Messing in der Lebensmittelverarbeitung

Hallo,

ich möchte Apfelsaft in einem alten 100L DDR Waschkessel / Schlachtkessel aus Emaille, der mit Holz und Kohle befeuert wird, auf 75 Grad erhitzen und ihn dann in Flaschen abfüllen.

Der Waschkessel hat einen Ablasshahn aus Messing.

Mich hat neulich jemand gefragt ob das nicht gesundheitsschädlich ist, wenn der Saft mit Messing in Berührung kommt.

Diese Frage möchte ich gerne an die Experten weiterleiten.

Ich für mich denke: Der Saft verweilt in dem Topf nicht ewig und wenn der Hahn geschlossen ist, dann ist das so ein kleine Kontaktstelle Saft-Messing, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass davon der ganze Saft vergiftet wird. Auch beim Durchlaufen des Hahns ist die Kontaktzeit so kurz, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass da etwas passieren könnte.

Meine weitere Frage wäre: Setzt Messing Grünspan an? Wenn ja, wie könnte man das verhindern ? Gut austrocknen lassen oder mit Rizinusöl einstreichen?

Wie schätzen die Experten das ganze ein?

Ich bin nicht selber auf die Idee mit dem Waschkessel gekommen - wahrscheinlich war das in der DDR üblich, dass Messing mit Lebensmitteln in Berührung gekommen ist, z.B. in den Gulaschkanonen, da hat kein Hahn danach gekräht…

Vielen Dank für Eure Antwort,

Gruss Felix

Hallo,

ich glaube nicht, dass das was ausmacht, den Saft kurzzeitig durch den Hahn abzulassen.
Aus irgendwelchen Metallen werden Ablasshähne auch in der Industrie sein und der Saft wird damit immer in Kontakt kommen, daher denke ich, dass die Mengen an „Messing“, die in den Saft gelangen, nicht weiter relevant sind. Solange du den Saft nicht in einer Messingschüssel kochst, sollte das alles okay sein.
Aber chemisch begründen kann ich das nicht - hoffe, dir können dir da noch andere Experten weiterhelfen!

Es grüßt,
Queeny

Hallo zirkuszansiba,
prinzipiell können saure Lebensmittel die Metalle des Messing lösen, allerdings für größere Mengen braucht es etwas Zeit. Zudem sind die Bestandteile des Messing (Kupfer und Zink) toxikologisch wenig problematisch, das einzige Problem, das m.E. auftreten könnte ist eine evt. geschmackliche oder farbliche Veränderung des Lebensmittels. Kurzum ich sehe in Deiner Konstruktion kein Problem. Der Emaille-Kessel könnte allerdings eine Farbe enthalten, die bleihaltig ist- hier hat es schon mal Probleme gegeben!
Den Grünspan auf dem Messing kann man vermeiden, wenn man das Messing von Wasser fernhält z.B. Öl.
Viele Grüße
M. Weber

Hallo,

bei allen Geräten, die nicht für den Lebensmittelkontakt vorgesehen sind muss man vorsichtig sein und die Werkstoffe sehr genau auf ihre Zusammensetzung untersuchen.

Es gab zum Beispiel eine schwere Bleivergiftung bei einer Familie in Montreal. Die Mutter hatte Apfelsaft in einem kunstgewerblichen Tonkrug aufbewahrt. Der 2-jährige Sohn starb einige Tage nach Aufnahme des Saftes, der 4-jährige Sohn kam mit schweren akuten Vergiftungssymptomen davon. Nach dreitägiger Aufbewahrung des Saftes in dem Gefäß stellte man eine Bleikonzentration von 1,3 g/L fest.

Messing kann Anteile an anderen (Schwer-)metallen enthalten. Auch wenn die Kontaktfläche klein ist, ist Vorsicht geboten. Immerhin soll der Saft darin ERHITZT werden. Allerdings werden Messinge durchaus in der Lebensmittelindustrie eingesetzt (siehe Wikipedia „Messing“).

Rizinusöl ist übrigens abführend und wehenfördernd; ich weiß aber nicht ab welchen Konzentrationen.

Insgesamt: Sei vorsichtig und lass es von einem Fachmann ANSCHAUEN.

Viele Grüße,
Spiff

Hallo lieber Felix,

hier „kräht ein alter DDR-Hahn“ die Antwort:

Sie können genauso verfahren , wie Sie es vorhaben(übrigens verfahren Sie bei dieser Methode der Keimarmmachung nach den Temperaturvorgaben der „Kurzzeiterhitzung“ in der Lebensmittelindustrie)!
Mir ist nicht bekannt, dass beim Durchfluss durch einen Messinghahn die im Apfelsaft enthaltenen organischen Fruchtsäuren soviel Cu aus dem Messing herauslösen würden,dass es als gesundheitlich bedenklich wäre - wenn überhaupt es der Fall ist!!!

Der Aufenthalt als Fußgänger an einer Ampelkreuzung bei Rot ist garantiert viel gesundheitsschädlicher!
Man sollte nichts übertreiben bzw. mehr problematisieren als erforderlich!!!

Messing setzt in der Regel keinen Grünspan an!
Wenn Sie den Emaille-Kessel und den Auslaufhahn vorsorglich behandeln, nach Gebrauch exakt reinigen und austrocknen, können selbst Ihre Urenkel diese Utensilien noch ohne gesundheitliche Bedenken gebrauchen!

Die verwendeten Flaschen sollten Sie vor der Abfüllung des Saftes aber gründlich reinigen(und ausspülen), da es sich bei Ihrem Vorhaben, wie bereits gesagt, um ein Verfahren der Keim-ARM-machung(Pasteurisation) und nicht um ein Verfahren der Keim-FREI-machung(Sterilisation) handelt!

Einen angenehmen Jahreswechsel, alles Gute für das neue Jahr und ‚goldige Zeiten‘(wie die Farbe des Apfelsaftes) wünscht Ihnen
r.s.eichenkamp

Hallo,
da Messing aus Kupfer und Zink besteht, und auch die Kontaktzeit nicht so lang ist, wird keine Gesundheitsgefahr davon ausgehen. Zink ist ein essentielles Spurenelement und wird von mir zB als Nahrungsergänzungsmittel zur Steigerung der Abwehrkräfte eingenommen. Kupfer ist unbedenklich, weil die Wasserleitungen in modernen Häusern daraus bestehen. Nur für Säugling sollte das Wasser nicht zu lange in solchen Kupferrohren gestanden haben.

Eine größere Gesundheitsgefahr geht meiner Meinung nach vom Emailletopf aus, denn die Emaille kann Spuren von Blei enthalten.

Viele Grüße

Hallo,

wenn der Saft lediglich durchläuft, ist eine Kontamination mit den im Messing enthaltenen Metallen als recht gering einzuschätzen.
Um sicher zu gehen, müsste der abgefüllte Saft auf die entsprechenden Metalle (vorwiegend Zink und Kupfer, je nach Legierung aber auch Blei) untersucht werden.
Falls sie den Saft verkaufen wollen, sollten Sie darauf achten, dass die Grenzwerte der Kontaminatenerordnung eingehalten werden (Metalle: Zinn, Blei, Cadmiun und für Apfelsaft: Patulin).

Ich hoffe, ich konnte etwas weiterhelfen…

Hallo Felix,

mache Dir keone Sorgen wegen Deines Messinghahns! DerHan könnte schlimmstenfalls dann nicht ganz ungefährlich sein, wenn er aus Messing besteht, das neben Kupfer und Zink noch Blei enthält. Aber selbst dann kommt bei der kurzen Verweilzeit, während der Dein Apfelsaft mit dem Hahn in Berührung ist nicht soviel Blei in Lösung, das dadurch eine Gesundheitsgefährdung gegeben ist. Durch die sehr, sehr niedrigen Mengen an Kupfer und Zink, die da herausgelöst werden, ist schon gar keine Gefahr möglich. Beide Metalle sind übrigens lebensnotwendige Spurenelemente, die erst giftig werden, wenn sie in sehr hohen Dosen in den Körper gelangen.
Grünspan bildet sich nur dann, wenn Essig oder Essigsäure im Spiel ist. Er besteht aus Kupferazetat und ist „mäßig“ giftig, also eben nicht gerade zum Verzehr geeignet. Ist keine Essigsäure im Spiel, entsteht die (auch grünliche) Patina, die erst durch Oxidation mit Luftsauerstoff zu Kupferoxid und dann durch Umwandlung zu Kupferkarbonat wird. Auch hier gilt für die Giftigkeit das Gleiche wie bei Grünspan. Damit Du ruhig schlafen kannst: putze den Hahn regelmäßig innen und außen nach jedem Gebrauch - und - wenn er längere Zeit unbenutzt ist, auch noch einmal. Wenn möglich, lasse ihn demontiert und auseinandergenommen liegen.

Gruß und guten Appetit!

Hannes 25

Hallo,
Messing wird in der Lebensmittelindustrie häufig verwendet. Oxidation findet wahrscheinlich statt, ist aber häufig nicht sichtbar oder messbar.

Gruss Heinz

Hallo, Messing ist eine Legierung aus Kupfer und Zink und und wird von so einer schwachen Fruchtsäure nicht angegriffen, außerdem ist die Kontaktzeit kurz.
Außerdem ist die Säurekonzentration als sehr verdünnt anzusehen.
Viel Spaß beim Saften!
Gruß Ilona

Hallo,
sorry für die späte antwort.

Solange das Metall noch nicht korridiert ist wird die kurze verweildauer zu kurz sein, um dass sich gesundheitsschädliche mengen in den Saft abgeben können!

Probiere es mit einer kleinen Menge Saft aus - manche menschen sind sehr empfindlich und merken schon, wenn der z.B. Apfelsaft in einem Metalltank gelagert wurde anstatt im Plastiktank!

Hallo Felix,

auch ich bin der meinung, dass bei einer nur kurzen Kontaktzeik keine gesundheitsschädlichen Mengem an Schwermetallen aus dem Messing herausgelöst werden. Zur kurzen Kontaktzeit gehört aber auch, dass du den Saft nur kurz in dem Kessel belässt; wenn 75°C erreicht sind --> sofort abfüllen.

Wenn Du aber ganz sicher gehen willst, dann musst Du eine Probe Deines abgefüllten Saften auf die Elemente Kupfer, Zink und (evtl.) Blei untersuchenm lassen.

Majlzeit
mahlikl