Methoden für Deutschunterricht (Literatur)

Liebe Experten!Ich erhoffe mir hier ein paar Inspirationen zum Literaturunterricht im Gymnasium.

Ich bin Deutschlehrerin an einer Berufsschule (=SekII), habe aber noch nie im Gymnasium unterrichtet (wurde mir weder im Referendariat noch an meiner jetzigen Schule ermöglicht).
Nun unterrichte ich an einer Privatschule BTAs, bei denen 2/3 der Klasse bereits Abitur hat.

Momentan beschäftigen wir uns mit Literatur und Textanalyse, zunächst mit einer Kurzgeschichte, als nächstes wollen wir den Taugenichts lesen.

Ich kann mich vage an ein paar nette Methoden zur Erarbeitung von Texten erinnern, bspw. „Standbilder“, um die Denkweise und Gefühle von Figuren darzustellen, Tagebucheinträge oder Briefe, die eine Figur geschrieben haben könne.

Da endet allerdings schon mein Repertoire.

Kollegen halten sich bei mir alle bedeckt, die kann ich leider nicht fragen, deshalb wende ich mich hier ans Forum: Kennt ihr noch ein paar Methoden zur Erschließung von Literatur oder habt ihr entsprechende Buchtipps für mich? Ich wäre sehr dankbar für ein paar Ratschläge und Ideen!

Gruß, Fo

Hallo,

mir ging es mit dem Deutschunterricht am Gymnasium wie wohl vielen: er versaut einem die Lust am Lesen.
M. E. hat kein gutes Buch es verdient, nach den Regeln des Deutschunterrichts zerpfückt zu werden.

Die einzige Ausmahme an meiner Schule war ein alter Lehrer, der schlicht erwartete, dass jeder Schüler pro Jahr 3-4 Referate zu je einem Buch machte bei völlig freier Buchwahl.
Die Referate wurden vorgetragen und als Mitschrift verteilt, so dass man 1. selbst las und 2. einen interessanten Überblick über div. Literatur erhielt und schon mal neugierig wurde.

Gruß, Paran

Hi, und danke für deine Antwort.
Danach hatte ich ja leider nicht gefragt.

Mir ging es anders im Deutschunterricht, und auch in meinem Studium.
Und seit ich mich mit Psychologie etwas auskenne, geben mir viele Bücher viel mehr als vorher.
Und ich kann mich noch an eine Klasse Sozialassistenten in meinem Referendariat erinnern, die mit der Standbildmethode viel Spaß hatte.

Davon abgesehen muss ich den Schülern vermitteln, wie man an eine Textanalyse herangeht, weil sie diese in der Fachhochschulreifeprüfung auch durchführen müssen. Da hilft es nicht unbedingt, wenn man 3-4 Referate im Jahr über Bücher gemacht hat, denen man mangels weiterer Kenntnisse keine tiefergehenden Erkenntnisse abzuringen vermag.

Aber es gibt sicher viele Schüler, die es genauso sehen wie du.

Gruß, Fo

Hallo,

Davon abgesehen muss ich den Schülern vermitteln, wie man an
eine Textanalyse herangeht,

dabei könnten z. B. http://www.teachsam.de/arb/arb_text0.htm und http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/dautel/analyse/pr… hilfreich sein.

Gruß
Kreszenz

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Hallo Fogari,

meinst du mit Buchtipps, Bücher, die Jugendliche interessieren oder Bücher, wie man Jugendlichen Literatur nahebringt?

Ich möchte dir gern ein paar Tipps geben, die Jugendliche vielleicht interessieren könnten:

Schöne neue Welt
absolut zeitlos
Der Herr der Fliegen
gilt immer noch!
Ich knall euch ab
Habe ich gelesen, als mein Sohn das in der Schule behandelt hat. Sehr beeindruckend.

Und vielleicht, weil es ganz aktuell ist, obwohl es schon bald 80 Jahre auf dem Buckel hat:

1984

Ich denke, es geht tatsächlich darum, den Jugendlichen nicht die Lust am Lesen zu versauen. Und wenn sie gern Stephen King lesen möchten, darüber kann man auch Erörterungen schreiben.

Der Fänger im Roggen z. B. erschließt sich mir auch mit 43 Jahren nicht.

Viele Grüße

Gesine

PS. In Ossiland war es an meiner Schule z.B. Usus, sämtliche Werke der Literatur auf die glorreiche Arbeit der SED und der Arbeiterklasse zu interpretieren (außer vielleicht Romeo und Julia).

Moin!

Buchtipps hatte ich bezogen auf die direkt davor gestellte Frage nach Methoden zur Texterschließung.

Die Klasse hatte bereits viele Vorschläge gemacht und sich auf den „Taugenichts“ geeinigt.

Im Vorlauf habe ich eine Kurzgeschichte von Elke Heidenreich gelesen.

Den Schülern fällt es immer noch schwer, tiefer in einen Text einzusteigen und die wirklich interessanten Verflechtungen oder psychologischen Entwicklungen zu sehen, obwohl die Mehrheit bereits Abitur hat.

Reine Erschließung der Texte über Fragen und anschließende Besprechungen werden aber sehr zäh und ich suche nach anregenderen Methoden, um sich mit einem Text auseinanderzusetzen.

Und sicher gibt es doch auch Bücher, die Methoden zur Texterschließung vorstellen.

Naja, deine Buchtipps waren natürlich alle super, kenne ich z.T. aus meiner eigenen Schulzeit.

Liebe Grüße
Fo

Hallo Fogari,

Mir ging es anders im Deutschunterricht, und auch in meinem
Studium.

Hattest Du einen guten Deutschlehrer?

Und seit ich mich mit Psychologie etwas auskenne, geben mir
viele Bücher viel mehr als vorher.
Und ich kann mich noch an eine Klasse Sozialassistenten in
meinem Referendariat erinnern, die mit der Standbildmethode
viel Spaß hatte.

O.K., aber Deine Schüler sind wie alt? Fachhochschulreife erwirbt man doch am ehesten in der zehnten Klasse, als ca. 16 - oder handelt es sich um 2. Bildungsweg mit älteren Schülern?
Du kennst dich etwas mit Psychologie aus, deine Schüler auch? Und Du unterichtest Deutsch, nicht Basispsychologie wenn ich das richtig verstehe.

Die Sozialassistenten kann ich in dem Zusammenhang nicht unterbringen.
An was hatten die Spaß? Mark Twains Szene, in der Huck Finn seinen eigenen Mord vortäuscht?
Es geht doch nicht nur um das System, mit dem man ein Buch betrachtet, es geht m.E. vor allem um das Buch. Die Geschichte, die einer zu erzählen wichtig findet, warum auch immer.

Ich kenne nur normalen Gymnasialunterricht meinerseits und von meinen Kindern. Da ist Deutschunterricht der Lesefreude eher abträglich.

Ein Buch lesen muss doch Spass machen, interessant sein und vor allem neue Informationen beinhalten, Gedanken, Einsichten oder Ideen auslösen. Wenn das gegeben ist, liest man Bücher, viele und verschiedene und findet hier und da Perlen oder hat einfach einen netten Leseabend mit etwas Allgemeinwissenzuwachs.
Manche Bücher/Geschichten wirken lange nach, regen auch nach Jahren noch zum Nachdenken an.
Das ist m.E. viel mehr wert, als eine Textanalyse nach Formel A.

Davon abgesehen muss ich den Schülern vermitteln, wie man an
eine Textanalyse herangeht, weil sie diese in der
Fachhochschulreifeprüfung auch durchführen müssen.

Ja, die KMK gibt vor, was gelernt werden soll. Bei naturwissenschafltichen Fächern und Fremdsprachen finde ich das nachvollziehbar, bei Fächern wie Deutsch und Sozialkunde finde ich die Vorgaben der KMK steif und realitätsfern.

Aber dafür kannst Du nichts, das ist eben Dein Job.

Da hilft es

nicht unbedingt, wenn man 3-4 Referate im Jahr über Bücher
gemacht hat, denen man mangels weiterer Kenntnisse keine
tiefergehenden Erkenntnisse abzuringen vermag.

Welche tiefergehende Erkenntnisse bringt erzwungene Textanalyse nach Plan?
Meine Kinder lernen mittelfristig (bis zur nächsten Klassenarbeit), wie das zu machen ist, machen es und vergessens dann wieder.

Das freie, interessierte Herangehen an Bücher, die Offenheit für ungewohnte, fremde Sichtweisen kann mehr zum Denken anregen und damit mehr neue Erkenntnisse ermöglichen, als ein Standart-Textanalyseverfahren, das schlicht nach Plan durchgeführt wird, einmal, weil man es muss.

Kurz: wähle für die Textanalyse Dein absolutes Lieblingsbuch.
Wenn Du das erträgst, machst Du es verm. richtig.

Aber es gibt sicher viele Schüler, die es genauso sehen wie
du.

Und darunter sind höchstwahrscheinlich viele, die gerne und viel lesen.
Den Nichtlesern ist das Thema wurscht, die mäkeln hier nicht.

Gruß, Paran

Moin!

Mir ging es anders im Deutschunterricht, und auch in meinem
Studium.

Hattest Du einen guten Deutschlehrer?

Ich finde ich hatte durchaus gute Deutschlehrer und Dozenten.
Natürlich hab ich aber auch selbst Interesse aufgebracht, also ich war nicht ganz motivationslos.

Und seit ich mich mit Psychologie etwas auskenne, geben mir
viele Bücher viel mehr als vorher.
Und ich kann mich noch an eine Klasse Sozialassistenten in
meinem Referendariat erinnern, die mit der Standbildmethode
viel Spaß hatte.

O.K., aber Deine Schüler sind wie alt? Fachhochschulreife
erwirbt man doch am ehesten in der zehnten Klasse, als ca. 16

  • oder handelt es sich um 2. Bildungsweg mit älteren Schülern?

Privatschule für BTAs (Biologisch-technische Assistenten).

Du kennst dich etwas mit Psychologie aus, deine Schüler auch?
Und Du unterichtest Deutsch, nicht Basispsychologie wenn ich
das richtig verstehe.

Kann man das denn trennen, wenn man sich Beziehungen und Charaktere in einem Roman anschaut? Geht das ohne Psychologie?

Die Sozialassistenten kann ich in dem Zusammenhang nicht
unterbringen.

Berufsschule.

An was hatten die Spaß? Mark Twains Szene, in der Huck Finn
seinen eigenen Mord vortäuscht?

Die Frage hört sich für mich so an, als ob du mir nicht glaubst.
Es war aber so: Ich weiß nicht mehr genau, bei welchem Buch das war, aber ich kann mich noch erinnern, dass die Klasse das mit viel Vergnügen gemacht hat (es ging um die Standbildmethode).

Es geht doch nicht nur um das System, mit dem man ein Buch
betrachtet, es geht m.E. vor allem um das Buch. Die
Geschichte, die einer zu erzählen wichtig findet, warum auch
immer.

Und ich habe selbst erlebt, dass sich mir im Unterricht Dinge erschlossen hatten, auf die ich von selbst erst nicht gekommen bin. Und das hat das Buch für mich noch interessanter gemacht.

Ähnlich ging es neulich einer Schülerin von mir. Sie hattenfolgenden Text von mir bekommen und fanden ihn erst total langweilig und nichtssagend. Dann hatte ich Ihnen eine ganze Reihe Frage dazu gegeben. Bei der Besprechung sind ihr - und nicht nur ihr - soviele Dinge aufgegangen - sie sagte mir nach dem Unterricht, dass sie nun versteht, warum ich bei Fragen so oft nachhake und die Stunde wäre so anregend für sie gewesen!

Ich kenne nur normalen Gymnasialunterricht meinerseits und von
meinen Kindern. Da ist Deutschunterricht der Lesefreude eher
abträglich.

Und genau deshalb suche ich nach anregenderen Methoden, um den Deutschunterricht spannender zu machen.

Ein Buch lesen muss doch Spass machen, interessant sein und
vor allem neue Informationen beinhalten, Gedanken, Einsichten
oder Ideen auslösen. Wenn das gegeben ist, liest man Bücher,
viele und verschiedene und findet hier und da Perlen oder hat
einfach einen netten Leseabend mit etwas
Allgemeinwissenzuwachs.

Hab ich etwas anderes behauptet??
Nur: Wenn ich Schülern, die wenig Interesse an Literatur haben, 3-4 Buchreferate aufs Auge drücke, willst du mir wirklich erzählen, dass dadurch die Lesefreude steigt?

Nein, ich möchte den Schülern zeigen, dass man sehr viele Erkenntnisse auch für sich selber bekommen kann, wenn man sich auch mal mit vermeintlichen Kleinigkeiten aus einem Text auseinandersetzt, oder mit Beziehungen, Charakterentwicklungen usw.

Manche Bücher/Geschichten wirken lange nach, regen auch nach
Jahren noch zum Nachdenken an.
Das ist m.E. viel mehr wert, als eine Textanalyse nach Formel

Wenn ein Schüler gar nicht in der Lage ist, einen Text tiefergehend zu analysieren, wie soll er dann überhaupt was aus einem Text mitnehmen?
Das, was du hier bei den Schülern voraussetzt, ist ja bei vielen noch gar nicht da!
Und genau das möchte ich bei ihnen entwickeln. Denn gerade dann kann einem ein Buch richtig viel geben.

Davon abgesehen muss ich den Schülern vermitteln, wie man an
eine Textanalyse herangeht, weil sie diese in der
Fachhochschulreifeprüfung auch durchführen müssen.

Ja, die KMK gibt vor, was gelernt werden soll. Bei
naturwissenschafltichen Fächern und Fremdsprachen finde ich
das nachvollziehbar, bei Fächern wie Deutsch und Sozialkunde
finde ich die Vorgaben der KMK steif und realitätsfern.

Was ist realitätsfern daran, dass ein Schüler mit FH-Reife in der Lage ist einen Text genauer zu verstehen?
Das Problem, was ich heute mit vielen Schülern habe ist doch, dass sie überhaupt nicht mehr in der Lage zu irgendeinem Textverständnis sind.
Soviel Allgemeinbildung sollte erreicht werden, dass Charaktere von Romanfiguren, psychologische Entwicklungen in der Geschichte usw. erkannt werden.
Und das muss man eben auch erstmal üben.

Aber dafür kannst Du nichts, das ist eben Dein Job.

Ich sehe das bei Weitem nicht so negativ wie du.

Welche tiefergehende Erkenntnisse bringt erzwungene
Textanalyse nach Plan?
Meine Kinder lernen mittelfristig (bis zur nächsten
Klassenarbeit), wie das zu machen ist, machen es und
vergessens dann wieder.

Und das glaube ich nicht.
Wenn man etwas verstanden hat, verlernt man es nicht mehr.

Kurz: wähle für die Textanalyse Dein absolutes Lieblingsbuch.
Wenn Du das erträgst, machst Du es verm. richtig.

Erträgst??? Was gibt es da zu ertragen?

Ich habe als Kurzgeschichte eine meiner Lieblingsgeschichten von Elke Heidenreich gewählt („Frau Janowiak, Frau Janowiak, ich kann sie sehen“).
Die Schüler fanden sie anfangs teils langweilig, aber ich hab auch gesehen, dass ich sie mit meiner Begeisterung anstecken konnte. Nur möchte ich jetzt nicht weiter ausschließlich mit Textbesprechung arbeiten, sondern mit dynamischeren Methoden.

Ich finde deine negative Haltung abschreckend, ganz ehrlich.
Mit dem was du sagst, kann man m.E. lesefreudige Schüler erreichen, aber nicht Schüler, die nicht gern lesen.

Mit szenischen Methoden kann man imho aber durchaus auch Lesemuffel ansprechen.
Und das ist etwas, dass ich schon im Unterricht erlebt habe.

Gruß, Fo

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Kommunikation
Hallo,
Ich hatte mal einen Deutschlehrer, der sich als Schöngeist verstand und zum Graus auch noch Geige spielte. Sowas wie Gymnasialprofessor Unruh aus dem blauen Engel.
Wie wär es denn mit Textverständnis am lebenden Subjekt?
Da wäre einmal Thomas Gordon Familienkonferenz, Lehrer-Schüler KOnferenz und andere Konferenzen. Gibts billig antiquarisch.
Weniger billig:
Friedemann Schulz von Thun - Miteinander reden. 1. Band. (Das 4 Ohren Modell).
Marschall B. Rosenberg - Gewaltfreie Kommunikation.
Da gibt es was zum diskutieren und üben. Es geht um den humanistischen Ansatz.
Hardcore aus der Sprachphilosphie gibts auch: Gadamer, Buber, Rogers, Noam Chomsky, Hayakawa, Ideologiekritik etc…- Ist wohl ein bischen zu hoch.
mfg

Methoden, nicht Bücher
Moin!

Ich hatte mal einen Deutschlehrer, der sich als Schöngeist
verstand und zum Graus auch noch Geige spielte. Sowas wie
Gymnasialprofessor Unruh aus dem blauen Engel.

Aha.
Zu deiner Beruhigung: Ich spiele nicht Geige.

Wie wär es denn mit Textverständnis am lebenden Subjekt?
Da wäre einmal Thomas Gordon Familienkonferenz, Lehrer-Schüler
KOnferenz und andere Konferenzen. Gibts billig antiquarisch.

Inwiefern stehen denn da Methoden für die Textanalyse drin???

Weniger billig:
Friedemann Schulz von Thun - Miteinander reden. 1. Band. (Das
4 Ohren Modell).

Haben wir gerade im ersten Halbjahr durchgenommen.

Marschall B. Rosenberg - Gewaltfreie Kommunikation.

dito.

Da gibt es was zum diskutieren und üben. Es geht um den
humanistischen Ansatz.
Hardcore aus der Sprachphilosphie gibts auch: Gadamer, Buber,
Rogers, Noam Chomsky, Hayakawa, Ideologiekritik etc…- Ist
wohl ein bischen zu hoch.

Ja, und mit welchen Methoden?

Hast du eigentlich meine Frage verstanden? Die Schüler haben sich den „Taugenichts“ gewünscht, und ich wünsche mir nun Ideen für Methoden, mit dem wir diesen Text bearbeiten können.

also manchmal… wirklich…

Gruß

Sorry,
ich werde langsam alt und tüttelig.
Das „Wir“ habe ich als Majestätsplural interpretiert und nicht als Wunsch. War auch als solcher nicht genannt.
Methoden?
Zu meiner Zeit, 50er Jahre, war der Rohrstock die Methode und der Zensurenknüppel. Das es noch andere Methoden gibt wußte ich nicht.
Ehrlich.

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Zu meiner Zeit, 50er Jahre, war der Rohrstock die Methode und
der Zensurenknüppel. Das es noch andere Methoden gibt wußte
ich nicht.
Ehrlich.

Mit einer schlechten Kindheit kann man heut aber auch alles entschuldigen…

:wink:

Zu meiner Zeit, 50er Jahre, war der Rohrstock die Methode und
der Zensurenknüppel. Das es noch andere Methoden gibt wußte
ich nicht.

Diese Methoden werden heute dringend gebraucht. Bei solch verzogenen Kindern gehts nicht anders.

Hallo paran,

O.K., aber Deine Schüler sind wie alt? Fachhochschulreife erwirbt man doch am ehesten in der zehnten Klasse, als ca. 16

was Du meinst ist die FOS-Reife oder auch Mittlere Reife. FachHOCHschulreife ist der Zugang zur FachHOCHschule, mittlerweile weit verbreitet als Hochschule für angewandte Wissenschaften.

Der Abschluss wird gerne als Fachabitur bezeichnet, was aber falsch ist, weil ein Fachabitur zum Universitätsstudium einer bestimmten Fachrichtung berechtigt.

Gruß, Karin

Hallo,

Du kennst dich etwas mit Psychologie aus, deine Schüler auch?
Und Du unterichtest Deutsch, nicht Basispsychologie wenn ich
das richtig verstehe.

Kann man das denn trennen, wenn man sich Beziehungen und
Charaktere in einem Roman anschaut? Geht das ohne Psychologie?

Waren die Autoren Psychologen? Überwiegend wohl nicht. Und sie haben nciht für Psychologen geschrieben. Mit normaler Menschenkenntniss kommt man auch ein Stück weit, im jugendlichen Alter allerdings nicht unbedingt.
Da können Bücher Abhilfe schaffen indem sie Leben und Meinungen anderer auch darstellen.

Die Sozialassistenten kann ich in dem Zusammenhang nicht
unterbringen.

Berufsschule.

An was hatten die Spaß? Mark Twains Szene, in der Huck Finn
seinen eigenen Mord vortäuscht?

Die Frage hört sich für mich so an, als ob du mir nicht
glaubst.
Es war aber so: Ich weiß nicht mehr genau, bei welchem Buch
das war, aber ich kann mich noch erinnern, dass die Klasse das
mit viel Vergnügen gemacht hat (es ging um die
Standbildmethode).

Es geht doch nicht nur um das System, mit dem man ein Buch
betrachtet, es geht m.E. vor allem um das Buch. Die
Geschichte, die einer zu erzählen wichtig findet, warum auch
immer.

Und ich habe selbst erlebt, dass sich mir im Unterricht Dinge
erschlossen hatten, auf die ich von selbst erst nicht gekommen
bin. Und das hat das Buch für mich noch interessanter gemacht.

Das kann ich mir gut vorstellen. Wenn man anderen etwas erklärt, ev. zu Fragen, die man sich selbst nie gestellt hat, kommt man oft zu neuen Einsichten.

Ähnlich ging es neulich einer Schülerin von mir. Sie hattenfolgenden Text von mir bekommen und fanden ihn erst total
langweilig und nichtssagend. Dann hatte ich Ihnen eine ganze
Reihe Frage dazu gegeben. Bei der Besprechung sind ihr - und
nicht nur ihr - soviele Dinge aufgegangen - sie sagte mir
nach dem Unterricht, dass sie nun versteht, warum ich bei
Fragen so oft nachhake und die Stunde wäre so anregend für sie
gewesen!

Das ist doch schlicht toll.

Ich kenne nur normalen Gymnasialunterricht meinerseits und von
meinen Kindern. Da ist Deutschunterricht der Lesefreude eher
abträglich.

Und genau deshalb suche ich nach anregenderen Methoden, um den
Deutschunterricht spannender zu machen.

Gut. Hauptsache, Deine Schüler lesen nach dem Unterricht eher mehr als weniger.

Ein Buch lesen muss doch Spass machen, interessant sein und
vor allem neue Informationen beinhalten, Gedanken, Einsichten
oder Ideen auslösen. Wenn das gegeben ist, liest man Bücher,
viele und verschiedene und findet hier und da Perlen oder hat
einfach einen netten Leseabend mit etwas
Allgemeinwissenzuwachs.

Hab ich etwas anderes behauptet??

Nein.
Aber viele Schulen haben leider einen gegenteiligen Effekt.

Nur: Wenn ich Schülern, die wenig Interesse an Literatur
haben, 3-4 Buchreferate aufs Auge drücke, willst du mir
wirklich erzählen, dass dadurch die Lesefreude steigt?

Ich könnte es mir vorstellen, ja.
Nat. kriegst Du damit nicht jeden ans Lesen. Das geht nie.

Nein, ich möchte den Schülern zeigen, dass man sehr viele
Erkenntnisse auch für sich selber bekommen kann, wenn man sich
auch mal mit vermeintlichen Kleinigkeiten aus einem Text
auseinandersetzt, oder mit Beziehungen, Charakterentwicklungen
usw.

Manche Bücher/Geschichten wirken lange nach, regen auch nach
Jahren noch zum Nachdenken an.
Das ist m.E. viel mehr wert, als eine Textanalyse nach Formel

Wenn ein Schüler gar nicht in der Lage ist, einen Text
tiefergehend zu analysieren, wie soll er dann überhaupt was
aus einem Text mitnehmen?

Ich analysiere Texte nicht. Ich lese sie, lasse sie wirken.
Die Autoren haben ihre Texte sicher auch nicht analysiert, ehe sie sie hinschrieben. Die Autoren reden mit dem Leser. Warum kann man das nicht einfach so stehenlassen und zuhören?

Das, was du hier bei den Schülern voraussetzt, ist ja bei
vielen noch gar nicht da!
Und genau das möchte ich bei ihnen entwickeln. Denn gerade
dann kann einem ein Buch richtig viel geben.

Davon abgesehen muss ich den Schülern vermitteln, wie man an
eine Textanalyse herangeht, weil sie diese in der
Fachhochschulreifeprüfung auch durchführen müssen.

Ja, die KMK gibt vor, was gelernt werden soll. Bei
naturwissenschafltichen Fächern und Fremdsprachen finde ich
das nachvollziehbar, bei Fächern wie Deutsch und Sozialkunde
finde ich die Vorgaben der KMK steif und realitätsfern.

Was ist realitätsfern daran, dass ein Schüler mit FH-Reife in
der Lage ist einen Text genauer zu verstehen?

Was heißt genauer zu verstehen? Mehr darin lesen, als ein Autor aussagen wollte?

Das Problem, was ich heute mit vielen Schülern habe ist doch,
dass sie überhaupt nicht mehr in der Lage zu irgendeinem
Textverständnis sind.

Das ist aber ev. ein anderes Problem. Eines, das von Textanalyse weit entfernt ist.

Soviel Allgemeinbildung sollte erreicht werden, dass
Charaktere von Romanfiguren, psychologische Entwicklungen in
der Geschichte usw. erkannt werden.
Und das muss man eben auch erstmal üben.

Aber dafür kannst Du nichts, das ist eben Dein Job.

Ich sehe das bei Weitem nicht so negativ wie du.

Welche tiefergehende Erkenntnisse bringt erzwungene
Textanalyse nach Plan?
Meine Kinder lernen mittelfristig (bis zur nächsten
Klassenarbeit), wie das zu machen ist, machen es und
vergessens dann wieder.

Und das glaube ich nicht.
Wenn man etwas verstanden hat, verlernt man es nicht mehr.

Das gilt für Radfahren und Schwimmen, aber schon beim Dreisatz klappt das oft nicht mehr - und der ist einfach. Kannst Du noch das Mol-gewicht von zB. CO2 berechnen? Das Volumen einer Pyramide? Grundschulniveau: schriftliche Division geht wie?
Hast Du sicher alles mal gelernt und verstanden.

Ich habe das seinerzeit schnell wieder vergessen. Ich lese schließlich gern und ich möchte völlig frei über das Gelesene nachdenken können.
Alles andere empfände ich als Gedankenkorsett.
Ich glaube auch kaum, das Autoren sich eine solche Sicht auf ihre Werke wünschen.

Kurz: wähle für die Textanalyse Dein absolutes Lieblingsbuch.
Wenn Du das erträgst, machst Du es verm. richtig.

Erträgst??? Was gibt es da zu ertragen?

Bei einem schönen Text sehr viel.

Bsp.:
„Nun, da die Asche kalt geworden ist, öffnen wir das alte Buch. Die ölbefleckten Seiten erzählen die Geschichte der Gefallenen und eines heruntergekommenen Imperiums - Worte ohne jede Wärme. Der Herd ist erloschen, sein Glanz und seine Lebensfunken sind nur noch Erinnerungen vor trübe gewordenen Augen - was prägt meinen Geist, was färbt meine Gedanken, wenn ich das Buch der Gefallenen öffne und tief den Geruch der Geschichte einatme?“

Mach mal davon eine Textanalyse.
Sie wird garantiert weniger schön, poetisch und gefühlvoll ausfallen. Das ist es, was ich nicht ertragen mag. Und das ist durchaus nicht einer meiner Lieblingstexte.
Ich will nicht eine Analyse solchen Textes lesen, sondern den Text selbst. Der drückt alles aus, was er ausdrücken soll. Und gut is.

Ich habe als Kurzgeschichte eine meiner Lieblingsgeschichten
von Elke Heidenreich gewählt („Frau Janowiak, Frau Janowiak,
ich kann sie sehen“).
Die Schüler fanden sie anfangs teils langweilig, aber ich hab
auch gesehen, dass ich sie mit meiner Begeisterung anstecken
konnte. Nur möchte ich jetzt nicht weiter ausschließlich mit
Textbesprechung arbeiten, sondern mit dynamischeren Methoden.

Ich finde deine negative Haltung abschreckend, ganz ehrlich.
Mit dem was du sagst, kann man m.E. lesefreudige Schüler
erreichen, aber nicht Schüler, die nicht gern lesen.

Ich konnte meine beiden Kinder zum Lesen bringen. Beim Ältesten war es einfach. Er hat die nahegelegene Kinderbibliothek innerhalb von 2 Jahren ausgelesen, bei meiner Jüngeren musste ich mich bemühen und schlicht die gerade passende Literatur finden.

Momentan, Endpubertät, sind beide keine Leseratten, haben meist Besseres zu tun - was auch gut ist.
Aber sie können Bücher flüssig lesen, wissen, dass dies Spaß machen und neue Gedanken anregen kann und es enorm viel gute Literatur gibt, die man nie als Film präsentiert bekommen wird. Das ist m.E. eine gute Basis.
Mein verst. Mann, der Dir sicher noch eine gute Textanalyse hätte liefern können, hat kaum 100 Seiten/Jahr gelesen. Meist musste ich ihm gute Bücher vorschlagen, kannte irgendwann seinen Geschmack. Selbst hätte er nicht danach gesucht.

Ich denke und hoffe, dass die Kinder später wieder mehr lesen werden.
Ich habe sie immer nach Laune und Interesse lesen lassen, egal was. Hauptsache, sie lasen gern.
Mein Sohn hat mit Comics angefangen, meine Tochter mit Hanni und Nanni.
Ein leichter, altersgerechter Einstieg ist wichtig.

Und jeder sollte zu einem Buch eine eigene Meinung haben dürfen. Standartisierte Interpretationen sind m.E. kontraproduktiv, die Meinung des Lehrers auch. Wenn die Kinder selbst denken sollen, muss man sie das auch tun lassen.

Zu meiner Schulzeit las man Königs Erläuterungen und war damit gut beraten. Königs hatten recht, die las der Lehrer auch und der hatte nat. immer recht

Mit szenischen Methoden kann man imho aber durchaus auch
Lesemuffel ansprechen.
Und das ist etwas, dass ich schon im Unterricht erlebt habe.

Wenn Du mit Deiner Methode Lesemuffel zum Lesen bringst, mach das und vergiss meine Bedenken.

Gruß, Paran