es werden ja nicht immer Lebewesen geopfert, so gibt es im sibirischen Bereich Opfer dafür, dass man Tiere erjagt hat) oder der Glaube an eine Übermittlung in eine andere Welt (Opferungen von Frauen, Kindern, Dienern z.B. bei Herrschern um diesen in einer anderen Welt zu Diensten zu sein).

Da die Begründungen für Opfer aber so zahlreich sind wie die entsprechenden Rituale ist es wohl schwierig dort generelle Linien zu finden.

Wenn du dich aber mal mit Girard und Krech beschäftigit hast, hast du eine gute Basis für weitere Recherchen.

lg
Kate

natürliche Vorstellungen
Hallo Fralang,

Woher kommen eigentlich ursprünglich die Tier- und Menschenopfer?
Jungfrauen wirft man gefesselt in Wasserlöcher, Kriegsgefangenen reißt man das Herz aus dem Leib, die Götter verlangen es?

Bei den Azteken erschreckt das Bild von herausgerissenen Herzen. Ich erahne, es handelte sich ähnlich wie bei den „Gewaltdarstellungen“ des AT nur um eine Szene mit Darstellung von „Herz zeigen“.

Eine Geschichte der Opferungen gibt es nicht.
Auf Grund der falsch aufgefassten biblischen Schriften galt die Meinung als wahr. Jahrhunderte „glaubte“ man.

Muss man die Götter mit derart grausamen Handlungen
beschwichtigen? Warum genügt es nicht 25 mal Halleluja zu
singen und dabei auf hohle Baumstämme zu trommeln?

Das mögen die nicht, erschreckt nur die Tausendfüßler.
In den Naturreligionen wurden mitunter die Mechanismen des Wirkens von „Geist“ berücksichtigt. Da sind zum Beispiel die Fruchtbarkeit-Bräuche, das Besingen der Äcker, keltischen Fruchtbarkeitsrituale. Keines sah „Opfer“ vor. Als das Christentum in Deutschland durch Könige / Kaiser eingerichtet und das Volk zum christlichen Glauben missioniert wurde, galt das dann als „Heidentum“. Schon zur Zeit der Merowinger findet sich ein bekämpfter Hexenglaube, in den alten Gesetzbüchern um 700 nach Chr. begann das - mit traurigem Ende, Hexenverbrennungen im Mittelalter. Das waren negative Vorstellungen von Aberglauben, die man bekämpfte und meinte, mit dem „alleinseligmachenden Glauben“ auzurotten. Das missionierte Christentum entsprach nicht mehr den Weisheitsschriften, sondern trat mit einem absoluten Herrschaftsanspruch auf. Dann kam ein Hineininterpretieren von Naturbeobachtungen in die Bibel.

Es zeigen sich „Wirkungen von Geist“ auf natürliche Weise. Das gesprochene Wort *hängt im Raum, eine Situation wird *erfasst, eine Wut *steckt an, eine Melodie *breitet sich aus, etc. Diese virtuelle Welt ist spürbar. Sie äußert sich in der ganzen Schöpfung, zeigt sich im Schmerz der Bäume bei Umweltschäden, dem Wirrwarr der Gedanken in Elendsvierteln, erhabenen Gefühlen an Heiligen Orten. Viele Beobachtungen mögen dazu geführt haben, solche Energien zu „rauben“. Indem der Sender getötet, in Angst versetzt, geschwächt wird, würde ein Gewaltherrscher „kräftiger“.

So eine Vorgehensweise hat sich jedoch nirgends in der Welt bewährt…

Es gibt bessere Prinzipien - des Gebens uns des Pflanzens …

Ursprünglich aber, denke ich, dienten diese Menschen- und
Tieropfer ganz einfach nur der Ernährung der herrschenden
Clique. Später entwickelte sich daraus das Brauchtum des
Opferns.

Es braucht ein Mensch kein Opfer, weder Tier- noch Menschenopfer.
Das bisschen Nahrung - reichte. Die fasste man mit Händen und biss gerne zu.

Das NT machte keinen Kannibalismus mit „wer mein Fleisch isst…“ meinte man waren Jesu Worte … und wer ihn verspeist, lebt dann in Ewigkeit.
A) ist das unbewiesen, B) ist der Text anders.
Die redeten nur von Lösungen und über *verkündetes aufnehmen.
Da floß kein Blut, nur ein Anpassen.

Nur die Vorstellung zum AT, wo man meinte, die opferten irgendwelche Kühe oder Ziegen, brachte die Idee einer Opferung auf. Dabei entwickelten die Fruchtbarkeit (opferte Kühe). Die sind in Indien heute noch heilig! Am Mittelmeer brachtes die Stärken hoch (opferte Ziegen)

Hi Kate,

Es gibt keine hinreichenden Hinweise auf einen verbreiteten
Kannibalismus unter Menschen.

Die Wikipedia berichtet aber schon von den verschiedensten Fällen, besonders in Notzeite.

Wie auch unter Tieren isst kein Mensch einen anderen Menschen
freiwillig

Fische, Insekten und Spinnen weisen oft dieses Verhalten auf. Und die Menschen können sich durch ihren Intellekt über ihre Instinkte hinwegsetzen.

Wenn du dich ernsthaft für das Thema interessierst, so haben
Girard und Krech ausführlich über das Opfer geschrieben.

Ich habe nichts sinnvolles über Rirard und Krech ergoogelt. Nur psychologische Erklärungen.

Es ginge mir um die Ursprünge. Wie das entstand, wie man auf die Idee kam, Menschen zu opfern. Du bist doch in den ostasiatischen Myhologien bewandert. Wie sieht es dort mit Menschenopfern aus?

Gruß Fralang

OT: Hexenverbrennung
Hallo,

Hexenverbrennungen im Mittelalter

entgegen der weit verbreiteten Annahme wurden im Mittelalter keine Hexen verbrannt. Tatsächlich galt bis ins späte Mittelalter hinein der Glaube an Hexerei als ketzerisch.

Die bekannten Hexenverfolgungen mit Scheiterhaufen etc.pp fanden im Wesentlichen in der frühen Neuzeit statt. Die letzte „Hexe“ starb im 18. Jahrhundert.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hexenverfolgung

Gruß

=^…^=

1 Like

Hi Kate,

Thx für den Tip „Krech“ denn kenne ich nicht. Was schreibt der denn so ?

grüße, sober

Hi

Das hier:
http://www.ceres.rub.de/static/uploads/personen/krec…

Besonders gut fand ich (wobei sich meine Interessensgebiete jetzt nicht so überschneiden) „The Religious Field between Globalization and Regionalization: Comparative Perspectives“, natürlich den Artikel im Internationalen Handbuch der Gewalt, „Wissenschaft und Religion“ und sein neustes „Wo bleibt die Religion?“. Seine „Religionssoziologie“ soll sehr gut sein, ich bin aber noch nicht dazu gekommen sie zu lesen.

lg
Kate

Hi

Ich habe nichts sinnvolles über Rirard und Krech ergoogelt.
Nur psychologische Erklärungen.

*röchel* mit solchen Sätzen disqualifizierst du dich eigentlich selbst. Wie wär’s mal damit: Buch ausleihen und lesen. Da steht genug zu deinem Thema drin, man müsste mit dem Lesen nur mal anfangen.
Du kannst nicht nur mit Google arbeiten, Google ist ein Hilfsmittel und kein Allheilmittel.

Es ginge mir um die Ursprünge. Wie das entstand, wie man auf
die Idee kam, Menschen zu opfern. Du bist doch in den
ostasiatischen Myhologien bewandert. Wie sieht es dort mit
Menschenopfern aus?

In China gab es bis zum Ende der Qin-Dynastie (2. Jh. v. Chr.) Menschenopfer in Form von Grabbeigaben. Der berühmte erste Kaiser Shin Qi Huangdi nahm über 50 Konkubinen mit ins Grab und was sonst noch reingeschüttet wurde siehst du in so ziemlich jeden Buch das sich mom. mit dem alten China beschäftigt (es wird langsam echt öde).

Diese Menschenopfer wurden später durch die minqi ersetzt, das sind kleine Tonfiguren. Diese Ersatzopfer sollten dann in der Widerwelt (= Ein Jenseits das die unsere Welt fortsetzt) Diener sein. Auch Pferde u.ä. wurden durch minqi ersetzt.

In der Shang-Dynastie gab es eventuell gelegentlich Menschenopfer, doch wir wissen so gut wie nichts darüber.
Es scheint jedoch als seien die Opfer meist adelig gewesen bzw. mit der Herrschaft betraut, damals waren die „Könige“ noch eher „Stammesführer“. Man könnte sagen, die Notion der Verantwortung des Herrschers für sein Volk nahm dort den Anfang.

In eine ähnliche Richtung geht auch die Opferung beim Regenritual, das einzige (staatlich sanktionierte) Ritual das noch in unserer Zeit Menschenopfer produzieren konnte.

Die Geschichte von König Tang ist wohl DIE Paradigma Geschichte des Regenmachens. Er gilt als Gründer der Shang Dynastie. Er galt als guter und weiser König mit Sorge um seine Gemeinen. Als es eine Dürre gab, die das Land dahinraffte, soll er sich selbst als Opfer und Sündenbock dargeboten haben. Er schnitt sich die Haare ab, schliff seine Hände und bot sich als Opfertier dar, daraufhin regnete es. In einer anderen Version opfert er sich, weil Menschenopfer verlangt wurden und er es als seine Pflicht sah, anstatt seine Untergebenen dafür einzusetzen. Er setzte sich in Flammen und als das Feuer loderte kam der Regen.
Die Klagerede des Königs ist poetisiert im Shijing überliefert. Darin ist der wichtigste Satz:
靡神不舉靡愛斯牲 mi shen buju, mi ai sisheng „Es gibt keine Geister die ich nicht ehrte, es gibt keine Opfer die ich zurückhielt". Das Selbstopfer ist also der letzte Schritt, nachdem man alles andere versucht hat. Dieser Satz kommt in späteren Regenritualen oft vor.

So hat das Regenritual grundsätzlich etwas mit Verbrennen und Menschenopfern zu tun. In den Orakelknocheninschriften (wiki ist dein Freund) werden Wu-Schamanen oder Krüppel verbrannt. Die Wu Schamanen galten als Medien die durch die Verbrennung zum Himmel aufsteigen und dort Meldung machen konnten (denn wenn man geopfert hatte und die Götter nichts taten konnte das nur daran liegen, dass sie über die irdischen Probleme nicht in Kenntnis waren).
Es entwickelten sich auch schon zur Orakelknochenzeit Tänze um Regen herbeizurufen. Im Hou Hanshu (5.1a) findet sich die Beschreibung:
„In times of drought, the senior officials, drawn up in order of seniority, perform the yu ceremony as a prayer for rain. The yang openings are closed; the officiants don black silk and set up clay dragons. They erect two rows of earthenware figures and dancing youths, which are changed once every seven days in accordance with th precedent. The altar of the soil is encircled with bands of scarlet rope and scarlet drums are beaten. After prayers, they give thanks and sacrifice animals, in accordance with the prescribed rite.” (Zitat: Snyder-Reinke, Jeffrey: Dry Spells. State Rainmaking and Local Governance in Late Imperial China. Cambridge, 2009. S.38)

Später wurde Regen vor allem durch sympathetische Magie herbeigerufen, also indem man z.B. Tondrachen aufstellte weil Drachen Regen mit sich bringen.

Auf dem Land wurden aber immer wieder Frauen (= Yin = feucht) hin und her deportiert um Dürren/Fluten zu schwächen und wenn eine Dürre besonders heftig war, wurde auch mal eine Frau verbrannt.

Das änderte sich mit der Zeit, so ab dem 9. Jh. spätestens werden die Götterstatuen in Ketten gelegt und der Sonne ausgesetzt (= um die Götter auf die Katastrophe aufmerksam zu machen) oder Beamte, die Verantwortlich für die Region waren, setzten sich der Sonne aus bis sie einen Hitzschlag bekamen. Das war dann kein intendiertes Menschenopfer, kam aber wohl vor. Das waren aber immer letzte Mittel einer langen, langen Reihe von Ritualen, Fasten und Tieropfern - da musste es schon Monate nicht geregnet haben um so weit zu kommen.
Die Praktiken die zum Tode führen konnten wurden dabei von der Regierung ausdrücklich verurteilt.

So nun zum Kannibalismus:
Kannibalismus kommt in den Volkskulten nicht institutionalisiert vor. Er gilt als moralisch verwerflich, Stoff für Gruselgeschichten.

Es gab aber wohl Notkannibalismus, der nunmal so gar nichts religiöses an sich hat. Wenn die Leute sonst nichts zu essen haben, bleibt einem nunmal nichts anderes übrig.

Gerade in den Dürre- und Katastrophenprovinzen, z.B. in Shaanxi, sind die Lokalchroniken voll von solchen Fällen, wo Männer ihre Frauen verspeisen um sich und die Kinder zu füttern. Manchmal essen sie auch die Kinder.

Allerdings - der Satz „Sie aßen Rinden, Wurzeln und Gras. Als die Dürre anhielt begannen sie sich gegenseitig zu essen“ hat wenig bis nichts mit Kannibalismus zu tun - es ist ein rhetorisches Mittel um die Autoritäten auf die Notlage aufmerksam zu machen.

Aus Korea oder Japan sind mir keine Menschenopfergeschichten bekannt. Es gibt dort nur noch die Selbstopfer der Buddhisten (wobei „orthodoxen Buddhisten“ dabei die Haare zu Berge stehen). In China und Korea waren das Leute die sich anzünden oder Körperteile abtrennen, in Japan gibt es einen (!) Kultort, wo sich Mönche mit giftigen Pflanzenteilen ernährt und von einer heiligen (Arsenhaltigen) Quelle getrunken haben bis sie ausgedörrt waren, dann starben und hofften Mumien zu werden. Wenn das gelang, hatten sie angeblich das Nirvana erlangt. Diese Praktik ist natürlich sehr ungewöhnlich und hat mit den normalen Buddhismusschulen Japans nichts zu tun, es ist eine lokale Eigenheit.

lg
Kate

1 Like

Hallo,

Die bekannten Hexenverfolgungen mit Scheiterhaufen etc.pp
fanden im Wesentlichen in der frühen Neuzeit statt. Die letzte
„Hexe“ starb im 18. Jahrhundert.

Hexenverbrennungen sind auch heute noch aktuell. Ich habe dieser Tage hierzu auf ARTE einen Bericht gesehen, u.a. mit einem schockierenden Video (will ich hier nicht verlinken) aus Kenia. Der Glaube an und die Angst vor mystischen Fähigkeiten, Zauberei und übernatürlichen Kräften sorgt heute noch für ein qualvolles Ende vieler Menschen.

Franz

1 Like

Hallo,

ich hätte wohl hinzufügen sollen, dass ich von Europa gesprochen habe. Bezeichnungen wie „Mittelalter“ und „Frühe Neuzeit“ können auf nicht-europäische Kulturen nur sehr bedingt angewandt werden.

Gruß

=^…^=

1 Like

Hi Kate,

vorerst vielen Dank für die aufschlussreiche Stellungnahme. Sehr interessant und bringt meine Frage richtig auf den Punkt.

Wie wär’s mal damit: Buch ausleihen undlesen.

Ich habe hier leider keine Bibliothek. Bin auf googlen angewiesen, vielleicht hättest du zu den beiden Autoren einen Link, oder besser, wenn du mir in zwei Sätzen sagen könntest, welche Entstehungsursachen sie für die Opfermythen sehen, ich will aber nicht zuviel verlangen.

In China gab es bis zum Ende der Qin-Dynastie (2. Jh. v. Chr.)
Menschenopfer in Form von Grabbeigaben.

Darin sehe ich aber nicht ein Opfer an die Götter. Es hatte nur den Zweck, dem Verstorbenen die Dienerschaft auch im Jenseits zu erhalten. Hierzu wäre die Frage, warum glaubte man an ein Jenseits in dieser Form? In der Tora hat man diese Meinung nicht. Das ist aber ein anderes Thema.

Die Geschichte von König Tang ist wohl DIE Paradigma
Geschichte des Regenmachens.

Ja, genau das ist es, was ich mich frage. Ich habe von dieser Geschichte gehört. Man ist der Ansicht, es müssen Mensch geopfert werden, der König stellt sich selbst zur Verfügung. Woher kommt diese Ansicht? Wieso kann man die Götter durch Menschenopfer beeinflussen? Der König stellt sich hier freiwillig zur Verfügung, das ist aber nicht der Normalfall. Normalerweise werden die Opfer nicht gefragt.

Die Entstehung andere mythischer Dinge kann man sich erklären, wie den Glauben an das Jenseits als Wunsch weiterzuleben, oder die Erschaffung der Welt als logischen Schluss auf das ständig Werden und Vergehen aller Dinge, aber worum man einen Gott durch die Ermordung eines Menschen umstimmen kann, sehe ich einfach nicht.

Auf dem Land wurden aber immer wieder Frauen (= Yin = feucht)
hin und her deportiert um Dürren/Fluten zu schwächen und wenn
eine Dürre besonders heftig war, wurde auch mal eine Frau
verbrannt.

Warum gerade Frauen? Unterstellt man den Göttern irgendwelche sexuellen Tätigkeiten? Das würde wieder meine Vermutungen beflügeln.

Männer ihre Frauen verspeisen um sich und die Kinder zu
füttern. Manchmal essen sie auch die Kinder.

Da hast du schon recht, das hat sicherlich auch nichts mit den Opferkulten zu tun.

Ich denke hier in größeren Zeiträmen. Grabbeilagen gab es schon vor 100.000 Jahren. Also stellte man sich damals schon ein Weiterleben nach dem Tod vor. Die Opferkulte könnten auch schon in diesr Zeit entstanden sein.

Neanderthaler, Homo erectus, Homo sapiens, die Zwergmenschen in ? und wer weiß wer noch, bevölkerten gleichzeitig die Erde. Während der Eiszeit mussten sie zusammenrücken. Es war kalt und regnete sehr selten. Liegt nicht der Gedanke nahe, dass die Priester, als die Vertreter der Götter, lediglich ihre Nahrung einforderten? Im Gegenzug versprachen sie baldigen Regen.

Herzlichen Gruß,
Fralang

Hallo Magda,

Bei den Azteken erschreckt das Bild von herausgerissenen
Herzen. Ich erahne, es handelte sich ähnlich wie bei den
„Gewaltdarstellungen“ des AT nur um eine Szene mit Darstellung
von „Herz zeigen“.

Freundschaftliche Treffen, bei denen jeder sein Herz zeigte? Die Gefangenen verloren ihr Herz an ihre Peiniger, weil sie sie so lieb gewonnen hatten?

Es gibt so viele Belege dafür, dass Menschenopfer tatsächlich stattgefunden haben. Das kann man nicht einfach so als schriftstellerische Erfindungen und Ausschmückungen hinstellen.

Die Gewaltdarstellungen im AT sind auch alle nur erfunden? Wie hätte denn David sein Einheitsreich errichtet, wenn nicht durch Kriege, in denen die Feinde hingemetzelt worden wären, wenn Städt erobert wurden, wanderten die Bewohner freiwillig aus?

Wie geschichtlich diese Berichte sind, ist eine andere Frage. Aber ohne Gewaltanwendung kann niemand ein Königreich errichten.

Gruß Fralang

Hi Kate,

vorerst vielen Dank für die aufschlussreiche Stellungnahme.
Sehr interessant und bringt meine Frage richtig auf den Punkt.

Wie wär’s mal damit: Buch ausleihen undlesen.

Ich habe hier leider keine Bibliothek. Bin auf googlen
angewiesen, vielleicht hättest du zu den beiden Autoren einen
Link, oder besser, wenn du mir in zwei Sätzen sagen könntest,
welche Entstehungsursachen sie für die Opfermythen sehen, ich
will aber nicht zuviel verlangen.

Dazu habe ich momentan nicht die Zeit weil ich gerade eine Veröffentlichung bezüglich japanischer Religion im Zuge unserer Japan Woche http://international.rub.de/japan/index.html.de vorbereite.
Aber du hast ne Mail.

Darin sehe ich aber nicht ein Opfer an die Götter. Es hatte
nur den Zweck, dem Verstorbenen die Dienerschaft auch im
Jenseits zu erhalten. Hierzu wäre die Frage, warum glaubte man
an ein Jenseits in dieser Form? In der Tora hat man diese
Meinung nicht. Das ist aber ein anderes Thema.

Man weiß es nicht. Warum glaubt irgendjemand an ein Jenseits? Wahrscheinlich weil der Mensch nicht immer damit klar kommt, dass es einfach zu Ende sein könnte. China weist aber schon von jeher eine sehr hohe Verbreitung sehr vokaler Atheisten auf.

Die Entstehung andere mythischer Dinge kann man sich erklären,
wie den Glauben an das Jenseits als Wunsch weiterzuleben, oder
die Erschaffung der Welt als logischen Schluss auf das ständig
Werden und Vergehen aller Dinge, aber worum man einen Gott
durch die Ermordung eines Menschen umstimmen kann, sehe ich
einfach nicht.

Selbstopfer sind in China von großer Bedeutung, dies steht im Zusammenhang mit familiärer Pietät und gesellschaftlicher Verantwortung. Sich selbst zu opfern ist das größte Opfer, dass ein Mensch tätigen kann. Nichts übersteigt dies. Es ist also das größte spirituelle Erzwingungsmittel.

Globaler gesehen ist das menschliche Leben grundsätzlich das wertvollste zu Gebende. Daher wird es auch nur in Ausnahmefällen genutzt. Mitglieder des eigenen Stammes, der eigenen Familie zu opfern, etwas devoteres gibt es nicht. Oft wurden allerdings auch Gefangene anderer Stämme geopfert, die immernoch hoch in der Opferrangfolge standen, weil sie Menschen waren (und auch nicht essbar).

Dies hat dort keine Ausbreitung gefunden, wo Opfergaben ohnehin gegessen wurden. Dann wären Menschenopfer ja undpraktisch.

Warum gerade Frauen? Unterstellt man den Göttern irgendwelche
sexuellen Tätigkeiten? Das würde wieder meine Vermutungen
beflügeln.

Neeein bitte nicht wieder in sexuelle Fantasien absteigen. Warum steht dort: Frauen werden mit dem Prinzip Yin (bekannt aus Yin und Yang) assoziiert. Yin steht gleichzeitig für den Mond, das Kalte, das Dunkle und eben auch für das Feuchte, ergo Wasser.
Sind mehr Frauen vorhanden, zieht dies mehr Wasser an. Bringt man sie weg, soll es aufhören.

Und die Verbrennungen gehen auf die Wu Schamanen zurück, die nunmal meistens Frauen waren.

Neanderthaler, Homo erectus, Homo sapiens, die Zwergmenschen
in ? und wer weiß wer noch, bevölkerten gleichzeitig die Erde.

Blöd nur, dass man sie nicht befragen kann. Trotz archäologischer Funde wissen wir nur sehr wenig über sie, und überhaupt nichts über ihre Vorstellungen.

Während der Eiszeit mussten sie zusammenrücken. Es war kalt
und regnete sehr selten. Liegt nicht der Gedanke nahe, dass
die Priester, als die Vertreter der Götter, lediglich ihre
Nahrung einforderten? Im Gegenzug versprachen sie baldigen
Regen.

Du gehst davon aus, dass es sowas wie Priester gab. Priester sind aber keine religiöse Selbstverständlichkeit.
Menschenopfer würde das auch nicht erklären, damit können die Priester ja nichts anfangen - doch sie sind meist eine ältere Stufe des Opfers.

Natürlich wird die Vorteilsnahme von religiösen Spezialisten oft einmal eine Rolle gespielt haben - schon an so manchem heiligen Ort hat man Mechanismen gefunden, mit denen Eingeweihte z.B. Götterstimmen faken konnten.

Das Opfer an sich wird aber meiner Meinung nach eher darauf zurückgehen, dass man auf die Becircung von Göttern hoffte in dem man ihnen das anbot, was jeden Mitmenschen auch wohlwollend gestimmt hätte: Nahrung und Trank.
Auf der anderen Seite hat Girards Ansatz, dass Opfer das Gewaltpotential in einer Gesellschaft fokussieren und auf etwas positiv wahrgenommenes umlenken, sicherlich auch seinen Boden.

lg
Kate

Gewalt versus Liebe
Hi Fralang,

Die Gewaltdarstellungen im AT sind auch alle nur erfunden?

Sie sind nicht logisch. Man sollte die SPRACHLICHEN Voraussetzungen prüfen. Wenn der Text so gestalltet ist, dass ein Wort in einer bestimmten Form Freund ODER Übel heißt, sollten BEIDE Aspekte überlegt werden.

Da gab es keinen Aufruf zu Verbrechen.
Die reimten einfach humorvoll und wie man heute weiß ;-( schwierig.

Wie hätte denn David sein Einheitsreich errichtet, wenn nicht
durch Kriege, in denen die Feinde hingemetzelt worden wären,
wenn Städt erobert wurden, wanderten die Bewohner freiwillig
aus?

David ist ein Lehrstück über Liebe. David heißt geliebt.
„Davids Thron“ steht in Kairo im Museum, wird aber einem anderen zugeschrieben.

Wie geschichtlich diese Berichte sind, ist eine andere Frage.
Aber ohne Gewaltanwendung kann niemand ein Königreich
errichten.

Mit dem Wissen um Zusammenarbeit entstanden die alten Hochkulturen.
Wenn in der Bibel von „König“ die Rede ist, melech, so leitet man dort ein m_lech, was geht ab und auch ein wie es geht.

Gruß
Magda