Menschenrechte - ethisches Fundament Europas?

Dank dir für deine Antwort, Hanzo!

Fragen:

  • braucht/hat das Konzept der Menschenrechte nicht noch selbst
    ein „Fundament“? Welches?

Die AEMRist meiner Meinung nach schon richtig knackig. Die
Frage ist nur, wie diese teilweise uminterpretiert/verbogen
werden (á la „Animal Farm“).

Stimmt.
Wobei man sich fragen muss, ob diese ‚missbräuchliche/verbiegenden‘ Lesarten nicht bereits notwendig im Text selbst angelegt sind.

  • sind die Menschenrechte nicht eher ein juridischer denn ein
    ethischer Sachverhalt (bzw. sind bestenfalls in diesem
    Zwischenraum zwischen Ethik und Juridik anzusiedeln)?

Da würde Ich dir zustimmen…irgendwo da in der Ecke könnte
man das hinstellen. Ist aber eher ein Feilschen um
Kleinigkeiten. ^^

Auf der Ebene der praktischen Anwendung ist das vermutlich wirklich eine Kleinigkeit.
Aber v.a. für den oft erhobenen Anspruch einer universellen Geltung ist diese Standortbestimmung natürlich schon wichtig.

Mir sehr wichtige Frage:

  • könnte nicht der ethische Verzicht auf eine ethisches
    Fundament selbst eine paradoxes Nicht(Fundament) sein?

Wenn Ich das jetzt richtig verstanden habe, würde der Verzicht
auf ein ethisches Fundament zu einem Fundament führen, die
andere Wurzeln haben. Entweder religiöses (z.B. ein Leben nach
der Bibel), biologisches („es Fallen die Schwachen, den
starken in den Rachen“) oder auf irgendeine andere Weise, die
mir gerade nicht einfallen. ^^

Nein, ich meine damit eine Ethik der grundlegenden Offenheit, die insofern kein Fundament sein kann als sie selbst offen sein und bleiben müsste, aber dennoch eine Art Fundament wäre, schon allein, weil sie den Ort des Fundaments einnimmt.

Politisch heruntergebrochen geht es mir hierbei um verschiedene Versionen/Lesarten des Liberalismus, der gerade im Zuge der „Islam-Diskussion“ auch hier im Forum oft als „unser Fundament“ herangezogen wird - genauso wie eben „die Menschenrechte“.

Insofern ist diese Fragestellung auch als Einladung zur Schärfung der Begriffe gedacht gewesen für die, die desöfteren solcherart argumentieren.

Gruß
F.

Man könnte das vermutlich sogar steigern, indem man behauptet,
dass das Konzept der Menschenrechte sogar ein recht geeigneter
Transmissionsriemen ist, um Interessen durchzusetzen und dabei
als Interessensdurchsetzung zu verschleiern.

Ja, man könnte das, sicher, vorausgesetzt man ist Verschwörungstheoretiker:smile:

Gruß
F.

Balázs

Hi Fryderyk

Man könnte das vermutlich sogar steigern, indem man behauptet,
dass das Konzept der Menschenrechte sogar ein recht geeigneter
Transmissionsriemen ist, um Interessen durchzusetzen und dabei
als Interessensdurchsetzung zu verschleiern.

Ja, man könnte das, sicher, vorausgesetzt man ist
Verschwörungstheoretiker:smile:

Nä, werter Kollege Balàzs, dafür muss man sicher kein
Verschwörungstheoretiker sein.

Nicht?

Da lese ich gar nichts über etwas zu verschleiern.

Habe ich was verpaßt?

Gruß
Fryderyk

Balázs

Fragen:

  • braucht/hat das Konzept der Menschenrechte nicht noch selbst

Braucht oder nicht ist nicht die Frage, hat ja schon einen was einfach angeboren ist.

ein „Fundament“? Welches?

Man nennt das salopp für Moral.
Was man braucht ist sie von niemanden mit keinem vom wem auch immer hergeleiteten Grund unterdrücken zu lassen.

Mir weniger wichtige Frage:

  • hat „Europa“ überhaupt ein ethisches Fundament?

Jeder (gesund geborener) hat das.

Mir wieder wichtigere Frage:

  • braucht Europa überhaupt ein ethisches Fundament?

Ja, die Bildung.

Mir sehr wichtige Frage:

  • könnte nicht der ethische Verzicht auf eine ethisches
    Fundament selbst eine paradoxes Nicht(Fundament) sein?

Wenn wirklich nicht heilbar, dann ab in die Quarantäne:smile:

Wer das zu kryptisch findet, könnte hierbei z.B. an Richard
Rortys Ironismus denken oder auch an Levinas’ (Nicht)Ethik des
Antlitzes
 - ohne dabei den (überflüssigen?) theologischen
Überbau bei Levinas mitzudenken (wenn das denn geht, was schon
wieder eine eigenständige Fragestellung wäre).

Schadet nicht alles was dazu geäußert wird zu lesen.
Neumanns Spieltheorie dabei bitte nicht vergessen.

Gruß
F.

Balázs

Da lese ich gar nichts über etwas zu verschleiern.

Jetzt stellst dich aber ganz schön an:

Wirklich?
Also das habe ich nach deinem ersten Link gelesen.
Zeige (womöglich ist mir da was entgangen) wo da deine These untermauert wird.

„Dessen ungeachtet, entscheiden sich Staaten immer wieder für eine Intervention in Situationen, in denen der Sicherheitsrat aufgrund einer Vetoblockade nicht in der Lage ist, auf eklatante Menschenrechtsverletzungen zu reagieren. Die Staaten berufen sich in diesen Fällen auf ihre ethische Verantwortung, die es verbietet, bei Verbrechen wie ethnischen Säuberungen oder Völkermord tatenlos zuzusehen.
Julia Fahl stellt die These auf, dass die Lehre vom gerechten Krieg in diesem Dilemma, in den ethische und rechtliche Überlegungen aufeinanderprallen, helfen kann, das Missbrauchspotential und Eskalationsrisiko der Intervention einzudämmen, indem sie praktische Handlungsleitfäden für den intervenierenden Staat anbietet. Die traditionelle Lehre vom gerechten Krieg formuliert Bedingungen für den „gerechten“ Einsatz von Gewalt sowohl auf der Ebene des ius ad bellum als auch des ius in bello. Die Autorin ergänzt diese Bedingungen um eine weitere Ebene, das ius post bellum, und erweitert somit die Verantwortung des intervenierenden Staates oder Staatenverbundes auch über die Zeit des Gewalteinsatzes hinaus.“

Gruß
Frederic

Balázs

Fuer mich bedeuten Menschenrechte nicht viel anderes, als es die Goldene regel oder Konzuius, die Bibel oder KANT sagt:

Was Du nicht willst, dass man Dir tu -
das fueg auch keinem anden zu.

Oder eben sollte man so handeln,
dass dies zum Vorbild fuer andere dienen kann und den Menschen dient.

Um es stark abzukürzen, die Menschenrechte basieren auf christlichen Grundwerten sind aber weit weniger konsequent als diese. Das sogenannte Gesetz lässt dann meist noch mehr Grausamkeit zu als die Menschenrechte.

Wer Moral als etwas lästiges oder überflüssiges ansieht, der könnte sich z.B. auch eine Gesellschaft vorstellen, die zur besseren Verteilung der Ressourcen alle ihre unproduktiven Mitglieder tötet. Bei Staaten bildenden Insekten ist das durchaus üblich.